Schlagwort: kunst

Ostender frauenfiguren

Diese Skulptur ist die Übersetzung von Spilliaerts weltbrühmter Zeichnung „Schwindel“ oder „Vertigo“ von 1908 in die Dreidimensionalität. Die Zeichnung zeigt einen steilen Turm aus sich verkleindernden, kreisförmigen Stufen. Obenauf erscheint eine Frau mit Schal und Haaren, die im Wind flattern: Es ist ein Albtraum, sie kann der dunklen Falle unmöglich entkommen.
Der Deich hat im Lebenswerk Spilliaerts immer eine wichtige Rolle gespielt und dieses Kunstwerk, das eine Ehrbezeugung für den Künstler ist, hat hier somit auch einen idealen Platz gefunden.

Diese Skulptur des Ostendeners Emile Bulcke ist eine künstlerische Ode an seine Tochter Dinah, die 1918 dreizehnjährig verstarb. Bulcke präsentiert sie als eine junge, heranwachsende Frau. Er schuf das Kunstwerk 1933 und schenkte es 1956 der Stadt Ostende. Es stand lange Zeit auf dem Vuurkruisenplein, bis es einen lieblichen Platz im Leopoldpark fand, inmitten eines Blumenbeets.

Emila Bulcke war ein vielseitiger Künstler, doch er genoß Bekanntheit vor allem als Portraitmaler. In den frühen 1950er Jahren malte er achtzehn Portraits von Ostender Bürgermeistern, die im Gemeindesaal des Ostender Rathauses hängen. „Der Wind“ ist Teil der Erhaltung des Leopoldparks als Monument, des Stadt- oder auch Dorfgesichts.


Fotos und Übersetzungen von mir

51/2019: Mutsumi Aoki, 16. Dezember 1959

Geboren in Saitama in Japan, lebt Mutsumi Aoki heute in Düsseldorf. Sie entwirft Skulpturen aus natürlichen Materialien wie Papier, Moos, Algen und Sand. Ein kleines Juwel moderner Kunst zum Jahresabschluss.

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47/2019: Marianne Breslauer, 20. November 1909

Marianne Breslauer begann mit 18 Jahren ihre Ausbildung als Fotografin an der Photographischen Lehranstalt Lettehaus, weil sie zwei Jahre zuvor eine Ausstellung der Riess besucht hatte und sich seither für diese neue Kunstrichtung begeisterte. Mit 20 schloss sie diese Ausbildung mit einer Gesellenprüfung (bzw. Gehilfenprüfung) ab; sie nahm im selben Jahr mit ihren Bildern an einer Ausstellung in Stuttgart teil und ging anschließend nach Paris.

Dort entwickelte sie sich von den festen handwerklichen Regeln der Portraitfotografie, die sie in ihrer Ausbildung erlernt hatte, weiter hin zu den innovativen Ideen des Neuen Sehens, auch der Impressionismus nahm Einfluss auf ihre Bilder. Über eine Freundin wurde sie kurzfristig Schülerin von Man Ray, doch der riet ihr, mit ihren Fähigkeiten ihren eigenen Weg, unabhängig von ihm, zu gehen.

Bei einer Anstellung in einem Berliner Fotoatelier erlernte sie die Entwicklung und Negativvergrößerung, bis in die 1930er Jahre konnte Breslauer ihre Bilder erfolgreich an diverse Zeitungen und Magazine verkaufen. 1931 erschloss sie sich mit einer Reise nach Palästina auch das Gebiet der Reisereportage, etwa mit Annemarie Schwarzenbach über die spanischen Pyrenäen. Doch Breslauers jüdische Herkunft wurde bei Veröffentlichungen in Deutschland zum Problem. Sie weigerte sich, ihre Bilder unter einem Pseudonym erscheinen zu lassen und ging 1933 schließlich, ohne festen Wohnsitz, ins Ausland. Erst 1936 ließ sie sich mit ihrem Ehemann, dem Kunsthändler Walter Feilchenfeldt, in Amsterdam nieder, die Fotografie gab sie auf zugunsten des Geschäfts, das sie mit ihrem Mann betrieb. Die beiden befanden sich mit ihrem neugeborenen ersten Sohn in der Schweiz, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, und sie blieben dort in verhältnismäßiger Sicherheit. 1944 bekamen sie einen zweiten Sohn, nach Kriegsende gründeten sie ein Kunsthandelsunternehmen. Als Walter senior 1953 starb, übernahm Marianne Breslauer Feilchenfeldt das Geschäft zunächst alleine, sie wurde die erste Frau, die sich erfolgreich in dem (natürlich) männerdominierten Metier behauptete. Später stieg ihr ältester Sohn mit in das Unternehmen ein.

In den 1980er Jahren wurden Breslauers Arbeiten von der Kunstszene wiederentdeckt. Nachdem sie 2001 starb, ging ihr Nachlass an die Fotostiftung Schweiz; auf deren Seite findet sich auch eine ausführliche Biografie mit einigen Bildern. Zur Ausstellung Marianne Breslauer – Unbeachtete Momente, die die Berlinische Galerie 2010 zeigte, schrieb die Jüdische Allgemeine einen Bericht mit kritischer Perspektive.

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41/2019: Carolee Schneemann, 12. Oktober 1939

Die New Yorker Künstlerin Carolee Schneemann setzte sich schon im College mit der unterschiedlichen wechselseitigen Wahrnehmung des männlichen und weiblichen Körpers auseinander. Vor allem die unterschiedliche Wertung der weiblichen Eigenwahrnehmung und -betrachtung durchzieht als Thema ihre Werke: Wie der weibliche Körper als Objekt (männlicher) künstlerischer Betrachtung geschätzt, aber als Subjekt der (weiblichen) künstlerischen Wahrnehmung verpönt ist – diese Diskrepanz begegnete ihr in ihrer Ausbildung und wurde zu einem Thema ihres Schaffens. (In diesem Artikel vom Observer wird dieser Sexismus der Kunst anhand eines Memes sehr schön dargestellt; die darin erwähnte Analyse von John Berger – Ways of Seeing, Episode 2 – habe ich auch gefunden und empfehle die Sichtung!)

„Eine Malerin, die Leinwand verlassen habe, um den Raum der Gegenwart und gelebte Zeit zu aktivieren“ (Quelle: Wikipedia) nannte Schneemann sich selbst. Der Wikipedia-Eintrag ist ausführlich und lädt zu einer weiteren Beschäftigung mit ihrer Kunst (und der ihrer Kollaborateure und Beeinflusser) ein. Ich möchte mich auf nur vier Werke beschränken, die mich persönlich besonders interessieren oder berühren.

Fuses (explizit) ist eine filmische Collage, in der Schneemann Bilder ihrer selbst und ihres damaligen Partners James Tenney nackt und bei sexuellen Handlungen, in nicht-chronologischem Schnitt und mit künstlerischer, analoger Bildbearbeitung – immer wieder erscheint auch ihre Katze wie ein neutraler Beobachter des Gezeigten. Angestoßen zur filmischen Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper in der Kunst und beim Sex wurde Schneemann von Stan Brakhage und dessen Window Water Baby Moving (explizit), welcher künstlerisch bearbeitet eine Geburt zeigt. Mit Fuses setzte sich Schneemann mit der Frage auseinander, ob die Darstellung des eigenen sexuellen Aktes sich von Prongraphie und klassischer Kunst unterscheidet. Obwohl das Video nicht ausgesprochen „pornographisch“ ist, wurden ihr Zügellosigkeit und narzisstischer Exhibitionismus vorgeworfen. Schneemann selbst merkte an, dass die künstlerische Bearbeitung für viele Betrachter hinter dem expliziten sexuellen Inhalt zurücktritt.

Ein Malerei-Happening, bei dem sich Schneemann in ein Geschirr hängte, um sie umgebende Wände mit Wachsmalstiften zu bemalen, ist Up to and Including Her Limits. Auch hier die Beschäftigung mit den Begrenzungen und Beschränkungen des weiblichen Körpers in der Kunst.

Von Interior Scroll gab es zwei Ausgaben. Eine erste fand auf einer Kunstausstellung namens Women Here and Now statt, zu Ehren des Jahres der Frau der Vereinten Nationen 1975. Schneemann stand unbekleidet bis auf ein Tuch und eine Schürze auf einem Tisch und las aus ihrem Buch Cézanne, she was a great painter, während sie wechselnde Posen einnahm, wie sie in Übungsklassen zum Aktzeichnen üblich sind. Nachdem sie die Schürze ausgezogen hatte, zog sie eine fortlaufende Papierrolle aus ihrer Vagina, von der sie einen Text vorlas, der aus einem ihrer Experimentalfilme stammte. Sie wiederholte diese Performance zwei Jahre später auf einem Filmfestival, zu dem Brakhage sie eingeladen hatte, namens The Erotic Woman. Aus Protest gegen diesen eingrenzenden Titel verlas dieses Mal von der Papierrolle eine Unterhaltung mit einem ungenannt bleibenden Filmkritiker (welchen sie später als die Filmkritikerin Annette Michelson enttarnte), in welcher sie für ihre „weibliche“ Kunst kritisiert wird. Sie wollte mit dieser Performance „die unsichtbare, marginalisierte und zutiefst unterdrückte Geschichte der Vulva [physikalisieren], diese mächtige Quelle des orgasmischen Vergnügens, der Geburten, der Transformation, der Mesntruation, der Mutterschaft, um zu zeigen, dass sie kein toter, unsichtbarer Ort ist“. (Quelle: Hyperallergic.com, Forty Years of Carolee Schneemann’s „Interior Scroll“)

Eine Variation dieser Veräußerung des vaginalen Inneren ist übrigens Casey Jenkins‘ Casting Of My Womb.

Mit einem jüngeren Werk stieß Schneemann wiederum auf Sensibilität: Die Bilder von Terminal Velocity entstanden wenige Monate nach dem 11. September 2001. Schneemann scannte Zeitungsfotos von neun Menschen, die aus dem World Trade Center in den Tod sprangen, und zoomte mit digitaler Technik soweit in die Bilder, dass diese als Individuen in einer verzweifelten Situation begreifbar wurden. Kritik erntete sie dafür aufgrund der Möglichkeit, dass diese Personen auf den Bildern von ihren Angehörigen erkannt werden könnten und damit Leid verursacht würde.

Carolee Schneemann starb am 6. März dieses Jahres. Deutschlandfunk Kultur führte anlässlich ihres Todes ein Interview mit Sabine Breitwieser, die Schneemanns Kunst 2015 für das Museum der Moderne in Salzburg kuratierte.

7/2019: Gertrude Abercrombie, 17. Februar 1909

Gertrude Abercrombie

Gertrude Abercrombie, Tochter zweier reisender Opernsänger, kam in Texas zur Welt, lebte mit ihren Eltern jedoch in Berlin, da ihre Mutter sich dort eine Karriere erhoffte. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 kehrten sie in die Vereinigten Staaten zurück.

Abercrombie schloss ein Studium der Romanistik mit dem Bachelor-Grad ab, wechselte danach jedoch zu einem Kunststudium und übte daran anschließend zunächst eine Tätigkeit als Katalog-Illustratorin für verschiedene Warenhäuser aus, bis sie sich 1932 schließlich ganz auf künstlerische Arbeit konzentrierte. Sie nahm an verschiedenen Ausstellungen teil und verkaufte ein erstes Bild.

Mitte der 1930er Jahre kam ihr die New-Deal-Politik der USA zu Hilfe. Sie wurde von der Work Progress Administration (WPA) eingestellt, einer Arbeitsbeschaffungsbehörde, die neben Arbeitern und Handwerkern auch Intellektuellen und Künstlern Tätigkeiten „von nationalem Nutzen“ verschaffte und bezahlte. Das Einkommen von der WPA machte Abercrombie von ihren Eltern unabhängig und erlaubte ihr, ihr künstlerische Arbeit in ihren eigenen vier Wänden in Chicago fortzusetzen. Nach einer ersten achtjährigen Ehe, aus der eine Tochter hervorging, heiratete sie noch im gleichen Jahr nach der Scheidung 1948 den Musikkritiker Frank Sandiford. Das Ehepaar war mit zahlreichen Musiker*innen der Chicagoer Jazz-Szene befreundet, die an den Wochenenden in ihrem Haus feierten und musizierten, darunter Dizzie Gillespie, Charlie Parker (dessen Lieblingsbild sie malte), Sarah Vaughan und Billie Holiday. Abercrombie selbst spielte Klavier und sang Bebop, sie galt wahlweise als „Queen of Chicago“ oder „Queen of the bohemian artists„. Richie Powells „Gertrude’s Bounce“ soll klingen wie ihr federnder Schritt.

Abercrombie und ihr Mann pflegten den Lebensstil der Bohemiens; gleichzeitig inspirierte sie der Expressionismus des Jazz. Sie malte Bilder in einem autodidaktischen Stil, den sie selbst weniger in der Tradition des europäischen Surrealismus sah, sondern als eine Art regionaler magischer Realismus; wenn sie Frauenfiguren malte, dann oft als Selbstbildnis mit Attributen einer Hexe. Sie fand sich selbst hässlich, betonte diese Selbstwahrnehmung jedoch manchmal mit einem spitzen Hut und erfreute sich an dem Gefühl, dass sie damit Menschen erschreckte. Die 1940er und -50er Jahre waren ihre produktivste Schaffensphase, in der sie vor allem Landschaftsbilder und Stillleben malte.

Gegen Ende der 1950er Jahre ging es ihr finanziell und gesundheitlich immer schlechter; sie malte weniger, litt an Arthritis und Alkoholismus. 1964 erfolgte die Scheidung von ihrem zweiten Mann. In ihren letzten Jahren saß sie im Rollstuhl und wurde schließlich bettlägerig. 1977 starb sie mit 68 Jahren in Chicago.

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Bild Gertrude Abercrombie: Von Carl Van Vechten – Van Vechten Collection at Library of Congress, Gemeinfrei

10/2018

10. Oktober 1928: Leyla Gençer

Die Tochter eines türkischen Vaters und einer polnischen Mutter wuchs auf der kleinasiatischen Seite Istanbuls auf; sie begann eine Gesangsausbildung am Konservatorium von Ankara, brach diese jedoch ab und setzte den Gesangsunterricht privat fort. Sie war mit einem Banker verheiratet und sang zunächst als Chorsängerin am Türkischen Staatstheater.

1953 begann sie ihre Karriere in Neapel, nur vier Jahre später sang sie zum ersten Mal an der Mailänder Scala. Bis zum Jahr 1987 trat sie an der Scala in 19 Rollen auf und baute ihr Repertoire auf über 70 Partien aus. Die „türkische Diva“ sang Hauptrollen in den USA und Europa, unter den berühmtesten Dirigenten ihrer Zeit. Besondere Erfolge feierte sie mit ihren Interpretationen von Donizetti, einem zwischenzeitlich in Vergessenheit geratenen Komponisten des Belcanto.

Nach dem Ende ihrer Bühnenkarriere war Gençer noch vielseitig in der Opern- und Musikbranche tätig. Ihr zu Ehren findet seit 1996 der Leyla Gençer Gesangswettbewerb statt. Die Sängerin starb 2008 80jährig an Herzversagen, ihre Asche wurde wunschgemäß in den Bosporus verstreut.

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12. Oktober 1873: Nadezda Petrović

Die serbische Malerin des Expressionismus und Fauvismus nahm anfangs privaten Zeichenunterricht in Belgrad. 25jährig kam sie nach München und wurde zunächst Schülerin des slowenischen Malers und Lehrers Anton Azbe; Petrović liebte alles Russische und besuchte auch den Salon von Marianne von Werefkin, wo sie russischen Künstlern begegnete. Ihre Vorliebe für die farbenfrohe russische Kunst brachte sie als Schülerin zum „Farbenfürst“ Julius Exter nach Übersee am Chiemsee.

Petrović vereinte ihre lebenslange Treue zum Azbe-Stil mit der Farbigkeit des Expressionismus. Sie reiste als Künstlerin durch ganz Europa und stellte in den 1910er-Jahren mehrfach in Paris aus. In ihrem Heimatland Serbien ist sie auch aufgrund ihres politischen Engagements beliebt: Sie unterstützte die Bevölkerung in Mazedonien in den türkischen Pogromen und gründete die erste serbische Künstlerkolonie. In den Balkankriegen und dem Ersten Weltkrieg malte sie in ihrer Heimat Landschaft, Soldaten und Bauern, verpflichtete sich jedoch auch als freiwillige Krankenpflegerin. Im Rahmen dieser Tätigkeit zog sie sich den Flecktyphus zu und verstarb 43jährig in einem Lazarett.

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14. Oktober 1938: Farah Pahlavi

Die spätere Ehefrau des iranischen Schahs wurde als Tochter eines aserbaidschanisch-stämmigen Offiziers in Teheran geboren, der starb, als sie zehn Jahre alt war. Farah Diba besuchte in Teheran zunächst eine italienische, später zwei französische Schulen; mit 19 Jahren schrieb sie sich in Paris an einer Hochschule für Architektur ein.

Da viele iranische Studenten staatliche Unterstützung in ihren ausländischen Studien erhielten, wurden stets einige in die Botschaft geladen, wenn der Schah dort weilte. Im Rahmen eines solchen Treffens lernte Farah Mohammed Reza Pahlavi Shah kennen. Es erfolgten einige weitere Treffen, bis nach etwa einem halben Jahr die Verlobung des Schah mit dem 19 Jahre älteren Monarchen bekanntgegeben wurde. Farah wurde die dritte und letzte Ehefrau des iranischen Staatsoberhauptes und schenkte ihm in zehn Jahren vier Kinder.

Nach der Hochzeit war ihr Titel zuerst Malakeh, aus dem Arabischen für „Königin“. Zwei Jahre, nachdem sie durch die Ehe diesen Titel erhalten hatte, erhöhte der Schah per Dekret ihre Stellung: Er verlieh ihr den Titel Schahbanu, Persisch für „Gemahlin des Schah“. Damit betonte er nicht nur ihre persische Herkunft, sondern wertete ihre Position – und damit intediert die Stellung der Frau in der iranischen Gesellschaft – auf eine der Gleichberechtigung nähere.

Farah Pahlavi Schahbanu setzte sich in ihrer politischen Position vielseitig für die Menschen und die Kultur im Iran ein, mit einem Büro, das sich in vier Themenbereich engangierte: Medizin und Gesundheit, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur udn Soziale Angelegenheiten. So gründete sie z. B. als erste ein Dorf, in dem Leprakranke und ihre Familien nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch gesellschaftlich rehabilitiert wurden – bis dahin führte die Erkrankung zur lebenslänglichen Verbannung nicht nur des Betroffenen, sondern auch derer Familien aus dem heimatlichen Verbund. Gesellschaften unter ihrer Schirmherrschaft verbesserten die Versorgung von Krebskranken, Brandopfern, Kindern und die Zusammenarbeit mit der WHO. Farah Pahlavi gründete mehrere Waisenhäuser, Fachschulen und Institutionen für die Teilhabe von körperlich Beeinträchtigten; die ehemalige Pfadfinderin förderte auch die Organisation der Pfadfinderinnen im Iran. Außerdem förderte sie mit Schrimherrschaften die Literatur, das Theater und Museumslandschaft im Iran, insbesondere mit Fokus auf Kinder und die persische Sprache. Farah unternahm Inspektionsreisen in abgelegene Gebiete ihres Landes und begleitete ihren Mann bei Staatsbesuchen rund um die Welt, unter anderem auch den 1967 in Deutschland.

Im gleichen Jahr, 1967, war Farah Pahlavi mit ihrer Schwägerin, der Zwillingsschwester ihres Mannes, an einer Veränderung des Familienrechts beteiligt. Sie selbst wurde von ihrem Mann ein weiteres Mal in ihrer Stellung gehoben: Sie wurde zur Vizekönigin und das Mindestalter, in dem der Sohn des Schah würde regieren dürfen, wurde auf 20 angehoben – Farah wurde damit in Abwesenheit oder im Todesfall des Schahs zur gleichberechtigten Übergangs-Regentin. Dies war ein umwälzender Schritt für die Gleichstellung der Frau in der iranischen Gesellschaft. Die gleichzeitige Gesetzesänderung, dass Frauen das Recht zur Scheidungseinreichung verliehen wurde und Männer sich nicht mehr ohne Angabe von Gründen von ihren Frauen scheiden lassen konnten, sowie die Einwilligung der ersten Ehefrau und einen Nachweis für die Versorgungsicherung benötigten, um eine Zweitfrau zu heiraten, sollte diese fortschrittliche Entwicklung zementieren. Der Ajatollah Chomeini, damaliger religiöser Führer des Islam im Iran, war alles andere als begeistert; dieser Schritt nach vorn verstärkte die gegenläufige Reaktion und trug zur Spaltung des Landes bei, die in der Islamischen Revolution und schließlich dem Sturz des Schahs 1979 ihren Höhepunkt fand.

Nachdem der Schah und seine Frau den Iran verlassen hatten, suchten sie an verschiedenen Stellen sowohl Exil wie auch medizinische Versiorgung für die Krebserkrankung des Monarchen. Einige Politiker, die sie vor kurzem noch als Staatsgäste empfangen hatten, wiesen sie nun ab. Nach Aufenthalten in Ägypten, Marokko, den Bahamas und Mexiko wurde der Schah einige Zeit in amerikanischen Krankenhäusern behandelt; es folgten weitere Aufenthalte in Panama und wiederum Ägypten, wo der Schah 1980 an den Folgen des Krebs verstarb.

Farah Pahlavi lebt derzeit abwechselnd in Frankreich und den USA, sie engagiert sich weiterhin bei der UNESCO für Kinderbildung. Zwei ihrer Kinder musste sie nach Selbstmorden beerdigen: Ihre jüngste Tochter nahm 2001 31jährig Schlaftabletten und Kokain, ihr jüngster Sohn erschoss sich 2011 mit 44 Jahren.

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21. Oktober 1925: Celia Cruz

Celia ‚Azúcar‘ Cruz gilt als Queen of Salsa, „la reina de salsa“. In einfachen Verhältnissen in Havana, Kuba, aufgewachsen, begann sie eine Ausbildung zur Lehrerin, um einen „anständigen“ Beruf zu haben, doch sang sie schon seit ihrer Kindheit und hoffte auf eine wirtschaftlich und sozial vielversprechendere Zukunft als Sängerin. Sie gewann in zahlreichen Gesangswettbewerben, doch ihren wirklichen Durchbruch schaffte sie mit 25, als die vorherige Sängerin der kubanischen Band Sonora Matancera in ihre Heimat Puerto Rico zurückkehrte. Die Band gab Celia Cruz eine Chance und stand bald im Schatten ihres Ruhms.

Celia befand sich mit der Band gerade in Mexiko, als Fidel Castro 1959 auf Kuba die Macht ergriff, und sie blieben alle im Exil. Castro verbot Cruz zwei Jahre später sogar die Einreise zur Beerdigung ihrer Mutter. Cruz wurde amerikanische Staatsbürgerin und feierte in den USA und Mexiko Erfolge, die ihr auch gelegentliche Ausflüge ins Filmfach gewährten. Sie gewann im Laufe ihres Lebens drei Grammys und vier Latin Grammys.

Sie starb 2003 mit 77 Jahren an den Folgen eines Hirntumors.

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27. Oktober 1922: Ruby Dee

Die afro-amerikanische Schauspielerin wuchs in Harlem auf, wo ihre Eltern nebenbei eine Pension für afro-amerikanische Reisende betrieben, die nicht in „weißen“ Hotels aufgenommen wurden. Sie spielte bereits in der Highschool Theater und während des College am American Negro Theater in Harlem, wo sie schon früh mit späteren Stars wie Sidney Poitier und Harry Belafonte auf der Bühne stand. Von dort erarbeitete sie sich ihre Karriere über Off-Broadway-Produktionen an den Broadway. Sie besuchte das Actors Studio unter Lee Strasberg und erreichte über erste Produktionen afro-amerikanscher Filme auch Hollywood. Sie spielte bis zum Ende ihres Lebens in Theater und Filmen, unter anderem in mehreren Werken von Spike Lee. Mit 83 Jahren erhielt sie ihre einzige Oscarnominierung für ihre Rolle als Denzel Washingtons Mutter in American Gangster; sie ist die einzige im 21. Jahrhundert für diese Auszeichnung nominierte Person, die auch bereits gestorben ist.

Gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann Ossie Davis galt Ruby Dee als „Erstes Ehepaar der Bürgerrechtsbewegung“. Die beiden waren mit ihren Schauspielkollegen politisch aktiv und mit den Bürgerrechltern Martin Luther King Jr. und Malcolm X befreundet. Noch bis ins hohe Alter nahm sie an politischen Kundgebungen und Demonstrationen teil und betrachtete ihre prominente Stellung as Schauspielerin als Möglichkeit, für die Rechte der afro-amerikanischen Bevölkerung einzutreten.

Ruby Dee starb mit 91 Jahren; die Lichter am Broadway wurden am Freitagabend nach ihrem Todestag für eine Minute gedimmt, um ihrer zu gedenken.

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28. Oktober 1879: Luisa Capetillo

Luisa Capetillo wurde in Puerto Rico geboren, als Tochter eines Basken und einer Korsin, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf die karibische Inselgruppe ausgewandert waren. Liberal erzogen und von den Eltern im Lesen und Schreiben unterrichtet, fand sie ihre erste berufliche Beschäftigung als Vorleserin in einer amerikanischen Zigarrenfabrik – sie las dort den Arbeitern Zeitungen und Romane vor. Über diese Tätigkeit kam sie auch in Kontakt mit Gewerkschaften.

Geprägt von den philosophischen und literarischen Vorlieben ihrer Eltern, las sie Tolstoy, Zola und Hugo; in Kombination mit der harschen Realität ihrer kolonialen Umgebung entwickelte sie sich zur Anarchistin und weiblichen Stimme der Arbeiterbewegung. Sie beteiligte sich zwar nicht an Organisationen der Frauenrechtsbewegung, aber dies nur, weil sie der Meinung war, diese müsse eingebunden werden in den Klassenkampf. 1904 veröffentlichte sie ihr eigenes Essay, „Mi Opinión“, in dem sie die Frauen des Proletariats aufforderte, für ihre Rechte – als Frauen und als Arbeiterinnen – zu kämpfen. Mit der Veröffentlichung dieses Textes in Gewerkschaftszeitungen und der Teilnahme an Arbeiterstreiks gelangte Capetillo bald an die Spitze der FLT (Federación libre de trabajadores), der puerto-ricanischen Arbeiterbewegung, und setzte sich in dieser Position für die Bildung und Rechte der Arbeiterfrauen ein. Mit ihrer Überzeugungsarbeit für das Frauenwahlrecht gilt sie als die erste Suffragette Puerto Ricos.

Zwischen 1912 und 1919 wirkte sie mit an Streiks der Tabakarbeiter in New York und Tampa (FL), außerdem schrieb sie weiterhin Essays und brachte ihr erstes Werk ein weiteres Mal heraus. 1915 wurde sie auf Kuba verhaftet, weil sie Hosen trug – damals für Frauen eine tatsächliche Straftat. Sie hatte bereits vor ihrer politischen Tätigkeit mehrere Kinder bekommen, ohne verheiratet zu sein, und war auch Verfechterin der „freien Liebe“ in dem Sinne, dass Frauen sich ihre Partner frei wählen können sollten.

In den Jahren vor ihrem Tod durch Tuberkulose 1922 war sie 1916 und 1918 noch einmal an den größten Arbeiterstreiks der puertoricanischen Geschichte beteiligt.

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30. Oktober 1902: María Izquierdo

Der Anfang ihres Lebens schien der mexikanischen Künstlerin zunächst nichts Gutes zu versprechen. Als sie fünf Jahre alt war, starb ihr Vater und sie lebte in der Obhut ihrer Mutter und Großmutter in einem Dorf im Norden Mexikos. Gemäß der streng katholischen Traditionen auf dem Land wurde sie mit 14 Jahren in die Ehe mit einem viel älteren Offizier gezwungen und bekam innerhalb der nächsten drei Jahre drei Kinder. Als die mexikanische Revolution endete, zog sie mit ihrer Familie nach Mexiko-Stadt. Dort begann sie, ihre Malerei professioell zu entwickeln und ließ sich schließlich mit 26 Jahren wieder scheiden, um ihrer Leidenschaft nachzukommen. Sie schrieb sich an der Academia de San Carlos ein und begeisterte bei einer Schülerausstellung deren Direktor, Diego Rivera, frisch verheirateter Mann von Frida Kahlo. Aufgrund verschiedener Differenzen mit den anderen Schülern der Akademie beendete sie ihr Studium dort, blieb aber mit dem wenig älteren Kommilitonen und Mentor Rufino Tamayo in engem künstlerischen und persönlichen Kontakt. Ihr primitivistischer und surrealistischer Stil machte sie einzigartig unter den mexikanischen Künstlern ihrer Zeit und sie feierte nicht nur in ihrem Heimatland Erfolge: Sie war die erste mexikanische Künstlerin mit einer Ausstellung in den USA, die allein ihre Werke zeigte.

Sie zog einen weniger politischen Ausdruck in der Kunst vor als die meisten ihrer zeitgenössischen Kollegen und war im Inhalt stark von den vor-christlichen und katholischen Einflüssen ihrer frühen Prägung beeinflusst. In den 1940er Jahren erreichte ihre Karriere ihren Höhepunkt und 1944 wurde sie Kulturbotschafterin ihres Landes. Kurz darauf erlitt sie jedoch einen Schlaganfall, außerdem begannen sich ihre früheren Förderer, die männlichen Künstler Mexikos, gegen sie zu wenden und sie zu diskreditieren. Sie erlitt einen weiteren Schlaganfall und starb 1955.

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06/2018

2. Juni 1978: Yi So-yeon

Mit 30 Jahren wurde Yi So-yeon zuerst Doktorin der Biotechnologie und kurz darauf der erste Mensch koreanischer Nationalität im All.

Zwei Jahre zuvor hatte sie gemeinsam mit einem männlichen Kollegen alle Phasen des Aufnahmeverfahrens für Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation ISS bestanden und durchlief in Folge mit Ko San, ihrem Kollegen, das 15-monatige Training für Raumfahrer in Russland. Zunächst wurde sie nur als Ersatz für Ko trainiert, doch der verstieß mehrfach gegen Richtlinien des russischen Ausbildungszentrums, weshalb die russische Raumfahrtbehörde Einspruch gegen seinen Einsatz erhob.

So begann Yi, vier Wochen nach ihrer Promotion in Abwesenheit, ihren achttägigen Aufenthalt auf der ISS, während dessen sie insgesamt 18 Experimente durchführte. Sie war die dritte Asiatin im All nach Chiaki Mukai aus Japan und Anousheh Ansari aus dem Iran.

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12. Juni 1956: Onutė Narbutaitė

Die freischaffende litauische Komponistin lernte bei den litauischen Komponisten Bronius Kutavičius und Julius Juzeliūnas.

Ihrer Komposition „Open the Gates of Oblivion“ für Streicherquartett von 1980:

Ihre Komposition „Vijoklis“ für zwei Klaviere von 1988:

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20. Juni 1930: Magdalena Abakanowicz

Die Tochter eines Lipka-Tartaren (in Litauen angesiedelte Turk) wurde 1930 in eine polnische Adelsfamilie hineingeboren. Sie studierte an den Kunstakademien in Danzig und Warschau; zunächst interessierte sie sich mehr für die Malerei, doch unter den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen im Polen der 1950er Jahre entwickelte sie ihr Talent, aus gewachsenen oder gefunden Materialien Skulpturen zu schaffen.

In den 1960ern erlangte sie internationale Erfolge mit ihren Abakans, dreidimensionale Skulpturen aus Gewebe, hergestellt in einer Technik, die Abakanowicz selbst entwickelt hatte. Eine Dekade später ging sie zu menschenförmigen Skulpturen über, Gewebe verschwanden nach und nach aus ihrem Repertoire, dafür arbeitete sie mehr mit wetterfesten Materialien für großflächige Außeninstallationen.

Die Künstlerin verstarb am 20. April vergangenen Jahres.

Magdalena Abakanowicz

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22. Juni 1939: Ada Yonath

Ada Yonath wurde 1939 in Jerusalem geboren, sechs Jahre, nachdem ihre Eltern vor der Verfolgung durch die Nazis aus Polen geflohen waren. 1968 machte sie ihren Doktortitel in Röntgenkristallographie und arbeitete zunächst im Fachbereich Chemie, 1974 wechselte sie in den Fachbereich Strukturbiologie.

Ihr gelang es, ein Verfahren zur Kristallisation – also zur strukturierten Vermehrung bestimmter Moleküle – von Ribosomen zu entwickeln; Ribosomen sind die DNA-Kopierstationen innerhalb organischer Zellen. Da diese Moleküle sehr groß sind, ist ihre Kristallisation kompliziert, Yonath arbeitete erst mit den Ribosomen von Bakterien, die an heißen Quellen leben, da sie richtig vermutete, dass diese eine besonders stabile Molekülstruktur haben. Später entwickelte sie Techniken des Schockgefrierens, um auch anderen Ribosomen molekulare Stabilität zu verleihen.

Dank ihrer Forschung konnten nicht nur die Wirkungsweisen von mehr als 20 Antibiotika auf molekularer Ebene erkannt werden, sondern dementsprechend auch neue Antibiotika entwickelt werden. Für diese Forschungsleistung wurde ihr 2009 gemeinsam mit Thomas A. Steitz und Venkatraman Ramakrishnan der Nobelpreis für Chemie zuerkannt.

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26. Juni 1815: Mariana Grajales

Die posthum als „Mutter Kubas“ geehrte Grajales gebar dreizehn Kinder – das letzte im Alter von 52 Jahren –, von denen zwei, José und Antonio Maceo Grajales, als Generäle im Guerra Chicita (Kleinen Krieg) für die Unabhängigkeit Kubas von Spanien kämpften. Insgesamt war Grajales in allen drei Unabhängigkeitskriegen aktiv; der kubanische Poet José Martí prägte den Satz „In Gegenwart solcher Frauen ist es leicht, ein Held zu sein“, als er sah, wie Mariana mit ihrer Schwiegertochter den verwundeten Antonio auf dem Schlachtfeld versorgten.

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26. Juni 1956: Amma Darko

Die Ghanaerin machte mit 24 Jahren ihr Diplom in Industriedesign – lieber hätte sie Kreatvies Schreiben studiert, doch dies war und ist bis heute in ihrem Land kein Studienfach. Sie arbeitete zunächst am Technologie-Beratungszentrum der Universität von Kumasi, doch 1981 floh sie ins politische Asyl nach Deutschland. Hier wurde sie nur als Hilfsarbeiterin eingestellt; ihre Erfahrungen verarbeitete sie in ihrem ersten Roman „Der verkaufte Traum“, den sie während ihrer Zeit in Deutschland bis 1987 schrieb und der 1988 zuerst in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.

Darko ist seitdem nach Ghana zurückgekehrt, lebt in Accra und arbeitet als Steuerbeamte. Dem ersten Roman folgte ein zwei weitere Bücher, die in Deutschland verlegt wurden, und schließlich „Die Gesichtslosen“, der als erstes ihrer Bücher auch in Ghana veröffentlicht wurde. Nach zwei weiteren Romanen schrieb Darko schließlich noch ein Jugendbuch, „Das Halsband der Geschichten“.

04/2018

3. April 1907: Lola Álvarez Bravo
Die Fotografin, eine der ersten Mexikos, trug zur nachrevolutionären Kulturblüte des Landes bei und war unter anderem mit Frida Kahlo und dem Dichterkreis Los Contemporáneos bekannt. Zunächst unter der Ägide ihres Mannes Manuel Álvarez Bravo, entwickelte sie bald ihren eigenen Stil, inspiriert von anderen in Mexiko tätigen Fotografen wie Tina Modotti und Edward Weston. Auch privat trennte sie sich von ihrem Mann und hatte zeitweise eine Beziehung mit María Izquierdo. Mit 37 Jahren hatte sie ihre erste allein bestrittene Ausstellung im Palacio de Bellas Artes, dem wichtigsten Kulturhaus Mexikos; sieben Jahre später eröffnete sie ihre eigene Galerie, in der Frida Kahlo 18953 ihre einzige Soloausstellung erhielt. Sie unterrichtete an der Academia San Carlos und war 1955 an Edward Steichens Fotoausstellung The Family of Man beteiligt.

LolaAlvarezBravo

Lola Alvarez Bravo

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4. April 1927: Aušra Augustinavičiūtė
Die litauische Psychologin, Soziologin und Ökonomin ist die Begründerin der Sozionik, die ähnlich dem Myers-Briggs-Typenindikator die Aspekte menschlicher Persönlichkeiten in unterschiedliche Funktionen und Beziehungstypen einteilt.
Während der MBTI in den englischsprachigen Ländern verbreitet ist, ist die Sozionik das Gegenstück im russischen, slawischen und baltischen Raum. Die Sozionik erforscht, basierend auf C. G. Jungs psychologischen Typen, wie Menschen Informationen aufnehmen, verarbeiten und weitergeben. Sie teilt Eigentschaften und Neigungen des Menschen in so genannte Dichotomien, Gegensatzpaare oder Skalen, auf: Logik – Ethik, Intuition – Sensorik, Introversion – Extraversion, Rationalität – Irrationalität. Aus diesen leiten sich die acht Aspekte ab, aus deren unterscheidlichen Kombinationen in einem individuellen Charakter sich die sechszehn Typen ergeben.
Hauptkritikpunkt ist, dass ebenso wie der MBTI ein Testergebnis der Sozionik dem Barnum-Effekt unterliegt: Dass Menschen in einem ausreichend unspezifischen Text immer zutreffende Beschreibungen für sich finden.

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5. April 1970: Miho Hatori
Die japanische Musikerin arbeitete bereits in ihrer Jugend in einem Plattengeschäft in Tokyo und war an der Hiphop Crew Kimidori beteiligt. Mit 22 Jahren ging sie nach New York, um Kunst zu studieren. Zunächst sang sie in der Punkband Laito Lychee, dann traf sie Yuka Honda und gründete mit ihr das Triphop-Projekt Cibo Matto, bei dem sie unter anderem auch mit Sean Lennon kooperierte. Sie war eine (oder die erste) Sprecherin der Gorillaz-Gitarristin Noodle.

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17. April 1957: Jacqueline Moudeina
Die Menschenrechtsaktivistin musste 1979 ihre Heimat Tschad wegen des einsetzenden Bürgerkriegs verlassen. Sie beendete ihr Studium der Rechtswissenschaften in Brazzaville, Republik Kongo, wo sie sich auch der kongolesischen Sektion der Menschenrechtsorganisation ihres Heimatlandes, ATPDH, anschloss.
1995, nachdem das Terrorregime des Diktators Hissène Habré gestürzt worden war, kehrte sie in den Tscshad zurück und setzte sich seitdem für die Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten ein. Seit dem Jahr 2000 kämpft sie als Anwältin für die Opfer des Habré-Regimes: Der Politiker wird beschuldigt, für 40.000 politisch motivierte Morde vor allem an Minderheiten im Tschad verantwortlich zu sein. Da der Ex-Diktator im Senegal lebte, reichte sie entsprechende Klage beim Obersten Gerichtshof des Senegal ein und erstatte zeitgleich im Tschad Anzeige gegen seine Sicherheitsbeamten. Der Gerichtshof im Senegal sah sich als nicht zuständig an, weshalb Moudeina sich an ein Gericht in Belgien richtete – aufgrund des Weltrechtsprinzips, nach dem völkerstrafrechtlich relevanten Taten überall in der Welt verfolgt werden können. Ein belgischer Beamter nahm sich des Falles an, untersuchte die Vorwürfe und erließ schließlich einen internationalen Strafbefehl gegen Habré. Die Afrikanische Union hingegen verlangte die Verfolgung der Klage im Senegal, da „kein afrikanisches Staatsoberhaupt außerhalb Afrikas verurteilt werden sollte“. Nach weiterem Hin und Her, währenddessen sich der Senegal einer Strafverfolgung Habrés zunächst verweigerte und Moudeina wiederum in Belgien auf seinen Prozess drängte, musste sich Habré schließlich 2013 in der senegalesichen Hauptstadt Dakar für Kriegsverbrechen, Folter und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten und wurde 2016 schließlich, für Vergewaltigungen, sexuelle Sklaverei und Anordnung illegaler Tötungen, zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt.
Moudeina setzt sich weiterhin, gegen den Widerstand in ihrem Heimatland, für Menschen- und Kinderrechte ein, zum Beispiel gegen den Verkauf und die Versklavung von Kindern als Rinderhirten. Sie wurde 2001 bei einer Demonstration von einer Handgranate, die gezielt vor ihr platziert wurde, am Unterleib verletzt und trägt noch immer Granatensplitter in den Beinen, die ihre Gesundheit beeinträchtigen. Sie bestand trotz Gängeleien durch die tsschadischen Behörden immer wieder darauf, von medizinisch notwendigen Aufenthalten in Frankreich in ihre Heimat zurückzukehren; erst, als sie 2008 enthüllte, dass der Präsident Idriss Déby, Kindersoldaten in den tschadisch-sudanesischen Anteil am Dafur-Konflikt gesendet hatte, wurde die Bedrohung im eigenen Land so groß, dass sie Antrag auf Asyl in Frankreich stellte.

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25. April 1956: Jaroslava Schallerová
Nennung ehrenhalber, weil die Schauspielerin die Hauptrolle im Film Valerie – Eine Woche voller Wunder spielt, einem surrealistischen Märchen um ein junges Mädchen in einer traumartigen Welt voller Ungeheuer und Sexualität.

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28. April 1926: Bhanu Athaiya
Die Kostümbildnerin wirkte ihrer 41 Jahre umfassenden Karriere an 150 Filmen mit, vor allem an indischen Produktionen. 1983 gewann sie gemeinsam mit John Mollo den Oscar für bestes Kostüm, für ihre Arbeit an Richard Attenboroughs Monumentalwerk Gandhi. Sie gewann außerdem drei indische Filmpreise, unter anderem den Filmfare Award für ihr Lebenswerk.

50/2017: Emily Carr, 13.12.1871

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Emily Carr galt im kanadischen Impressionismus als „Mutter der modernen Kunst“. Sie entwickelte aus dem französischen Impressionismus und den Motiven der amerikanischen Ureinwohner ihren eigenen Stil, verließ die Malerei nach einiger Frustration für mehrere Jahre, um mit ihren Schwestern eine Pension zu betreiben und Bücher zu schreiben, und kehrte dann 1927 mit Macht in die Kunstszene zurück. Ihre erfolgreichste Zeit als Künstlerin erlebte sie erst mit über 50 Jahren.

Sie pflegte gute Kontakte zu mehreren Völkern der amerikanischen Ureinwohner in Kanada und wirkte als Sprachrohr für deren Kampf gegen die Verdrängung. In ihren späteren Arbeiten thematisierte sie auch den Verlust der Natur durch die Industralisierung. Sie starb 1945 an einem Herzanfall.

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Emily Carr was considered the „mother of modern art“ in Canadian impressionism. She developed her own style from the French impressionism and motives of Native Americans, quit painting for several years after some frustrations to run a boarding hous with her sisters and to write books, and returned to the art scene with full force in 1927. She reached her peak success as an artist in her 50s.

She maintained close contact to several tribes of Canadian Native Americans and acted as a spokesperson for their struggle against their suppression. In her later works she also drew on the topic of loss of nature through industrialisation. She died of a heart attack in 1945.

43/2017: Marianne North, 24.10.1830

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Marianne North reiste dank eines beträchtlichen Erbes in der zweiten Hälfte ihres Lebens durch die ganze Welt und zeichnete Blumen und Pflanzen. Ihr Werk ist deshalb so maßgeblich, weil sie vor der Erfindung der Fotografie detailreich die Artenvielfalt dokumentierte, die sich schon seit ihrer Lebenszeit im Schwinden befindet.

Google-Ergebnisse für Marianne North botanische Kunst botanic Art

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Marianne North traveled the world in the second half of her life, thanks to a considerable inheritance, and drew flowers and plants. Her work is of significance as  before the invention of photography, she documented ecological diversity that was already in the decline during her own lifetime.

Bild: By Julia Margaret Cameron (1815-1879), Public Domain

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