Ethel Sargant kam als dritte Tochter eines Londoner Rechtsanwaltes und seiner Frau zur Welt. Sie besuchte zunächst die North London Collegiate School, dann studierte sie am Girton College, dem ersten Frauencollege Großbritanniens und Teil der University of Cambridge. Nach vier Jahren Studium schloss sie 1885 mit einem Examen ab.
Als Botanikerin forschte sie zum großen Teil zu Hause im eigenen Labor, weil sie sich gleichzeitig um ihre Mutter und ihre Schwester kümmern musste. Nur 1892/93 arbeitete sie für ein Jahr in den Royal Botanic Gardens in Kew, wo sie sich auf Pflanzenanatomie spezialisierte. Bei ihrer Arbeit gelang es ihr, eine Phase der Zellteilung bei Pflanzen nachzuweisen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch unbewiesen war (ich nehme an, dass es sich um das Zygotän der Meiose handelt, nach den Informationen des deutschen Wikipedia-Beitrages). Sie studierte außerdem die Entwicklung von Ei und Spermium der Lilien und veröffentlichte in den späten 1890ern mehrere Fachbeiträge dazu.
1897 bereiste sie Europa als Begleiterin von Margaret Jane Benson, zu der Zeit Leiterin der Botanischen Abteilung am Royal Holloway College. Die beiden Frauen sammelten auf dieser Reise Kenntnisse und Ausstattung für ein botanisches Labor, dass am College eingerichtet werden sollte.
In ihrem zu Hause bot sie im ‚Joderal Junior‘-Labor Kurse an, in denen das wissenschaftliche Arbeiten erlernt werden konnte. Für vier Jahr zwischen 1897 und 1901 war hier Ethel Thomas (Link Englisch) ihre Assistentin, im folgenden Jahr Agnes Arber. Von 1903 an spezialisierte sich Sargant auf die Anatomie von Sämlingen. Sie kam anhand ihrer Untersuchungen insbesondere der Leitbündel zu dem Schluss, dass einkeimblättrige und zweikeimblättrige Pflanzen evolutionär einen gemeinsamen Vorfahren gehabt haben müssen.
Ethel Sargant gehörte 1904 zu den 15 ersten Frauen, die als Mitglieder der Linnean Society gewählt wurden (dank Marian Farquharson), und sie sollte später die erste Frau im Vorstand der Vereinigung werden.
Nachdem ihre Mutter und Schwester bis 1912 beide verstorben waren, verließ sie schließlich ihr Elternhaus und bezog das Pfarrhaus auf dem Campus des Girton College. Im Folgejahr wurde sie dort zum Ehrenfakultätsmitglied gemacht. Während des Ersten Weltkriegs, jedenfalls bis 1918, war sie Präsidentin der Federation of University Women. In dieser Funktion schuf sie als Beitrag zur britischen Kriegsanstrengung ein Register über Akademikerinnen, die Arbeit ‚von nationaler Bedeutung‘ leisten konnten.
Ethel Sargant starb im Alter von 57 Jahren am 16. Januar 1918. Ihre Bibliothek hinterließ sie dem Girton College, einen Nachruf (Link Englisch) schrieb Agnes Arber.
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Ebenfalls diese Woche
28. Oktober 1860: Gulielma Lister (Link Englisch)
Die englische Botanikerin gilt international als Koryphäe für Schleimpilze.
31. Oktober 1711: Laura Bassi
Über diese Philosophin und Physikerin schrieb ich 2016, das Jahr der Frauen vor dem 19. Jahrhundert.