Monat: März 2012

hey girl

ein originelles feministisches blog, dass aussagen und anregungen zum nachdenken für „nicht-feministinnen“ mundgerecht anbietet, indem sie sie auf portraits von Ryan Gosling präsentiert und immer mit „hey girl“ beginnt – eine phrase, die er als hauptfigur in Nicolas Winding Refns Drive verwendet.
außerdem strickt sie in ihrer freizeit. sehr sympathisch.

prinz in weiß

wer seine aktive-fußballerinnen-karriere mit dem eindruck beendet, ohne erst auf den absteigenden ast zu kommen, hat schon mal viel richtig gemacht. damit gratulation zum neuen lebensabschnitt, birgit prinz!

feminist frequency on youtube

ich habe vor kurzem in meiner blogroll einen link hinzugefügt, der zum youtube-channel von feminist frequency führt, und möchte auch noch mal aktiv mit einem post auf diese engagierte dame hinweisen.
mein lieber bruder wies mich auf den clip hin, in dem der Bechdel Test erläutert wird – eine maßnahme zur beurteilung der „sichtungswürdigkeit“ von filmen auf basis der folgenden fragen:
1. gibt es mindestens zwei frauen mit namentlich genanntem charakter?
2. die miteinander sprechen?
3. über etwas anderes als einen mann/männer?
benannt ist der test nach seiner erfinderin, der comiczeichnerin Alison Bechdel, die ihn in einer episode ihres comics Dykes to Watch Out For vorstellt. inzwischen gibt es die seite Bechdel Test Movie List, auf der man selber filme für den test einreichen kann oder aufgelistete mit kommentaren versehen und beurteilungen diskutieren kann. auf dem blog talk to her kann man rezensionen lesen, die nach dem Bechdel Test mit PASS versehen wurden, oder auch nicht. (der von mir bisher sehr gemochte Monster über Aileen Wuornos bekommt allerdings nur gelbes licht…) allerdings ist das blog quasi discontinued, und natürlich sitzt auch dort nur ein mensch an den tasten, dessen urteil über die filme im gesamten bestenfalls subjektiv, im schlimmsten fall von strengen emanzipationserwartungen beeinflusst ist.
über die durchführbarkeit einer filmdiät, basierend auf dem test, lässt sich mithin streiten; umso mehr jedoch weist der test mit seinen kriterien auf ein großes problem der medialen emanzipation hin: frauen als Charaktere (mit großem C), deren existenz nicht durch ihre verbindung zu einem mann als agent gerechtfertigt ist, sind dünn gesät. dies perpetuiert sich selbst, denn die filme, die den test bestehen, sind im zweifel auch die, die eben eine gender-problematik zum thema haben – und die wollen sich schließlich auch größtenteils nicht mal die frauen auf ihrer „lady’s night“ mit prosecco und douglas-pröbchen anschauen. die wollen dann auch lieber rom-coms, die sich immer gut verkaufen, bei denen es aber schwierig sein dürfte, dialoge zwischen frauen zu finden, in denen es nicht um einen mann/männer geht…
ein anderes, serienmäßig besprochenes thema sind auf feminist frequency die kürzlich von mir entdeckten und seither innig geliebten tropes. hervorgehoben werden 6 als besonders misogyn betrachtete tropes, einsichtig diskutiert und mit anschaulichen beispielen. aber auch hier fällt mir – bei aller begeisterten unterstützung feministischer vertreterinnen im mediendiskurs – schwer, den hohen anspruch und die erzieherische strenge mit meiner erlebten und vorgestellten realität überein zu bringen.
schon im allgemeinen sind die tropes ja nichts anderes als archtypen in modernen erzählungen: so wie es in mythologien und vielgötter-religionen funktionen und figuren gibt, die sich durch alle weltkulturen ziehen (z.b. der trickster), es in der Commedia dell’arte typen und masken gab und sich generell in geschichten zu jeder zeit vereinfachte charaktere für eine konsens-schaffung und dramaturgische abkürzungen finden lassen, ja, notwendig waren, um den situationsrahmen zu schaffen, in dem die eigentliche problematik und entwicklung sich abspielt. in unserer von erzählungen überfluteten gegenwart sind diese archetypen sogar eigentlich viel differenzierter ausgefächert und die erwartungen an erzählte figuren wesentlich höher – an die tiefe der charaktere, an ihre denk- und handlungsmöglichkeiten -, als sie es jemals zuvor in der geschichte der erzählten geschichte waren. insofern sind die tropes ein segensreicher zeitvertreib sicher, eine hilfestellung bei der charaktererschaffung oder -erkennung vielleicht, ein maßstab für kritik: eher nicht.
nichtsdestotrotz finde ich den gedanken löblich, die versteckten und verdrängten stereotypien und vorurteile, die in den tropes zum vorschein kommen, kenntlich zu machen und immer wieder neu anzusprechen. so auch die tropes, die feminist frequency sich gesondert vornimmt. in fast allen von ihnen zeigen sich frauenfeindliche simplifizierungen oder zumindest problematische auffassungen von weiblichkeit, weiblicher identität, weiblichen handlungsweisen oder der weiblichen natur.
wie gesagt, in fast allen. der eine beitrag, der in mir widerspruch regt – oder: mehr als die anderen – ist „#6: The Mystical Pregancy“. schon der ansatz, diese trope als misogyn auszulegen, ist mir fremd – ja, schwangerschaft ist etwas, das hauptsächlich frauen passiert, dementsprechend häufig ist die frequenz der unnatürlichen schwangerschaften unter weiblichen charakteren. dass der umstand anderer umstände aber in den beispielen dieser trope als so fremd, beängstigend, ekelhaft, demütigend und/oder abormal dargestellt wird, kann ich nicht interpretieren als einen herabwürdigenden blick auf die betroffenen.
es wird nicht umsonst „das wunder des lebens“ genannt, und wer schon mal schwanger war, im eigenen körper oder mit dem körper der partnerin, der weiß, dass auch eine normale, gut verlaufende schwangerschaft zu zeiten etwas fremdes, beängstigendes, ekelhaftes und demütigendes sein kann (würgend über dem klo, mit ausbeulungen im prall gespannten trommelbauch, in aussicht auf die passage einer honigmelone durch eine zitronengroße öffnung), und auch im normalerweise nicht-schwangeren leben der modernen frau etwas sehr, sehr abnormales. etwas ist in den weiblichen – in meinen! – körper gebracht worden, ernährt sich von mir und wächst in mir heran, auf kosten meiner eigenen lebenserhaltung; ein wesen, das zu teilen aus mir, zu teilen aus einem anderen wesen besteht, und doch ganz eigenes wesen, bis jetzt noch unbekannt. wem das keine sorgen bereitet oder bemerkenswert vorkommt, macht sich vielleicht auch sonst nicht viele gedanken über die eigene identität und natur – solche menschen soll es und muss es auch geben.
meines erachtens also äußert sich in dieser trope nichts weiter als die faszination, das erschauern und sicher auch das erzittern vor dem immer noch unerklärlichen phänomen, wie neue menschen in die welt kommen. es ist sicher vorhersehbar, dass serien wie Akte X oder Dr. Who oder ähnliche beispiele, die generell von der angst vor dem fremden, unbekannten leben, den grusel vor der menschlichen natur kombinieren mit dem horror vor aliens oder parapsychologischen erscheinungen, aber deswegen ist es nicht minder interessant als kulturelles betrachtungsobjekt. frauenverachtend – finde ich eigentlich weniger.
und das ausgesprochen wenig interpretatorisch erarbeitete beispiel von Rosemary’s Baby finde ich auf basis dieser überlegung dann besonders fehl am platze: der film erzählt ja nicht nur, bzw. nur auf der ersten ebene, davon, wie eine frau unter mitwirkung ihrer nachbarn und ihres ehemannes vom teufel geschwängert wird. der film erzählt von der angst der frau vor dem wesen, dass ihr eingepflanzt wurde, und von ihrem dennoch unbedingten mutterinstinkt, wenn dieses wesen auf der welt ist. dass dies eien trope ist, erkenne ich, aber dass dies aus feministischer sicht problematisch sein soll, fällt mri aus den oben genannten gründen schwer.
jetzt könnte der geneigte leser sich fragen: wenn ich doch an allem, was feminist frequency so tut, etwas auszusetzen habe, warum verlinke ich sie dann und beschäftige mich überhaupt damit? ganz einfach, lieber leser: weil ich es gut finde, dass ich von feminist frequency – wie hoffentlich viele andere – dazu angeregt werde, mich überhaupt damit auseinanderzusetzen. weil ich finde, dass es diese sehr kritischen stimmen geben muss, ebensosehr wie nachsichtigere, so lange sie nur nicht gleichgültig dem thema gegenüber sind. weil ich denkanstöße und starke feministische kritik wie diese brauche, um für mich selbst herauszufinden, wo ich mich als frau diskriminiert, diskreditiert und objektiviert empfinde, udn weil ich denke, die welt braucht diese lauten frauenstimmen, um nicht zu vergessen, das die emanzipation der frau auch in der modernen ein noch immer nciht (und vielleicht niemals) abgeschlossener prozess ist.
also, draufklicken und drüber nachdenken.

KW 13/2012: Wangari Maathai, 1. April 1940

Wangari Maathai

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Im Jahr 2004 erhielt Wangari Maathai den Friedensnobelpreis als erste afrikanische Frau (erstmals ging der Preis in zwei aufeinander folgenden Jahren an eine Frau) für ihren Widerstand gegen die ehemalige kenianische Regierung und ihr Engagement als Gründerin des Green Belt Movement.

Die Green Belt Bewegung hat nicht nur mit 30 Millionen gepflanzten Bäumen afrikanische Nutzfläche vor Erosion geschützt, sondern mit der Ausbildung von mehr als 30.000 Frauen in den unterschiedlichsten Berufen auch viel für die Emanzipation der afrikanischen Frau geleistet. Maathais Ehemann, der kenianische Regionalpolitiker Mwangi Mathai, ließ sich von ihr scheiden, weil sie „zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu dickköpfig und zu schwer unter Kontrolle zu halten“ sei – ein Meisterbrief für die unbequeme Frau.

Wangari Maathai hat viele Male als politisch verfolgte Frau in kenianischen Gefängnissen gesessen – und dennoch gibt es fast nur Bilder von ihr, auf denen sie strahlend lacht. Sie hatte manches Mal Glück in ihrem Leben – als ihr Bruder fragte, warum sie nicht in die Schule gehe und ihr Mutter keine Gründe zu nennen wusste, als sie nach ihrem High School Abschluss durch das „Airlift“ der Joseph P. Kennedy Jr. Foundation die Möglichkeit erhielt, in den USA und Deutschland zu studieren. Sie hat aber auch diese glücklichen Fügungen zu nutzen gewusst und den Mut gehabt, für ihr Glück und ihre Überzeugungen zu kämpfen. Diese Lebensfreude und -kraft macht sie zu einer prototypischen Erdmutter, und so wird sie auch auf Kisuaheli „Mama Miti“, Mutter der Bäume, genannt.

Ein Nachruf anlässlich ihres Todes am 25. September 2011 auf Zeit Online fasst ihre Biografie noch einmal zusammen. Auch die Seite von Green Belt Movement eröffnet mit einem Nachruf auf die kürzlich Verstorbene, allerdings mit der hoffnungsvollen und erfreulichen Nachricht, dass der bisherige African Environment Day, der 3. März, von diesem Jahr an der Wangari Maathai Day heißt. Auf der Seite der Nobelstiftung ist ebenfalls eien Kurzbiografie zu lesen. Auch bei fembio und womenshistory ist sie vertreten. Bei Spiegel Online hat sie eine Thema-Seite.

Bild: By Kingkongphoto & www.celebrity-photos.com from Laurel Maryland, USA – Wangari Maathai 2004 Nobel Peace prize winner, CC BY-SA 2.0

KW 12/2012: Pieke Biermann, 22. März 1950

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Zu Pieke Biermann will ich gar nicht viel schreiben – sie ist „eigentlich“ Autorin, Übersetzerin und Journalistin, für die Frau der Woche hat sie sich aber qualifiziert mit ihrer Rolle in der Hurenbewegung und der Organisation des Ersten Berliner Hurenballes 1988.
Der eingetragenen Verein Hydra e.V., in dessen Vorstand sie zum damaligen Zeitpunkt saß, existiert und arbeitet noch immer in Aufklärung, Beratung und Betreuung von in Deutschland arbeitenden Prosituierten. Weil ich das für eine unterstützenswerte Tätigkeit halte, habe ich Pieke Biermanns Geburtstag diese Woche zum Anlass genommen, diesem Verein einen Link in meinem blog zu widmen.
Ein lustiges zeitgenössisches Interview mit Pieke Biermann zur Promotion des Ersten Berliner Hurenballs mit dem Spiegel kann man hier lesen.

KW 11/2012: Alice Austen, 17. März 1866

Alice Austen

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Alice Austens Karriere als eine der ersten amerikanischen Fotografinnen begann, als sie zehn Jahre alt war und ihr Onkel ihr einen Fotoapparat überließ. Da sie sich sowohl die Handhabung des Apparates wie die Entwicklung der Bilder in der Dunkelkammer wie auch die Wahl ihrer Motive selbst erarbeitete, war sie in der Fotografie eine self-made woman und als solche frei von künstlerischen und künstlichen Einflüssen, Erwartungen und Restriktionen.
Sie gehört zu den Pionieren der dokumentarischen Fotografie und in ihren Bildern, die nicht im Studio entstanden, sondern ihre Lebenswelt zum Inhalt hatten, ist diese Freiheit spürbar. Wenige Zeitdokumente der letzten Jahrhundertwende transportieren solche Unbekümmertheit und Natürlichkeit wie die Alice Austens.
Besonders die Fotos, die sie von sich und ihren Freundinnen machte, dem Darned Club, vermitteln ein Gefühl von Unbeschwertheit, vor allem aber unbeschwerter Emanzipation. Wenn die Frauen lachend in Männerkleidung und Männerhabitus posieren oder in Unterwäsche ganz selbstverständlich ihre Weiblichkeit zelebrieren, könnte man glauben, es gab keine schönere Zeit, eine emanzipierte Frau zu sein als das frühe 20. Jahrhundert: Bevor die Frauenbewegung sich in tausende Splittergruppen spaltete, die sich gegenseitig vorwerfen, die falschen Ziele zu haben und den Kampf für die Sache zu unterminieren.

Es gibt eine offizielle Alice Austen Website und einen ausführlichen und einsichtigen Artikel über sie auf femmes fatale.

Google-Ergebnisse für Alice Austen

Bild: Gemeinfrei

Les tricoteuses

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wie sich die zeiten ändern und gleichen. in der französischen revolution machten sich starke und politisch engagierte frauen auf, ihren platz an vorderster front demonstrativ einzunehmen, und damit man sie an ihre früchten erkenne, hatten sie ihre nadeln dabei.
das freut nicht nur das feministinnen- sondern auch das strickerinnen-herz. und das lassen wir uns von kastrationsängstlichen patriarchen, die frauen mit einer meinung zu geifernden drachen dämonisieren, nicht madig machen. an die nadeln, mädels!

WEG MIT
§218!