Schlagwort: sowjetunion

03/2018

4. März 1913: Anna Vavak
Die in Wien lebende Tschechin wurde 1941 als ein aktives Mitglied der „Tschechoslowakischen Widerstandstruppe“ von der Gestapo verhaftet. Im Oktober 1942 wurde sie über verschiedene Stationen in das Konzentrationslager Ravensbrück verbracht, wo sie sich für die Arbeit im Rüstungsbetrieb des Siemenslager-Ravensbrück meldete. Im außerhalb des Konzentrationslagers liegenden Betrieb arbeiteten KZ-Insassinnen und Zivilisten zusammen an Fernsprech-, Radio und Meßgeräten für den Einsatz an der Front. Die Wochenarbeitszeit der KZ-Insassinnen betrug anfangs 48 Stunden und wurde später auf 62 Stunden hochgesetzt; dazu kamen ausfallende „Mahlzeiten“ im Konzentrationslager, weil der Weg hin und zurück die „Pause“ zumeist aufbrauchte. Später wurden Wohnbaracken für die dort arbeitenden KZ-Insassinnen gebaut, sodass sich die Wegzeit verkürzte (und die Arbeitszeit verlängerte).
Anna Vavak meldete sich freiwillig zur Arbeit im Betrieb, um mit den Zivilisten in Kontakt zu kommen und ihnen von den Zuständen im Konzentrationslager berichten zu können. Mit der Unterstützung anderer Arbeiterinnen erreichte sie bald die Position der Hauptanweiserin der Schreiberinnen. Das ermöglichte es ihr nicht nur, einzelnen Frauen das Leben zu retten, indem sie die Angaben über deren Produktionsquoten manipulierte, sondern machte sie zum Schutzengel anderer aktiver Sabotageakte, die die Zwangsarbeiterinnen im Betrieb vornahmen. So setzte sie ihren Widerstand gegen die Nationalsozialisten auch in der Haft weiter fort.
Anna Vavak konnte nach der Evakuierung des KZ Ravensbrück beim Todesmarsch Richtung Malchow entkommen. Sie heiratete ein Jahr nach Kriegsende einen anderen Holocaust-Überlebenden, Hans Maršálek, der später als Chronist des KZ Mauthausen tätig war. Sie starb mit 46 Jahren und wurde in Wien beerdigt.

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7. März 1858: Cecilie Thoresen
Die Tochter eines norwegischen Arztes und Gutsbesitzers genoß mit ihren Brüdern gemeinsam eine private Erziehung. Sie las bereits als Jugendliche die zeitgenössische Literatur, wozu auch eine Übersetzung von John Stuart Mills Die Hörigkeit der Frau gehörte. Dennoch entschloss sie sich erst mit 20 Jahren, einen Mittelschulabschluss zu machen, um berufliche Perspektive zu gewinnen. Zunächst besuchte sie einen „Kurs für Bürodamen“ an einer Handelsschule, wo sie sich allerdings langweilte und nach acht Tagen (eigenen Angaben zufolge) die Ausbildung abbrach.
Ihr Vater setzte sich auf ihren Wunsch dafür ein, dass ihr das für ein Universitätsstudium nötige Examen ermöglicht werden sollte, das zu diesem Zeitpunkt (1880) nicht für Frauen offenstand. Das zuständige Kirchen- und Unterrichtsministerium verweigerte ihr jedoch diesen Wunsch. Als Cecilie selbst sich an den Kirchenminister wandte, leitete dieser die Anfrage an die Universität in Kristiania (heute Oslo) weiter, die einzige Universität des Landes. Doch auch hier wurde sie abgewiesen.
Thoresen ließ nicht locker und kontaktierte Hagbard Berner, einen Mitarbeiter des oppositionellen Politikers Johan Sverdrup. Dieser brachte einen privaten Gesetzesentwurf dahingehend in das norwegische Parlament, das zwar Bedenken hatte – aus der Arbeit der Frau könne nur „voller Nutzen“ gezogen werden, wenn bei Erziehung und Ausbildung Rücksicht auf ihre „natürlichen Dispositionen, ihr eigentümliches Gemütsleben sowie auf ihre Anlagen und Vorzüge“ genommen werde –, aber Mitte 1882 dann doch ein neues Gesetz beschloss, welches das Examen für das Universitätsstudium auch Frauen eröffnete. Thoresen legte noch eine Zusatzprüfung ab, da sie Mathematikunterricht nur im für Mädchen üblichen Rahmen erhalten hatte, und bestand diese mit Erfolg. Im Alter von 24 Jahren bestand sie ihr Examen als erste Frau Norwegens, und zwar in allen Fächern mit „sehr gut“. Gleich im Anschluss schrieb sie sich unter großem nationalen Aufsehen an der Universität Kristiania ein und studierte später sogar für ein Auslandsjahr in Kopenhagen.
Auch wenn sie selbst aufgrund von Heirat und der Geburt dreier Kinder ihr Studium nicht abschloss, hatte sie den Mädchen und jungen Frauen Norwegens den Bildungsweg an der Universität eröffnet. Sie engagierte sich auch im späteren Verlauf ihres Lebens für die Frauenbewegung, war an der Gründung der Norwegischen Frauenrechtsvereinigung und der Frauen-Wahlrechtsvereinigung beteiligt und auch die norwegische Sektion des Internationalen Frauenrats geht auf ihre Initiative zurück.
Den Erfolg ihrer Arbeit erlebte sie nicht mehr; sie verstarb 1911 im Alter von 53 Jahren, das Frauenwahlrecht wurde in Norwegen – als einem der ersten Länder Europas – erst 1913 eingeführt.

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22. März 1913: Sabiha Gökçen
Die Tochter eines Amtsschreibers, der vom drittletzten Sultan der Türkei ins Exil verbannt worden war, konnte ihre schulische Ausbildung zunächst dank der Unterstützung ihrer Geschwister weiterführen. Mit 12 Jahren traf sie den Begründer der gerade zwei Jahre alten Republik der Türkei, Mustafa Kemal Atatürk. Der Präsident war von dem Mädchen beeindruckt, dass aus ärmlichsten Verhältnissen kam und dennoch den Ehrgeiz pflegte, die höhere Schule besuchen zu wollen. Er adoptierte Sabiha (neben elf anderen jungen Mädchen und Frauen) und förderte ihre Ausbildung.
Mit 22 Jahren begann Gökçen ihre Politinnenausbildung, mit späterer Weiterbildung in der Sowjetunion. Ein Jahr später machte sie ihren ersten Soloflug, um dann bei der türkischen Luftwaffe ihre Ausbildung zur Militärpilotin abzuschließen. Dazu gehörte auch das Fallschirmspringen – zu diesem Zeitpunkt war der Fallschirmsprung die einzige Möglichkeit, ein abstürzendes Flugzeug zu verlassen.
Sie flog ihre ersten Einsätze im letzten großen Kurdenaufstand in der Türkei; für ihre Einsätze im Korea-Krieg erhielt sie die Beförderung in den Rang eines Majors. Während und nach ihrer aktiven Zeit im Lilitärflugdienst war sie verantwortlich für die Kampfpilotenausbildung der türkischen Luftwaffe, danach flog sie in einer Kunstflugstaffel.
Nur wenige Monate vor ihrem Tod im Jahr 2001 wurde der zweite Istanbuler Flughafen nach ihr benannt. Die Pilotin, die in ihrer aktive Zeit insgesamt 22 verschiedene Flugzeugtypen flog, ist eine spannungsreiche Figur: Sie diente als Exemplar für Atatürks moderne Frauenpolitik, doch verstand sie sich und die türkische Frau an sich als Kind einer „soldatischen Nation“. Sie sprach sich gegen den politischen Islam aus, doch war sie auch daran beteiligt, Bomben auf alevitische Kurden zu werfen. Gökçen kann als reine Galleonsfigur der modernen, ethnisch türkischen Frau gesehen werden – andere Frauen konnten erst wesentlich später (in den 1990er Jahren) den Militärdienst antreten, außerdem symbolisiert sie die Unterdrückung aller türkischen Minderheiten, insbesondere der Kurden. Als drei Jahre nach ihrem Tod Vermutungen aufkamen, dass sie eventuell armenischer Abstammung sein könnte, sorgte das für große Unruhe und zum Teil klare rassistische Äußerungen in der Türkei.

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27. März 1945: Anna Mae Aquash
Auch unter dem Mi’kmaq-Namen Naguset Eask, nahm Anna Mae Aquash als Mitglied des American Indian Movement (AIM) an verschiedenen Protestaktionen teil, wie der Besetzung der Mayflower II im Bostoner Hafen an Thanksgiving 1970 und der Besetzung von Wounded Knee.
Ende 1975 wurde sie vom AIM einigen Verhören unterzogen, wohl, weil man vermutete, sie spiele im Fall des Pine Ridge Shoot-outs der Polizei Informationen über den flüchtigen Tatverdächtigen Leonard Peltier zu. Im September 1975 verschwand sie; im Februar 1976 wurde ihr Leichnam auf der Pine Ridge Reservation gefunden. Zunächst wurde sie als nicht identifizierte Erfrorene unter dem Namen Jane Doe beerdigt, nur ihre Hände wurden abgetrennt und für Fingerabdruck zum FBI gesandt. Dadurch wurde sie acht Tage später als Aquash identifiziert und auf Wunsch ihrer Angehörigen, darunter ihre zwei Töchter, exhumiert. Bei der zweiten Obduktion wurde auch die Schusswunde am Kopf entdeckt, die auf eine Exekution hindeutete.
Es vergingen 27 Jahre, bevor für diesen Mord Tatverdächtige verhaftet wurden. Die Mitglieder und Führungspersonen des AIM, die vermutlich mit der Beseitigung einer vermeintlichen Informantin der Polizei in Zusammenhang stehen, beschuldigen sich gegenseitig. Ein tatsächlicher Tathergang ist bis heute ungeklärt.

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25. März 1953: Souhaila Andrawes*
Die im Libanon zum christlichen Glauben der Eltern erzogene Exil-Palästinenserin wollte eigentlich Nonne werden, was im vorwiegend muslimischen Kuwait, wo sie am Ende ihrer Schulzeit lebte, so gut wie unmöglich war. Sie konnte dort auch nicht studieren und ihr Plan, nach Jerusalem zu gehen, wurde vom Sechstagekrieg 1967 durchkreuzt. So ging sie schließlich zurück in den Libanon, um dort Englische Sprache und Literatur zu studieren.
Unter dem Einfluss ihrer palästinensischen Verwandtschaft, vor allem aber durch die Begegnung mit der ersten weiblichen Flugzeugentführerin, Leila Chaled, die in der arabischen Welt als Heldin gefeiert wurde, politisierte sich die 16jährige Andrawes und fand Anschluss an die palästinensische Widerstandsbewegung. Als sie mit 22 Jahren vor dem libanesischen Bürgerkrieg nach Kuwait zurück floh, nahm sie dort bald Kontakt zur Volksfront zur Befreiung Palästinas auf. Während ihrer militärischen Ausbildung 1977 in Aden (Jemen) lernte sie den hochrangigen PFLP-Funktionär Zaki Helou und dessen deutsche Frau Monika Haas kennen, die später unter Verdacht stand, mit ihr zusammengearbeitet zu haben. Vom Jemen über Kuwait und Bagdad erreichte Andrawes schließlich Mallorca, um dort im Auftrag Wadi Haddads mit anderen militanten PFLP-Mitgliedern das Kommando Martyr Hamileh durchzuführen: die Entführung des Lufthansa-Fluges LH 181 Landshut.
Andrawes war die einzige Überlebende der „Operation Feuerzauber“, wie die Befreiung der Geiseln in Mogadishu in der Planung der GSG 9 bezeichnet wurde. Sie wurde von Schüssen in Lunge und Beine getroffen; beim Abtransport auf einer Bahre durch den Flughafen hielt sie den Fernsehkameras das Victory-Zeichen entgegen und rief: „Tötet mich, wir werden siegen!“
Sie wurde im Folgejahr in Somalia zu 20 Jahren Haft verurteilt, die sie zunächst dort antrat, doch schon Monate später wurde sie in den Irak abgeschoben. Von dort aus wurde sie mehrfach in die Tschechoslowakei gesandt, um die Spätfolgen ihrer Schussverletzungen zu behandeln. Sie konnte im Irak ihr abgebrochenes Studium fortsetzen, doch floh bald vor den israelischen Kräften, die im libanesischen Bürgerkrieg eingriffen, nach Damaskus. Dort lernte sie 1983 ihren Ehemann kennen, mit dem sie zwei Jahre später eine Tochter hatte; 1990 wurden sie aus Syrien nach Zypern ausgewiesen und fanden schließlich in Norwegen politisches Asyl.
1994, auf den Tag 17 Jahre nach der Befreiung der Landshut wurde sie von deutschen Fahndern in Oslo festgenommen und im Folgejahr nach Deutschland ausgeliefert. 1996 wurde sie in Hamburg zu 12 Jahren Haft verurteilt, für die Beteiligung an Mord, Menschenraub, Flugzeugentführung und Geiselnahme. Ein Jahr später wurde ihr erlaubt, ihre Reststrafe in Norwegen abzusitzen; bereits zwei Jare darauf wurde sie aufgrund ihres Gesundheitszustandes, beeinträchtigt von den langfristigen Schäden durch die Schussverletzungen, vorzeitig entlassen. Seitdem lebt sie mit ihrer Familie in Oslo.

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*Disclaimer: Zur Erinnerung, es geht mir auf diesem Blog nicht ausschließlich um bewundernswerte Frauen, die Gutes taten/tun und die als Vorbild dienen können. Es geht mir auch darum, die volle Bandbreite persönlicher Eigenschaften abzubilden, die Frauen als menschliche Wesen innehaben können. Eine palästinensische Terroristin zu besprechen, gehört für mich deswegen ebenso dazu wie Massenmörderinnen (I und II) und KZ-Wärterinnen. Nach dem immer noch vorherrschenden Vorurteil sind Frauen friedliche, fürsorgliche Wesen, Aggressivität und Verbrechen von Frauen wird noch stets als schrecklicher, schockierender und widernatürlicher betrachtet als von Männern. Somit gehören diese aus der Norm herausragenden Frauen für mich selbstverständlich zum Themenkomplex Frauenfiguren, mit dem ich versuche, die dominierende Binarität Mann/Frau ein wenig aufzuweichen.

01/2018

1. Januar: Chertek Amyrbitowna Antschimaa-Toka
1912 geboren, war die Tuwinerin 1940 das erste weibliche Staatsoberhaupt einer Republik –  in einem südsibirischen Land, nicht einmal halb so groß wie Deutschland.
Leider war sie als solche, auch durch die Schattenregierung ihres Mannes, nur eine Marionette der Regierung der Sowjetunion, unter der die von Stalin angeordnete Säuberung des Landes von Buddhismus und Schamanismus sowie die Ausrottung der traditionellen nomadischen Lebensweise weiterbetrieben wurde. Das Land trat drei Tage nach der Sowjetunion in den Zweiten Weltkrieg ein und im Oktober 1944 als ‚autonomes Gebiet‘ in die Sowjetunion eingegliedert. Antschimaa-Toka bekleidete bis 1972 nur noch regionale Ämter. Sie verstarb 2008 in der tuwinischen Hauptstadt Kyzyl.

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2. Januar: Julia Wsewolodowna Lermontowa
Die 1846 in St. Petersburg geborene Russin wollte ursprünglich Medizin studieren, musste jedoch feststellen, dass sie weder den Anblick von Skeletten noch der Armut ihrer Patienten ertrug. Ihr wissenschaftliches Interesse richtete sich daraufhin auf die Chemie. Als sie trotz beständiger Ermutigung durch ihre Lehrer nicht an der Universität akzeptiert wurde, die als die Beste für Chemie in Russland galt, bemühte sie sich um ein Studium im Ausland. Ihrer Cousine Anna Michailowna Jewreinowa war von der erfolgreichen Mathematikerin Sofja Wassiljewna Kowalewskaja Unterstützung bei einem Studium in Deutschland angeboten worden und mit der älteren, angesehenen Anstandsdame war es beiden jungen Frauen möglich, Russland zu verlassen.
Als 22jährige studierte Lermontowa in Heidelberg Chemie und untersuchte in Robert Bunsens Labor die Eigenschaften von Platinverbindungen. Von dort ging sie nach Berlin und studierte organische Chemie unter August von Hofmann. 1874, mit 25 Jahren, schrieb Lermontowa ihre Dissertation und wurde an der Universität Göttingen die erste Frau mit einem Doktorgrad der Chemie.
Im Anschluss daran kehrte sie nach Russland zurück, arbeitete an der Synthetisierung von Kohlenwasserstoffen und stellte nach ihrem Rückzug aus der Chemie auf ihren geerbten Landsitz einen Käse her, der in ganz Russland verkauft wurde. Als Sofja Kowalewskaja 1891 starb, übernahm Lermontowa (teilweise) die Fürsorge für deren nun verwaiste Tochter Fufa, die zu Lermontowas Tod 1919 auch deren gesamten Besitz erbte.

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4. Januar: Hamida Barmaki
Die afghanische Menschenrechtsaktivisttin wäre am 4. Januar 48 Jahre alt geworden. Die Juraprofessorin war Expertin für das afghanische Rechtssystem, das durch säkuläre und religiöse Aspekte kompliziert gestaltet ist. Sie setzte sich in ihrem Land für die Frauen- und allgemeinen Menschenrechte, vor allem der Kinder, ein, hatte mehrere öffentliche Ämter inne und arbeitete als Vertreterin des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. 2009 wurde sie Kommissarin für Kinderrechte bei der AIHRC, der unabhängigen afghanischen Menschenrechtskommission.
Am 28. Januar 2011 wurde sie, mit ihrer gesamten Familie aus Mann und vier Kindern im Alter von 16, 14, 11 und 4 Jahren, Opfer eines Selbstmordanschlages auf einen Supermarkt in Kabul, dessen ursprüngliches Ziel bis heute ungeklärt ist.

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6. Januar: Melchora Aquino
„Tadang Sora“, Alte Sora, wie Melchora Aquino im Tagalog liebevoll genannt wird, war bereits 84 Jahre alt, als 1896 der philippinische Kampf um die Unabhängigkeit von der spanischen Kolonialmacht begann. Sie war 1812 als Tochter von Landarbeiter auf die Welt gekommen, hatte keine Bildung erfahren und war nach dem Tod ihres Mannes alleinerziehende Mutter ihrer sechs Kinder gewesen; sie trat manchmal als Sängerin auf oder sang in der Kirche zur Messe.
Ihr Sohn war aktiv im philippinischen Freiheitskampf und sie unterstützte ihn, indem sie in ihrem Haus verwundete Kameraden aufnahm und ihr Haus für die Versammlung der revolutionären Organisation zur Verfügung stellte. So wurde sie die ‚Mutter der Katipunan‚. Sie wurde auch mit 84 Jahren von den Spaniern inhaftiert und auf die Marianen-Inseln deportiert. Zwei Jahre später, als die Vereinigten Staaten die Kontrolle über die Philippinen übernahmen, wurde sie entlassen und kehrte zurück in ihren Heimatort, wo sie erst 11 Jahre später, im hohen Alter von 107 Jahren, starb. Ihre Grabstelle im Hinterhof ihres Hauses ist heute ein öffentlicher Friedhof.

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17. Januar: Eri Yoshida
Die 26jährige Japanerin ist die erste Frau, die in ein japanisches Profi-Baseballteam aufgenommen wurde, und nachdem sie von den Chico Outlaws gedraftet wurde, auch die erste, die in zwei Nationen professionell Baseball spielte.
Die Pitcherin spezialisierte sich mit 16 Jahren auf einen speziellen Wurf, den Knuckleball, der wegen des Mangels an Effet besonders instabil fliegt und daher für den Batter unberechenbar ist. Leider konnte sie in ihrer Spielzeit bei den Outlaws keine Erfolge erzielen und wurde daher bereits nach einem Jahr aus dem Kader gestrichen.

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24. Januar: Rokia Traoré
Zum Schluss: etwas Musik. Die malische Musikerin singt in ihrer Muttersprache Bambara oder auf Französisch, ihre Musikrichtung bezeichnet sie als „zeitgenössische Musik aus Mali“. Die Klänge bringen etwas äquatoriale Wärme in den Januar.

KW 13/2013: Melita Norwood, 25. März 1912

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Melita Norwood, Tochter eines lettischen Vaters – Sozialist – und einer britischen Mutter, Ehefrau eines russisch-stämmigen Mathematiklehrer – ebenfalls Sozialist – arbeitete 42 Jahre lang bei der British Non-Ferrous Metals Research Association und war damit in der Lage, „Akten äußerster Geheimhaltungsstufe zur britischen Atombombenforschung, damals als Tube Alloys bezeichnet“ an die Sowjetunion weiterzugeben. Was sie tat, 42 Jahre lang, unerkannt.

Sie tat es nicht für Geld. Sie tat es, weil sie an das System glaubte, für das sie spionierte. Und so erfolgreich, dass erst 20 Jahre nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben bekannt wurde, dass sie Spionage betrieben hatte.
Ein Nachruf auf diese merkwürdig unscheinbare und doch bemerkenswerte Frau ist beim Guardian zu lesen.

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§218!