Über / About

Ich trinke gerne Bier und sehe mit Vorliebe Horror-, Serienmörder- und Actionfilme. Ich stricke gerne und besitze insgesamt an die 25 Paar Schuhe (Flipflops mitgerechnet). Ich bin eine Person, die zufällig eine Frau ist. Dieser besondere Zufall bestimmt jedoch sicherlich im höchsten Maße, wie die Welt mich sieht.
Ab heute wird zurückgesehen: Auch, dass ich eine Frau bin, hat unter anderem Einfluss darauf, wie ich die Welt sehe und was ich in der Welt sehe. Zwischen Bierernst und Sektlaune betrachte ich in diesem Blog Frauenfiguren in der Geschichte und in den Medien, weniger politisch als menschlich interessiert, hoffentlich mit mitreißendem Enthusiasmus, sicherlich mit Neugier über die Grenzen des gender-relevanten hinaus.

Für einige Zeit war ich auch Mitglied des Rudels bei Filmlöwin – Das feministische Filmmagazin. Außerdem schreibe ich seit 2019 gerne und relativ regelmäßig für die Stadtrevue Köln, eine unvollständige Liste (weil nur Online-Texte):

über das 30. CINEPÄNZ im Jahr 2019
über Beryl Magokos IN SEARCH…
über ZU WEIT WEG
über CINEPÄNZ 2020
über MONA LISA AND THE BLOOD MOON


Meine Position: Das System ist misogyn. So wie Tupoka Ogete in EXIT RACISM deutlich macht, dass wir in einem rassistischen System leben, das viel tiefer geht als offene Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, so ist unser gesellschaftliches System auch misogyn. Das durch Religion und Politik etablierte Patriarchat früherer Tage war die Hardware, doch so weit wir in manchen Aspekten der Gleichberechtigung seit dem Mittelalter vorangekommen sind: Die Software unserer heutigen Gesellschaft ist noch immer die Misogynie. Was traditionell als ‚weiblich‘ konnotiert ist, zählt als Anlass oder Begründung für Diskriminierung, Unterdrückung, Gewalt und Herabwürdigung. Die Sache ist, dass das nicht nur cis Frauen betrifft. Es betrifft:

  • cis und trans Frauen sowie alle inter, nicht-binäre und agender Personen, die weiblich gelesen werden – ihre Weiblichkeit (selbst identifiziert oder von außen gelesen) macht sie angreifbar für Misogynie
  • nicht-binäre und agender Personen, deren Identität nicht ‚traditionell weiblich/männlich‘ gelesen werden kann – das misogyne System bestraft das Widersetzen gegen die Binarität, weil es nur weiter funktionieren kann, wenn alle darin verharren
  • männlich gelesene Personen – diese stehen unter dem systemischen Zwang, ihre traditionelle ‚Männlichkeit‘ permanent unter Beweis zu stellen, wobei der goalpost, was ‚ein echter Mann‘ ist, beständig verschiebbar ist und jede Abweichung in Attribute, die traditionell ‚weiblich‘ gelesen werden können, sie für misogyne Gewalt angreifbar macht

Alle sind in irgendeiner Form von der systematischen Misogynie betroffen; die Formen, das Ausmaß und natürlich auch die Privilegien im System unterscheiden sich individuell.

Kurz gesagt: Im misogynen System ist ‚Weibliches‘ Minus, ‚Männliches‘ ist Plus, und alle Menschen müssen in der strengen Binarität verbleiben. Die Gleichberechtigung von Frauen funktionierte sehr lange darüber, dass Frauen Männern in ihren Rechten und Privilegien ähnlicher wurden – aber stets in einem Rahmen, der vom misogynen System bestimmt wurde. Individuelle Interpretationen, eigene Wege und Selbstbestimmung wurden und werden noch immer bestraft. Was von Männern erlaubt oder unterstützt wurde, war möglich, überschrittene Grenzen als Übermut und Anmaßung abgelehnt. Das ist nur scheinbare Gleichberechtigung, weil sie noch immer innerhalb des misogynen Systems funktioniert. Inter*, trans*, nicht-binäre und agender Personen stellen eine Bedrohung für das misogyne System dar, weil sie die Binarität auflösen – somit erfahren sie noch immer die deutlichste, offene Ablehnung, die von vielen, die solidarisch sein sollten, unterstützt wird.*

Es geht mir persönlich – auch mit diesem Blog – nicht darum, mich einer bestimmten Strömung des Feminismus zuzuordnen. Aber mein Verständnis von Feminismus ist, dass wir dieses misogyne System abschaffen müssen, das uns allen Gewalt antut. Und mit diesem Verständnis bin ich solidarisch mit allen, die in individuellen Formen unter diesem System leiden – das sind auch cis-het Männer, die sich damit abmühen, ihrem und dem gesellschaftlichen Bild von ‚Männlichkeit‘ zu entsprechen und dabei ihren Körper quälen und ihre Gefühlswelt verkümmern lassen (müssen). Auch wenn diese selbst nicht verstehen oder wahrhaben wollen, dass es Misogynie ist, an der sie leiden.**

Ich glaube, wir können das System nur überwinden, indem wir auf die Gemeinsamkeiten blicken. Und wenn es das Leid im misogynen System ist, das ich mit anderen gemein habe, dann bin ich mit ihnen solidarisch – ungeachtet ihrer Identität. Die Unterschiede zwischen uns bestimmen die Form des Leids, aber nicht die Tatsache, was die Ursache ist.

In diesem Sinne gehören selbstverständlich auch trans* Frauen und – so sie auch weibliche Pronomen verwenden – nicht-binäre und agender Personen zu den möglichen Kalenderheldinnen.


* Zum misogynen System gehört auch die Idealvorstellungen von ’schönen‘ weiblichen und männlichen und allgemein ‚richtigen‘ Körpern, die Erwartung an eine ’natürliche‘ Fortpflanzung, bei der keine bereits entstandene Schwangerschaft beendet werden darf, sowie die Fortschreibung der Rollen in Beziehungen und Lohn- und Care-Arbeit.

**Ich bin Mutter zweier Kinder. Mein weiblich gelesenes Kind fühlt sich wohl, wenn es nicht weiblich gelesen wird. Mein männlich gelesenes Kind identifiziert sich männlich, trägt aber gerne Kleider und ist insgesamt gender nonconforming. Für beide sehe ich es als meine Aufgabe an, die binären Prinzipien von ‚Weiblichkeit‘ und ‚Männlichkeit‘ zu ignorieren und sie als Menschen zu begleiten. Das bedeutet nicht, ihre selbst benannte Identifikation z.B. als weiblich oder männlich abzulehnen, sondern ihnen den Rücken zu stärken in ihrem eigenen Ausdruck ihrer Identität. Es bedeutet auch, dass ich als Elternteil sehr unterschiedliche Erfahrungen damit mache, nicht, wie ich sie – als ‚Mädchen‘ oder ‚Junge‘ – erziehe, sondern vor welchen gesellschaftlichen Erwartungen und Repressalien ich sie als Individuen verteidigen muss.

25 Comments

Wortman

25 Paar Schuhe – das ist ja nix für eine Frau. Das gibt ja gleich mal Pluspunkte 😀
Jetzt werde ich mal schauen, was es denn so alles in deinem Blog gibt.

Ernst Probst

Tüchtige Frauen sind ein unerschöpfliches Thema, das mich seit Jahren fasziniert.

Thomas Hemsley

hallo, das hier könnte dich interessieren: http://www.filmfreakcentral.net/ffc/2012/11/tippi.html

zorafeldman

Das sieht tatsächlich interessant aus! Danke!

pitz

Ich habe Dich bei mir verlinkt – bist Du damit einverstanden?
http://pitztagebuch.wordpress.com/about/
Beste Grüße!

zorafeldman

Aber gerne doch! Danke!

Thomas Hemsley

Das ist vielleicht von „Interesse“ (sorry, weiß nicht wie das sonst schreiben soll, wollte auch nicht einfach ganz ohne Worte einfach nur einen Link posten): http://www.slate.com/articles/double_x/doublex/2013/07/i_was_raped_at_55_here_is_how_i_responded.html

zorafeldman

danke, Thomas – wird gleich mal gebloggt!

Thomas Hemsley

kennst du das schon: http://www.newstatesman.com/culture/2013/08/i-hate-strong-female-characters

zorafeldman

nein, aber es gefällt mir! 🙂

Ma-Go Filmtipps

Hi. Bin grad über diverse Tags und Querverweise auf deinem Blog hier gelandet. Vielleicht könnte dich dieser Artikel hier interessieren und du hast Lust mir zu helfen ihn zu verbreiten 🙂
https://magofilmtipps.wordpress.com/2015/06/06/sexismus-in-hollywood-oder-konnen-frauen-keine-helden-sein-ein-gesprach-uber-frauenrollen-in-filmen/

Volker

Hallo Leena, ich habe Dich für den Liebster Award nominiert: https://volkersraumfahrt.wordpress.com/2017/10/08/eine-welle-der-begeisterung/ 🙂 Schönen Blog hast Du! 🙂

Leena M. Peters

huch, schon das zweite stöckchen! auch hier: ich nehme gerne teil, nur muss ich es etwas verschieben – nicht nur habe ich gerade beruflich viel zu tun, mich hat auch noch ein etwas anhänglicher infekt ereilt, der schon in der dritten woche bei uns sein unwesen treibt!

Volker

Dann gute Besserung! 🙂

mikesch1234

Hab mir grade Katze und Igel bestellt und bin schon ganz gespannt 😉
LG

Leena M. Peters

Oh, wie schön! Ich freue mich über jede/n Leser/in! Gerne auch — wenn’s gefällt — die Werbetrommel rühren. 🙂

mikesch1234

https://mikesch1234.wordpress.com/2017/11/20/fundevogel-katze-und-igel-frauenfiguren/
habe es geteilt und rebloggt 🙂
LG

Leena M. Peters

danke schön! 🙂 <3

Tessa

Also geht die Seite in Richtung nichts halbes und nichts ganzes, Life-Style „Feminismus“ oder eher liberalerer Chauvinismus. Schade irgendwie, aber das erklärt für mich wieso Helene von Druskowitz auf der Seite fehlt und radikale Herrschaftskritik die immer mit der Forderung des Niederganges des Patriarchats einhergehen muss. Als Frauensolidarin (Radikalfeministin) kann es für eine nicht in Frage kommen Krimis und Horror wie andere frauen-schändende Inhalte zu konsumieren. Auch Kinder kriegen (soweit eine die Chance hat nicht zu müssen) ist zu unterlassen und das Bewusstsein mit Drogen zu benebeln. Aus offensichtlichen Gründen.

LeenaMPeters

Kann dir nicht folgen, aber das ist okay. Du musst mir ja auch nicht folgen.
Dass wer fehlt, könnte auch daran liegen, dass ich dieses Blog alleine neben anderen Verpflichtungen betreibe, nicht mit einem Team hauptberuflich…
Und eines bin ich gewiss nicht: Radikalfemininstin.

mikesch1234

gestern angekommen … gefällt mir sehr … so schön 🙂
LG, Hiltrud

Leena M. Peters

Das freut mich! ?

mikesch1234

Kann ich irgendwie weiter den frauenfiguren folgen?

danke und LG, Hiltrud

LeenaMPeters

Gute Frage! Im Augenblick weiß ich noch nicht, wie das DSGVO-konform machbar ist… tut mir auch sehr weh, hatte inzwischen ja einige Follower! Da werde ich mich sehr bald drum kümmern. Bis dahin: Als Lesezeichen ablegen? Oder mich auf Facebook finden, falls Du dort einen Account hast. Entweder meinem Profil oder meiner Seite, dort werde ich weiterhin die Posts teilen.
Vielen Dank für Deine Treue! 🙂

LeenaMPeters

Hallo mikesch1234, ich habe nun das Jetpack-Plgin installiert, das es möglich macht, den frauenfiguren via Email zu folgen. Ich freue mich, wenn du mir hier wieder folgst!

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