Monat: Dezember 2011

red sonja

richard fleischer, USA 1985
da war doch noch was vor weihnachten… zwischen weihnachtsfeier des arbeitgebers und putz-überstunden vor den feiertagen durfte ich diesen kleinen sonntagnachmittagsfilm geniessen (allerdings nicht sonntag nachmittag).

so ein schwert- und lederschurz-film mit einer rot gefärbten busen-prominenz könnte ja ziemlich mau werden und anlass zum augenverdrehen bieten. das hatte ich jedenfalls erwartet, in der weiblichen version des CONAN-klassikers.

stattdessen hatte ich ganz ungetrübten spaß an voll durchdesignten kostümen und settings, herzergreifenden matte paintings und den gemütlich-eingetretenen, belanglosen pfaden, die das drehbuch ging. ja, dies ist kein meisterwerk, aber ein märchenfilm für erwachsene, und die frauenrolle, verkörpert von der ikonischen brigitte nielsen, ist mitnichten ein schablönchen für D’n’D-fixierte spanner. unsere heldin ist eine kriegerin aus fleisch und blut, nicht wengier leicht bekleidet als ihr männlicher gegenpart conan – äh, entschuldigung, kalidor (aber beide haben ja auch was herzuzeigen) und von jeder zickigkeit oder prätentiösität befreit. ihre gegnerin – ebenfalls weiblich – hat ihr das unangenehmste angedeihen lassen, was sich eine frau für eine andere frau ausdenken kann: sie hat sie durch ihre soldaten vergewaltigen lassen – dennoch ist red sonja keine frustrierte männerhasserin mit schwanz-ab-mentalität.

nein, diese titelheldin gefällt mir durch und durch. es war eine erleichterung und eine freude zu sehen, dass eine leading lady so ganz ohne die üblichen klischees diesen fantasy-film beherrschen kann. und dass sie gegen arnie um die chance auf eine romanze im schwertkampf antritt, den sie – wie ein nebencharakter bemerkt – gar nicht gewinnen will, aber dennoch bis zur erschöpfung ausficht, das ist lustig und rührend zugleich, ohne herablassend zu wirken.

kurz: ich habe mich ganz und gar nicht geärgert, sondern habe ab der hälfte immer wieder betont, wie sehr ich den film mag.

goldfinger (fragment)

guy hamilton, USA 1964
nur ein kurzer exkurs, schließlich habe ich weder den anfang noch den schluss des films gesehen. innerhalb der 45-60min., die ich von dem film gesehen habe, bin ich jedenfalls in den genuss der szene gekommen, die meine gesamte haltung zu den connery-bonds erklärt. schon als mädchen hatte ich zu connerys bond ein sehr gespaltenes verhältnis: natürlich, attraktiv fand ich ihn, in dem rahmen, was eine prä-pubertierende oder auch pubertierende so an fantasie mit einem voll ausgewachsenen anzugträger zulassen kann. aber: immer auch irgendwie eklig, klebrig, mit einem leichten widerwillen. und jetzt weiß ich, glaube ich, warum.

also, mal abgesehen davon, dass der name Pussy Galore eigentlich nur als geusenwort / reappropriation wieder richtig cool sein kann – im film aber eindeutig vom männlichen autor über den männlichen regisseur zum männlichen schauspiel-partner eine ziemlich simple, schon eigentlich nicht mal chauvinistische, sondern nur schuljungen-doofe eigenschaftszuweisung ist, was sogar bond’s eigene reaktion darauf bezeugt. wer denkt sich denn sowas aus?

auch wenn mir als mädchen – bis zum heutigen tage sogar – nicht klar war, dass pussy galore nicht nur spröde, sondern downright lesbisch sein soll, ist die szene, wie bond mit ihr im pferdestall erst einen judo-schlagabtausch hin- und sie dann gegen ihren anfänglichen widerwillen flachlegt, der inbegriff dessen, was meinen widerwillen gegen diesen bond ausmacht. als mädchen ließ ich mir das noch so verkaufen: sie will es ja eigentlich auch – vor dem hintergrund meiner eigenen erwachenden sexualität war das sogar irgendwie logisch, schließlich war ich selbst zugleich neugierig und ansatzweise lüstern wie auch ängstlich und voller misstrauen gegen das, was einem da so aus den gesichtern und hosen des anderen geschlechts entgegen kam.

mit den augen der erwachsenen frau, die ich nun gestern gerade in gebrauch hatte, sieht die szene aber ganz anders aus. da ist eine erwachsene frau, die einen männerberuf hat, ganz offenbar auch weiß, zu wem sie sich hingezogen fühlt und zu wem nicht, die ihrem oberbösen brötchengeber auch schon mal die meinung sagt; die muss sich jetzt für die sache dem schürzenjäger, dem sie schon mehrere nasenstüber verpasst hat, wie ein fleisch-accessoir an den arm hängen und ihm *winkwink, nudgenudge* die pferdeställe zeigen. dort wehrt sie sich gegen seine zudringlichkeiten mit unbestreitbarer klarheit und demonstriert dabei wenn nicht überlegenheit, dann doch ebenbürtigkeit. kaum hat er ihre abwehr aber soweit durchbrochen, dass seine lippen in reichweite der ihren kommen, schiebt er ihr die zunge in den hals – und prompt hat sie’s natürlich „eigentlich so gewollt“.

eine solche szene ist meines erachtens schlimmer und abträglicher für die emanzipation und das verständnis weiblicher sexualität als so mancher porno. was mir als mädchen schon eklig am bond war: da wird mir ein kerl als unwiderstehlich verkauft, der eigentlich ein triebtäter ist. und mir als heranwachsende frau wird vermittelt: wenn so einer nur toll genug küssen kann, dann spielt dein wille keine rolle mehr. für diese subtile manipulation hatte ich also auch als mädchen schon ein gefühl…

gottseidank konnte ich bei einer kurzen recherche feststellen, dass ich diese szene nicht nur wegen meiner pseudo-feministischen empfindsamkeit / hysterie so sehe und deshalb fies finde. auf der seite tvtropes.org findet sich GOLDFINGER unter folgenden tropes: Rape As Backstory, Rape Is Love und It’s Not Rape If You Enjoyed It. wie toll ist diese seite eigentlich?

vampires pro life

eine erfrischende und erhellende kurzfassung des skriptes von TWILIGHT 4, via Cracked.com:

They have SEX that neither of them seem to enjoy at all, which is apparently about as good as sex gets from STEPHENIE MEYER’S PERSPECTIVE.
KRISTEN STEWART
Hang on, if we can have sex now, these movies can no longer be misguided abstinence allegories. What kind of conservative morality can they transparently promote now?
(pause)
I’m pregnant. BUT I ABSOLUTELY WILL NOT HAVE AN ABORTION!

Der Kalender

Unter der Kategorie Kalender werde ich jede Woche – so zumindest der Plan – einen Artikel posten über eine Frau in der Geschichte, die in dieser Woche geboren wurde. Es liegt in der Natur der Sache, dass dies nicht immer eine Frau sein kann, die „man“ kennt. Vielleicht ist es sogar gerade diese Frau nicht, über die ich schreibe, weil mich eine andere mehr interessiert und fasziniert.

Ich wähle die „Frau der Woche“ nach ureigenen, völlig zufälligen und willkürlichen Regeln aus. Die Auswahl ist größer, als man meinen könnte – basierend auf der „Geboren am“-Liste auf Wikipedia finden sich jeden Tag reichlich Frauen, die in einem eigenen Artikel erwähnt sind; ob es politisch, künstlerisch, religiös, positiv oder negativ erwähnenswerte Frauen sind, spielt für mich keine Rolle. Umso mehr interessieren mich die Assoziationen und weiterführenden Gedanken und Informationen, die in ihrer Geschichte stecken.

Eine ausführlich Wiederholung des Lebenslaufs will ich mir sparen – dafür verlinke ich zu den Seiten, die sich damit auskennen. Stattdessen konzentriere ich mich auf die bequem abzuhakenden Punkte:

1) Was war ihre Sternstunde?
2) Wo führt das hin?
3) Warum interessiert sie mich?
4) Wo kann man mehr lesen?

Ich behalte mir selbstverständlich vor, Punkte leer zu lassen, abzuschweifen, neue hinzu zu dichten und überhaupt Schindluder mit meiner eigenen Vorgabe zu treiben. Oh künstlerische Freiheit.

mandingo

richard fleischer, USA 1975
oh boy. oh boy oh boy oh boy.
das war die zweite sichtung dieses films in den vergangenen fünf bis sieben jahren, und zumindest konnte ich ihn dieses mal ertragen, ohne mich im sitz zu winden; ob das abstumpfung oder gereifte distanz ist, kann ich nicht sagen. jedenfalls ist es schwer, bei diesem film nicht die darstellung für’s dargestellte zu hassen, quasi dem boten nicht den kopf abzuschlagen.
es kann vielleicht den beigeschmack von exploitation haben, wenn in szenen mit (sexueller) gewalt gegen frauen nicht diskret geschwenkt wird, sondern die kamera regungslos aufzeichnet; tatsächlich aber lassen sich die möglicherweise lüsternen bilder im rahmen dieses extrem schonungslosen period piece nicht lustvoll rezipieren, nicht von gesunden geistern jedenfalls. das enge korsett der verworrenen rassen- und geschlechtermoral schmerzt mit der konsequenz, mit der es vermeintlich erhabene und vermeintlich unterworfene ins verderben führt – am schluss gibt es nur noch unterworfene oder tote.

zwei frauen stehen sich in diesem plot diametral gegenüber: die sklavin ellen und die ehefrau und neue hausherrin blanche. ellen, die – im rahmen des möglichen in der rassistisch verzerrten welt des weißen herren – geliebt wird, ist per definitionem objekt: als schwarze frau wird von den weißen männern über sie verfügt, wird sie verliehen, verkauft, hierhin und dorthin geschickt und geholt und schließlich auch vom besitzer, den sie schon für den geliebten hielt, in den dreck gestoßen.
blanche hingegen ist, ja, auch ein opfer – der umstände, der moral, der männer. schon bevor wir sie das erste mal sehen, ist ihre erfüllte sexualität dem untergang geweiht, denn hammond wird von seinem vater gewarnt, sich einer weißen frau niemals gänzlich nackt zu zeigen: sie könne den anblick nicht ertragen. dass ihr mann über allein die möglichkeit, dass sie bereits mit einem anderen geschlafen haben könnte, so von ihr entsetzt und angewidert ist, dass er sie danach nicht mehr anfasst, ist die logische konsequenz. (sein entsetzen mag auch daher rühren, dass ihm unter der selbstgerechten empörung von vorneherein klar ist, dass es ihr bruder war – auch so ein trauriges ergebnis der zeiten und gegebenheiten, in denen kindern keine anderen „rassisch ebenbürtigen“ sexualpartner zur verfügung standen als ihre eigenen geschwister. dass das bei den sklaven dann als kein problem angesehen wird, wenn geschwister kinder miteinander zeugen, schließt wieder den kreis zu rassistischer entmenschlichung…) abgesehen von der tatsache, dass sie wirklich keine jungfrau mehr ist – nach einem einmaligen kontakt mit 13 jahren ist das nicht von der hand zu weisen – schließt hammonds weltsicht die möglichkeit völlig aus, dass eine weiße frau freude an der sexualität haben kann – bei den „vertierten“ sklavinnen ist es animalischer instinkt, die frauen der herrenrasse hingegen müssen, sollen darüber stehen.

in dieser – meiner radikalen – betrachtungsweise des films ist es die unterdrückte weibliche sexualität, die mit ihrer sich bahn schlagenden kraft das wacklige macht- und moralgefüge ihrer umgebung stürzt. denn blanche ist ein opfer, das sich rächt, eine frau, die methoden findet, ihre bedürfnisse zu befriedigen – nach zuneigung, anerkennung, mutterschaft.
so unschuldig ellen daran ist, was zwischen blanche und hammond schief läuft, ist es doch verständlich, wenn auch traurig, dass blanche die rivalin körperlich angreift und in der vernichtung der konkurrierenden leibesfrucht triumphiert. die krasseste maßnahme ihrer rache jedoch ist es, sich den mandingo mede ins bett zu holen. sie übt die perfideste erpressung an ihm aus, indem sie ihm mit einer vergewaltigungs-beschuldigung droht, wenn er nicht mit ihr schläft; sie schwingt sich zur „höhe“ der weißen männer auf, indem sie den sklaven für die erfüllung ihrer sexuellen bedürfnisse mehrfach zu sich bestellt.

hammond nimmt den tod seines kindes mit der sklavin recht gelassen hin, da er es ohnehin als sklaven weiterverkaufen wollte, nur für ellen hätte er es behalten. als aber mit der geburt des milchkaffee-farbenen säuglings von blanche ans tageslicht kommt, dass seine frau, eine weiße frau, sex mit einem schwarzen mann hatte – mehr als ein mal, wie sich herausstellt – bricht für hammond die welt zusammen. in einer verschwörung der unfassbarkeiten sind dinge geschehen, die nicht sein dürften. die angst des weißen mannes vor der sexualität sowohl des schwarzen mannes wie auch der frau im allgemeinen ist verkettet mit der angst um seine machtposition, wenn sklaven sich über die gesetze der sklavenhalter hinwegsetzen, sich verweigern oder, wie ellen, wünsche äußern oder ihm gar sagen wollen, was er tun oder lassen solle. wenn all dies möglich ist, obwohl es nach den regeln seiner welt nicht möglich sein sollte, sind alle grenzen des möglichen gesprengt – deshalb muss er die bedrohung vernichten, um sich in allem, was er bisher für möglich gehalten hat, zu beschützen.

es ist blanches unterdrückte und sich recht verschaffende sexualität, die dieses exemplar der weißen, männlichen unterdrückung erodiert, den vater umbringt und den sohn handlungsunfähig zurücklässt. leider hat sie nichts mehr davon – nachdem ihr sohn in der wiege erstickt wurde, reicht hammond ihr einen becher wein, vermischt mit einem gift, dass der arzt sonst zur tötung arbeitsunfähig gewordener sklaven bei sich trägt. durch die gelebte sexualität mit einem schwarzen und dem gebären eines mischlingskindes ist sie verdorben; das frau-sein nach ihrer natur kostet sie in dieser welt das leben.

PS: mein mann hat natürlich auch über den film geschrieben, hier.

Live ab 2012

*räusper*
Test. Test. 1-2-3.
Nach einer langen Pause in der Onlinetätigkeit – Facebook-Statusmeldungen ausgeschlossen – will ich doch wieder den Versuch wagen, ein „richtiges“ Blog zu führen. Ich merke schon, dass der Einstieg holpert und der horro vacui von mir Besitz ergreift – die Stimme ist belegt und die Schreibwerkzeuge eingerostet. Hinter den Kulissen sind schon Texte entstanden und verworfen worden; ich wusste, was ich tat, als ich mir drei Monate vor Veröffentlichungsbeginn schon die Vorbereitung vornahm.
Derweil sedimentiert aus der Menge der Ideen, Informationen und Textmöglichkeiten das Blog, das ich meine, das aber vor allem in die mir verfügbare Zeit passt und dem mir innewohnenden Widerspruch zwischen Ehrgeiz und Bequemlichkeit entgegen kommt. Ich bin selbst gespannt, wohin das führt.

WEG MIT
§218!