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Dorothea Schlözer vereint einige interessante Aspekte in sich. Als eine der Universitätsmamsellen aus Göttingen promovierte sie als zweite Frau Deutschlands (Dorothea Christiane Erxleben möchte ich auch gerne einmal besprechen, weiß aber noch nicht, wer sonst in der KW im November ansteht), allerdings nur rite (dh. mit der schlechtesten Note), in klassischer Literatur, Bergbau, Baukunst und Mathematik. Schon die außergewöhnliche Teilhabe an Bildung, die ihr Vater, ein Professor an der Göttinger Uni, ihr gewährte, stieß bei Zeitgenossen und -genossinnen auf Unverständnis und Ablehnung. Ihr Promotion wurde auch von großen Geistern als „Farce“ (Schiller) gesehen.
Nichtsdestotrotz fand sie einen Mann, an dessen Seite sie ihre eigenen Interessen, ja, ihre eigenen Moralvorstellungen leben konnte: Bei der Eheschließung mit Mattheus Rodde nahm sie seinen Namen an und behielt ihren eigenen, wurde so zu Frau Dr. Rodde-Schlözer und hat damit wohl den Doppelnamen in Deutschland erfunden. Außerdem führte sie in dieser frühen Zeit bald, als nämlich durch ihren aufgeklärten Salon der französische Philosoph Charles de Villers in ihr Leben trat, eine polyamouröse Beziehung. Ihr Mann nahm sie auf verscheidene diplomatische Missionen mit, und sie wiederum nahm Villers und ihre Kinder mit. So traf sie in Paris verschiedene Philosophen und Künstler, die sie auch in ihren Werken abbildeten; bei einer zweiten Paris-Reise einige Jahre später traf sie sogar die französische Kaiserin, die an ihr als Madame Docteur ein besonderes Interesse hatte.
Nach diesem Zenit ging es leider für sie steil bergab. Ihr Zweitmann Villers konnte 1806 eine Plünderung ihres Hauses in Lübeck durch französische Soldaten noch einmal abwenden, doch drei Jahre später stellte sich heraus, dass ihr Ehemann im Prinzip bankrott war. Es gelang ihr, wieder mit Hilfe Villers, das eigene Vermögen vor der Pfändung zu bewahren und mit der ganzen polyamourösen Familie nach Göttingen umzusiedeln. Ihr Ehemann litt gesundheitlich stark und wurde frühzeitig zum Pflegefall, ihr Geliebter Villers starb, kurz darauf auch zwei ihrer Kinder. Als auch die jüngste Tochter an Tuberkulose erkrankte, sollte eine Reise nach Marseille Besserung bringen, doch dort war es zum Ankunftszeitpunkt zu kühl und feucht. Inzwischen war auch Dorothea selbst erkrankt, auf dem Rückweg endete für sie in Avignon die Reise und, 55jährig, auch das Leben.
Bild: Von Unbekannt – Webseiten der Georg-August-Universität Göttingen, Gemeinfrei
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Von 239 (Wikipedia) relevanten Persönlichkeiten vor dem 19. Jahrhundert sind diese 14 (inklusive Dorothea Schlözer) Frauen:
16.8.1355 Philippa Plantagenet, 5. Countess of Ulster
16.8.1573 Anna von Österreich
18.8.1575 Anna Maria von Pfalz-Neuburg
19.8.1596 Elisabeth Stuart
18.8.1611 Luisa Maria Gonzaga
20.8.1613 Sophie Elisabeth von Mecklenburg
19.8.1637 Æmilie Juliane von Barby-Mühlingen
20.8.1695 Marie Louise Élisabeth de Bourbon-Orléans
19.8.1743 Marie-Jeanne Bécu, Comtesse du Barry
20.8.1752 Friederike Caroline Luise von Hessen-Darmstadt
15.8.1776 Sophie Brentano
17.8.1786 Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld
21.8.1793 Dorothea von Sagan