Monat: Januar 2012

KW 5/2012 – Lil Hardin Armstrong, 3. Februar 1898

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Lil Hardin war die Pianistin in King Oliver’s Creole Jazz Band in Chicago, als 1921 ein junger Kornettist zur Band stieß, der Lil wegen seines ländlichen Aussehens zunächst gar nicht so sehr gefiel. Sowohl musikalische wie auch andere Gründe führten jedoch dazu, dass die Sympathie zwischen ihr und dem Kornettisten wuchs, so sehr, dass die beiden 1924 heirateten. Lil nahm den Blechbläser vom Lande unter ihre städtisch-gewieften Fittiche, verpasste ihm neue Kleidung und eine moderne Frisur und drängte ihn, aus dem Schatten des ersten Kornettisten der Band, King Oliver selbst, in die erste Reihe einer anderen Gruppierung zu treten. Ihr Ehemann folgte ihrem Rat, trat Fletcher Hendersons Band in New York als erster Kornettist bei und wurde werbestrategisch geschickt von Lil bei seiner Rückkehr nach Chicago als „World’s Greatest Trumpet Player“ empfangen. Bald danach erfolgte eine Reihe von Plattenaufnahmen – was zur damaligen Zeit einem Labelvertrag nahekam – der beiden mit 3 weiteren Musikern, die als Hot Five in die Geschichte des Jazz eingingen. 1931 ließen sich Louis Armstrong und Lil Hardin Armstrong scheiden, pflegten jedoch lebenslang eine Freundschaft, so innig, dass Lil die Fertigstellung und Veröffentlichung ihrer Memoiren zurückstellte, um Louis‘ Image nicht zu zerstören. Lil Hardin starb kurz nach einem Auftritt bei einem Gedenkkonzert für ihren verstorbenen Ex-Mann.

Hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau, wird ja so manches Mal postuliert. In der emanzipiert klingenden Redewendung steckt jedoch der Gedanke, dass die starke Frau für die Größe des Mannes ihren eigenen Ehrgeiz zurückstellt. Natürlich ist dies heute nicht mehr die Regel und auch Lil Hardin hat ihre eigene Karriere eben nicht für ihren Mann geopfert, wenn sie auch nicht an die Erfolge anknüpfen konnte, die sie in einer Band mit ihm gefeiert hatte. Und sicher wäre ein Talent wie Louis Armstrong auch ohne seine entschlossene Frau auf die Dauer nicht unentdeckt geblieben – aber es war eben sie, die ihn schon früh dazu brachte, nicht nur in den zweiten Reihe zu spielen, die ihn „medientauglich“ machte und auch, nicht zu vergessen, einige der Songs schrieb und arrangierte, mit denen die Hot Five so erfolgreich wurden.

Bei der wirklich bunten Auswahl der Frauen, die diese Woche Geburtstag haben, hat schlicht die Sympathie den Ausschlag gegeben. Lil Hardins Herkunftsgeschichte ebenso wie die Tatsache, dass sie als Entdeckerin, Förderin und Kollegin Louis Amstrongs ziemlich in den Hintergrund getreten ist, die traurig-schöne Liebesgeschichte mit dramatischem Ende, ihre offenkundige Fähigkeit, für sich selbst einzustehen, ohne ihre Gefühle zu verleugnen und die Brücken hinter sich verbrennen zu müssen, machen sie einfach zu einer ansprechenden Persönlichkeit, via Ferndiagnose. Wie viele Scheidungsgeschichten von Stars kennen wir, die so warm und sozusagen glücklich verlaufen? Die Welt hätte es Lil Hardin verziehen, wenn sie bitter und kalt gegenüber ihrem Ex-Mann und der Welt geworden wäre; stattdessen nahm sie den Lauf der Dinge offenbar mit Humor und behielt immer Oberwasser.

Eine Biografie gibt es zu lesen unter about.com’s Women’s History. Aber wer will schon über eine Jazzmusikerin lesen, wenn er sie hören kann: Just for a thrill, Doin‘ the Suzie Q, Lindy Hop, Brown Gal.

Bild: By Unknown – Ad on page 309 of Billboard 1944 Music Yearbook, Public Domain

scenes from the gender playground

ein hiphop-musikvideo, in dem drei männliche vokalkünstler sich in ihren derbsten inkarnationen von drei frauen darstellen lassen. abgesehen davon, dass Scroobius Pip
(unter anderem in zusammenarbeit mit dan le sac) großartige musik macht, gefällt es mir immer wieder, frauen die gendergrenzen überschreiten zu sehen.

 

KW 4/2012 – Serap Çileli, 29. Januar 1966

Von Extender at de.wikipedia - Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18312359

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Für die meisten Menschen in Deutschland ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich den Mann, den sie heiraten und den Ort, an dem sie leben, selbst aussuchen. Für viele Menschen mit Migrationshintergrund ist dies immer noch nicht der Fall.

Als Serap Çileli begann, die Entscheidungen über ihr Leben – ihren Partner, ihren Wohnort – selbst zu treffen, war sie bereits 26 und geschiedene Mutter zweier Kinder. Nach einer Zwangsverlobung mit 12 und einem darauf folgenden Selbstmordversuch, der Verheiratung in die Türkei im Alter von 15 und anschließenden 7 Jahren Ehe mit einem 10 Jahre älteren Mann war schon die erreichte Scheidung und die Rückkehr nach Deutschland ein Meilenstein. Dass Serap Çileli es entgegen der Macht des Patriarchen und entgegen den Werten, nach denen sie erzogen wurde, nach vielen Jahren des Ausgeliefertseins und sicherlich unvorstellbaren inneren wie äußeren Konflikten gelungen ist, sich aus diesem fremdbestimmten Leben zu befreien, ist ein seltenes Glück und bewundernswerte Selbstbehauptung.

Ihre Befreiung aus den restriktiven Strukturen ihres religiösen, kulturellen Hintergrundes hat Serap Çileli nicht nur für ihr eigenes selbstbestimmtes Leben genutzt, sie setzt sich mit ebensolcher Vehemenz für andere Mädchen und Frauen in vergleichbaren Situationen ein. Sie hat ein Buch über ihre Geschichte geschrieben, sie berät Betroffene von Zwangsheirat und Ehrenmord und hat 2008 den Verein peri e.V. ins Leben gerufen, der vor allem Frauen mit Migrationshintergrund bei der Integration und Emanzipation hilft. Bereits 2005 erhielt Cileli für ihre Aufklärungsarbeit das Bundesverdienstkreuz.

Obwohl ich gestehen muss, dass die Themen Zwangsheirat und Ehrenmord meinem Leben – dankenswerterweise – völlig fern sind, sind beides Dinge, die mich als Frau empören, aber mich auch kulturell wie politisch interessieren. Ich bin selbst im Studium Musliminnen begegnet, die sich für das Kopftuch entschieden haben und konnte das Argument akzeptieren, dass sie es aus Religiösität taten – ohne, dass das extreme Zerrbild des Frauen unterdrückenden, rachsüchtigen Moslem gleich im Hintergrund auftrat und „Selbstverleugnung“ rief. Ich bin der Meinung, dass Musliminnen das Recht haben sollten, das Kopftuch zu tragen, wo immer sie sind – sie sollten nicht zwischen einer Berufung z. B. zur Lehrerin und ihrer Religion entscheiden müssen. Wenn ich von und über Serap Çileli lese, die aus dem muslimischen Hintergrund gegen das Kopftuch argumentiert – und mir ebenso einsichtig! –, stellt sie dennoch meine typisch links-intellektuelle Denkweise in Frage und zwingt mich, mich differenzierter mit dem Islam, seinem Frauenbild und den Vorstellungen von Emanzipation von in Deutschland lebenden Musliminnen auseinanderzusetzen.

Auf ihrer eigenen Website bietet Serap Çileli Gedichte, Interviews, Pressemitteilungen und alles weitere, das zum Thema ihrer Person und ihrer Arbeit veröffentlicht wurde und wird. Sie offeriert Unterstützung für Migrantinnen, die sich in einer familiären Krise befinden und führt schließlich auch akribisch Buch über Ehrenmorde, die in Europa und der Türkei begangen wurden und werden.

Bild: Von Extender at de.wikipedia – Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de

KW 3/2012: 3 Fotografinnen

Diese Woche mache ich es mir einfach; aus reiner Praktikabilität, denn drei Fotografinnen haben diese Woche Geburtstag und ich brauche gerade mal einen weniger schreibintensiven Eintrag.
Annegret Soltau, 16. Januar 1946: Wiki deutsch

Google-Ergebnisse Annegret Soltau

Screenshot: Google-Ergebnisse zu Annegret Soltau

Auf ihrer Homepage gibt es noch mehr zu sehen.

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Lucia Moholy, 18. Januar 1894: Wiki deutsch

Google-Ergebnisse Lucia Moholy

Screenshot: Google-Ergebnisse zu Lucia Moholy

Lucia Moholy auf der Archivseite bauhaus.de.

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Cindy Sherman, 19. Januar 1954: Wiki deutsch Wiki englisch

Google-Ergebnisse Cindy Sherman

Screenshot: Google-Ergebnisse zu Cindy Sherman

Es gibt eine deutsche und eine englische „Hommage“-Webseite zu ihr, außerdem ist vielleicht noch interessant, wenn auch veraltet, die Seite des MoMA zu ihrer Untitled Film Stills Ausstellung (gesponsort von Madonna…).

KW 2/2012: Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, 9. Januar 1903

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Melitta Schenks Sternstunde auf einen Moment ihres Lebens zu begrenzen, fällt schwer. Aus offizieller Sicht kann man die Jahre 1943 und 1944 wohl als ihre erfolgreichsten betrachten: Sie erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse und das Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten für ihre Arbeit bei der Deutschen Luftwaffe, ein Jahr später promovierte sie. Und das nicht nur als Frau in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, sondern auch als Person jüdischer Herkunft im Dritten Reich.

Vorher hatte sie bereits ein Diplom in Mathematik, Physik und Flugmechanik mit Auszeichnung erhalten, war bei der Luftwaffe, bis sie 1936 wegen ihrer jüdischen Abstammung entlassen wurde, hatte an der Entwicklung von Steuerungs- und Navigationssystemen bei Askania gearbeitet und war als zweite Frau in Deutschland zur Flugkapitänin ernannt worden.

Die Betrachtung ihrer Vita löst bei mir in vielerlei Hinsicht Erstaunen aus. Ihr Beispiel steht vor allem für die Durchsichtigkeit des Systems, nach dem im Dritten Reich Juden und politisch Verfolgte begnadigt wurden, für die Beugungsfreiheit, die sich die Faschisten mit ihren eigenen Rassengesetzen erlaubten. Selbst wenn „nur“ ihr Großvater jüdischen Glaubens war und ihr Vater zum Protestantismus konvertiert hatte – für die Logik der Rassenlehre spielte das ja eigentlich keine Rolle. Sehr wohl aber, wieviel eine Jüdin zum Bestehen des Dritten Reiches und zum Vorteil in der Kriegsführung beitragen konnte. Melitta Schenk war so gut in ihrer Tätigkeit, dass sie nicht nur über die Vorurteile gegen das weibliche Geschlecht erhaben war, sondern auch so nützlich für die Interessen ihrer Nation, dass ihr offiziell die Gleichstellung mit arischen Personen erteilt wurde.

Und gerade dieses Überspannen so gegensätzlicher Pole in ihrem Leben fasziniert mich an Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg. Mal das Klischee von Frauen und Technik beiseite – das sowieso als solches außer Acht gelassen werden sollte: Mit ihrer Forschung trug sie zum Erhalt eines Staates bei, der ihr und ihrer Familie nach dem Leben trachtete – umso mehr, nachdem ihr Schwager das Attentat auf Hitler auszuüben versucht hatte. Sie war jedoch entgegen der politischen Verfolgung eine Patriotin, und das erscheint nicht einmal paradox: Deutschland war ihre Heimatnation, sie kannte und liebte keine andere – und sie stellte sie über das herrschende System. Ebenso standen ihr die Piloten, die im Krieg flogen, als Kollegen und Landsleute nah, sodass es in ihrem Berufsinteresse lag, mit ihrer Forschung die bestmöglichen Bedingungen für diese herauszuholen, ungeachtet der Motivation des Krieges.

Ich will nicht sagen, dass ich sie für für ihre Errungenschaften in der Kriegstechnik ehre – am erfoglreicheren Vernichten menschlichen Lebens zu arbeiten ist mir doch zu fern meiner eigenen Überzeugung – aber ich bewundere ihre Integrität. Wie es scheint, gab es für sie kein Dilemma in ihrer Arbeit für das Hilterregime; vielleicht sah sie über die von kleinlichen Menschen geschaffenen Rahmenbedingungen hinweg den größeren Zusammenhang. Der Erhalt der Heimat und das Leben ihrer Landsleute waren ihr wichtiger als Recht oder Unrecht des Krieges, die Forschung war ihr wichtiger als das Widersetzen gegen ein arbiträres, doch nur zeitlich begrenztes System (wenn sie das so absehen konnte). Und dennoch war sie nicht unpolitisch: Sie hatte sich bereit erklärt, ihren Schwager beim Attentat auf Hitler zu unterstützen, kam jedoch aufgrund technischer Details nicht zum Zuge.

Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg wäre möglicherweise eine von den drei historischen Persönlichkeiten, denen ich gerne einmal begegnen würde (auf die anderen beiden werde ich mich nicht festnageln lassen). War ihre klare Linie durch die Wirren der Zeit hindurch festen moralischen Standards geschuldet, die sich nicht von politischen Lagern vereinnahmen ließen, oder war sie eine Opportunistin für die eigene Forschung? Wie konnte sie mit der Diskrepanz ihrer Interessen umgehen, ohne sich selbst handlungsunfähig zu machen?

Von einem „ungeheuren Gewissenskonflikt“ ist in ihrer Biografie auf der Seite Biografien-News zu lesen, doch darüber zu erfahren gibt es wenig. Dafür eine detaillierte Auflistung wichtiger biografischer Punkte inklusive ihrer aberwitzigen Sturzflug-Experimente – 2.000 in den Jahren zwischen 1939 und 1944 – auf der Seite von Lautlingen, auf der sie als Verbündete und Verwandte der Grafen von Stauffenberg gelistet ist. Außerdem gibt es eine kleine Sammlung an Texten und Links zu ihr auf der Seite der australischen CTIE – wie es aussieht, ein Teil des Technischen Instituts der Monash University.

KW 1/2012: Florence Lawrence, 2. Januar 1886

By Unknown - http://www.probertencyclopaedia.com/browse/CZF.HTM, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10542597

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Mit der Hauptrolle in dem Film Resurrection von 1909 erlangte Florence Lawrence mit 23 Jahren als erste Filmschauspielerin und als erste:r Darsteller:in im damals jungen Medium überhaupt eine Fangemeinde. Nach 107 Filmen in den Jahren zwischen 1906 und 1909 – in denen ihr Name wie damals üblich stets unerwähnt blieb – hatte sie in der Rolle des zum Verbrechen verführten Mädchens einen so hohen Wiedererkennungswert, dass begeisterte Zuschauer das Studio Biograph anschrieben, um ihren Namen zu erfahren. Auf diesen ungewöhnlichen Vorgang reagierte das Studio mit wohldurchdachter Vorsicht und betitelte sie schlicht mit The Biograph Girl. Das genügte dann auch für eine ganze Weile – bis der IMP– (später Universal-)Studiogründer Carl Laemmle sie für seinen neuesten Film The Broken Oath damit unter Vertrag lockte, dass er ihren Namen auf den Aushängeschildern der Filmtheater nennen würde.

Der Marketingfuchs Laemmle wusste dann auch daraus Kapital zu schlagen, dass sich seine Zuschauer für seine Hauptdarstellerin interessierten: er inszenierte den ersten publicity stunt der Filmgeschichte. Er ließ durch Kanäle, die nicht leicht zu ihm zurückzuverfolgen waren, verlautbaren, Florence Lawrence sei in New York City von einer Straßenbahn überfahren worden. Nachdem diese Fehlmeldung genug buzz generierte hatte (wie man das heute sagen würde), schaltete er empörte Anzeigen: We nail a lie! Darin ließ er auch gleich vermelden, Florence gehe es nicht nur gut, sondern sie drehe auch gerade einen neuen Film für ihn. Ihr Erfolg als Darstellerin führte zu den Anfängen des Starrummels, der Marketingstrategie und PR in der Filmbranche. Vor allem aber haben es heutige Filmschauspieler ihr zu verdanken, dass sie solche zum Teil unglaublichen Summen an Gage verdienen:

Als das Kino in den Kinderschuhen steckte, verdienten die Darsteller zwar verhältnismäßig gut, aber auch gerade nur so viel, dass sie davon ein Auskommen haben konnten, kein Vergleich zu heutigen Verhältnissen. Ihre Position in der Produktionsbranche war einerseits im eigenen, doch auch im Interesse der Produzenten die eines heimlichen Helfers. Die Darsteller fürchteten um ihre Theaterengagements, sollte es öffentlich werden, dass sie mit dem Schmuddelkind der Thalia spielten; die Produzenten fürchteten – berechtigt, wie man sieht – ein Ansteigen der Gagen, sollten die Darsteller die Unabdingbarkeit ihrer Anwesenheit erkennen und demzufolge Forderungen stellen.

Florence Lawrence tat genau dies, als klar wurde, dass ihr Gesicht und später ihr Name Eintrittsgelder einbrachten. Leider konnte sie ihre Karriere nicht so vielversprechend fortführen, wie sie begonnen hatte, doch auch damit war sie Pionierin: Sie wurde die erste has-been und das erste Opfer des Syndroms des Vergangenen Ruhms. Nach einem Unfall am Set, der zu einem schweren Rückenleiden führte, mehreren gescheiterten Ehen und dem Versuch, an alte Erfolge anzuknüpfen, eröffnete sie einen Schönheitssalon, litt inzwischen jedoch an Osteomyelofibrose und nahm sich 52jährig das Leben mit Ameisengift.

Ihre Geschichte ist nicht nur in dieser Hinsicht eng verknüpft mit dem Phänomen Hollywood. Es war Carl Laemmle, der als einer der ersten mit seiner Filmproduktion an die Westküste, nach Hollywood, zog. An der Ostküste nämlich beherrschte Thomas Edison mit seinem Oligopol Motion Picture Patents Company (Edison Trust) die Filmbranche und erschwerte unabhängigen Filmemachern die Arbeit. Diese hatten durch Edison Lizensierungssystem keine Möglichkeit, mit den von ihm entwickelten Kameras zu arbeiten, und Edison übte gewaltigen Druck auf die Studios, die Verleiher und Filmtheater an der Ostküste aus, seine Gesellschaft als alleinige Macht in der Filmbranche zu akzeptieren – juristisch und, wenn nötig, auch mit Schlägertrupps. Währenddessen genoss D.W. Griffith, der 1908 an die 60 Filme mit Florence Lawrence bei Biograph Studios gedreht hatte, die Freiheit und Weitläufigkeit der Fläche, die Hollywood damals darstellte. Die Existenz des künstlerischen und klimatischen Paradieses sprach sich herum, und so wurden in Hollywood immer mehr Studios gegründet, ihre Angestellten und Darsteller mit sich ziehend. In Hollywood war nicht nur beständig schönes Wetter: Man war auch so weit wie innerhalb der Landesgrenzen möglich entfernt von Edison und seinen Schergen (außerdem war das Exil Mexiko nicht weit, sollte tatsächlich ein Gerichtsprozess angestrengt werden und zum negativen Ende kommen).

Alles, was Hollywood jetzt ist, hängt in irgendeiner Form mit Florence Lawrence zusammen. Allein das macht sie interessant; sie bringt so viele filmgeschichtliche Assoziationen auf, dass ich sie gar nicht alle aufführen kann.

Um wenigstens ein bisschen weiterzulinken: Florence auf der Seite der Biograph Company, bei Queens of Vintage, ein einminütiger Film über sie bei histori.ca und eine Kurzbiographie sowie ein Foto ihres Grabsteins (gespendet von Roddy MacDowall) bei cemeteryguide.

Bild: By Unknown – http://www.probertencyclopaedia.com/browse/CZF.HTM, Public Domain

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