Agnes Arber – in Kürze – war 1946 die erste Botanikerin, die als „Fellow“ in die Royal Society (bestehend seit 1660) gewählt wurde (die erste Frau überhaupt war 1945 Kathleen Lonsdale, eine Kristallographin, die zweite 1946 die Biochemikerin Marjory Stephenson) und 1948 die erste Frau, die die Gold-Medaille der Linnean Society of London erhielt (Vergabe der Medaille seit 1888), bei der sie seit 1908 Mitglied war.
Die Tochter eines Lehrers und Künstlers lernte bei ihrem Vater das Zeichnen, das ihr später erlaubte, ihre Werke selbst zu illustrieren. Ihr Interesse an Botanik erweckte ihre Lehrerin Edith Aitken. Mit 15 Jahren gewann sie ein Stipendium für ihre botanischen Untersuchungen und traf im Wissenschaftsclub ihrer Schule auf Ethel Sargant, Botanikerin und später erste Frau im Vorstand der Linnean Society. Die 16 Jahre ältere Wissenschaftlerin sollte Arber zur Mentorin und Fördererin werden.
Mit 18 begann Arber ihr Studium am University College London, nach einem Bachelor-of-Science-Abschluss dort ging mit sie mit einem Stipendium an das Newnham College der Universität Cambridge. Insgesamt schloss sie ihr Studium 1905 an beiden Universitäten mit einem Magister Artium und einem Doctor of Science ab. Schon während ihres Studiums und im Anschluss daran arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Sargants Botaniklabor.
Bis 1942 war die Morphologie und vergleichende Anatomie vor allem der Einkeimblättrigen ihr Forschungsgebiet. Nach einem ersten Buch über die Geschichte und Entwicklung von Kräuterbüchern im Jahr 1912 veröffentlichte sie bis 1934 drei Bücher über Einkeimblättrige, Wasserpflanzen (aquatic angiosperms) und Süßgräser (Graminae). Die Forschungen dazu betrieb sie zu großen Teilen in ihrem eigenen Labor zu Hause. Als der Zweite Weltkrieg die Materialien knapp werden ließ, wandte sie sich der Wissenschaftsphilosophie zu. Sie schrieb über historische Botaniker und befasste sich mit Goethes Gedanken zur Botanik. In ihrem vorletzten Buch erarbeitete sie eine Methodik der biologischen Untersuchungen, darin greift sie der Erkenntnis Thomas S. Kuhns vor, dass die Interpretation von Forschungsergebnissen unter dem Einfluss der bestehenden wissenschafltichen Erkenntnisse und Meinungen stattfindet. Ihr letztes Buch bringt künstlerische, wissenschaftliche und philosophische Gedanken zusammen, um ihre holistische Erfahrungen zu verarbeiten.
Agnes Arber war in kurzer, aber glücklicher Ehe verheiratet mit einem Paläobotaniker (er starb jung) und hatte aus dieser Beziehung eine Tochter. Sie starb 1960 im Alter von 81 Jahren. Die Seite famousscientists.org hält eine weitere Biografie bereit; die Masters of Malt haben einen Gin im Sortiment zu ihren Ehren, der allerdings lecker klingt.
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