Transkription: den blick in den himmel gerichtet / fühlt sich der freie fall / wie fliegen an
Transkription: den blick in den himmel gerichtet / fühlt sich der freie fall / wie fliegen an
Das folgende Gedicht hat eigentlich keinen Titel, als ich es schrieb, war ich etwa 18 und ja, es hat ein bisschen ‚i’m not like other girls‘ vibes. Aber andererseits hab ich einiges davon schließlich und endlich in meinem Partner gefunden, also auch ‚you go girl‘!
Ich brauche keinen
So einen brauche ich
Einen,
Einen wie mich
I.
20 Tage also
Jeder Tag ein feines Tuch, das sich über mir ausbreitet.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Ein feines weißes Tuch.
Darunter ich.
Darunter Treibsand.
II.
Jetzt kommt die Molasse.
Nicht tröpfchenweise.
Molasseschwall auf Molasseschwall breitet sich dick aus, schwarz, Molasseblut blubbert in den Tüchern, tränkt die Tücher, alles klebt, hängt, trieft, schwer, schwerer, schwerer, schwerer, schwerer, schwererschwererschwererschwererwerwerwerwerwerwerwerwer
III.
Wo ein Ich war
Eine klaffende Leere
Das ist keine Wunde
Das ist ein Wurmloch
Das saugt
Schreit
Erstickt
Unter schwarzen Tüchern
Still und
Ich
weg
ja
bitte
weg
ich könnte das nicht
selbstmord
würde ich nie tun
die armen kinder
der arme mann
die armen eltern
wie feige
würde ich nie tun
selbst
ja, ein unfall
eine krankheit
das ist was anderes
die armen kinder
der arme mann
die armen eltern
wie tragisch
aber im ergebnis
gleich
Für Feminismus im Pott habe ich darüber geschrieben, was mich als feministische Mutter beschäftigt.
für meine tochter
in deinen augen
meine augen
der klare blick und unschuld
bleibt und geht verloren
in deinem gesicht
mein gesicht
die gefühle und gedanken
offenbart und verborgen
in deinem körper
mein körper
die veränderung und autonomie
beobachtet und verteidigt
in dir
ich
die vergangenheit und zukunft
spiegeln und begegnen sich
komm mit in den raum
in dem wir über meine selbstbefriedigung reden
er ist sehr klein
und an der tür das schild:
nymphomane psychopathin
komm mit in den raum
in dem wir über mein sexleben reden
er ist ein irrgarten
und an der tür das schild:
frigide schlampe
komm mit in den raum
in dem wir über meine monatsblutung reden
er ist sehr dunkel
und an der tür das schild:
unhygienische hysterikerin
komm mit in den raum
in dem wir über meine elternschaft reden
er ist sehr laut
und an der tür das schild:
egoistische rabenmutter
komm mit in den raum
in dem wir über meine abtreibung reden
er ist voller peitschen
und an der tür das schild:
verantwortungslose kindsmörderin
du fürchtest den moralischen totalitarismus
ich lebe darin
(addendum: dies sind nur meine räume, einer weißen cis hetero frau. es gibt noch viel mehr solcher räume, bei denen ich das glück habe, sie nicht kennen zu müssen.)
*
come along into the room
where we talk about my masturbation
it’s very small
and the sign at the door says:
nymphomaniac psychopath
come along into the room
where we talk about my sex life
it’s a maze
and the sign at the door says:
frigid slut
come along into the room
where we talk about my menstruation
it’s very dark
and the sign at the door says:
unsanitary hysteric
come along into the room
where we talk about my parenthood
it’s very loud
and the sign at the door says:
egoistic failure
come along into the room
where we talk about my abortion
it’s full of whips
and the sign at the door says:
irresponsible babykiller
you’re afraid of moral totalitarianism
i live in it
(addendum: these are only my rooms, of a white cis hetero woman. there are a lot more of these rooms which i am lucky enough not to have to enter.)
wie ich schon das eine oder andere mal erwähnt habe, habe ich auch einen schwarzen hund. an manchen tagen ist er sehr groß, schwer und träge. aber wenn ich schon diesen schwarzen hund habe, kann ich wenigstens artistischen nutzen daraus ziehen. was ist die beste suicidal ideation wert, wenn man nicht darüber schreiben kann? wer ganz starke nerven hat und keine fremdscham kennt, kann sich das originaldiktat anhören.
wenn ich gehe, dann will ich es nicht leise tun
es soll nicht wie ein unfall aussehen
mit einem großen messer will ich mir den hals aufschlitzen
rot besudeln die welt
mit allem, was in mir war
auf die gewischten fliesen
auf die saubere wäsche
alles, was ich nicht sagen konnte
was keiner hören wollte
nur meinen kindern sagt ihr nichts
meine kinder beschützt ihr vor mir
sagt ihnen
mama hat sie lieb, aber sie musste gehen
es war nicht genug
These are just thoughts
and these are just feelings
These are just clouds
and I am the sky
But Tim, I’m only breathing
These are my arms
They hold and caress
They carry and lift
They don’t work for me
These are my legs
They walk and they bend
They stand up and run
They don’t work for me
This is my body
It nurtures and gives
It works all the time
But not for me
This is my time
I spend it on life
It’s going to fast
It runs out on me
These are just thoughts
and these are just feelings
These are just clouds
and I am the sky
But Tim, I’m only breathing
Ich habe jetzt eine Weile mit mir gehadert, ob diese Selbstpromotion zulässig, angebracht und hilfreich ist, und bin im Zuge meiner Eindrücke von weiblichen Rollenvorbildern zu dem Schluss gekommen…
Quelle: Katze und Igel