Schlagwort: james bond

goldfinger (fragment)

guy hamilton, USA 1964
nur ein kurzer exkurs, schließlich habe ich weder den anfang noch den schluss des films gesehen. innerhalb der 45-60min., die ich von dem film gesehen habe, bin ich jedenfalls in den genuss der szene gekommen, die meine gesamte haltung zu den connery-bonds erklärt. schon als mädchen hatte ich zu connerys bond ein sehr gespaltenes verhältnis: natürlich, attraktiv fand ich ihn, in dem rahmen, was eine prä-pubertierende oder auch pubertierende so an fantasie mit einem voll ausgewachsenen anzugträger zulassen kann. aber: immer auch irgendwie eklig, klebrig, mit einem leichten widerwillen. und jetzt weiß ich, glaube ich, warum.

also, mal abgesehen davon, dass der name Pussy Galore eigentlich nur als geusenwort / reappropriation wieder richtig cool sein kann – im film aber eindeutig vom männlichen autor über den männlichen regisseur zum männlichen schauspiel-partner eine ziemlich simple, schon eigentlich nicht mal chauvinistische, sondern nur schuljungen-doofe eigenschaftszuweisung ist, was sogar bond’s eigene reaktion darauf bezeugt. wer denkt sich denn sowas aus?

auch wenn mir als mädchen – bis zum heutigen tage sogar – nicht klar war, dass pussy galore nicht nur spröde, sondern downright lesbisch sein soll, ist die szene, wie bond mit ihr im pferdestall erst einen judo-schlagabtausch hin- und sie dann gegen ihren anfänglichen widerwillen flachlegt, der inbegriff dessen, was meinen widerwillen gegen diesen bond ausmacht. als mädchen ließ ich mir das noch so verkaufen: sie will es ja eigentlich auch – vor dem hintergrund meiner eigenen erwachenden sexualität war das sogar irgendwie logisch, schließlich war ich selbst zugleich neugierig und ansatzweise lüstern wie auch ängstlich und voller misstrauen gegen das, was einem da so aus den gesichtern und hosen des anderen geschlechts entgegen kam.

mit den augen der erwachsenen frau, die ich nun gestern gerade in gebrauch hatte, sieht die szene aber ganz anders aus. da ist eine erwachsene frau, die einen männerberuf hat, ganz offenbar auch weiß, zu wem sie sich hingezogen fühlt und zu wem nicht, die ihrem oberbösen brötchengeber auch schon mal die meinung sagt; die muss sich jetzt für die sache dem schürzenjäger, dem sie schon mehrere nasenstüber verpasst hat, wie ein fleisch-accessoir an den arm hängen und ihm *winkwink, nudgenudge* die pferdeställe zeigen. dort wehrt sie sich gegen seine zudringlichkeiten mit unbestreitbarer klarheit und demonstriert dabei wenn nicht überlegenheit, dann doch ebenbürtigkeit. kaum hat er ihre abwehr aber soweit durchbrochen, dass seine lippen in reichweite der ihren kommen, schiebt er ihr die zunge in den hals – und prompt hat sie’s natürlich „eigentlich so gewollt“.

eine solche szene ist meines erachtens schlimmer und abträglicher für die emanzipation und das verständnis weiblicher sexualität als so mancher porno. was mir als mädchen schon eklig am bond war: da wird mir ein kerl als unwiderstehlich verkauft, der eigentlich ein triebtäter ist. und mir als heranwachsende frau wird vermittelt: wenn so einer nur toll genug küssen kann, dann spielt dein wille keine rolle mehr. für diese subtile manipulation hatte ich also auch als mädchen schon ein gefühl…

gottseidank konnte ich bei einer kurzen recherche feststellen, dass ich diese szene nicht nur wegen meiner pseudo-feministischen empfindsamkeit / hysterie so sehe und deshalb fies finde. auf der seite tvtropes.org findet sich GOLDFINGER unter folgenden tropes: Rape As Backstory, Rape Is Love und It’s Not Rape If You Enjoyed It. wie toll ist diese seite eigentlich?

WEG MIT
§218!