Schlagwort: katalysator

Irma Goldberg

* 1871

Irma Goldberg (Link Englisch) kam in Moskau zur Welt, in den 1890er Jahren ging sie an die Universität Genf, um dort Chemie zu studieren. Sie forschte zur Trennung von Schwefel und Phosphor aus Ethin, 1897 wurde ihr erster Artikel veröffentlicht, mit Ko-Autor Fritz Ullmann, über die Derivate von Benzophenon, einer organischen Verbindung, die noch immer als Konservierungsmittel in Kosmetika verwendet wird.

Goldberg und Ullmann arbeiteten auch anschließend weiter zusammen. 1904 veröffentlichte Goldberg eine Arbeit darüber, wie Kupfer als Katalysator für die Ullmann-Reaktion verwendet werden kann, um ein Phenyl-Derivat von Thiosalicylsäure herzustellen. Aufgrund dieser Arbeit heißt eine Form der Ullmann-Reaktion sogar nach ihr, die Goldberg-Reaktion (C-N Paarung, Link Englisch); ihre Erkenntnisse trugen zur Erleichterung von Laborprozessen bei. In dem, was die beiden das Ullmann-Goldberg-Kollaborativ nannten, forschten sie ab 1905 gemeinsam an der Technischen Hochschule in Berlin. Hier trugen sie maßgeblich zur Entwicklung von synthetischen Färbemitteln bei, namentlich synthetischem Alizarin, welches die Nutzung von Färberkrapp überflüssig machte. Irma Goldberg arbeitete auch für die BASF in der Entwicklung von künstlichen Farbstoffen.

1910 heirateten Ullmann und Goldberg, 1923 kehrten sie nach Genf zurück, wo Ullmann ein Mitglied der Fakultät wurde. Von Irma Goldberg, die eine für Frauen der Zeit ungewöhnlich erfolgreiche Karriere als Chemikerin erreicht hatte und sogar namentlich für ihre Forschungen erwähnt wird, ist danach nicht mehr bekannt, als dass sie 1939 noch einen Nachruf auf ihren Ehemann in einer Genfer Zeitung unterzeichnete.

Anna Volkova

† 1876

Anna Volkova (Link Englisch) war eine russische Chemikerin. Sie besuchte öffentliche Vorlesungen an der Universität Sankt Petersburg und eignete sich so viel Wissen an, dass sie von 1869 an bei Alexander Nikolajewitsch Engelhardt im Labor arbeitete. Sie hielt praktische Kurse für Studentinnen ab, der Urheber des Periodensystems Dmitri Mendelejew förderte sie dabei.

Volkova war die 1870 die erste Frau, die als Chemikerin einen Universitätsabschluss machte (in Russland?), die erste Frau, die in die russische Chemical Society aufgenommen wurde, die erste Russin, die ein wissenschaftliches Werk über Chemie veröffentlichte und sie wird gemeinhin als erste Frau betrachtet, die über ihre chemische Forschung in einem modernen Labor schrieb.

Ihr Fachgebiet waren organische Amide. Es gelang ihr – wiederum als erstes – einen Stoff herzustellen, der im englischen Wikipedia-Beitrag ‚orthotoluenesulfonic acid‘ genannt wird. Mit etwas Recherche konnte ich herausfinden, dass es sich um 2-Toluolsulfonsäure handeln muss (‚ortho-‚ beschreibt die Position des zweiten Substituenten an einem Ringmolekül). Diese Verbindung dient vor allem in anderen chemischen Reaktionen als Katalysator; Volkova bildete auch dessen Amide. Ebenso schuf sie als Erste eine Verbindung, die noch heute als Weichmacher in diversen Dingen verwendet werden: Trikresylphosphate (TKP).

frauenfiguren anna volkova paratricresylphospate
(para-)Trikresylphosphat

Weichmacher haben wohl nicht zu Unrecht einen schlechten Ruf. Dieser spezielle Stoff wurde und wird (nur) in Schmierstoffen und Hydraulikflüssigkeiten verwendet. Zum Beispiel in deutschen Torpedos im Zweiten Weltkrieg. Leider kamen 1941 einige Menschen in der Gegend um Eckernförde aufgrund der Nahrungsmittelknappheit auf die Idee, dieses Torpedoöl zu stehlen und als Lebensmittel zu verwenden, beim Braten und Backen. Dies führte bei etwa 70 Personen zur „Eckernförder Krankheit„: Einer Vergiftung durch TKP, die zur bleibenden Lähmung der Beine führte. Das gleiche war 1940 auch schon den so genannten Ölsoldaten in der Schweiz passiert.

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