Monat: Dezember 2015

KW 53/2015: Rückblick/Ausblick zwischen den Jahren

Für die 53. Woche nehme ich mir mal die Zeit für einen Rückblick-Ausblick. 2015 war blogtechnisch gesehen nicht üppig (für lange Texte fehlte mir Muße), aber unter den gegebenen Umständen bin ich zufrieden, dass ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte.
2016 soll, nein, muss in vielerlei Hinsicht besser werden – wobei ich das Glück, viel Zeit mit den Kindern verbringen zu können, zu schätzen weiß. Wenn aber die Perspektive nicht gesichert ist, hangelt man sich doch nur von gutem Augenblick zu gutem Augenblick, der Sumpf von Zukunftsangst und Selbstwertverlust brodelt darunter und bietet keinen festen Halt, wenn man mal zu kurz greift.
Jedoch, es muss ja weitergehen, und da retten Kinder den Eltern schon mal das Leben. Vielleicht bewegt sich richtig was, vielleicht macht man mal was ganz Neues, Gewagtes.
Zurück zum Blog, hatte ich zuletzt die Idee, mich auf Frauen vor dem 19. Jahrhundert zu konzentrieren. Das setzt der Recherche klare Grenzen und führt mich dennoch in Bereiche, an die ich mich sonst nicht wage. Wie es aussieht, steht das kommende Jahr unter diesem Zeichen – ich nehme das als Chance wahr, wie es so schön in Bewerbungstexten heißt.
Abschließend sage ich natürlich noch Danke – für die Loyalität der Follower, für die Klicks und das Interesse der Leser im Allgemeinen. Ich freue mich auf die kommenden Erkenntnisse, Texte und hoffentlich noch mehr Leser und Follower. Guten Rutsch und ein frohes neues Jahr.

KW 52/2015: Renate Welsh, 22. Dezember 1937

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Passend so kurz vor Weihnachten mit zwei Kindern bin ich mit Renate Welsh auf eine Kindheitserinnerung gestoßen: Das Vamperl gehörte zu meinem ersten Lesestoff. Das Vamperl ist ein kleiner Vampir, der kein Blut saugt, sondern wütenden Menschen die Galle abtrinkt. Wer bis jetzt noch kein Weihnachtsgeschenk für Kinder zwischen 7-10 hat, dem lege ich das Buch ans Herz (lehrer-online.de empfiehlt es als Unterrichtsmaterial für die 3. Klasse). Vielleicht kann damit das kommende Jahr etwas weniger toxisch gelingen… Frohes Fest!

bridesmaids & the heat

paul feig, USA 2011/2013
mein mann, mit und dank dem ich die beiden filme sah, hat die hoffnung geäußert, ich möge etwas dazu schreiben, wie ich geplant hatte. das ist tatsächlich leichter gesagt als getan. denn es geht dabei für mich nicht darum, die filme als unterhaltungswerke an sich zu besprechen, sondern um nichts weniger als ihre bedeutung für mich als feministin.
ich will eine erläuterung voranstellen. ich führe des öfteren diskussionen um frauen- und männerrollen in filmen. ein punkt der uneinigkeit dabei ist, was diese bedeuten für das publikum bzw. die kultur, in der der film entstanden ist und in die er wiederum als unterhaltungswerk verkauft wird. ein argument der gegenseite ist, dass hinter dem teils klar erkennbaren, teils subtileren sexismus keine „agenda“ steht; dass keine politik in dem sinne mit filmen betrieben wird. (eine gelegenheit, mich als gute zuhörerin zu prüfen: ich gebe hier mein verständnis der äußerungen anderer wider.) dass also eine diskriminierung und unterdrückung der (komplexen, realistischen) frau im film nicht mit absicht geschieht und mit dem plan, frauen in allen bereichen des lebens auszunutzen und profite aus ihrer „unterwerfung“ zu ziehen; dass sexismus mithin nicht „systematisch“ sei (im gegensatz zb. zum US-amerikanischen rassismus, dessen ausformungen heute folgen sind einer systematischen wirtschaftlichen ausnutzung menschlicher ressourcen).
ich kann dem nicht zustimmen. um das oben gesattelte pferd von hinten aufzuzäumen: 1) der vergleich des sexismus mit dem rassismus mag insoweit unpassend sein, dass es nicht diesen einen punkt in der nachvollziehbaren geschichte gab, an dem frauen aufgrund ihres frau-seins in massen eingefangen, verschleppt und „verwertet“ wurden wie die vorfahren der heute noch diskriminierten afro-amerikaner der USA. in meinem kulturkreis der westeuropäischen welt gab es jedoch auch einmal zeiten – wie man dank archäologischer funde immer wieder voller erstaunen feststellt – zu denen die engen geschlechterrollen noch nicht so galten wie heute. und es gibt eine relativ klare zeitliche begrenzung, wann es mit der gleichstellung der frau ein ende nahm: nämlich mit dem einzug der christlichen religion (und das sage ich nicht nur als atheistin). ich bin keine historikerin und keine religionsgelehrte, aber mein gefährliches halbwissen reicht soweit: die kirche schränkte den zugang auf bildung ein, verfolgte unter anderem aus wirtschaftlichen und politischen interessen gebildete und/oder reiche frauen, inkorporierte weibliche gottesbilder in form der madonnenverehrung und machte alles in allem „die frau dem manne untertan“. dies alles geschah „nur“ mit der geschwindigkeit, mit der immer mehr völker und regenten sich zum christlichen glauben missionieren ließen, und „nur“ mit der systematik der kirchlichen mission, den eigenen glauben – dem jedoch die diskriminierung der frau immanent war – als einzigen wahren glauben zu verbreiten. eine systematische unterdrückung der frauen, vergleichbar der versklavung der afrikaner für die profite weißer amerikaner, ist heute nicht mehr ersichtlich, weil die diskriminierung der frau bzw. die fortschreibung der schädlichen geschlechtervorschriften für beide geschlechter inzwischen systemimmanent ist. und es lässt sich auch nicht leugnen, dass mit diesen jede menge geld gemacht wird, weshalb es auch durchaus im interesse vieler ist, dass diese rollenschablonen beibehalten und perpetuiert werden.
2) „es ist nur ein film“ ist das andere argument, und ich verstehe natürlich, was gemeint ist: die marvel-filme wollen vor allem ihr merchandise verkaufen und nicht per se sexismus unterstützen und frauen diskriminieren. ihr wirtschaftliches interesse liegt nicht in der diskriminierung der frau; ihre strategien sind „nur“ aufgrund des bestehenden sexismus der potentiellen konsumenten sexistisch. und die geschlechterrollen in filmen sind eben, wenn es nicht ausdrücklich zb. feministisch bewegte filme sind, eine abbildung dessen, was in ihrer ursprungskultur der fall ist, und nicht jede figur in jedem film kann, muss und soll eine politische umwälzung erwirken. soweit kann ich zustimmen; gleichzeitig sind aber filme eben nicht nur produkte ihrer kultur sondern auch bausteine derselben. bedeutet, aus filmen wird vom publikum auch das wieder entnommen, was sie zeigen, und wenn filme unter dieser prämisse eben eingrenzende, diskriminierende geschlechterrollen immer weiterschreiben, werden die in der kultur bestehenden beständig perpetuiert. dabei kostet es weder mehr zeit noch mehr geld, statt der restriktiven gendervorschriften menschen unterschiedlichen geschlechts mit unterschiedlichen charaktere statt der müden alten klischeeschablonen zu zeigen.
was mich zum eigentlichen anlass dieses postings bringt, nämlich den wundern der komödien von paul feig. bei beiden filmen – bridesmaids von 2011 und the heat von 2013 – handelt es sich um eigentlich gängige genres: eine komödie, im weitesten sinn vielleicht eine rom-com, am ehesten ähnelt der film aber den nasties à la old school oder verschiedenen adam-sandler-filmen; und eine polizei-komödie um zwei unterschiedliche charaktere, die sich für den kampf gegen das verbrechen zusammenraufen und ihre differenzen nicht nur überwinden, sondern sich auch gegenseitig bereichern. diese filme sind gleichzeitig so alltäglich wie revolutionär, denn sie konzentrieren sich in ihrer klaren genrezugehörigkeit auf frauen in rollen, die sonst männer vorbehalten sind. sie zeichnen ihre weiblichen hauptfiguren mit soviel komplexität wie möglich ist im rahmen ihres genres – welche jedoch schon eine komplexität ist, die sonst den weiblichen nebenrollen nicht vergönnt ist.
der effekt, den das auf mich als zuschauerin hat, ist nicht zu unterschätzen – und, mann möge es mir verzeihen, nicht zu erklären für jemanden, der zeit seines lebens seine eigene peer group weiß/männlich(cis)/hetero als die maßgebliche zielgruppe kennt, an die alle mediale kommunikation gerichtet ist. in diesen filmen muss ich mich bei der identifikation mit den hauptfiguren nicht in ein anderes gender hineindenken, muss mich selbst nicht maskieren, bleibe nicht als zuschauerin außen vor, sondern finde mich in einer lebenswelt, einem erfahrungshorizont wieder, in dem die identifikation mühelos und ohne umkehrung der vorzeichen funktioniert. was das für meine eigenwahrnehmung bedeutet, ist schwer zu erklären; frauen in filmen als handelnde personen mit authentischen, differenzierten persönlichkeiten zu sehen gibt mir als frau das gefühl einer erhöhten akzeptanz meiner selbst. die eingeschränkten rollenbilder in vielen filme bieten mir als reflektionsfläche ein entsprechend eingeschränktes bild, die themen, um die sich die auseinandersetzung mit diesen rollen dreht, sind leider meist noch immer: attraktivität, sexuelle verwertbarkeit, beziehungsverhalten. die frauen in bridesmaids und the heat mit ihren ausdifferenzierten charakteren, mit ihren vorzügen und makeln, bieten mir in der reflektion die möglichkeit, mich selbst als person – statt „nur“ als frau (und das auch nur im männlichen blick) – wahrzunehmen, mehr: zu akzeptieren. statt mich einzuschränken und jede individuelle abweichung vom traditionellen frauenideal als mangel meinerseits annehmen zu müssen, sind diese weiblichen hauptfiguren der schlüssel zu einer welt der möglichkeiten, wie eine frau, also auch ich, sein kann.
und dabei zähle ich als weiße, cis-hetero-frau noch nicht einmal zu den kleinsten randgruppen. was es bedeutet, handelnde figuren im fokus zu sehen, die merkmale seiner selbst spiegeln, kann man auch an den beispielen home und mad max: fury road sehen.
paul feigs filme zeigen, dass es möglich ist, filme zu machen, die die restriktiven geschlechterrollen aufbrechen, ohne dies zum eigentlichen inhalt und thema des films zu machen. dass es möglich ist, filme für ein breites publikum zu machen, die frauen zu den hauptakteuren machen; im ausgleich zu den vielen filmen, die für das massenpublikum gemacht werden, in denen wieder und wieder männer als hauptakteure eingesetzt werden. sie zeigen, dass männern nichts genommen wird, wenn frauen mehr raum gegeben wird, eher das gegenteil ist der fall; dass frauen nicht nur für frauen witzig sind; dass frauen vor allem menschen sind, die unterschiedliche geschichten, charakterzüge und handlungsmöglichkeiten haben. die feministische umwälzung in den medien ist möglich, ohne verluste. es ist noch ein langer weg, aber er liegt vor uns.
ich werde paul feigs ghostbusters mit sicherheit im kino sehen.

KW 51/2015: Annemie Fontana, 14. Dezember 1925

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Weil ich gerade einen Run habe und man ja nicht weiß, was bis Jahresende noch dazwischenkommt, mache ich es mir diese Woche mit einer visuell ansprechenden Künsterin leicht.
Fontanas Werk umfasst Siebdrucke sowie Skulpturen aus Metall und Polyester.

Google-Ergebnisse Annemie Fontana

Google-Ergebnisse Annemie Fontana

KW 50/2015: Gerlinde Kaltenbrunner, 13. Dezember 1970

Gerlinde Kaltenbrunner

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Unter Bergsteigern sind die Achttausender die Goldmedaillen; 14 sind es an der Zahl: Mount Everest, K2, Kangchendzonga, Lhotse, Makalu, Cho Oyu, Dhaulagiri, Manaslu, Nanga Prabat, Annapurna, Hidden Peak (Gasherbrum I), Broad Peak, Gasherbrum II und Shishapangma.

Der erste, der alle 14 Achttausender bestieg, war Reinhold Messner (1986). Erst 2010 schlossen auch zwei Frauen die Reihe ab, und 2011 war Gerlinde Kaltenbrunner die erste Frau, die alle Achttausender sämtlich ohne Zuhilfenahme von Sauerstoffzufuhr bestieg. Sie begann die Serie mit 23 auf dem Broad Peak, erarbeitete sich 11 Gipfel zum Teil in mehreren Anläufen über die folgenden Jahre, meisterte mit dem Mount Everest den höchsten Achttausender im Jahr 2010 und schloss die Reihe 2011 mit dem K2.
Auf ihrer Webseite kann man diverse Expeditionsberichte nachlesen.

Bild: Von Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria – Kaltenbrunner_Gerlinde,Bergsteigerin-3266, CC BY-SA 2.0

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