Die Tukulor sind der traditionell sesshafte Teil der Halpulaaren, einer Sprachgemeinschaft des Pulaar (oder Fulfulde, je nach Region), in der Region, in der heute die Staaten Mauretanien, Senegal und Mali aneinandergrenzen; der andere, nomadisch lebende Teil sind die Fulbe. Der Name bedeutet möglicherweise ‚Volk von Tekrur/Takrur‘, denn in diesem bereits um 800 gegründeten Reich stellten die Tukulor im 11. Jahrhundert die Mehrheit, die sich seit dieser Zeit auch schon zum Islam bekannte. Im 15. Jahrhundert ging Tekrur im Jolof-Reich auf, das mit Beginn der Kolonisierung durch die Europäer unterging. Noch heute stellen die Tukulor mit 800.000 Angehörigen Teile der mauretanischen, senegalesischen und malischen Bevölkerung.
Aïssata Touré Kane kam 1938 in einer Tukulor-Familie als Tochter eines Distrikt-Chief zur Welt, der sie – entgegen der in der damaligen Gesellschaft herrschenden Vorstellungen und gegen den Widerspruch aus der Familie – auf eine französischsprachige Schule im Senegal schickte. Kane war damit eines der ersten drei mauretanischen Mädchen, die eine westliche Schule besuchten.(1)
In ihrem letzten Jahr in der Oberstufe in dieser Schule 1957 gründete Kane das ‚Comité pour la fréquentation scolaire féminine‚ (Komitee für den weiblichen Schulbesuch), eine Gruppe, die die Bildung von Mädchen fördern sollte. Gegenstimmen begegnete sie mit ihrer Überzeugung, dass die Scharia Mädchen das Recht auf Bildung zuspreche. Nach ihrem Schulabschluss konnte sie dank eines Stipendiums zwei Jahre in Belgien an der Université libre de Bruxelles studieren, musste aus familiären Gründen jedoch ihr Studium dort 1960 vorzeitig abbrechen. Sie kehrte nach Mauretanien zurück und ließ sich in der Hauptstadt Nouakchott nieder. Im Folgejahr war sie hier an der Gründung der Union Nationale des femmes de Mauretanie (UNFM) beteiligt, gemeinsam mit der Ehefrau des damaligen mauretanischen Präsidenten Moktar Ould Daddah; sie vertrat die UNFM als Delegierte bei der Conference des Femmes Africaines (CFA), außerdem arbeitete sie mehrere Jahre für die Union in Algerien. Die UNFM wurde in die einzige legale Partei des Landes, Partie du peuple Mauretanien (PPM), integriert und darin als Mouvement Nationale Feminine (MNF) bekannt. Sie wurde Herausgeberin der Zeitschrift der Bewegung, ‚Marinou‚, und war ab 1966 im Jugendflügel der Partei in einer Führungsposition. Die UNFM war auch Teil der Internationalen Demokratischen Frauenföderation, deren Konferenz in Helsinki 1969 Kane besuchte.
Aïssata Kane wurde dank ihrer unermüdlichen Arbeit in Mauretanien als wortgewaltige Verfechterin der Frauenrechte bekannt; als Ergebnis ihrer politischen Bemühungen wurde sie 1970 zur Vorsitzenden des Mauretanischen Frauenrats(1) und 1975 die erste Frau im Kabinett der Regierung Ould Daddahs, als Ministerin für den Schutz der Frauen und soziale Angelegenheiten. Als Ministerin setzte siedafür ein, die Gesundheit und Bildung von Frauen zu verbessern, außerdem erwirkte sie eine Veränderung des Eherechts innerhalb einer Gesetzesänderung und eine Einführung einer Frauenquote im mauretanischen Parlament – 10% zur damaligen Zeit, später wurde die Quote erhöht. Ihr Programm zur Reduzierung polygamer bzw. polygyner Ehen blieb erfolglos, und auch ihre Forderung, dass ‚alle Beteiligten an der Durchführung‘ von weiblicher Genitalverstümmelung bestraft werden sollten, mit dem Ziel, diese vollständig abzuschaffen, traf auf große Widerstände. Während sie die Unterstützung hochrangiger Politiker in ihrem Kampf für Frauenrechte hatte, stellten religiöse Konservative ihre stärksten und einflussreichsten Gegner.
Als 1978 die Regierung Ould Daddahs in einem Militärputsch gestürzt wurde, verlor Aïssata Kane ihren Ministerposten; sie blieb jedoch weiterhin in verschiedenen Organisationen für Frauen- und Kinderrechte aktiv. Eine Frau im Kabinett gab es in Mauretanien dann erst neun Jahre später wieder.
Aïssata Touré Kane starb 80-jährig am 10. August 2019.
Die erste, einzige und letzte Königin Hawai’is wurde unter dem Namen Lili’u Loloku Walania Kamaka’eha geboren. Ihr Name bezieht sich wie alle hawaiianischen Namen auf ein Ereignis, das bei ihrer Geburt stattfand: Da die damalige Königin von Hawai’i, Kīna’u, zur Zeit der Geburt eine Augeninfektion hatte, wurde das Kind von ihr Brennen (Lili’u) Tränend (Loloku) brennender Schmerz (Walania) wunde Augen (Kamaka’eha) genannt. Wie ebenfalls in der hawaiianischen Kultur üblich, wurde die Tochter des Chief und Patriarchen des Hauses Kalākaua und seiner Frau direkt nach der Geburt von Freunden ihrer Eltern adoptiert, nämlich dem Chief Abner Pākī und Laura Kōnia, einer Verwandten des regierenden Königs Kamehameha III. ‚Ohana, das hawaiianische Wort für Familie, umschließt nicht nur die leiblichen Verwandten, sondern auch Wahlverwandtschaft und Adoptivfamilie; durch ausgeprägte Austauschen von Kindern, hana’i, schon im Säuglingsalter entstanden so enge Bindungen auch zwischen genetisch nicht verwandten Familien.
Während ihrer Schulzeit lebte sie im Haus des hawaiianischen Königs Kamehameha IV und dessen Frau. Sie war mit 19 Jahren für einige Zeit verlobt mit dem späteren, vom hawaiianischen Adel gewählten König Lunalilo, löste diese Verlobung jedoch wieder und heiratete mit 24 Jahren einen kroatischstämmigen Amerikaner. Ihr ehemaliger Verlobter Lunalilo starb bereits ein Jahr nach seiner Thronbesteigung und Lili’us Bruder Kalākaua wurde als sein Nachfolger bestimmt. Als dieser 19 Jahre später starb, wurde Lili’u mit 53 Jahren wiederum durch Erbrecht Königin von Hawai’i. Zu diesem Zeitpunk wählte sie den offiziellen Namen Lli’uokalani, „brennender Schmerz der königlichen Familie“.
Schon lange Zeit vor ihrer Regentschaft hatten sich die auf Hawai’i lebenden amerikanischen Besitzer von Bananenplantagen in die Politik des Inselstaates eingemischt, im wirtschaftlichen Interesse ihres Heimatlandes. Unter anderem Sanford Dole*, ein Jurist und Politiker ohne hawaiianische Wurzeln (er stammte von amerikanischen Missionaren ab), hatte 1887 mit der Unterstützung einer rein kaukasischen Militäreinheit auf Hawai’i, den Honolulu Rifles, einen Umsturz der hawaiianischen Monarchie herbeigeführt. Dieser Putsch endete damit, dass Kalākaua unter dem Druck angedeuteter Bedrohungen auf sein Leben eine Konstitution unterzeichnete, die die indigene Bevölkerung massiv benachteiligte: Die politische Macht des hawaiianischen Königshauses wurde zugunsten des Kabinetts eingeschränkt, Wahlrecht hatten nur noch Männer, die des Lesens mächtig waren – also auch dies hauptsächlich die Nachfahren der kaukasischen Einwanderer – oder war an ein Mindestmaß an Wohlhaben und Einkommen geknüpft, was die Ureinwohner zum größten Teil von politischer Teilhabe ausschloss. Diese kolonialistisch wirkende Verfassung wird die Bayonet Constitution genannt, da sie unter Waffengewalt eingerichtet wurde.
Lili’uokalani versuchte in ihrer zweijährigen Amstzeit, der ursprünglichen hawaiianischen Monarchie – und der indigenen Bevölkerung – wieder mehr Macht und Mitbestimmung zu verschaffen. Als sie schließlich 1893 mit einer neuen Verfassung die Politik des Landes wieder in die Hände der Ureinwohner bringen wollte, gründeten die amerikanischen Plantagenbesitzer, unter ihnen Dole, das „Komitee für öffentliche Sicherheit“, auf dessen Betreiben hin US-Marines auf Hawai’i landeten und die Königin unter Hausarrest stellten. Im Folgejahr riefen die US-Besatzer die Republik Hawai’i aus, mit Dole als Präsident; nachdem 1895 einige indigene Royalisten eine Rebellion versucht hatten und inhaftiert worden waren, dankte Lili’uokalani zugunsten deren Freilassung offiziell ab. Es war ihr erlaubt, für die Sache ihres Landes und ihres Volkes vor dem US-Senat zu sprechen, jedoch ohne Erfolg. Im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges wurde Hawai’i wegen seiner strategischen Lage von den USA als „Hawai’i-Territorium“ annektiert.
Für die verbleibenden 19 Jahre ihres Lebens erhielt Lili’uokalani eine Rente und lebte im Haus ihres Schwiegervaters auf Honolulu, wo sie 79jährig an einem Schlaganfall verstarb.
Lili’uokalanai komponierte über 100 Lieder, das bekannteste davon: Aloah `Oe
Als Zolia Augusta Emperatriz Chavarri del Castillo geboren, gab sich die peruanische Folkloresängerin den Quechua-Künstlernamen Yma Sumac (ima sumaq: wie schön). Ihre Stimme umfasste an die fünf Oktaven (normales Register professioneller Sänger*innen: drei Oktaven), vom Bariton bis ins hohe Pfeifenregister. Sie begann ihre Karriere mit 20 Jahren im peruanischen Radio. Im gleichen Jahr, 1942, heiratete sie Moisés Vivanco, mit welchem sie und ihr Cousin die Folkloregruppe Imma Sumack and the Conjunto Folklorico Peruano gründeten. Vier Jahre später ging das Trio nach New York, konnte dort jedoch zunächst keine nennenswerten Erfolge verbuchen. 1949 gebar sie einen Sohn und ein Jahr später erhielt sie schließlich, unter dem letztgültigen Künstlernamen Yma Sumac, einen Plattenvertrag bei Capitol Records. Dort nahm mit dem Album Voice of the Xtabay ihre Karriere Fahrt auf, sie gab zahlreiche Konzerte in London und Paris und absolvierte weltweite Tourneen.
1955 wurde sie amerikanische Staatsbürgerin. Sie betätigte sich auch als Schauspielern, unter anderem 1957 im Film Das Geheimnis der Inkas neben Charlton Heston, nachdem sie sich als Star in der Musikszene etabliert hatte. Ihre Ehe zu Vivanco wurde geschieden, neu geschlossen und wieder geschieden, zwischendurch gingen die beiden mit einer gemeinsamen Band auf fünfjährige Welttournee.
Sumac blieb für den Rest ihres Lebens musikalisch aktiv, ihre umfangreiche Stimme und die markant folkloristischen Stücke finden sich auch heute noch regelmäßig in der Popkultur. 83jährig erhielt sie den Orden del Sol vom peruanischen Staat. 2008 starb sie 85jährig in Los Angeles.
Adichie wurde als fünftes von sechs Kindern eines nigerianischen Mathematikprofessors und der ersten weiblichen Registratorin an der Universität von Nigeria geboren. Sie begann ein Medizin- und Pharmaziestudium in Nsukka, an der Universität ihrer Eltern, arbeitete zu dieser Zeit aber bereits als Redakteurin eines Magazins. Mit 19 Jahren ging sie für das Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaften in die USA, zunächst in Philadelphia, später in Willimantic, Connecticut, wo sie ihrer Schwester näher war, die in Coventry als Ärztin arbeitete.
Als Afrikanerin in Afrika aufgewachsen, war es ihr fremd, aufgrund ihrer Hautfarbe anders behandelt und beurteilt zu werden. Diese Erfahrung machte sie nun in den USA, wo z. B. ihre Zimmergenossin im Wohnheim sich wunderte, wie gut Adichie Englisch sprach und dass sie keine afrikanische Volksmusik hörte. Nachdem Adichie einen Master-Abschluss in Kreativem Schreiben gemacht hatte, begann sie zu schreiben und unter anderem diese Erfahrungen darin zu verarbeiten.
Seit 2002 hat Adichie mehrere Romane, Kurzgeschichten und Essays geschrieben und unzählige Nominierungen und Preise erhalten. Bekannt wurde sie einerseits mit ihrem TEDTalk „The danger of a single story„ (englischer YouTube-Clip), worin sie über die Gefahr spricht, andere Menschen und Kulturen nur über den einen Aspekt ihrer Geschichte zu verstehen, sich nur aufgrund dieses Aspekts sich ein Bild vom ganzen Menschen oder der ganzen Kultur zu machen. Sie parallelisiert ihre eigene Erfahrung mit der Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents in der restlichen Welt: Ihre Familie hatte einen Pagen, von dem sie in ihrer Kindheit nur wusste, dass er und seine Familie arm waren. Das war das Bild, das sie sich von ihnen machte; als ihre Familie einmal den Pagen und seine Familie in dessen Heimat besuchten, war sie daher überrascht festzustellen, dass die Familie Körbe flocht – also etwas herstellte, nicht „nur“ arm, also passiv und arm war. Ebenso ergeht es dem afrikanischen Kontinent und Afrikanern in der Wahrnehmung der restlichen Welt: Der Gedanke an Afrika ist so eng verbunden mit den Bildern von hungernden Menschen, dass es oftmals für Überraschung sorgt, wenn sich herausstellt, dass Menschen in Afrika nicht alle arm sind – und die, die es sind, nicht nur arm sind –, sondern auch eine moderne Kultur pflegen und auch den Kulturen anderer Länder folgen können.
Adichie lebt in Nigeria und den Vereinigten Staaten, wo sie Kreatives Schreiben unterrichtet. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter, und hält Ehrendoktortitel an zwei Universitäten.
Die tschechische surrealistische Künstlerin studierte zunächst bis 1920 in Prag und ging dann nach Paris, wo sie mit Jindrich Štyrsky einen Vorläufer der Informel-Stilrichtung schuf, den Artifizialismus. Sie zeichnete und malte oft erotische Motive; nachdem sie André Breton und den Surrealismus kennenlernte, gründete sie mit anderen tschechischen Künstlern die Tschechische Surrealisten Gruppe.
Während des Zweiten Weltkrieges galt ihre Kunst als „entartet“ und sie lebte im Untergrund, wobei sie ihrem jüdischen Partner auch Unterschlupf gewährte. Die beiden gingen 1947 gemeinsam nach Paris. Dort lebte sie bis 1980.
Toyen wurde als Frau geboren, würde sich heute jedoch wahrscheinlich als non-binär (enby) identifizieren, da sie sich nicht in binäre Genderrollen einfügte und sich auch mit männlichen Pronomen ansprechen ließ.
Die venezolanische Volksheldin wurde als Tochter eines kanarisch-stämmigen Intellektuellen in Caracas geboren. Während ihrer Kindheit usurpierte Napoleon Spanien und setzte seinen Bruder als König ein. Das spanische Volk im Land und in den Kolonien rebellierte; in Venezuela sahen die Kolonisten die Schwächung des Heimatstaats als Chance, ihre Unabhängigkeit zu erringen.
In den folgenden Kämpfen um die Herrschaft in Venezuela geriet die Familie Cáceres in die Kriegswirren. Ihr Vater wurde von Royalisten ermordet, ihr Bruderschloss sich einer Befreiungsaktion inhafterter Freiheitskämpfer an, wurde festgenommen und exekutiert. General Juan Arismendi, einer der Führer der republikanischen Revolution, verliebte sich (39jährig) in die 15jährige und bot ihrer verbleibenden Familie Unterkunft und Verpflegung auf der Isla Margarita. Dort heirateten die beiden schließlich. Juan Arismendi wurde als vorläufiger Gouverneur der Isla Margarita eingesetzt, musste jedoch vor den spanischen Truppen in die Berge fliehen. Daraufhin wurde Luisa mit 16 Jahren inhaftiert, um ihren Mann aus seinem Versteck zu locken oder die zur Preisgabe seines Aufenthaltsortes zu zwingen.
Die junge Schwangere wurde unter übelsten Bedingungen gefangengehalten und misshandelt. Sie lag in einer dunklen Zelle bei schlechter Ernährung und bewegte sich möglichst wenig, um ihre Kerkerwärter nicht auf sich aufmerksam zu machen. Ein Priester erbarmte sich ihrer schließlich und brachte ihr Licht und bessere Nahrung. Mit 17 Jahren brachte sie in der Gefangenschaft ein Kind zur Welt, dass aufgrund ihrer schlechten Lage während der Schwangerschaft kurz nach der Geburt verstarb. Nichtsdestotrotz blieb Luisa standhafte venezolanische Freiheitskämpferin und verriet nicht, wo sich ihr Mann aufhielt.
Sie wurde nacheinander in zwei andere Gefängnisse verlegt, blieb jedoch über diese ganze Zeit abgeschnitten von ihrer Familie. Als die republikanische Armee schließlich die Oberhand in Venezuela gewann, ließen ihre spanischen Geiselnehmer sie nach Cadiz in Spanien senden. Auf der Seereise dorthin erlitt sie Schiffbruch und strandete auf den Azoren; Anfang des Jahres 1817 erreichte sie endlich Cadiz und wurde dem dortigen andalusischen General vorgeführt. Dieser stimmte den Bestimmungen seiner südamerikanischen Kollegen nicht zu und setzte Luisa nur unter Hausarrest, mit einer Pension und unter der Obhut eines Arztes und dessen Frau. Sie blieb dort etwas mehr als ein Jahr, während dessen sie sich weigerte, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem sie ihre Loyalität gegenüber dem spanischen König erklären sollte.
1818 gelang ihr mit Hilfe zweier Freunde die Flucht über den Atlantik. So kam sie schließlich 1819 über Philadelphia wieder auf die Isla Margarita und wurde mit ihrem Mann wiedervereint. Sie lebte den Rest ihres Lebens in Caracas und bekam noch elf Kinder. Als Nationalheldin gefeiert, findet sich ihr Abbild seit 2008 auf dem 20-Bs-F-Schein.
Geboren als Sylvia Andler, Tochter einer unverheirateten deutschen Mutter und eines ghanaischen Medizinstudenten, wurde sie als illegtimes Kind in staatliche Obhut genommen – der Vater wollte sie bei seiner kinderlosen Schwester aufwachsen lassen, doch hatte keinerlei Anspruch auf Bestimmung. Sie wurde von der Familie Opitz in Münster adoptiert, die sie May nannten, und verlebte dort keine glückliche Kindheit. Nach einer Ausbildung zur Krankenschwesternhelferin studierte sie in Regensburg Pädagogik. Aus ihrer Diplomarbeit wurde später in Kooperation mit Dagmar Schultz und Katharina Oguntoye das Buch Farbe bekennen – nicht ohne zunächst von einem Professor abgelehnt zu werden, dass es Rassismus vielleicht in Amerika, aber nicht in Deutschland gäbe. Während ihres Studiums baute Ayim eine stärkere familiäre Bindung zu ihrem Vater in Ghana auf; er hatte sie zwar bei der Adoptivfamilie besucht, aber nun lernte sie ihre in Ghana lebende weitere Familie kennen und nahm in späteren Jahren auch den Namen ihres Vaters, Ayim, an.
Ab 1984 lebte sie in Berlin und machte nach der Reise unter anderem nach Ghana und dem Studium auch noch eine eine Ausbildung zur Logopädin. Sie kam in der Weltstadt in Kontakt mit Audre Lorde, der afro-amerikanischen, feministischen Lyrikerin. Diese motivierte und inspirierte sie dazu, die ISD zu gründen: die Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland. Ihre 1986 veröffentlichte Diplomarbeit gab auch den Anstoß für die Gründung der ADEFRA – Schwarze Frauen in Deutschland e.V.
Ayim hielt Vorträge zum Thema Rassismus, schrieb Gedichte und gilt als die Begründerin der kritischen Weißseinsforschung. Sie begann in den 1990ern unter der Belastung ihrer Arbeit, unter psychostischen Schüben zu leiden; als bei ihr Multiple Sklerose diagnostiziert wurde und im Rahmen der MS-Behandlung die Psychopharmaka abgesetzt wurden, fiel sie in schwere Depression und nahm sich am 9. August 1996, mit 36 Jahren, das Leben.
Saadia Bedief wurde früh zur Waise und musste sich allein im Algerien der 1930er Jahre durchschlagen. Sie verdingte sich als Haushaltshilfe für französische Kolonisten und schloss sich mit 15 einer Truppe von Wandermusikern an. Sie sang Lieder, die ihr eigenes Leben und das vieler Algerier zum Thema hatten: die Armut und das massenhafte Sterben während der Typhusepidemien, aber auch Liebe, Lust, Sexualität und Alkoholgenuss. Sie schrieb diese Lieder selbst, obwohl sie Zeit ihres Lebens Analphabetin bleiben sollte, und sie sang sie öffentlich, während vorher die kruden, provokaten Texte nur in kleinem privaten Kreis geschätzt wurden.
Bis zum Zweiten Weltkrieg mehrte sich der Ruhm ihres Gesang allein durch Hörensagen, bis der bekannte algerische Musiker Cheikh Mouhammed Ould Ennems sie entdeckt und in Algier an die Radiomikrophone brachte. Bald, 1952, nahm sie unter ihrem neuen Künstlernamen – zunächst Cheikha Remettez Reliziane – erste Platten auf. Remettez oder Rimitti, wie sie sich schließlich nannte, stammt vom französischen „Schenk nach!“ und die freizügige Lebenslust, die sie in ihren Liedern transportierte, gefiel den Autoritäten des post-kolonialen Algerien gar nicht. Hatte sie den nationalistischen Widerstand gegen die französischen Besatzer noch unterstützt und den neuen Stil der traditionellen Raï-Musik entscheidend mitgeprägt, wurde sie nach dem Unabhängigkeitskrieg vom ersten Präsidenten des jungen Staates, Boumedienne, mit einem Auftrittsverbot belegt und faktisch aus der Kultur verbannt.
Rimitti sang weiter auf privaten Veranstaltungen, lag nach einem Autounfall, der drei ihrer Musikerkollegen tötete, drei Wochen im Koma, unternahm 1979 die Haddsch und trat anschließend vor allem vor algerischen Auswanderern in Frankreich auf. Als Mitte der 1980er der Raï wiederentdeckt wurde, gewann auch Rimitti wieder an Bekanntheit, und so konnte sie in den letzten zwanzig Jahren ihres Lebens noch einmal weltweiten Erfolg genießen. Sie starb 2006 nur wenige Tage nach einem Konzert in Paris an einem Herzinfarkt.
Grace Emily Akinyi kam in einem kenianischen Dorf zur Welt, das vor allem von der christlichen Luo-Bevölkerung geprägt war. Ihr Vater war einer der ersten im Ort, der eine westliche Schulbildung erfuhr; dank seiner Konvertierung zum anglikanischen Glauben hörte Grace als Kind von ihm die alttestamentarischen Geschichten, während ihre Großmutter ihr die traditionellen Volksmärchen und Göttersagen der Luo erzählte. Grace machte nach der Schule zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester und Hebamme in Uganda und England; sie arbeitete anschließend auch in Kenia in diesem Beruf.
Sie heiratete den kenianischen Historiker Bethwell Alan Ogot und bekam vier Kinder mit ihm. Außerdem begann sie ihre Karriere als eine der ersten Schriftstellerinnen Afrikas, mit Kurzgeschichten in ihren Muttersprachen Englisch und Luo. Ihr erster Roman The Promised Land war nicht nur das Werk, mit dem sie 1966 größere Bekanntheit erlangte, sondern auch der erste vollständige Roman, der in einem afrikanischen Verlagshaus publiziert wurde. Sie arbeitete auch für die BBC und hatte später verschiedene Botschafterposten bei UNO und UNESCO inne. Ihre Romane sind von spannungsreichen weiblichen Figuren geprägt und vereinen christliche mit traditionell afrikanischen Themen.
Die tunesische Bloggerin, Tochter wohlhabender Eltern, die ebenfalls Aktivisten waren, startete bereits 2007 ein Blog mit zunächst rein persönlichem Inhalt. Nach einem Aufenthalt in den USA allerdings beschloss sie, die Möglichkeiten des Internet für politischen Aktivismus zu nutzen und begann im Juni 2009 ihr Blog A Tunisian Girl, in dem sie sich für Menschenrechte und Redefreiheit in Tunesien einsetze. Gemeinsam mit anderen Bloggern und mit Hilfe der Möglichkeiten in den sozialen Netzwerken befeuerte und dokumentierte sie die Revolution in Tunesien, die zum Arabischen Frühling werden sollte. Ihr Blog wurde zensiert und verboten; da sie von den Brennpunkten der Revolution (Sidi Bouzid, wo sich Mohamed Bouazizi selbst anzündete, und Kasserine, wo die Polizei zahlreiche Revolutionäre niederschoss) berichtete und Information über die Gewalt des Staates an seiner Bevölkerung verbreitete, war sie selbst auch den Repressalien durch die Regierung Zine al-Abidine Ben Alis ausgesetzt. Beschattung, Einbrüche, Todesdrohung, Verhaftung ihres Freundes gehörten zu den Methoden, wie sie zum Schweigen gebracht werden sollte. Ihr Kontakt zu ausländischen Journalisten half ihr dabei, weiter zu arbeiten und zu überleben.
Als nach einem Jahr der Revolution – nach der Flucht Ben Alis und einer Übergangsregierung – die gemäßigt islamische Ennahda zur Regierung gewählt wurde, zeigte sich Ben Mhenni enttäuscht. Sie setzte sich weiterhin für die Demokratie und gegen Korruption und Doppelmoral der tunesischen Regierung ein. Während sie das Internet als Hilfsmittel für die Revolution betrachtet, betont sie jedoch, dass die tatsächliche Revolution auf der Straße stattfand, und zwar blutig, was nicht mit euphemistischen Bezeichnungen wie Jasminrevolution verheimlicht werden sollte.
Ihr Blog wurde von The BOBs 2011 als Bestes Weblog ausgezeichnet, Ben Mhenni war als Repräsentantin der tunesischen Revolution im Gespräch für eine Nominierung für den Friedensnobelpreis desselben Jahres.
Als Maria Salamowa 15 Jahre alt war, floh sie mit ihren Eltern aus ihrem Heimatland Nordossetien, dass in den Tschetschenienkonflikt verwickelt war. Zunächst beantragten sie in Finnland Asyl wegen politischer Verfolgung, nachdem sie dort abgelehnt wurden, gingen sie nach Norwegen. Auch dort wurde ihnen zwar kein Asyl gewährt, sie mussten sich also als ohne Aufgenthaltserlaubnis oder Duldung niederlassen. Während ihr Asylantrag bearbeitet wurde, ging Maria zur Schule und später, nun als ausgesprochen „Illegale“ noch immer in Norwegen lebend, zur Universität. Sie machte ihren Bachelor in Anthropologie und ihren Master in Technologie und Wissenschaft – noch immer ohne gültige Papiere.
Die Jahre der Angst vor Deportation und die bizarren, widersprüchlichen Lebensverhältnisse als illegal Eingewanderte einerseits, Akademikerin und nach eigenem Gefühl Norwegerin andererseits bewegten sie schließlich dazu, ein Buch über ihr Leben zu verfassen. 2010 erschienen ihre editierten Tagebücher unter dem Titel Illegal norwegisch. Es löste eine Debatte über Immigration und Menschenrechte in Norwegen aus und Salamowa wurde eingeladen, Vorträge zu halten über ihre Erfahrungen. Nach einem solchen Vortrag am 12. Januar 2011 an der Nansen-Akademie in Lillehammer wurde sie festgenommen und in Abschiebehaft nach Trandum verbracht – einem Asylgefängnis, das von der UN für seine Foltermethoden und Haftbedingungen kritisiert wurde. Salamowa verbrachte dort sechs Tage, von denen sie sich nach eigenen Aussagen drei Jahre lang zu erholen versuchte, und wurde schließlich nach Russland abgeschoben.
Während ihrer Haftzeit und nach ihrer Abschiebung regt sich allerdings großes Medieninteresse und ein so großer Protest gegen das Vorgehen des Staates – eine Facebook-Seite zu ihrer Unterstützung hat bis zum 23. Januar mehr als 88.000 Mitglieder und die Unterschriftenaktion von Amnesty International zählt über 28.000 Unterschriften. In Island schlagen zwei Abgeordnete dem Althing vor, ihr die isländische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Doch am 16. April 2011 darf Salamowa, nun mit gültigen Papieren und einer Arbeitserlaubnis, nach Norwegen zurückkehren.
Heute arbeitet sie als Journalistin und Start-Up-Entrepreneur. Im unten verlinkten TEDx Talk erzählt sie eindringlich ihre Geschichte und ihre Entwicklung unten schwierigen Bedingungen.
verzweifelte situationen schaffen radikale mittel. in kenia stürmt gerade eine gruppe frauen im vollgas aus der traditionellen unterdrückung in die absolute autonomie – ein sehr lesenswerter artikel im sz-online-magazin.
Wiki deutschWiki englisch
Im Jahr 2004 erhielt Wangari Maathai den Friedensnobelpreis als erste afrikanische Frau (erstmals ging der Preis in zwei aufeinander folgenden Jahren an eine Frau) für ihren Widerstand gegen die ehemalige kenianische Regierung und ihr Engagement als Gründerin des Green Belt Movement.
Die Green Belt Bewegung hat nicht nur mit 30 Millionen gepflanzten Bäumen afrikanische Nutzfläche vor Erosion geschützt, sondern mit der Ausbildung von mehr als 30.000 Frauen in den unterschiedlichsten Berufen auch viel für die Emanzipation der afrikanischen Frau geleistet. Maathais Ehemann, der kenianische Regionalpolitiker Mwangi Mathai, ließ sich von ihr scheiden, weil sie „zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu dickköpfig und zu schwer unter Kontrolle zu halten“ sei – ein Meisterbrief für die unbequeme Frau.
Wangari Maathai hat viele Male als politisch verfolgte Frau in kenianischen Gefängnissen gesessen – und dennoch gibt es fast nur Bilder von ihr, auf denen sie strahlend lacht. Sie hatte manches Mal Glück in ihrem Leben – als ihr Bruder fragte, warum sie nicht in die Schule gehe und ihr Mutter keine Gründe zu nennen wusste, als sie nach ihrem High School Abschluss durch das „Airlift“ der Joseph P. Kennedy Jr. Foundation die Möglichkeit erhielt, in den USA und Deutschland zu studieren. Sie hat aber auch diese glücklichen Fügungen zu nutzen gewusst und den Mut gehabt, für ihr Glück und ihre Überzeugungen zu kämpfen. Diese Lebensfreude und -kraft macht sie zu einer prototypischen Erdmutter, und so wird sie auch auf Kisuaheli „Mama Miti“, Mutter der Bäume, genannt.
Ein Nachruf anlässlich ihres Todes am 25. September 2011 auf Zeit Online fasst ihre Biografie noch einmal zusammen. Auch die Seite von Green Belt Movement eröffnet mit einem Nachruf auf die kürzlich Verstorbene, allerdings mit der hoffnungsvollen und erfreulichen Nachricht, dass der bisherige African Environment Day, der 3. März, von diesem Jahr an der Wangari Maathai Day heißt. Auf der Seite der Nobelstiftung ist ebenfalls eien Kurzbiografie zu lesen. Auch bei fembio und womenshistory ist sie vertreten. Bei Spiegel Online hat sie eine Thema-Seite.