Schlagwort: gebärmutterkrebs

41/2020: María Teresa Ferrari, 11. Oktober 1887

María Teresa Ferrari (Link Englisch) wurde in eine wohlhabende und prominente Familie Argentiniens geboren: Beide Großväter, väterlicher- wie mütterlicherseits waren am Kampf um die Unabhängigkeit Argentiniens von Spanien und der Gründung des Staates beteiligt. Als ‚höhere‘ Tochter hätte sie keine lange Schulkarriere oder eine Berufsausbildung gebraucht, es lag ihr jedoch möglicherweise im Blut, größere Ziele als die Ehe zu verfolgen.

Mit 16 Jahren erlangte sie ihr Zertifikat, um als Lehrerin zu arbeiten. Sofort im Anschluss begann sie, am Colegio William Morris sowie an der Schule ‚N° 3 Bernadino Rivadavia‚ zu unterrichten. Dabei wandte sie Erkenntnisse der experimentellen Psychologie an, die sie in ihrer Schulzeit erlernt hatte, was die Behörden zunächst misstrauisch machte. Da sie aber gute Lernerfolge mit ihren Motivationstechniken bei den Schüler:innen erzielte, durfte sie damit fortfahren.

Nur ein Jahr später, 1904, schrieb sie sich mit 17 Jahren für das Studienfach Medizin an der Universidad de Buenos Aires ein. Dies hatten bis dahin nur fünf andere Frauen Argentiniens unternommen, und tatsächlich waren Frauen im Studium und im Beruf nicht gern gesehen. Ferrari sollte es noch des Öfteren erleben, dass ihr aufgrund ihres Geschlechtes Steine in den Weg gelegt wurden. Sie wurde jedoch auch bereits im ersten Studienjahr Assistentin in der pathologischen Forschung, eine prägende Erfahrung, die sich als Inspiration für ihre Zukunft in der Forschung herausstellen sollte. Nach sieben Jahren schloss sie die Universität mit Dokrotgrad ab und heiratete (aus der Ehe sollte weitere sieben Jahre später, 1918, ein Kind hervorgehen).

1914 begann sie, am Hospital Ramos Mejía in Buenos Aires in der Geburtshilfe-Abteilung zu arbeiten. Ihr Wunsch war es, diese Fachrichtung auch an der Universität zu unterrichten, sie wurde jedoch vom Aufsichtsrat abgelehnt: „Ungeachtet ihrer Qualifiktionen erfüllen Frauen aus physiologischen und psychologischen Gründen nicht die Bedingungen, um als Professorinnen der Medizin eingestellt zu werden.“ (Quelle: Wiki Englisch) Im Folgejahr wurde ihr die bescheidenere, weit weniger prestigeträchtige Stelle als Dozentin an der Hebammenschule gestattet, Ferrari bewarb sich 1919 auf eine wiederum freigewordene Professorenstelle und kämpfte in den kommenden sechs Jahren darum, während der Aufsichtsrat die Entscheidung über diese ganze Zeit hinauszögerte. Während die Herren an der Universität schlicht keine Sitzungen einberiefen, Dokumente fälschten, Empfehlungen ignorierten und Entscheidungen vermieden, blieb Ferrari allerdings nicht untätig.

Zwischen 1921 und 1923 besuchte die Medizinerin verschiedene Krankenhäuser in Europa, so zum Beispiel das Radiuminstitut von Marie Curie und das Columbia Hospital for Women in Washington, D.C.

1924 entwickelte Ferrari ein Vaginoskop, ein Instrument zur Untersuchung der Vagina und des Gebärmutterhalses, das sich besser als die bisherigen Instrumente sterilisieren ließ und mit unterschiedlichen Spekula kompatibel war. In Brasilien verbesserte sich die gesundheitliche Versorgung der Frauen durch ihre Erfindung entscheidend, und Ferrari gewann damit Preise und Anerkennung. Als sie 1925 zur Gattin eines Mitgleides der Armee in das Hospital Militar Central in Buenos Aires gerufen wurde, um ihr bei der Geburt zu helfen, bestand in dem Krankenhaus noch keine gynäkologische Station, also baute Ferrari kurzerhand selbst eine auf. Was mit einem Bett und von ihr selbst gespendeter Ausstattung begann, wuchs im Lauf der kommenden fünf Jahre zu einer Frauenheilkunde-Abteilung an, die sich über zwei Stockwerke erstreckte, mit zwei Kreißsälen und der Möglichkeit, Instrumente zu sterilisieren. In 40 Betten konnten Wöchnerinnen und andere Patientinnen nach Behandlungen untergebracht werden. Ferrari richtete hier außerdem den ersten Brutkasten für Frühgeborene in Argentinien ein.

Dennoch musste sie nach sieben Jahren in der laufenden Bewerbung als Universitätsprofessorin 1926 erneut eine Liste ihrer Qualifikationen einreichen: 20 Jahre Erfahrung als Pädagogin, 15 Jahre medizinische Tätigekeit, neun Jahre eigenes Studium an der Universität. Einer der Berater der Universität, der diese Liste zu Gesicht bekam, schrieb nun eine dringende Bitte an den Dekan, Ferrari endlich einzustellen, und 1927 wurde sie mit 13 zu 2 Stimmen als Professorin zugelassen. Im gleichen Jahr wurde sie am Militärkrankenhaus zur Leiterin der Gynäkologie und Geburtshilfe ernannt; die allgemeine Stimmung im Haus blieb jedoch eher feindselig gegenüber einer weiblichen Ärztin. So wurde sie in ihren Bestrebungen, die Radiologie als Heilmethode für Gebärmutterkrebs einzuführen, eher behindert. Die argentinische Medizin hatte für diese neuartige Therapie keine Fachleute und griff daher lieber auf die altbewährten, invasiven Operationen zurück, doch Ferrari ließ nicht locker und setzte Bestrahlung schließlich als Krebstherapie durch.

In den späten 1920er Jahren bereiste sie noch einmal Mittel- und Nordamerika, vertrat Argentinien in verschiedenen internationalen Veranstaltungen, half an der Columbia University bei einem Kaiserschnitt (das geborene Kind wurde ihr zu Ehren daraufhin ‚Argentina‘ genannt) und veröffentlichte diverse wissenschaftliche Schriften. Nach einem Militärputsch 1930 wurde Argentinien zunehmend konservativer, was auf lange Sicht auch Folgen für Ferrari haben sollte. 1936 gründete sie zunächst noch Federació Argentina de Dones Universitàries (FAMU), den Verband argentinischer Frauen an Universitäten, inspiriert von der International Federation of University Women (IFUW). Mit diesem Verband wollte sie die juristische und soziale Situation von Frauen insbesondere im akademischen Umfeld verbessern und Hürden in Bildungskarrieren aus dem Weg räumen. Dafür schloss sie sich mit anderen berufstätigen Frauen zusammen und organisierte Schulungen für die an die 100 Mitglieder. Zwei Jahre nach ihrer Gründung schloss sich die FAMU der IFUW an.

Schließlich musste sie 1939 dem konservativen Druck nachgeben und ihre Stelle am Hospital Militar Central aufgeben. Immerhin wurde sie an der Universtität dafür endlich als volle Professorin eingesetzt und erhielt den Titel ‚Profesor Extraordinario‚ in ihrem Fachbereich, der Geburtshilfe. Si eblieb also als Lehrende tätig, bereiste auch weiterhin und schrieb. 1946 setzte sie sich als Präsidentin der FAMU zur Ruhe.

Mit dem Aufkommen des Peronismus Anfang der 1940er Jahre geriet sie jedoch wieder ins Kreuzfeuer der Politik. Weil sie kein Geld für politische Zwecke spenden wollte, zwang das Bildungsministerium sie dazu, als Lehrerin an der Schule ‚N° 3 Bernadino Rivadavia‚ und auch als Psychologie-Professorin am Colegio William Morris, wo sie ihre Karriere begonnen hatte, zurückzutreten. Wenige Jahre später, 1952, verweigerte sie erneut eine Verbindung zu Peróns Politik und setzte sich mit ihren inzwischen 65 Jahren lieber vollständig zur Ruhe.

Ein Jahr, nachdem Perón abgesetzt worden war, starb María Teresa Ferrari mit 69 Jahren.

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Ebenfall diese Woche

8. Oktober 1872: Kristine Bonnevie
Als Norwegens erste Professorin konzentrierte sich die Biologin auf die Zytologie, Genetik und Embryologie.

11. Oktober 1969: Merieme Chadid
Die marokkanisch-französische Astronomin installierte das Observatorium Dome Charlie in der Antarktis und war entscheidend am Very Large Telescope in der Atacama-Wüste in Chile beteiligt.

38/2020: Ursula Franklin, 16. September 1921

Ursula Franklin kam als Ursula Martius in München zur Welt, als Tochter eines Ethnographen und einer Kunsthistorikerin; der Vater war Protestant, die Mutter Jüdin. Als Deutschland in Polen einmarschierte, versuchten ihre Eltern, sie auf eine englische Schule zu senden, doch es fehlten ihr wenige Tage für zum notwenigen Alter von 18 Jahren, um ein Studentenvisum zu erhalten. Ursula ging stattdessen 1940 nach Berlin, um an der Universität Berlin Physik und Chemie zu studieren. Sie sollte später einmal sagen, dass sie sich für diese Fächer entschied, weil es ihr eine ’suberversive Freude‘ bereitete: „Kein Wort der Autorität konnte die Gesetze der Physik oder die Abläufe der Mathematik verändern“. (Quelle: Wiki Englisch) 1942 wurde sie jedoch als ‚Halbjüdin‚ zwangsexmatrikuliert und in ein Arbeitserziehungslager verbracht, in dem sie dazu eingesetzt wurde, zerbombte Häuser wieder aufzubauen. Ihre Eltern wurden beide in Konzentrationslager deportiert. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie in Berlin wiedervereint.

Ursula Martius kritisierte bald nach Kriegsende bereits den zweifelhaften Umgang der deutschen Gesellschaft mit dem Faschismus. Sie schrieb 1946 an Otto Hahn über die deutschen Physikerkollegen: „Was die Leute aufbauen, es wird immer eine Kaserne, eine Kaserne, in der ich nicht sehr große Lust habe, zu leben.“ (Quelle: Wiki Deutsch) Im kommenden Jahr griff sie in einem Artikel in der Deutschen Rundschau die Deutsche Physikalische Gesellschaft dafür an, mit den Mitgliedern, die offen und zu ihrem Vorteil Nationalsozialisten waren, nachsichtig zu sein: „Menschen, die mir immer noch in meinen Angstträumen erscheinen, saßen da lebendig und unverändert in den ersten Reihen.“ (Quelle: Quelle: „Physiker zwischen Autonomie und Anpassung: Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Dritten Reich“) Sie nannte neben Hans Otto Kneser, mit dem sie möglicherweise selbst bei ihrer Zwangsexmatrikulierung zu tun hatte, auch Pascual Jordan, Herbert Arthur Stuart und Erich Schumann. Während die DPG darüber diskutierte und abwiegelnd reagierte, machte Ursula Martius ihren Doktortitel in Experimentalphysik an der Technischen Universität Berlin bei Hartmut Kallmann, der selbst von der Judenverfolgung betroffen gewesen war. Sie suchte verständlicherweise nach Möglichkeiten für eine Emigration aus Deutschland, dass sie sowohl im Dritten Reich wie auch in seinem anschließenden apologetischen Umgang mit den verbleibenden Nationalsozialisten enttäuscht hatte. Als sie 1949 eine Postdoktorand:innen-Stelle an der University of Toronto antreten konnte, verließ sie ihr Geburtsland für immer.

Sie heiratete Fred Franklin, der ebenfalls in Deutschland als Jude verfolgt worden war und im Exil in England mit dem Quäkertum in Berührung gekommen war. Gemeinsam mit ihm sollte sie später, auf der Suche nach einer spirituellen Heimat für ihre Familie, ganz zum Quäkertum konvertieren.

Im Jahr ihrer Eheschließung, 1952, begann sie bei der Ontario Research Foundation zu arbeiten, zunächst als Forschungsstipendiatin, später als leitende Wissenschaftlerin. Sie wurde zur Spezialistin für Archäometrie, also der Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden zur Klärung von archäologischen Fragen. Zum Beispiel fand Franklin mit Hilfe physikalischer Analysemethoden heraus, dass das schwarze Eisenoxid auf prähistorischen, chinesischen Bronze-Fundstücken kein zufälliges Ergebnis war, sondern mit Absicht auf die „Schwarzen Spiegel“ aufgetragen worden war. Auch die Altersermittlung von Glas gehörte zu ihrer Expertise, so leitete sie eine Studie zu Überresten von Glasperlen, die zur Bezahlung unter anderem im Sklavenhandel verwendet wurden (Link Englisch).

1967 wurde sie an der University of Toronto die erste außerordentliche Professorin für den Fachbereich Metallurgie und Materialwissenschaft. Sechs Jahre später wurde sie volle Professorin. In den 1970er Jahren saß sie einer Studie vor, die die Möglichkeiten des Ressourcenerhalts und des Naturschutzes untersuchte – ihre Arbeit daran lag ihrer späteren Philosophie der Technik zugrunde.

Franklin war auch politisch aktiv, unter anderem in der Organistation Voice of Women (heute Canadian Voice of Women for Peace, Link Englisch). Durch diese war sie an der Baby Tooth Survey (Link Englisch) beteiligt, einer Studie, die anhand der Untersuchung von Milchzähnen menschlicher Kinder die Auswirkungen von Kernwaffenttests untersuchte. Mit Postern in Klassenzimmern wurden Grundschulkinder aufgefordert, ihre ausgefallenen Milchzähne an die Studienausführenden zu senden, dafür bekamen sie einen Anstecker. Schon früh im Laufe der Studie konnten in den Zähnen erhöhte Strontium-90-Werte festgestellt werden; später zeigte die Studie, dass die Milchzähne von Kindern aus dem Jahr 1963 fünfzig Mal mehr Strontium-90 angesammelt hatten als die von Kindern aus den 1950er Jahren. Eine radioaktive Belastung dieser Generation war damit eindeutig nachgewiesen. Die Studie trug dazu bei, die überirdischen Kernwaffentests der USA zu beenden (damit ist Ursula Franklin im Übrigen „Kollegin“ von Katsuko Saruhashi).

Ihre politische Arbeit stand stets im Zeichen feministischen Pazifismus. In den 1980er Jahren nahm sie an einer Kampagne teil, die von der kanadischen Regierung für Kriegsdienstverweigerer das Recht forderte, Einfluss auf die Verwendung der von ihnen gezahlten Steuern zu nehmen – dass diese also nicht für militärische, sondern nur für friedliche Zwecke ausgegeben würden. Die Kampagne wurde leider nicht vom Obersten Gerichtshof angehört und scheiterte. Nachdem sie 1987 emeritierte, schloss sie sich mit einigen anderen weiblichen Fakultätsmitgleidern im Ruhestand zusammen und verklagte die University of Toronto auf Schadensersatz: Die Universität habe sich bereichert, indem sie Frauen mit gleicher Qualifikation wie ihre männlichen Kollegen schlechter bezahlt habe. Im Jahr 2002 erkannte die Universität ihre Schuld an und zahlte an etwa 60 Frauen Ausgleichszahlungen.

Sie blieb auch im akademischen Ruhestand philosophisch und politisch tätig. In einem Artikel On Theology and Peace (Über Theoligie und Frieden) von 1987 schrieb sie: „Frieden ist nicht die Abwesenheit von Krieg, Frieden ist die Abwesenheit von Angst.“ (‚Peace is not the absence of war, peace is the absence of fear‚, Quelle: Wiki Englisch; ein fundamental anderer Ansatz als Ronald Reagans Peace is not the absence of conflict, but the ability to cope with conflict by peaceful means, der vom Konflikt als gegeben ausgeht.) Diese Angst, die den Frieden stört, sei nicht nur Angst vor Krieg und Gewalt, sondern auch die Angst, die durch wirtschaftliche Unsicherheit, Arbeitslosigkeit und drohender Obdachlosigkeit entsteht. Über diese Ängste steuere das, was Franklin als ‚das Bedrohungssytem‘ bezeichnet, die Menschen, indem es gerade wirtschaftliche Unsicherheit und Angst schüre. Frieden, also die Freiheit von Angst, sei laut Franklin allein durch soziale Gerechtigkeit zu erreichen, die Gleichberechtigung/Gleichheit (equality) für alle bringe. Sie deutet an, dass in einer Gesellschaft, die am Konsum orientiert ist, Krieg und Gewalt das unausweichliche Resultat eines raffgierigen Lebensstil seien, der Fürsorge und soziale Gerechtigkeit ablehne.

Nachdem sie 1989 die Massey-Vorträge an der University of Toronto gehalten hatte, veröffentlichte sie 1992 das Buch The Real World of Technology (Link: Goodreads), das auf ihren Vorträgen basierte.

In einem lesenwerten Brief an eine Studentin (PDF zum Download auf Englisch) spricht sie 1993 über die Möglichkeit – und die Dringlichkeit –, als Feministin eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen. Sie führt das Beispiel der Anitbabypille an, deren gesundheitliche ‚Nebenwirkungen‘ verharmlost würden, weil sie Frauen betreffen, und zitiert ihre Kollegin Margaret Benston (Link Englisch): „Als Frauen und als Feministinnen müssen wir anfangen, mit der Wissenschaft und der Technologie umzugehen, die unser Leben und sogar unsere Körper bestimmt. Wir sind die Objekte schlechter Wissenschaft gewesen; jetzt müssen wir die Erschaffer einer neuen sein.“ (übersetzt nach Quelle: Canadian Woman Studies)

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 unterstrich Ursula Franklin ihre bereits zuvor geäußerte Meinung, dass Krieg und Gewalt nicht nur moralisch falsch sind, sondern auch nicht zielführend, noch dazu unpraktisch und teuer: „Krieg funktioniert nicht, nicht einmal für die Krieger.“ (übersetzt nach Quelle: Wiki Englisch) Gewalt habe in den vergangenen 50 Jahren nichts gelöst. Zum ersten Jahrestag der Anschläge schrieb sie, es wäre hilfreicher gewesen, 9/11 nicht als kriegerischen Akt, sondern als ‚politisches Erdbeben‘ zu betrachten, denn soziale und politische Strukturen seien nun mal so instabil wie geologische. „Geologische Brüche und menschliche Terroristen entstehen in einem Zusammenspiel der Kräfte, die verstanden und – manchmal – gemildert werden können. Beide können nicht durch Bomben verhindert werden.“ (übersetzt nach Quelle: Wiki Englisch) Für ihre Friedensarbeit wurde ihr 2001 die Pearson Medal of Peace verliehen (überreicht: 2002).

2006 kam The Ursula Franklin Reader: Pacifism as a Map heraus, eine Sammlung ihrer Texte, in denen sie sich der Möglichkeit einer friedlichen Gesellschaft nähert, insbesondere beeinflusst von ihrer Überzeugung vom Quäkertum. Im Clip unten spricht sie darüber.

3D Dialogue: Jesse Hirsch im Gespräch mit Ursula Frnaklin über Pacifism as a Map (Englisch)

In einem Text im Reader spricht sie etwa über die Globalisierung, die sie nicht für eine friedliche Lösung hielt, sondern für eine Verlagerung der bestehenden Konflikte in andere gesellschaftliche Bereiche. Das Ende des Kalten Krieges habe gewaltvolle Auseinandersetzungen regional auf kleinere Staaten verlagert, gleichzeitig sei der politische Konflikt durch den wirtschaftlichen Konflikt ersetzt worden. Der neue Feind dieses Konflikt sei jede:r, di_er die Werte der Gemeinschaft schätze über den materiellen Werten: „Was immer nicht ge- oder verkauft werden kann, was immer nicht in Geld oder Gewinn-Verlust-Rechnungen ausgedrückt werden kann, steht dem ‚Markt‘ als Feindesland im Weg und muss besetzt, verändert und bezwungen werden.“ (übersetzt nach Quelle: Wiki Englisch) Wer dagegen Widerstand leisten wolle, müsse sich der Sprache des Besatzers widersetzen und Begriffe wie stakeholder, Nutzer, Gesundheitsdienstleister, Bildungsdienstleister ablehnen, wenn von Lehrenden, Pflegenden, Heilenden die Rede sei. Auch die kreative Nutzung elektronischer Medien sei wichtig, um die Informationskontrolle der Besatzungsmacht zu umgehen.

Im April 2013 spendete Franklin ihre Schriftensammlung von insgesamt 220 Texten, die sich aus westlicher Perpsektive mit der chinesischen Kultur befassten, an das Konfuzius-Institut des Seneca College Toronto. Drei Jahre später, am 22. Juli 2016, starb Ursula Franklin mit 94 Jahren.

So sehr mich die Fülle des englischen Wikipedia-Eintrags zu Ursula Franklin beglückt hat und so begeistert ich von ihren Zitaten und Gedanken war, so schwierig fand ich die zeitliche Einordnung dieser Gedanken – der deutsche Beitrag geht auf ihre Technikphilosophie nur mit einem Satz ein, der englische Beitrag stellt die Inhalte ihrer Philosophie hingegen losgelöst von ihrer Biografie vor. Auch die oben aufgeführten Inhalte zu Pazifismus und Feminismus mehr inhaltlich denn chronologisch gegliedert. Dennoch empfehle ich die Lektüre des englischen Beitrags, weil er recht ausführlich auf ihre Thesen eingeht. Ich hätte ihre Philosophie gerne eingehender vorgestellt, nicht nur, weil sie faszinierende Gedankengänge beinhaltete, sondern auch, weil sie mir aktueller denn je erscheint. Möglicherweise werde ich mir die Übersetzung des englischen Beitrags für die deutsche Wikipedia auf den Zettel schreiben.

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Ebenfalls diese Woche

17. September 1888: Michiyo Tsujimura (Link Englisch)
Mit ihrer biochemische Analyse des Grünen Tees erlangte die Japanerin als erste Frau ihres Landes einen Doktortitel in Agrarwissenschaft.

19. September 1915: Elizabeth Stern (Link Englisch)
Die kanadische Pathologin lieferte entscheidende Erkenntnisse über die Zusammenhänge von Zelldysplasie und späteren Krebserkrankungen, insbesondere der Gebärmutter. Ihr verdanken wir, dass Gebärmutterkrebs nicht mehr mit SIcherheit tödlich endet, sondern ein Risiko früh erkannt und der Krebs erfolgreich behandelt werden kann. Auch den Einfluss der Hormonmenge in frühen Verhütungspillen erkannte sie.

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