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Die vielseitigen Entwicklungs- oder Informationsverarbeitungsstörungen des autistischen Spektrums und ihre Genese sind bis heute noch zu großen Teilen unverstanden. Umso aufsehenerregender ist es, wenn jemand, dem eine relativ schwere Störung im Kindesalter attestiert wurde, nicht nur eine höchst erfolgreiche Karriere hinlegt, sondern auch aus dieser „fremden Welt“ berichten und anderen Betroffenen helfen kann, in ihrer Außer-Gewöhnlichkeit besser zu leben, mithin Kontakt zwischen den Welten herstellt.
Temple Grandins Eltern ließen sich von einer „Hirnschaden“-Diagnose nicht einschüchtern und förderten ihre Tochter in allem, was möglich war. So wurde aus dem Kind, das mit drei Jahren noch nicht sprach, eine Doktorin der Tierwissenschaften, Dozentin und Aktivistin, die regelmäßig Vorträge hält. Sie erfand die hug box, die Menschen mit autistischen Störungen helfen kann, sensorische Überreizung zu lindern. Sie hilft mit ihren Einsichten in ihre Wahrnehmungswelt Eltern von betroffenen Kindern, besser zu verstehen, was in und mit diesen geschieht.
Sie hat dazu noch, in ihrer Funktion als Beraterin der Nutztierindustrie, eine mir sympathische, grundlegend richtig erscheinende Haltung gegenüber den Tieren – die sie ohne Zweifel liebt: Nämlich, dass wir sie essen sollten bzw. dürfen (wenn wir es wollen), dass wir aber auch alles verwerten sollten (siehe pink slime) und dass wir ihnen aber dafür auch ein gutes Leben und einen schmerzlosen Tod schulden.
Bild: By Steve Jurvetson from Menlo Park, USA – Rain Man’s Rainbow, CC BY 2.0