Schlagwort: world war i

51/2017: Käthe Paulus, 22.12.1868

Käthe Paulus

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Als letzte Frauenfigur dieses Jahr – zwischen den Jahren mache ich Pause – eine Dame mit regionalem Bezug: Käthe Paulus, die schon als Kind hoch hinaus wollte, im rein physischem Sinn, und mit der unwahrscheinlichen Vorbildung als Schneiderin eine große Rolle in der Luftschifffahrt spielen sollte. Sie startete die Ballonfahrt, von der aus sie ihren ersten Fallschirmabsprung beging, in Krefeld (gesprungen ist sie dann über dem heutigen Wuppertaler Stadtteil Elberfeld). Leider verwitwete sie ein Jahr später auch in Krefeld, als ein Fallschirm-Ballon-Experiment mißglückte und ihr Ehemann vor ihren Augen – sie schwebte sicher mit Fallschirm herab – haltlos zur Erde stürzte; die Umwandlung eines Heißluftballons zu einem Fallschirm war nicht erfolgreich vonstatten gegangen.

Während sie selbst in vielen Jahren der Ballonfahrt und der Fallschirmsprünge sich nie mehr als einen Beinbuch zuzog, verlor sie neben dem Ehemann auch noch, kurz darauf, ihren vierjährigen Sohn an die Diphtherie. Paulus war aus der Krise nach dem Tod ihres Ehemannes gestärkt hervorgegangen und so überwand sie diese nächste Krise mit Konzentration auf ihre Arbeit und ihre öffentlichen Auftritte. Sie verkaufte sich geschickt als wagemutige, kesse Luftakrobatin und füllte die Flugfelder mit Publikum, wenn sie ihre Kunststücke in der Luft darbot.

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zog sich Paulus aus dem Luftraum zurück, übergab ihre Ballone und Fallschirme der Heeresleitung und pausierte für zwei Jahre. 1916 jedoch begann sie in ihrer Wohnung die Fertigung von Fallschirmen für das Preußische Kriegsministerium – zunächst alleine, später mit wachsender Nachfrage, mit angestellten Näherinnen. Das Zuschneiden der Seide jedoch und der anderen Stoffe, die verwendet werden mussten, als Seide knapp wurde, betrachtete sie stets als ihre eigene verantwortungsvolle Aufgabe. Sie hat das Konzept des Paketfallschirms entwickelt, das den Fliegern des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg das Leben rettete, und erhielt dafür das Verdienstkreuz für Kriegshilfe.

Nach dem Ende des Krieges verlor sie während der Inflation ihr Vermögen und außer den Spenden ihrer Memorabilia an die deutsche Luftfahrtsammlung hörte man nichts mehr von ihr. Als sie 1935 starb, fielen die Beerdigungsfeierlichkeiten eher klein aus, wenn auch die beiden bekannten deutschen Fliegerinnen Elly Beinhorn und Hanna Reitsch anwesend waren.

Bild: By not stated, Public Domain

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(no English Wiki)
As the last woman of this year – I will taking a break between Christmas and New Year’s – I chose a lady with regional relevance (for me): Käthe Paulus, who aimed high in a purely physical sense as a child already, and who with the improbable education as a sea,stress would play a grat role in aeronautics. She started the balloon ride, from which she did her first parachute jump, in my hometown Krefeld (the actual jump took place over Elberfeld, today a part of Wuppertal). Sadly, she was also widowed in Krefeld a year later, when a parachute-balloon-experiment went awry and her husband – with her floating downwards gently in her parachute – plunged to earth without restraints before her eyes; the transformation from hot air balloon to parachute had not been successful.

While she herself never suffered more than a broken leg in many years of balloon riding and parachuting, apart from her husband she also, shortly after, lost her four year old son to diphtheria. Paulus had emerged from the crisis after her husband’s death with newfound strength, and so she overcame this next crisis by concentrating on her work and her public appearances. She cleverly presented herself as a pert and daring aerial acrobat and filled the airfields with her audience, when she performd her stunts in the air.

With the beginning of World War I, Paulus retreated from airspace, handed over her balloons and parachutes to the ary command and paused her career for two years. In 1916 though she began manufacturing parachutes for the Prussian Ministry of War in her flat – on her own at first, she later employed seamstresses with growing demand. Tailoring of the silk and the other fabrics which had to be used, when silk became rare, she always saw as her own responsible task. She had developed the concept of the packaged parachute, which now saved the lives of German pilots, and received the Merit Cross for War Aid for this achievement.

After the end of the war she lost her whole fortune to the inflation and apart from her donating her memorabilia to the German Aviation Collection, she wasn’t heard about anymore. When she died in 1935, her funral celebration was small, even though the two well-known female pilots Elly Beinhorn and Hanna Reitsch were present.

35/2017: Hilda Rix Nicholas, 1.9.1884

Hilda Rix Nicholas

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{kein deutsches Wiki}
Die Australierin war bereits vor dem Ersten Weltkrieg in Europa als Künstlerin erfolgreich. Wegen des Krieges emigrierte sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester von Frankreich nach England – wo ihre Schwester und kurz darauf ihre Mutter an Ruhr erkrankten und starben. Zwei Jahre später fand ein junger australischer Offizier die schwer niedergeschlagene Frau, der von ihr gehört und ihre Bilder bewundert hatte, die beiden heirateten während seines Fronturlaubs und verlebten drei Tage als Ehepaar, dann kehrte er nach Frankreich zurück und wurde fünf Wochen später im Gefecht getötet.

Nach einer Phase der Depression brachte sie ihre Verzweiflung und Trauer in einer Triade von Bildern zum Ausdruck, die leider in den 1930ern bei einem Brand zerstört wurden. Es existieren nur noch Skizzen oder Abbildungen der Originale. Die Bilder und mehr Details zu ihrer Biografie sind unter dem Link unten zu finden.

Hilda Rix Nicholas malte noch viele Jahre, heiratete wieder und hatte einen Sohn, der ebenfalls Künstler wurde. Sie starb mit 77 Jahren in ihrem Geburtsland.

Bild: By Unknown, Public Domain

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The Australian was already successful as a painter before World War I. Because of the war, she emigrated from France to England with her mother and sister – where her sister and shortly after also her mother fell ill with dysentery and succumbed to it. Two years later a young Australian officer found the heavily beaten-down woman, who had heard about her and admired her paintings, the two married and lived three days as a couple, then he went back to France and was killed in battle five weeks later.
After a phase of depression she expressed her despair and grief in a triad of paintings, which unfortunately were destroyed in a fire in the 1930s. Only sketches and reproductions of the originals exist. Those and more details on Rix Nicholas‘ biography can be found at the link below.
Hilda Rix Nicholas kept on painting for many years, married again and had a son who also became an artist. She died at 77 years of age in her birth country.
Meditations on loss

34/2017: Lydia Rabinowitsch-Kempner, 22.8.1871

Lydia Rabinowitsch-Kempner

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Die im heutigen Litauen geborene jüdische Russin genoss die Bildung wohlhabender Familien, doch für ein Studium musste sie als Frau am Ende des 19. Jahrhunderts noch in die Schweiz gehen.
Sie arbeitete nach dem Abschluss zunächst als unbezahlte Assistentin mit Robert Koch an dessen Königlich Preußischen Institut für Infektionskrankheiten in Berlin, ging dann nach Amerika und wurde dort Professorin für Bakteriologie – dieser Titel wurde jedoch nur in den USA anerkannt.

Sie lernte Walter Kempner kennen und heiratete ihn, ihre Zusammenarbeit am Robert-Koch-Institut endete jedoch bald. Rabinowitsch arbeitete in den folgenden Jahren im Pathologischen Institut und konnte dort als wissenschaftliche Assistentin noch vor Robert Koch selbst Tuberkelbazillen in Rohmilch nachweisen. Dank dieser Forschung und ihrer zahlreichen Publikationen wurde ihr 1912 endlich auch der Professorentitel verliehen. Damit war sie die erste Frau in Berlin und die zweite in Preußen mit diesem Status. Eine Habilitation sollte allerdings erst nach dem Ersten Weltkrieg möglich werden.

Während des Ersten Weltkrieges übernahm sie die Leitung der Zeitschrift für Tuberkulose und arbeitete für das Militär in der Seuchenvorbeugung. 1920 wurde sie mit 49 Jahren zum ersten Mal in ihrem Leben für eine Tätigkeit so bezahlt, wie es ihrem Bildungsgrad angemessen war, als sie am Städtischen Krankenhaus Moabit die Leitung des Bakteriologischen Instituts übernahm. Sie verlor ihren Mann in diesem Jahr an eine Tuberkuloseform und zwölf Jahre später eines ihrer drei Kinder ebenfalls.
1934 wurde sie zwangspensioniert, ermöglichte ihren Kindern noch die Emigration aus Nazi-Deutschland und starb dann 1935 selbst an ungeklärten Ursachen in Berlin.

Bild: By George Grantham Bain Collection (Library of Congress) – This image is available from the United States Library of Congress’s Prints and Photographs division under the digital ID ggbain.06697.This tag does not indicate the copyright status of the attached work. A normal copyright tag is still required. See Commons:Licensing for more information., Public Domain

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The Jewish Russian, born in the region that is Lithuania today, enjoyed the education common for prosperous families, but to continue studies, as a woman at the end of the 19th century, she had to move to Switzerland.
After her studies, she worked as an unpaid assistant to Robert Koch at his Prussian Institute for Infectuous Deseases at first, then went to America and became a professor of bacteriology – the title alas was only accepted in the US.
She met Walter Kempner and married him, their cooperation at the Robert Koch Institute though ended soon after. Rabinowitsch worked at the Pathological Institute and was able, before Robert Koch himself was, to detect the tuberculosis bacillus in raw milk. Thanks to her research and her numerous publications, she was awarded the title of professor in 1912. She was only the first woman in Berlin and the second in Prussia to reach this status. Habilitation though was made possible only after World War I.
During Wolrd War I she was chief editor of the Journal for Tuberculosis and worked in disease prevention for the military. It was 1920 when at 49 years old she was paid a salary appropriate for her education for the first time, as head of the Bacteriological Institute at the Moabit hospital. She lost her husband to tuberculosis in that year and one of her three children as well, twelve years later.
She was forced to retire in 1934, helped her children to emigrate from Nazi Germany and died 1935 in Berlin under unknown circumstances.

17/2017: Hertha Ayrton, 28.4.1854

Hertha Ayrton

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Die Tochter einfacher polnisch-jüdischer Immigranten wurde nach dem Tod ihres Vaters zu ihrer Tante in Obhut gegeben, die eine Schule in London betrieb. Dort erhielt sie ihre frühe schulische Ausbildung. Mit 16 Jahren arbeitete sie zunächst als Gouvernante, mit 20 begann sie ihr Studium der Mathematik am Girton College, nach ihrem Abschluss sechs Jahre später arbeitete sie dort auch als Lehrerin. Sie entwickelte in dieser Zeit ein Sphygmomanometer (oder auch Blutdruckgerät). Neben vielerlei sozialem Engagement bestand sie auch mit 26 Jahren eine mathematische Prüfung für Studenten der University of Cambridge, aber die vergab zu dieser Zeit keinen akademischen Grad an Frauen, nur Zertifikate. Ein Jahr später erhielt sie jedoch von der Universität London einen Bachelor of Science für eine ähnliche Prüfung.

In London entwickelte sie auch ein Instrument, mit dem man Linien in gleichlange Teile zerlegen kann, das Künstler, Architekten und Ingenieure verwenden können. Die Eintragung des Patentes wurde von den Feministinnen Louise Goldsmid und Barbara Bodichon finanziell unterstützt. Es war das erste von 26 Patenten, die Ayrton im Lauf ihres Lebens eintragen ließ.

Mit ihrem Ehemann, der zuvor ihr Lehrer gewesen war, betrieb sie Studien in der Elektrotechnik, Mathematik und Physik. Sie schrieb mehrere Publikationen unter anderem über die Bogenlampen-Technik und deren Verbesserung. 1899 wurde sie schließlich als erste Frau Mitglied der Institution of Electrical Engineers (IEE), durfte aber dennoch – aufgrund ihres Geschlechts – ihre Schrift nicht selbst bei der Royal Society vortragen, ein männlicher Kollege musste dies für sie tun.

Nach ihrem Vortrag beim International Electrical Congress in Paris 1900 festigte sich ihr Ruf als Kompetenz in der Elektrotechnik. Ihr Beispiel veranlasste die British Science Association dazu, Frauen in Kommittees unterschiedlicher Fachbereiche zuzulassen. Erst 1905 durfte sie als Frau bei der Royal Society vortragen, Mitglied in dieser Vereinigung wurde sie jedoch nie. 1906 erhielt sie die Hughes-Medaille für ihre Arbeit zu Bogenlampen, damit war sie die fünfte Person, die diese Ehrung erhielt; erst 2008 erhielt wieder eine Frau, Michele Dougherty, diesen Preis.
Während des Ersten Weltkrieges entwickete Ayrton ein lebensrettendes Instrument zur Giftgasbeseitigung, den Ayrton Fan.

Die Agnostikerin setzte sich auch für die Frauenrechte ein und benannte ihr erstes Kind nach der Feministin Barbara Bodichon – diese wurde Member of Parliament für die Labour Party und Mutter des Künstlers Michael Ayrton, der den Namen der mütterlichen Linie für seine professionelle Identität wählte. Hertha Ayrton starb mit 69 Jahren an einer Blutvergiftung.

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The daughter of plain Polish and Jewish immigrants, after her father’s death, was committed into the care of her aunt who ran a school in London. She received her early education there. At the age of 16 she worked as a governess, at 20 she began her studies of mathematics at Girton College, after finishing her studies she also worked as a teacher there. During that time she developed a sphygmomanometer. Besides a lot of social engagement she also passed the Mathematical Tripos at the University of Cambridge at 26 years old, but they did not hand certificates only to women, not degrees. She did receive a Bachelor’s degree from the University of London for passing a similar exam.

In London she also invented an instrument to divide lines in equally long parts, which can be used by artists, architects and engineers. The patenting of this invention was supported financially by the feminists Louise Goldsmid and Barbara Bodichon.  It was the first of 26 patents Ayrton would register in her lifetime.

With her husband, who had been her teacher before, she worked on studies in electrical engineering, mathematics and physics. She penned several publications, among others about arc lighting and its improvement. In 1899 she became the first female member of the Institution of Electrical Engineers (IEE), but – because of her gender – was not allowed to read her work at the Royal Society, a male colleague had to read it for her.
After her lecture at the International Electrical Congress in Paris 1900 her reputation as a competence in electrical enginieering was consolidated. Her example prompted the British Science Association to allow women on committees of various topics. It was in 1905 only that she could speak before the Royal Society, but she was never registered as a member. In 1906 she received the Hughes Medal for her work on arc lighting, as the fifth person awarded this honour; only in 2008 this prize was won by a woman, Michele Dougherty, again.

During World War I Ayrton developed an life-saving instrument for the dispelling of poisoned gas, the Ayrton fan.
The agnostic also advocated for women’s rights and named her first child after Barbara Bodichon – she became a Member of Parliament for the Labour Party and mother to artist Michael Ayrton, who took the name of his mother’s family for his professional identity. Hertha Ayrton died of blood poisoning at 69 years of age.

Bild: Von Helena Darmesteter – BBC Your Paintings (now available by Art UK), Gemeinfrei

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