Schlagwort: vergewaltigung

wer nie sein brot im bette aß, weiß nicht wie krümel pieksen

um three days of fun, food and sex geht es im sechsten beitrag zu Forced Entry auf Hard Sensations: Tabloid ist ein dokumentarfilm über eine britin, die einen jungen amerikanischen mormonen entführte, um ihn zu befreien (ihre version) bzw. ihn zu vergewaltigen (seine version).
ich kann mich Marias schilderung ihrer phantasie nur anschließen: das sexieste an so einem jungen, unberührten gläubigen mormonen ist doch die vorstellung, wie ihn die verlockung des fleisches einfach übermannt und alle ideologischen hürden davonspült – schuld macht sex doch erst kinky.
aber wir sollten die finger von diesen verbotenen früchten lassen. das lehrt uns der film und die besprechung von Maria und Silvia.

wolle mer se reinlasse?

die großartige Silvia Szymanski, von der ich jederzeit gerne texte lese über filme, die ich eigentlich nicht sehen möchte, und Maria Wildeisen haben es sich bei Hard Sensations zur aufgabe gemacht, dem thema angemessen ängstlich-erregt, einige so genannte „vergewaltigungsfilme“ zu besprechen – also filme, in denen ein mann einer frau gegen ihren willen sexuell beiwohnt.
ich will von vorneherein eine lanze dafür brechen und ausdrücklich betonen: es geht hierbei nicht um gespräche über wahrhaftig stattgefundene vergewaltigungen. es geht um die behandlung des themas im film. ein medium, das ermöglicht und gestattet, phantasien, auch weibliche, zu bildern zu machen. ehrlich und authentisch darüber zu sprechen, dass ein genommen-werden gegen den ursprünglichen willen in einer weiblichen phantasie nicht nur mit angst, sondern auch mit erregung besetzt sein kann, ist nicht: ein plädoyer für sexualverbrecher oder victim-blaming. es ist: der umgang damit, dass der mensch, auch der weibliche, komplex ist und sich dinge in der phantasie vorstellen kann, die in der realität nicht wünschenswert sind. in einem satz: wir sprechen über film, nicht über verbrechen.
kleine anmerkung meinerseits, was die frage „wie kann frau nur von vergewaltigung phantasieren?“ angeht: ich glaube, der entscheidende unterschied (Silvia spricht es im einführungstext an) ist, dass wir uns die überwältigung in der phantasie durch jemanden ausmalen, den wir selbst wählen, also mithin sowieso attraktiv finden – der wunsch ist also vielleicht eher der, dass dieser mann uns so verflucht geil finden soll, dass er sich nicht mehr bändigen kann. in der realität sind es meistens aber einfach nur irgendwelche männer, die sich die opfer eben nicht ausgesucht haben. in diesem sinne: nein heißt nein.

KW 38/2012: Elisabeth Selbert, 22. September 1896

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Elisabeth Selberts Sternstunde war es ohne Zweifel und Konkurrenz, 1949 den Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ als Artikel 3 des Grundgesetz für die BRD durchzusetzen. Aus der Verfassung der Weimarer Republik sollte ursprünglich der Satz „Männer und Frauen haben die gleichen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten“ übernommen werden. Elisabeth Selbert gelang es in gemeinschaftlicher Arbeit mit den anderen Müttern des Grundgesetzes (Friederike Nadig, Helene Weber und Helene Wessel) und – wie ich gerüchteweise einem anderen Blog entnommen habe – mittels eines Radioaufrufes an die Frauen Deutschlands – den entscheidenden Wortlaut gegen die Väter des Grundgesetzes zu verteidigen.

Der Gleichberechtigung, die dieser Satz gesetzlich festschrieb, stand noch bis 1957 der Gehorsamsparagraph entgegen, der dadurch, dass dem Mann in der Ehe das alleinige Entscheidungsrecht zugebilligt wurde, auch verhinderte, dass Ehefauen ohne die schriftliche Einverständniserklärung ihres Gatten eine Stelle antreten oder ein eigenes Konto eröffnen konnten. Der Widerspruch zwischen Artikel 3 und dem Gehorsamsparagraphen blieb in den Jahren zwischen 1949 und 1957 unaufgelöst, sodass in dieser Zeit eigentlich ein gesetzloser Zustand herrschte. (Ich nehme an, dies bedeutet, wenn sich Frauen gegen diese Abhängigkeit in der Ehe juristisch wehrten, war es absolut von der Haltung und dem Wohlwollen des Richters abhängig, welche Spielräume ihr gewährt wurden.) 1957 trat dann ein Gesetzesentwurf von 1952 (!) in Kraft.

Neben dem langen Weg der Entwicklung, den die gesetzliche Grundlage zum Mutterschutz, zur Empfängnisverhütung und zum eingeschränkt legalen Schwangerschaftsabbruch (§218) hinter sich bringen musste, gibt es zwei Stationen in der gesetzlichen Gleichberechtigung von Männern und Frauen, bei denen mir immer wieder die Kinnlade und der Glaube an die Menschheit herunterfällt:

1977 – in meinem Geburtsjahr – trat das Erste Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts in Kraft. Dieses regelte neuerdings (!), dass die Frau nicht mehr nur dann arbeiten durfte, wenn sie dafür ihre „hausfraulichen Pflichten“ nicht vernachlässigte, sondern dass die Vereinbarung den Eheleuten überlassen bleibt und die Haushaltsführung dem finanziellen Unterhalt gleichgestellt ist.

1997, das lasse man sich auf der Zunge zergehen: vor 15 Jahren erst, wurde die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt. Bis dahin galt: den ehelichen Beischlaf darf sich der Mann mit Gewalt erzwingen und seine Ehefrau hat keine strafrechtlichen Mittel, ihn davon abzuhalten bzw. dafür zur Verantwortung zu ziehen. Kein Wunder, dass manche Frauen lieber nicht heiraten wollten!

Einen Rückblick zum 60. Geburtstag des Grundgesetzes mit Fokus auf Elisabeth Selbert kann man bei youtube sehen (3sat-Beitrag von 2009).

dicke, hässliche nutten außerhalb der küche

meine eigene erfahrung mit computerspielen begrenzt sich ja auf Civilization IV (oder so) auf dem eMac, ICO und Shadow of the Colossus auf der PS2 und einige harmlose Wii-Spiele. passiv noch ein paar PS2- und Wii-Spiele mehr. mit MPOG, MMOG oder MMPORG habe ich überhaupt keine erfahrung.
ich kann mir aber sowohl die faszination erklären als auch vorstellen, dass das einen heidenspaß macht, sowohl männern wie frauen. allerdings, nach dem, was ich in der letzten zeit gelesen habe, ist es für frauen doch ratsam, sich bei diesen gelegenheiten zumindest als ungeschlechtlich, wenn nicht gar als männlich auszugeben. denn in der gamer-community, unterstützt durch den online disinhibition effect, ist ein rüder, unangenehm diskriminierender umgangston normalzustand, der rassistische, homophobe und vor allem sexistische äußerung, belästigungen bis hin zum stalkertum und generelle scham-/charmelosigkleit begünstigt. das reicht von verhältnismäßig harmlosen fragen wie „zeigst du mir deine titten?“ oder „willst du meinen schwanz sehen?“ über die bezichtigung, als gamerin hässlich, fett oder besonders leicht zu haben sein zu müssen, weiter über einfallslose bitten, doch lieber in der küche ein sandwich zuzubereiten,  bis hin zu konkreten, wenn auch unrealistischen vergewaltigungs- und tötungsdrohungen oder -wünschen.
es wäre erschreckend, es wäre niederschmetternd, es wäre ein anlass, am guten im menschen – vor allem im menschen online – zu zweifeln. wenn es nicht die damen von fat, ugly or slutty und Not in the Kitchen Anymore gäbe. diese onlinegamerinnen haben es sich zur aufgabe gemacht, den sexismus in der gamer-community anhand täglich offensichtlich zahlreich eintrudelnder beispiele in ihren blogs zu dokumentieren und ihre weniger intellektuell priviligierten männlichen (und zum teil auch weiblichen) gamerkollegen allein durch die macht der eigenen dummheit zu diskreditieren. diese blogs sind das beste beispiel dafür, dass schamvolles schweigen die schlechteste reaktion auf diskirminierung ist und souveränes lachen über die beschränkten denkwelten anderer die beste. wie es eine bloggerin bei fat, ugly or slutty in einem beitrag schreibt: früher hat sie mit den schlimmsten befürchtungen ihr game-postfach geöffnet – nun freut sie sich geradezu, wenn sie mal wieder eine merkwürdige nachricht erhalten hat, weil sie sie auf dem blog teilen kann, um öffentlich mit anderen darüber zu lachen.*
bei manchen einträgen in beiden blogs stockt einem der atem über das ausmaß an dummbeutelei. aber einmal herzlich darüber gelacht, und schon fällt das atmen wieder leichter.
*es ist auch auf diesem blog, dass sich ein kleiner erfolg des anprangerns abzeichnet: in einem beitrag berichtet eine bloggerin darüber, dass ein ehemaliger onlinegamer sie kontaktiert hat mit der bitte, den beitrag, der auch seinen nickname verzeichnet, zu löschen – er sei jung und dumm gewesen und wolle nicht noch nach jahren der reifung als dieser idiot im internet zu finden sein. vielleicht werden noch mehr der übeltäter eines tages die pubertät hinter sich lassen und sich für ihre (jugendliche?) dummheit schämen. wenigstens ein paar.
PS: bei Cracked.com gibt es ganz frisch auch einen artikel über die rassistischen, sexistischen und homophoben züge von videospielen: 5 Prejudices That Video Games Can’t Seem to Get Over. lesenswert.

WEG MIT
§218!