Yizhi Jane Tao schloss 1988 die First Middle High School in Changsha (Hunan, China) und begann anschließend das Studium der Biologie an der Universität Peking, das sie 1992 mit einem BSc abschloss. Zwei Jahre später setzte sie ihr Studium an der Purdue University in West Lafayette, Indiana (USA) fort.
1999 erlangte Tao ihren Doktortitel in Biowissenschaften an der Purdue University mit einer Arbeit über strukturelle Virologie. Eine dreijährige Postdoc-Tätigkeit absolvierte sie an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts (USA) bei Stephen C. Harrison.
Yizhi Jane Tao leitete das Team, das erstmalig die Struktur des Nukleoproteins des Influenza-A-Virus auf atomarer Ebene darstellte. Dieser Teil des Virus ist unter anderem für die Reproduktion des Virus im erkrankten Körper zuständig, und die Darstellung auf atomarer Ebene erschloss den Aufbau, Funktionsweise und somit auch Möglichkeiten, diese Reproduktion zu verhindern. Das Team unter Taos Leitung lieferte also entscheidende Hinweise für die Entwicklung von Grippe-Medikamenten und Impfungen, da es auch nachwies, dass bereits kleinste Änderungen in der Struktur des Nukleoproteins dessen Funktion unterbrach. Die Entdeckung wurde zu ihrer Zeit sogar in den nicht-wissenschaftlichen Medien – wie hier den BBC News – besprochen. Chinesische Medien zählten Tao daraufhin zu den 10 einflussreichsten Chines:innen.
Josephine Silone Yates (Link Englisch) kam möglicherweise auch schon 1852 zur Welt – ich richte mich mit Altersangaben in diesem Beitrag jedoch nach dem alternativen, genaueren Datum.
Josephine war die zweite Tochter von Alexander und Parthenia Reeve Silone und lebte mit ihren Eltern und ihrer Schwester bei ihrem Großvater mütterlicherseits, einem befreiten Sklaven, in Mattituck, New York. Die Mutter brachte ihr mit der Bibel das Lesen bei, in der Grundschule zeigte sich bereits ihr großes Potential. So zog sie mit 11 Jahren zu ihrem Onkel, einem Pastor in Philadelphia, um dort das Institute for Coloured Youth (Link Englisch) zu besuchen. Die Direktorin Fanny Jackson Coppin (Link Englisch) wurde dort ihre Mentorin. Allerdings musste Josephine Silone schon im nächsten Jahr umziehen, da ihr Onkel an eine Universität versetzt wurde. Mit 12 Jahren zog sie also zu ihrer Tante mütterlicherseits nach Newport, Rhode Island. Dort besuchte sie eine weiterführende Schule und anschließend die Highschool; an beiden Schulen war sie einzige Schwarze Schülerin, doch erfuhr sie von Lehrer:innen und Schüler:innen wohl Respekt. Ihr Lehrer (oder Lehrerin) in Naturwissenschaften hielt sie für eine der begabtesten Schüler:innen und ermöglichte ihr Zugang zum Chemielabor für eigenverantwortliche Arbeiten.
1877, also vermutlich mit 18 Jahren, machte sie mit Auszeichnung ihren Highschool-Abschluss, als erste Schüler:in of Colour an der Schule. Sie war die Schülerin mit dem besten Abschluss und durfte daher traditionsgemäß die Abschiedsrede des Jahrgangs halten, außerdem erhielt sie eine Medaille und ein Stipendium für ein Universitätsstudium. Statt einer Hochschul-Karriere entschied sich Silone jedoch für eine Ausbildung zur Lehrerin, die sie an der Rhode Island State Normal School in Providence antrat. Dort machte sie zwei Jahre später – wiederum als erste Person of Colour – ihren Abschluss und war damit die erste Afro-Amerikanerin mit einer Zulassung als Lehrerin an Schule in Rhode Island. Später sollte ihr die National University of Illinois einen MSc-Grad verleihen.
Die Reihe der Ersten Male für eine Afro-Amerikanerin setzte Josephine Silone fort, als sie nach ihrem Abschluss eine der ersten Lehrer:innen of Colour an der Lincoln University in Jefferson City, Missouri wurde. Diese war nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg explizit für Afro-Amerikaner:innen gegründet worden, mit weißen und oC Lehrer:innen. Der Präsident Inman E. Page (Link Englisch) fand es jedoch für den Erfolg der Schule entscheidend, weiße Lehrende mit PoC zu ersetzen, um den Schüler:innen Rollenvorbilder zu bieten.
Wie alle Lehrenden lebte Silone auf dem Campus, in den Häusern, in denen sich die Schlafräume der Student:innen befanden. Sie unterrichtete Chemie, englische Literatur und ‚elocution‘, was sowohl Rhetorik wie auch Diktion bedeuten kann. Als sie zur Leiterin des Naturwissenschaftlichen Fachbereichs ernannt wurde, war sie wiederum die erste WoC, die einem naturwissenschaftlichen Fachbereich an einem College vorstand, außerdem (möglicherweise) die erste WoC mit voller Professur an einer US-Hochschule.
Ihre Philosophie als Lehrende beschrieb sie wie folgt: „Das Ziel jeglicher wahrer Bildung ist es, Körper und Seele alle Schöheit, Kraft und Perfektion zu geben, zu denen sie fähig sind, um das Individuum für ein vollständiges Leben auszustatten.“ (Quelle: Wiki)
Nach zehn Jahren an der Universität heiratete Josephine Silone William Ward Yates, den Direktor einer Schule in Kansas City. Als verheiratete Frau musste sie ihren Beruf daraufhin aufgeben, sie wurde dafür jedoch in der afro-amerikanischen Frauenbewegung aktiv. Sie schrieb als Korrespondentin für The Woman’s Era (Link Englisch) und andere Magazine, wie The Voice of the Negro (CN N-Wort im deutschen Beitrag). Für ihre Autorinnentätigkeit verwendete sie manchmal ihren eigenen Namen, manchmal schrieb sie unter dem Pseudonym R. K. Potter. Sie war 1893 eine der Mitbegründerinnen der Women’s League of Kansas City, eine Organisation zur Selbsthilfe und Verbesserung der Lebensumstände afro-amerikanischer Frauen, und deren erste Präsidentin. Als sich die Women’s League drei Jahre später der National Association of Coloured Women anschloss, wurde Silone Yates zunächst deren Schatzmeisterin und Vizepräsidentin von 1897 bis 1901, anschließend dann für vier Jahre bis 1904 deren Präsidentin. Außerdem bekam sie 1890 eine Tochter und 1895 einen Sohn.
1902 wurde sie vom Kompendium Twentieth Century Negro Literature; or, A Cyclopedia of Thought on the Vital Topics Relating to the American Negro als eine der 100 ‚America’s Greatest Negros‘ gelistet. Die Lincoln University berief sie zurück, um die Leitung für den Fachbereich Englisch und Geschichte zu übernehmen, sodass sie schließlich doch wieder in die Lehrtätigkeit kam.
1908 wollte sie allerdings wegen Krankheit ausscheiden, doch der Verwaltungsrat gestattete ihr dies nicht, und so blieb sie als Frauenberaterin an der Hochschule tätig. Als jedoch zwei Jahre später ihr Mann starb, setzte sie sich zur Ruhe udn kehrte nach Kansas City zurück. Schon am 3. September 1912 starb sie selbst, nach kurzer Krankheit.
9. November 1871: Florence Rena Sabin Die US-amerikanische Ärztin war 1917 die erste Frau mit einer Professur an der medizinischen Fakultät der Johns Hopkins University und die erste Frau, der die Leitung eines wissenschaftlichen Instituts, nämlich der Rockefeller University, übertragen wurde.
9. November 1914: Hedy Lamarr Wenn es um vergessene und verborgene Fähigkeiten von schönen Frauen geht, gehört sie immer dazu. Lamarr, in Wien unter dem Namen Hedwig Eva Maria Kiesler geboren, war Schauspielerin und im nationalsozialistischen Deutschland verrufen für ihre mimische Darstellung eines Orgasmus.
Damals in Deutschland verboten, heute zwar eindeutig, aber doch zahm: Hedy Lamarrs Darstellung eines Orgasmus
Cecilia Hidalgo Tapia machte 1965 ihren ersten Universitätsabschluss in Biochemie an der Universidad de Chile, vier Jahre später promovierte sie dort. Damit war sie die erste weibliche Doktorin einer Naturwissenschaft an dieser Universität. Ein späteres Post-doc absolvierte sie an den National Institutes of Health in den USA.
Hidalgo Tapia lehrte an verschiedenen Institutionen in Chile, von 1992 bis 1993 erhielt ein ein Guggenheim-Stipendium. Sie forscht zur Regulierung des Calciumgehalts in der Zelle.
2006 gewann sie als erste Frau den nationalen Naturwissenschaftspreis von Chile.
Aditi Pant (Link Englisch) wurde in Nagpur, Indien, in eine Familie ländlicher Brahmanen geboren; dies bedeutete einen hohen gesellschaftlichen Status über die Kaste, doch wohlhabend war Pants Familie nicht. Ihre wirtschaftlichen Umstände sowie die vernachlässigte Bildung junger Mädchen ließen Aditi in ihrer Jugend nicht an eine Chance auf höhere Bildung glauben.
Dennoch machte sie ihren BSc an der University of Pune. Sie studierte Meereskunde, nachdem ein Freund der Familie ihr The Open Sea von Alister Hardy zu lesen gab. Ein Stipendium der US-Regierung ermöglichte es Aditi Pant, an der University of Hawai’i ihr Studium bis zum MSc weiterzuverfolgen. Ihre Masterarbeit schrieb sie über die Photosynthese in Plankton-Lebensgemeinschaften, genauer: Über die Auswirkung tropischer Lichtintensität auf die Photosynthese in Plankton-Lebensgemeinschaften und die Gegebenheiten des Kohlenstoff-Austausches zwischen Phytoplankton und Bakterien. Nachdem sich ihre Studien auf offener See als sehr herausfordernd und anstrengend herausgestellt hatten, konzentrierte sich Pant nach Absprache mit ihrem Doktorvater auf ein Modell mit einer Bakterienart.
Nach ihrem Masterabschluss auf Hawai’i verfolgte Aditi Pant schließlich auch noch das Doktorandenstudium und machte ihren PhD in Meereskunde zur Physiologie von Meeresalgen. Um die Zeit ihrer Promotion lernte sie Professor N.K. Panikkar kennen, den Gründer des National Institute of Oceanography (NIO, Link Englisch) in Goa. Dort nahm Pant am Antarktis-Projekt teil, das insgesamt über zehn Jahre lief. Gemeinsam mit Sudipta Sengupta war Aditi Pant 1983 eine der ersten beiden indischen Frauen in der Antarktis, sie erforschten dort die Abläufe von Nahrungsketten sowie chemische und biologische Vorgänge im Südlichen Ozean. Außerdem waren die beiden Wissenschaftlerinnen am Bau der ersten indischen Forschungsstation in der Nähe des Südpols, Dakshin Gangotri, 2.500km entfernt vom Pol. Pant und Sengupta blieben von Dezember 1983 bis März 1984, Pant kehrte später im Jahr 1984 noch einmal in die Antarktis zurück.
Aditi Pant ist Inhaberin von fünf Patenten und Autorin oder Ko-Autorin von mehr als 67 wissenschaftlichen Publikationen. Von der indischen Regierung wurde sie gemeinsam mit Sengupta und zwei weiteren Kolleginnen mit dem Antarctica Award ausgezeichnet.
Samira Islam (Link Englisch) kam in Hofuf, dem städtischen Zentrum der al-Hasa-Oase in Saudi-Arabien, zur Welt. Nachdem sie die weiterführende Schule im Heimatland beendet hatte, ging für das Studium nach Ägypten. Dort studierte sie an der Universität Alexandria zunächst Medizin, wechselte jedoch nach einem Jahr zum Fachbereich Pharmazie. Darin sowie in pharmazeutischer Forschung machte sie 1964 zunächst ihren Bachelor of Science, zwei Jahre später einen Master of Science und schließlich, 1970, einen Doktortitel (in Pharmakologie). Sie war damit die erste Frau in Saudi-Arabien, die diesen akademischen Grad erlangte.
Asima Chatterjee (Link Englisch) war die Tochter eines Arztes, die in der gebildeten Mittelschicht Kolkatas zur Welt kam und deren akademische Karriere von der Familie gefördert wurde. Ihr Vater gab sein Interesse an der Botanik an sie weiter.
Mit 19 Jahren machte Chatterjee den Abschluss der weiterführenden Schule am Scottish Church College der University of Calcutta, mit einer besonderen Würdigung im Fach Chemie. Sie studierte anschließend Organische Chemie am Rajabazar Science College der Universität, wo sie 1938, mit 21 Jahren, ihren Master of Science machte und sechs Jahre später als erste Frau Indiens einen wissenschaftlichen Doktortitel holte. Ihre Doktorarbeit scrieb sie über die Chemie von Pflanzenprodukten und synthetische organische Chemie. Sie lernte in ihrem Studium unter anderem von Prafulla Chandra Ray (Link Englisch), der als der Vater der modernen Chemie in Indien gilt. (Der Wikipedia-Beitrag nennt einen ihrer Lehrer auch als Satyendranath Bose, einen Physiker, der mit Albert Einstein zusammenarbeitete und nach dem unter anderem die Bosonen benannt sind. Dieser Artikel auf feministindia.com nennt allerdings Prafulla Kumar Bose als ihren einflussreichen Lehrer.)
Sie erhielt zahlreiche Ehrungen des indischen Staates, gründete den Fachbereich für Chemie am Frauencollege Bethune College (Link Englisch) und erreicht neben den oben genannten noch zahlreiche andere Erkenntnisse über die medizinische Wirkung diverser Pflanzenwirkstoffe.
26. September 1832: Zsófia Torma Als Hobby-Archäologin fand die Ungarin einige Lehmbruchstücke der Vinča-Kultur, die 5.400 bis etwa 4.600 vor unserer Zeitrechnung im heutigen Serbien, West-Rumänien, Süd-Ungarn und dem östlichen Bosnien angesiedelt war.
By National Library of Medicine, Images from the History of Medicine, B05353, Public Domain
Gerty Cori kam in Prag als Gerty Radnitz zur Welt; ihr Vater, Otto Radnitz, war ein Chemiker, der eine Methode zur Raffination von Zucker erfunden hatte und nun eine eigene Zuckerfabrik leitete, ihre Mutter, Martha geborene Neustadt, war eine kulturell interessierte Frau, die mit Franz Kafka befreundet war. Gerty und ihre beiden jüngeren Schwestern erhielten zunächst Privatunterricht, bevor sie mit zehn Jahren auf das Lyzeum gingen.
Mit 16 Jahren wusste Gerty, dass sie Medizin studieren wollte, ihr fehlten bis dahin jedoch noch einige schulische Kenntnisse. Um diese einzuholen, lernte sie innerhalb eines Jahres die Inhalte von acht Schuljahren Latein und fünf Schuljahren Physik, Chemie und Mathematik. So bestand sie mit 18 Jahren die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium an der Deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag.
Im Studium lernte sie Carl Cori kennen. Die beiden verliebten sich und schlossen 1920 gemeinsam – nachdem Carl zwischenzeitlich im Ersten Weltkrieg eingezogen worden war – ihr Medizinstudium ab. Im gleichen Jahr heirateten sie, wofür Gerty vom Judentum zum Katholizismus konvertierte, und zogen nach Wien. Dort arbeitete Gerty als Assistenzärztin im Karolinen-Kinderspital und erforschte die Funktion der Schilddrüse bei der Regulation der Körpertemperatur. Außerdem schrieb sie mehrere Aufsätze zu Blutkrankheiten. Die Lebensumstände nach dem Krieg waren schwierig, oftmals fehlte es an Lebensmitteln, sodass Gerty sogar Augenprobleme entwickelte, die auf einen Vitamin-A-Mangel zurückzuführen waren. Zur gleichen Zeit wurde der Antisemitismus im Land immer offensichtlicher, sodass das Ehepaar Cori 1922 in die USA auswanderte.
Carl fand eine Anstellung beim State Institute for the Study of Malignant Diseases (heute Roswell Park Cancer Institute, Link Englisch), während Gerty zunächst weitere sechs Monate in Wien blieb, weil sie keine Anstellung fand. Sie zog jedoch schließlich nach und arbeitete mit ihrem Mann im Labor, obwohl der Leiter des Insituts sogar drohte, Carl Cori zu entlassen, wenn Gerty nicht aufhörte. Die beiden ließen sich nicht beirren und erforschten gemeinsam, wie Glucose mit Hilfe von Hormonen im menschlichen Körper verstoffwechselt wird. Das Ehepaar veröffentlichte in der Zeit in Roswell insgesamt 50 Aufsätze gemeinsam – wobei die- oder derjenige zuerst als Autor:in genannt wurde, der oder die die meiste Arbeit geleistet hatte – und Gerty Cori veröffentlichte noch elf weitere Schriften als alleinige Autorin.
1928 nahmen die Coris die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Im Folgejahr stellten sie ihre Theorie vor, die ihnen schließlich den Nobelpreis einbringen sollte: den Cori-Zyklus. Dieser beschreibt den biochemischen Kreislauf im menschlichen Körper, mit dem Glucose in den Muskeln zu Lactat umgewandelt wird – Glykolyse genannt – , während gleichzeitig Lactat kurzzeitig in der Leber zu Glucose zurückgebildet wird – Gluconeogenese genannt. Diese Erkenntnis, wie die Verwertung von Zucker in den Muskeln funktioniert, sowie der Rolle der Leber dabei war eine wichtige Grundlage für das Verständnis und somit der Behandlung von Diabetes mellitus.
Diese junge Frau erklärt auf dem Kanal FitfürBiochemie den Cori-Zyklus für halbwegs in die Chemie Eingeweihte
Zwei Jahre, nachdem sie diese Theorie veröffentlicht hatten, verließen sie das Insitut in Roswell. Carl wurden mehrere Stellen ohne Gerty angeboten, eine Position in Buffalo lehnte er ab, weil sie ihm durchaus nicht erlauben wollten, mit seiner Frau zu arbeiten. Gerty wurde sogar ausdrücklich vorgeworfen, sie schade der Karriere ihres Mannes, wenn sie weiter mit ihm arbeite. Schließlich ging das Ehepaar Cori gemeinsam an die Washington University in St. Louis, Missouri, wo ihnen beiden Stellungen angeboten worden waren, allerdings in Gertys Fall in einer niedrigeren Position, mit folgerichtig schlechterer Bezahlung: Sie verdiente als Forschungsassistentin nur ein Zehntel von Carls Gehalt. Arthur Compton, zu dieser Zeit Rektor der Universität, machte für die Coris eine Ausnahme von der Nepotismus-Regel, mit der auch Maria Goeppert-Mayer Schwierigkeiten hatte. Bei ihrer gemeinsamen Arbeit an der Washington University entdeckten Gerty und Carl Cori das Glucose-1-phosphat, eine Form von Glucose, das in vielen Stoffwechselvorgängen eine Rolle spielt und auch nach ihnen Cori-Ester heißt. Sie beschrieben seine Struktur, identifizierten das Enzym, das den Cori-Ester katalysiert und bewiesen, dass Glucose-1-phosphat der erste Schritt in der Umwandlung des Kohlehydrats Glykogen zu Glucose ist, welche im Körper als Energie verwertet werden kann.
Gerty Cori erforschte zur gleichen Zeit auch Glykogenspeicherkrankheiten und identifzierte mindestens vier davon, die jeweils mit individuellen Enyzymdefekten zusammenhängen; die verhältnismäßig harmlose Typ III-Glykogen-Speicherkrankheit heißt nach ihr auch Cori-Krankheit. Sie war die erste Person, die nachwies, dass eine vererbte Krankheit mit einem Enzymdefekt zusammenhängen kann.
Nach 13 Jahren an der Washington University wurde Gerty Cori endlich außerordentliche Professorin und vier Jahre später, 1947, auch volle Professorin. Im gleichen Jahr erfuhr sie, dass sie an Myelosklerose litt, und wenige Monate später wurde ihr gemeinsam mit ihrem Mann und dem argentinischen Physiologen Bernardo Alberto Houssay der Nobelpreis für für Physiologie oder Medizin verliehen. Sie war insgesamt erst die dritte Frau mit einem Nobelpreis – Marie Curie und deren Tochter Irène Joliot-Curie waren die ersten beiden, die diesen Preis für Physik respektive Chemie erhalten hatten. Gerty Cori hingegen war nun die erste Frau, die in der Kategorie Physiologie und Medizin ausgezeichnet wurde.
Im Anschluss an diesen Erfolg wurde sie Fellow der American Academy of Arts and Sciences, als viertes weibliches Mitglied in die National Academy of Sciences gewählt sowie von mehreren anderen Societies aufgenommen, von Harry S. Truman wurde sie zum Ratsmitglied der National Science Foundation ernannt. Nachdem sie jahrzentelang gegen den Widerstand von Entscheidern unbeirrt mit ihrem Mann zusammengearbeitet hatte, wurde ihr nun zwischen 1948 und 1955 die Ehrendoktorwürde an fünf Universitäten verliehen – an der Boston University, am Smith College, an der Yale University, an der Columbia University und an der University of Rochester. Insgesamt gewann sie, zum Teil gemeinsam mit ihrem Mann, sechs hochdotierte wissenschaftliche Preise. Sie arbeitete noch weitere zehn mit immer schlechterer Gesundheit, bis sie am 26. Oktober 1957 an der Myelosklerose verstarb.
1998 wurde Gerty Cori in die National Women’s Hall of Fame aufgenommen. Das Labor an der Washington University, in dem sie gearbeitet hatte, wurde 2004 von der American Chemical Society (deren Mitglied sie war) zur Historic Landmark erklärt. Vier Jahre später brachte der US Postal Service eine 41-cent-Briefmarke ihr zu Ehren heraus. Krater auf dem Mond und der Venus sind nach ihr benannt und noch 2015 taufte das US Department of Energy den Hochleistungrechner im Berkeley Lab nach ihr, der als fünfter in der Liste der 500 leistungsfähigsten Computer rangiert.
12. August 1898: Maria Klenova (Link Englisch) Als Begründerin der russischen Meeresgeologie erforschte sie beinahe dreißig Jahre lang die Polarregionen und war die erste Frau, die vor Ort in der Antarktis arbeitete.
Goldberg und Ullmann arbeiteten auch anschließend weiter zusammen. 1904 veröffentlichte Goldberg eine Arbeit darüber, wie Kupfer als Katalysator für die Ullmann-Reaktion verwendet werden kann, um ein Phenyl-Derivat von Thiosalicylsäure herzustellen. Aufgrund dieser Arbeit heißt eine Form der Ullmann-Reaktion sogar nach ihr, die Goldberg-Reaktion (C-N Paarung, Link Englisch); ihre Erkenntnisse trugen zur Erleichterung von Laborprozessen bei. In dem, was die beiden das Ullmann-Goldberg-Kollaborativ nannten, forschten sie ab 1905 gemeinsam an der Technischen Hochschule in Berlin. Hier trugen sie maßgeblich zur Entwicklung von synthetischen Färbemitteln bei, namentlich synthetischem Alizarin, welches die Nutzung von Färberkrapp überflüssig machte. Irma Goldberg arbeitete auch für die BASF in der Entwicklung von künstlichen Farbstoffen.
1910 heirateten Ullmann und Goldberg, 1923 kehrten sie nach Genf zurück, wo Ullmann ein Mitglied der Fakultät wurde. Von Irma Goldberg, die eine für Frauen der Zeit ungewöhnlich erfolgreiche Karriere als Chemikerin erreicht hatte und sogar namentlich für ihre Forschungen erwähnt wird, ist danach nicht mehr bekannt, als dass sie 1939 noch einen Nachruf auf ihren Ehemann in einer Genfer Zeitung unterzeichnete.
Volkova war die 1870 die erste Frau, die als Chemikerin einen Universitätsabschluss machte (in Russland?), die erste Frau, die in die russische Chemical Society aufgenommen wurde, die erste Russin, die ein wissenschaftliches Werk über Chemie veröffentlichte und sie wird gemeinhin als erste Frau betrachtet, die über ihre chemische Forschung in einem modernen Labor schrieb.
Ihr Fachgebiet waren organische Amide. Es gelang ihr – wiederum als erstes – einen Stoff herzustellen, der im englischen Wikipedia-Beitrag ‚orthotoluenesulfonic acid‘ genannt wird. Mit etwas Recherche konnte ich herausfinden, dass es sich um 2-Toluolsulfonsäure handeln muss (‚ortho-‚ beschreibt die Position des zweiten Substituenten an einem Ringmolekül). Diese Verbindung dient vor allem in anderen chemischen Reaktionen als Katalysator; Volkova bildete auch dessen Amide. Ebenso schuf sie als Erste eine Verbindung, die noch heute als Weichmacher in diversen Dingen verwendet werden: Trikresylphosphate (TKP).
(para-)Trikresylphosphat
Weichmacher haben wohl nicht zu Unrecht einen schlechten Ruf. Dieser spezielle Stoff wurde und wird (nur) in Schmierstoffen und Hydraulikflüssigkeiten verwendet. Zum Beispiel in deutschen Torpedos im Zweiten Weltkrieg. Leider kamen 1941 einige Menschen in der Gegend um Eckernförde aufgrund der Nahrungsmittelknappheit auf die Idee, dieses Torpedoöl zu stehlen und als Lebensmittel zu verwenden, beim Braten und Backen. Dies führte bei etwa 70 Personen zur „Eckernförder Krankheit„: Einer Vergiftung durch TKP, die zur bleibenden Lähmung der Beine führte. Das gleiche war 1940 auch schon den so genannten Ölsoldaten in der Schweiz passiert.