6. bis frühes 5. Jhdt. v. Chr.
Bei der Pythagoreerin handelt es sich wiederum um eine Frau, deren Existenz nicht nachweislich gesichert ist bzw. die sich möglicherweise aus zwei verschiedenen weiblichen Personen zusammensetzt. Es ist unklar, ob sie von Kreta stammte, aus Crotone oder aus Metapont, ob sie Tochter oder die Ehefrau eines Pythagoreers namens Brontinos war, ob sie Pythagoras‚ Frau, Angebetete oder nur Anhängerin war. Möglicherweise war sie Mutter von drei oder vier Kindern.
In der römischen Kaiserzeit, also gute 400 Jahre, nachdem sie gelebt haben soll, wurden Schriften in ihrem Namen verbreitet, die die Philosophie Pythagoras‘ auf das Leben der Frauen anwendbar machen sollten. Von sieben erhaltenen Pseudepigraphen richten sich fünf an Frauen selbst; sie behandeln Themen wie die Aufgaben einer Frau und Mutter, wie eine Frau auf den Ehebruch ihres Mannes reagiere solle und Umgang mit dem Gesinde und den Kindern – die sollen z.B. nicht verwöhnt werden. Aus diesen Schriften entstand das Bild einer Frau, die besonders tugendhaft und weise im Sinne der Pythagoreeischen Philosophie gewesen sein soll. Da diese Philosophie auf der Annahme ruht, dass der Kosmos von einer auf Zahlen und Zahlenverhältnissen beruhenden Harmonie beherrscht ist und auch die Menschen in ihrem Tun nach dieser Harmonie streben sollten, könnte Theano, so sie existierte, als mathematische Philosophin gelten – auch wenn mit großer Sicherheit feststeht, dass die Schriften nicht tatsächlich aus der Feder einer Frau stammten, die in welchem Verhältnis auch immer zu Pythagoras stand.