Schlagwort: zytostatika

39/2020: Asima Chatterjee, 23. September 1917

Asima Chatterjee (Link Englisch) war die Tochter eines Arztes, die in der gebildeten Mittelschicht Kolkatas zur Welt kam und deren akademische Karriere von der Familie gefördert wurde. Ihr Vater gab sein Interesse an der Botanik an sie weiter.

Mit 19 Jahren machte Chatterjee den Abschluss der weiterführenden Schule am Scottish Church College der University of Calcutta, mit einer besonderen Würdigung im Fach Chemie. Sie studierte anschließend Organische Chemie am Rajabazar Science College der Universität, wo sie 1938, mit 21 Jahren, ihren Master of Science machte und sechs Jahre später als erste Frau Indiens einen wissenschaftlichen Doktortitel holte. Ihre Doktorarbeit scrieb sie über die Chemie von Pflanzenprodukten und synthetische organische Chemie. Sie lernte in ihrem Studium unter anderem von Prafulla Chandra Ray (Link Englisch), der als der Vater der modernen Chemie in Indien gilt. (Der Wikipedia-Beitrag nennt einen ihrer Lehrer auch als Satyendranath Bose, einen Physiker, der mit Albert Einstein zusammenarbeitete und nach dem unter anderem die Bosonen benannt sind. Dieser Artikel auf feministindia.com nennt allerdings Prafulla Kumar Bose als ihren einflussreichen Lehrer.)

Asima Chatterjee erforschte in ihrer 40-jährigen Karriere natürliche chemische Produkte, insbesondere Alkaloide, wie etwa Vincaalkaloide, die das Wachstum von Krebszellen verhindern können. Sie untersuchte die antikonvulsive Wirkung einer Kleefarn-Art (Marsilea minuta), sowie die Wirkung gegen Malaria des Teufelsbaumes (Alstonia scholaris), einer Enzian-Art (Swertia chirata), einer Wegerich-Art (Picrorhiza kurroa) und der Caesalpinien (Caesaplinia crista). Ihre Arbeit führte zur Entwicklung einer Medizin gegen Epilepsie und mehreren Medikamenten gegen Malaria.

Sie erhielt zahlreiche Ehrungen des indischen Staates, gründete den Fachbereich für Chemie am Frauencollege Bethune College (Link Englisch) und erreicht neben den oben genannten noch zahlreiche andere Erkenntnisse über die medizinische Wirkung diverser Pflanzenwirkstoffe.

Sie starb am 22. November 2006 mit 89 Jahren.

Dieser Listicle von feministindia.com erwähnt sie neben anderen interessanten indischen Wissenschaftlerinnen.

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Ebenfalls diese Woche

24. September 1794: Jeanne Villepreux-Power
Eigentlich gelernte Schneiderin, machte die französische Hobby-Meeresbiologin erst Experimente mit Wasserorganismen in Aquarien.

24. September 1946: Maria Teresa Ruiz
Die chilenische Astronomin entdeckte Kelu-1 (Link Englisch), ein System zweier Brauner Zwerge im Sternbild der Hydra.

26. September 1832: Zsófia Torma
Als Hobby-Archäologin fand die Ungarin einige Lehmbruchstücke der Vinča-Kultur, die 5.400 bis etwa 4.600 vor unserer Zeitrechnung im heutigen Serbien, West-Rumänien, Süd-Ungarn und dem östlichen Bosnien angesiedelt war.

4/2020: Gertrude B. Elion, 23. Januar 1918

Die Eltern von Gertrude B. Elion waren als Kinder in die USA eingewandert, ihre Mutter aus Polen, ihr Vater stammte aus einer jüdischen Familie in Litauen. Er war Zahnarzt in New York, verlor jedoch sein gesamtes Vermögen am Schwarzen Donnerstag, den 24. Oktober 1929 (dazu gehört in der Folge auch der Schwarze Dienstag, der 29.Oktober; dass dieses Ereignis in Deutschland als Schwarzer Freitag bekannt ist, liegt daran, dass durch die Zeitverschiebung der Absturz des Börsenkurses in unseren Breiten in den frühen Morgenstunden des Freitag stattfand). Doch da Getrude hervorragende Noten hatte, konnte sie ohne Studiengebühren am Hunter College Chemie studieren. Sie hatte bereits mit 15 beschlossen, in der Krebsforschung zu arbeiten, nachdem ihr Großvater an Krebs gestorben war. 1937, mit 19 Jahren, machte sie als einzige Frau vor 1939 ihren Bachelor an der New Yorker Universität. Da sie keine Anstellung als Chemikerin fand, schloss sie ein Studium zum Master of Sciences an, während sie tagsüber als High-School-Lehrerin arbeitete. Später äußerte sie die Vermutung, dass sie als junges Mädchen überhaupt nur eine Hochschulbildung genießen konnte, weil sie dank guter Noten umsonst studieren konnte – sie bewarb sich fünfzehn Male um finanzielle Unterstützung, doch alle wurden aufgrund ihres Geschlechtes abgelehnt. Sie hatte sich bereits in einer Schule für Sekretärinen eingeschrieben und diese sechs Wochen besucht, bevor sie eine bezahlte Stelle fand. (Quelle: Wikipedia) 1941 machte sie ihren Abschluss als M.Sc., im gleichen Jahr verlor sie ihren Verlobten durch eine bakterielle Endokarditis, eine Herzentzündung. Nach eigener Aussage verstärkte dies ihren Wunsch, Pharmakologin zu werden.

Da sie keine Arbeit in der akademischen Forschung fand, arbeitete sie zunächst in der Lebensmittelforschung, namentlich bei der Supermarktkette A&P; dort prüfte sie als Qualitätsmanager den Säuregehalt der Gurken und Eidotter, die in Mayonaise verarbeitet wurden. Erst drei Jahre später, 1944, konnte sie bei Burroughs Wellcome & Company (heute GlaxoSmithKline) als Laborassistentin tätig werden. Sie arbeitete hier mit dem Biochemiker George Herbert Hitchings zusammen an „rationaler Wirkstoffplanung“: Statt sich auf trial & error zu verlassen, also zu experimentieren und aus den gescheiterten Experimenten zu lernen, untersuchte das Team aus Hitchings, Elion und James W. Black die Unterschiede zwischen menschlichen Zellen und Krankheitserregern, um von vorneherein Wirkstoffe herzustellen, die nur die Erreger zerstörten und nicht gesundes menschliches Gewebe angriffen.

In ihrer Zeit bei Burroughs Wellcome & Company, zwischen 1944 und 1983, war sie an der Entwicklung diverser Medikamente beteiltigt, etwa Zytostatika zur Behandlung von Leukämie, einem Mittel zur Behandlung von Malaria, und dem ersten Immunsuppressivum, das nach Organtransplantationen zum Einsatz kommt. Besonders hervorzuheben unter Elions Forschungsergebnissen ist jedoch Aciclovir, das bei Infektionen mit Viren der Art Herpes Simplex gegeben wird. Nachdem sie sich bereits als Mitarbeiterin von inzwischen GlaxoSmithKline zur Ruhe gesetzt hatte, war sie auch an der Weiterentwicklung von AZT (Zidovudin) beteiligt, das erste Medikament, das zur Behandlung von AIDS eingesetzt wurde und noch heute zur antiretroviralen Therapie bei HIV1-infizierten Patienten gehört.

1967 wurde sie zur Leiterin der Abteilung für Experimentelle Therapie bei GlaxoSmithKline. Sie machte auch erste Schritte hin zu einem Doktortitel, doch war ihr die praktische Forschung im Unternehmen wichtiger als der akademische Grad, und so promivierte sie nie. Nachdem sie jedoch 1988 gemeinsam mit Hitchings den Nobelpreis für Physiologie und Medizin (für die „Entdeckung zu wichtigen biochemischen Prinzipien der Arzneimitteltherapie“) erhalten hatte, verlieh ihr die Polytechnic University of New York 1989 die Ehrendoktorwürde, neun Jahre später folgte auch die Harvard University.

Die Liste ihrer Auszeichnungen ist lang. Im direkten Anschluss an ihre Pensionierung war sie Präsidentin der American Association for Cancer Research, und im beruflichen Ruhestand forschte sie weiter nach Mitteln gegen HIV und AIDS. Sie war die fünfte weibliche Nobelpreisträgerin für Medizin und die neunte weibliche überhaupt. Sie wurde in den Jahren 1990 und 1991 zum Mitglied der National Academy of Sciences, der National Academy of Medicine und der American Academy of Arts and Sciences, erhielt (unter anderem) die US-amerikanische National Medal of Science und wurde in die National Inventors Hall of Fame und die National Women’s Hall of Fame aufgenommen.

1999 starb sie im Alter von 91 Jahren.

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Ebenfalls diese Woche

21. Januar 1714: Anna Morandi Manzolini
Ihre ersten zwanzig Wachsmodelle von menschlichen Organen waren die unterschiedlichen Ausbildungen des Uterus während einer Schwangerschaft. Manzolini wurde weltbekannt für ihre exakten Wachsnachbildungen menschlicher Anatomie, später lehrte sie auch als Honorarprofessorin an der Universität Bologna.

22. Januar 1909: Tikvah Alper (Link Englisch)
Die südafrikanische Physikerin studierte 1930-1932 bei Lise Meitner. Sie entdeckte, dass der Scrapie-Erreger, bei uns auch Traberkrankheit, keine Nukleinsäuren enthält und sich nicht durch Strahlung vernichten lässt. Die Schlussfolgerung, dass es sich nicht um einen Virus handeln konnte, führte zur Entwicklung der Prionentheorie.

24. Januar 1904: Berta Karlik
Die österreichische Physikerin wies in den 1940er Jahren die drei Isotope 215, 216 und 218 des Elementes Astat nach.

26. Januar 1839: Rachel Lloyd (Link Englisch)
1886 war sie die erste Amerikanerin, die einen Doktortitel in Chemie erhielt – an der Universität Zürich – und die zweite Frau in diesem Gebiet überhaupt nach Julia Lermontowa.

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