Heidi Handorf begann ihre Karriere als Assistentin im Filmschnitt 1974 mit 25 Jahren. In den 40 Jahren ihrer Karriere hat sie kontinuierlich preisgekrönte Arbeit geleistet, unter anderem als Verantwortliche für den Schnitt bei Edgar Reitz‚ Heimat – Eine deutsche Chronik. Auch bei Hauffs Stammheim – dessen Auszeichnung mit dem Goldenen Bären 1986 umstritten war – und Sehrs Kaspar Hauser, der mich damals sehr beeindruckt hat, hat Handorf den Schnitt verantwortet.
Handorfs Wikipedia-Eintrag ist erfrischend ausführlich und sachlich, selbstverständlich ist sie auch auf IMDb vertreten. 2014 arbeitete an ihrem letzten Film, heute feiert sie ihren 70. Geburtstag.
Der Filmschnitt ist nicht ganz so alt wie Film selbst – erst mit der Entwicklung längerer Sequenzen in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts entstand auch die Kunst des Weglassens und der Montage. Während immer komplexere Geschichten in immer längeren Sequenzen erzählt wurden, wuchs das Editing zu einer eigenen, technisch herausfordernden Kunst heran. Für tiefere Einblicke ins Fach bietet die Uni Kiel das Filmlexikon an; es sei als immer noch wichtiges Experiment dazu, wie Filmschnitt die Wahrnehmung beeinflusst, nur der Kuleschow-Effekt genannt: Wie die Kombination mit unterschiedlichen folgenden oder vorangestellten Inhalten die Interpretation des montierten Inhalts beeinflusst. Auch ganz leicht mit dem Smartphone nachzubauen.
Frauen hatten jedenfalls im Editing schon immer eine höhere Quote – ermöglichte die Arbeit im dunklen, abgeschiedenen Schnittraum doch verantwortungsvolle Arbeit, ohne dass ihnen eine führende Rolle gegeben werden musste. Der englische Beitrag zum Film editing hat einen eigenen kurzen Absatz über women in film editing (Link englisch); interessant auch dieses Interview von 2016 auf der Webseite des Bundesverband Filmschnitt Editor e.V., mit Ursula Höf: „Die Montage ist eh meist unsichtbar und dann guckt man doch wieder eher auf die Männer als auf die Frauen. Dieses Phänomen stört mich.“ (Quelle: bfs-filmeditor.de)
Bild: Von Oliver Driemel / Heidi Handorf, CC BY-SA 3.0 de