Kategorie: Anti-Diskriminierung

KW 40/2015: Frances Baard, 1. Oktober 1901

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Frances Baard war eine aktive Kämpferin gegen die Apartheid in der African Nation Conference und Vorstandsmitglied der Federation of South South African Women. Sie war Mitangeklagte im Treason Trial, in dem unter 156 anderen auch Nelson Mandela des Landesverrats angeklagt waren.

1963 verbrachte sie 12 Monate in Einzelhaft.

Nach weiteren 5 Jahren Gefängnis von 1964-69 wurde sie nach Boekenhout verbannt; 18 Jahre später starb sie in der Nähe von Pretoria.

Im Juni 2001 wurde der Distrikt Diamantveld der Provinz Nordkap zu ihren Ehren in Frances Baard District Municipality umbenannt.

KW 38/2013: Hedwig Dohm, 20. September 1831

Hedwig Dohm

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Hedwig Dohm war die zweite Frau in Deutschland, die – bereits 1873 – das Frauenwahlrecht forderte. Ihren „Kolleginnen“ der damaligen Frauenbewegung war sie, waren ihre Forderungen, zu radikal. Sie selbst typische von der Bildung ferngehaltene höhere Tochter, die erst durch die Heirat mit einem Zeitungsverleger aus der Dunstglocke des patriarchalischen Miefs fliehen konnte*. Und sie floh nach vorn: In humoristische, feministische Texte, Pamphlete, Lustspiele. In Salons, Frauenvereine.
*Wieder so ein Beispiel dafür, dass die Sehnsucht nach Gleichberechtigung auch in einer kulturellen Umgebung aufblühen kann, die jeden Gedanken daran verabscheut, siehe Phoolan Devi.

Dabei Ehefrau eines „Lebemannes“ und Mutter von 5 Kindern, davon 4 Töchter. Ebenso radikale Pazifistin wie Feministin, mit Witz und Wut.
Ihre Biografie auf Fembio ist lesenswert, besonders aber die von zwei engagierten Frauen ins Leben gerufene eigene Webseite sollte Aufmerksamkeit finden. Und noch spezieller hier die Zitateseite. Mein Liebling:

„Und hier liegt, fürchte ich, eine der Hauptquellen, aus der die Männer ihre verschrobenen Ansichten über die Frau schöpfen: Wenn sie vom „Reiz der Unwissenheit“, dem „Zauber der Naivität“ sprechen, bevölkert sich ihre Phantasie sofort mit reizenden jungen Mädchen zwischen 16-18 Jahren, während sie die Vorstellung einer wissenschaftlichen, gebildeten Frau nicht von der einer alten und hässlichen Person trennen können. Das Weib hört auf, für sie zu existieren, sobald es ihrem Vergnügen nicht mehr dient.“ In: Was die Pastoren über die Frauen denken, 1872, S.86f.

Bild: Von unbekannt, PD-alt-100

KW 31/2013: Else Hirsch, 29. Juli 1889

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Bevor die aus dem Inneren und zu Vernichtungszwecken organisierten Deportation von Juden in Deutschland begann, hatte das nationalsozialistische Regime bereits jahrelang mit unterschiedlichen Mitteln die Judenfeindlichkeit im Land geschürt und die Entmenschlichung einer ganzen Bevölkerungsgruppe vorbereitet. Da der vollständigen Entfernung der Juden aus dem Deutschen Reich aber lange auch noch ökonomische Interessen entgegenstanden – Juden machten einen guten Teil der deutschen Wirtschaftskraft aus – und die räumlichen und logistischen Gegebenheiten auch erst geschaffen werden mussten, beschränkte sich die Verfolgung zunächst auf das Unerträglich-Machen der Lebensumstände, mit gleichzeitiger Unterstützung der von den Juden selbst gewählten Auswanderung.

Selbstverständlich war auch damals die massenhafte Auswanderung kein Leichtes. In der dunklen Ahnung, die sich nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zu einer unleugbaren Sicherheit verfestigte, begannen in den späten 30er Jahren die Versuche, zumindest die Kinder in Sicherheit zu bringen. Else Hirsch zeichnete hierfür in Bochum besonders verantwortlich. Als jüdische Lehrerin an einer jüdischen Schule war sie zu diesem Zeitpunkt quasi arbeitslos bzw. arbeitsunfähig gemacht worden. In unablässiger Tätigkeit setzte sie Dokumente auf, verhandelte mit den Behörden und organisierte die Reisen von Bochum nach Holland oder über den Hoek van Holland nach England.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges konnten so dank der Erleichterung des Dritten Reiches um die „Sorge“ um den jüdischen Nachwuchs zahlreiche Kinder zumindest vor dem Tod in Konzentrationslagern gerettet werden. Dass ihr Schicksal – sowohl durch die traumatische, oftmals endgültige Trennung von den Eltern, dem nicht immer erfolgreichen Einleben in der Fremde wie auch durch die bald in Feindseligkeit umschlagende Stimmung im Empfängerland gegen die Deutschen – kein ungetrübt glückliches war, blieb in der Aufarbeitung der Shoah im Schatten.

Nichtsdestotrotz: Leben wurden gerettet, von Männern und Frauen wie Else Hirsch.

Der Gedanke an diese Kindertransporte berührt mich jedes Mal zutiefst. Als Mutter eines Kleinkindes erschüttert mich die Vorstellung, eine solche Entscheidung treffen zu müssen: Mein geliebtes Kind quasi schutzlos in die Fremde schicken zu müssen, mit der Wahrscheinlichkeit, es nie wieder zu sehen – mit der dünnen Hoffnung, lange genug am Leben zu bleiben, dass in ungewisser Zukunft eine Wiedervereinigung stattfinden könnte. Mein Kind für immer wegzugeben, damit es eine Chance auf Überleben hat, die ich selbst nicht habe. Was für ein Schmerz.

Bild: By Marrante – Own work, Public Domain

KW 29/2013: Assata Shakur, 16. Juli 1947

Assata Shakur FBI

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In den 1960er Jahren war Assata Shakur Mitglied der Black Panthers und geriet so ins Fadenkreuz des FBI. Sie war eine zeitlang Verdächtige in so ziemlich jedem Bankraub oder Verbrechen, an dem eine schwarze Frau beteiligt war. Wie könnte es anders sein, wurde ihr die Rolle der „Mutter“ und treibenden Kraft zugeschrieben, als sie in einer Gruppe mit mehreren Männern politisch und/oder kriminiell aktiv war (denn wenn eine einzelne Frau mit mehreren Männern handelt, kann sie nur entweder eine hörige Sklavin oder die bösartige Mutter sein, die alle kontrolliert, sie kann niemals einfach nur eine Person von mehreren ohne exponierte Position sein).

Nachdem sie wegen Polizistenmord verhaftet und verurteilt worden war, wurde sie 1973 aus dem Gefängnis befreit und ging nach Kuba ins Exil.
Erst im Mai diesen Jahres wurde sie vom FBI auf die Liste der meistgesuchten Terroristen gesetzt und ist damit die erste Frau auf dieser Fahndungsliste.

Bild: By U.S. Government (FBI; reported on The Guardian) [Public domain], via Wikimedia Commons

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