Schlagwort: attentat

14/2017: Flora Tristan, 7.4.1803

Flora Tristan

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Die Tochter eines peruanischen Adligen und einer Französin, in Paris geboren, kam nur in den ersten vier Jahren ihres Lebens in den Genuss eines aristokratischen Lebensstiles. Nachdem ihr Vater starb, verblieb sie mit der Mutter in einfachsten Verhältnissen und musste mit 15 Jahren in einer Graveurwerkstatt arbeiten. Drei Jahre später heiratete sie aus „Vernunftgründen“, also aus wirtschaftlicher Not, ihren Arbeitgeber, André Chazal. Dieser entpuppte sich als brutaler und skrupelloser Gewalttäter; als sie ihn vier Jahre später verließ, hatte sie allerdings unter dem napoleonischen Code civil kein Recht auf eine Scheidung, und so war sie es, die sich in den folgenden Jahren mit ihren drei Kindern vor dem rachedurstigen Ehemann und der Justiz verborgen halten musste. Ihre zwei Söhne starben in dieser Zeit, die Tochter Aline (die später Mutter von Paul Gauguin werden sollte) konnte sie mit einer Tätigkeit als Reisebegleiterin ernähren.

Zu ihrem 30. Geburtstag schließlich nahm Tristan mit ihrer Tochter die Reise nach Peru auf, wo sie in Arequipa, der Geburtsstadt ihres Vaters, auf eine Vereinigung mit dieser Seite ihrer Familie hoffte. In dem von der frisch erlangten Unabhängigkeit bewegten Land lebte sie in der aristokratischen Welt ihrer Familie, strebte jedoch aufgrund ihrer eigenen Lebensgeschichte immer wieder nach den Begegnungen mit dem Gegensatz, mit den Sklaven, den Armen und Arbeitern. Wenn sie jemals eine Chance auf ihr Erbe gehabt hatte, verspielte sie es sich mit ihrer Solidarität mit den Unterdrückten endgültig. So musste sie zwar unverrichteter Dinge nach Frankreich zurückkehren, doch aus ihren Erfahrungen entstand ihr erstes Buch „Pérégrinations d’une paria“, in etwa „Wanderungen einer Ausgestoßenen„.

Bevor Tristan sich jedoch ganz ihrer schriftstellerischen und politischen Ambition widmen konnte, musste sie zunächst noch eine familiäre Tragödie überstehen: Ihr Mann begann wiederum, sie zu verfolgen. Er entführte die gemeinsame Tochter und bekam zunächst auch das Sorgerecht zugesprochen – Aline schrieb ihrer Mutter jedoch heimlich und erzählte von inzestuösen Übergriffen. Tristan verklagte ihren Mann und erhielt selbst das Sorgerecht, doch gewalttätige Ehemänner nehmen Kontrollverlust nicht einfach hin. In diesem Fall griff der Mann zur Waffe und schoss auf die Mutter seiner Kinder – sie überlebte den Anschlag, doch litt zeitlebens an den Folgen einer Schussverletzung in der Schulter. Immerhin war der Sadist enttarnt und wurde zu Deportation und 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt; Tristan wurde endlich rechtskräftig geschieden.

In den letzten sechs Jahren ihres Lebens schrieb Tristan weitere vier Bücher und mehrere Reiseberichte und Reportagen. Sie führte die Gedanken anderer utopischer Sozialisten wie Charles Fourier (mit dem sie persönlich bekannt war) und Henri de Saint-Simon zusammen mit der Idee, dass die Befreiung der Arbeiterklassen nicht ohne die Gleichberechtigung der Frau zu erreichen sei. Sie führte die Idee einer Arbeiterunion ein, in der die Arbeiter sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam Interessen verfolgen; dabei betonte sie immer die Notwendigkeit, die Frauen den Männer gleichwertig zu betrachten. Ihr Glaube, dass die Emanzipation der Frau den Klassenkampf erleichtern und beschleunigen würde, legte unter anderem die Basis für die Bewegung des Feminismus. 40 Jahre vor Friedrich Engels verglich sie die Beziehung zwischen Frau und Familie mit der zwischen Bourgeoisie und Proletariat: „Selbst der unterdrückteste Mann findet noch jemand, den er unterdrücken kann, seine Frau: sie ist das Proletariat des Proletariats.“ Doch angesichts der Veränderungen, die die französische Revolution im vergangenen Jahrhundert mit sich gebracht hatte, sah sie der Zukunft hoffnungsvoll entgegen: „Was mit dem Proletariat geschehen ist, darüber muss man sich einig sein, ist ein gutes Omen für Frauen, wenn ihr ‚1789‚ ausgeläutet wird.“

Ihre politische Arbeit wurde von der konservativen Presse mit Hohn verfolgt, bei ihren Vortragsreisen durch Frankreich, um die Arbeiter zu organisieren, wurde sie bespitzelt und gegängelt. Mit 41 Jahren starb sie an Typhus (TW Bild).

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Wiki english
The daughter of a Peruvian aristocrat and a Frenchwoman, born in Paris, the had the pleasure of an aristocratic lifesyle for the first four years of her life only. After her father died, she remained in narrow circumstances with her mother and had to take up work in an engraver’s shop at 15 years old. Three years later she married her employer, André Chazal, out of convenience, meaning economic necessecity. Her husband turned out to be a brutal and ruthless thug; when she left him four years later, under the Napoleonic Code she nonetheless was not entitled to a divorce, and so it was her who with her three kids had to stay in hiding from the revengeful husband and the law in the following years. Her two sons died during that time, the daughter Aline (who later gave birth to Paul Gauguin) was fed through Tristan’s work as a travel companion.

For her 30th birthday at last, Tristan along with her daughter took upon herself the journey to Peru , where she hoped to be reunited with her paternal family in Arequipa, her father’s birthtown. In the country that was moved by its recently achieved independence, she lived in the aristocratic world of her family, but because of her own history, she frequently sought out the encounter with the opposite, the slaves, the poor and the workers. If she had ever had any chance on her inheritance, she gambled it away with her solidarity with the oppressed. Thus she had to return to France without having achieved her goal, but from her experiences she wrote her first book, „Peregrinations of a paria“.

Before Tristan could fully devote herself to her literary and political work, she had to weather one more familial tragedy: Her husband took it up yet again to haunt her. He abducted their daughter and was granted custody to begin with – yet, Aline secretly corresponded with her mother and told of incestuous assaults. Tristan sued her husband and was granted custody in turn, but abusive husband don’t take kindly to loss of control. In this case, her husband went for the gun and shot at the mother of his children – she survived the attack, but suffered from the consequences of a gunshot to her shoulder for the rest of her life. For all that, the sadist was exposed and sentenced to deportation and 20 years of hard labour; Tristan was after all lawfully divorced.

In the last six years o her life, Tristan wrote four more books and several travelougues and commentaries. She combined the thoughts of other Utopian Socialists such as Charles Fourier (with whom she was personally acquainted) and Henri de Saint-Simon with the idea that the liberation of the working classes was not achievable without equality for women. She introduced the idea of a workers‘ union, in which the workers would support each other and prosecuted shared interests; meanwhile stressing the necessity of viewing women as equals to men. Her belief that the emancipation of women would facilitate and expedite the class struggle laid the basics of feminism. 40 years earlier than Friedrich Engels, she compared the relationship between woman and family with the one between bourgeoisie and proletariat: „The most oppressed man finds a being to oppress, his wife: she is the proletarian of the proletarian.“ Still, in view of the changes that the French Revolution had brought upon, she looked forward with hope: „What happened to the proletariat, it must be agreed, is a good omen for women when their ‚1789‚ rings out.“
Her political work was mocked by the conservative press, during her lectures given throughout France to move the workers to unionise she was spied on and harassed. She died of typhus (TW graphic images) with 41 years of age.

Bild: By Unknown – Messieurs de Balzac, Roger de Beauvoir, and Raymond Brucker, Les Belles Femmes de Paris et de la Province (Paris, Au Bureau, 1839-40); Microfilm, History of Women, Reel 154, no. 980., Public Domain

KW 30/2016: Charlotte Corday, 27. Juli 1768

Charlotte Corday Frauenfiguren

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Charlotte Corday wuchs als Tochter eines verarmten Adeligen in der französischen Provinz auf. Nachdem die Mutter früh verstorben war, erhielt sie durch günstige Umstände mit ihren Schwestern zusammen eine Ausbildung in einer Abtei, bei der sie auch erstmals mit der Philosophie der Aufklärung in Berührung kam. Als die Abtei im Laufe der französischen Revolution geschlossen wurde, kehrte Charlotte mit ihren Schwestern zu ihrem Vater zurück, voller Interesse an den politischen Ereignissen vor allem in der fernen Hauptstadt Paris, bei denen sie vor allem mit den Girondisten sympathisierte. Durch den Filter ihrer Umgebung und ihres Horizontes betrachtet, erschien ihr Jean Paul Marat, ein Zeitungsverleger und Anführer der Jakobiner, als Hauptursache der ihrer Ansicht nach fehlgeleiteten Entwicklungen. Deshalb reiste die 25jährige schließlich auf eigene Initiative in die Hauptstadt, um den „Volksverführer“ zu töten. Eigentlich hatte sie Marat bei einer öffentlichen Versammlung umbringen wollen und gehofft, sofort im Anschluss von seinen aufgebrachten Parteigängern „zerrissen“ zu werden, sodass die Frage nach ihrem Namen und Motiv nicht gestellt würde. Marat litt jedoch an einer Hautkrankheit, die ihn stark einschränkte, und verließ seine Wohnung kaum noch. Sie erstand ein Küchenmesser auf einem Markt und versuchte dann am 13. Juli 1793 zweimal, unter Vorwand zu Marat in seiner Privatwohnung zu gelangen – sie wurde jedoch beide Male von dessen Lebensgefährtin abgewiesen. Als sie es jedoch am Abend noch einmal versuchte, geriet sie mit der Concierge Marats in Konflikt, woraufhin dessen Lebensgefährtin die Tür öffnete und Marat schließlich forderte, die junge Frau hereinzulassen, die ihm angeblich die Namen von untergetauchten Girondisten nennen wollte. Seine Lebensgefährtin führte Corday herein und ließ die beiden alleine. Nachdem sie ihm einige Girondisten genannt hatt, deren Namen er notierte, soll er (nach ihren Angaben) gesagt haben, er werde diese alle auf die Guillotine bringen, woraufhin sie ihm das Messer in die Brust stieß. Er konnte noch seine Lebensgefährtin rufen, doch verstarb kurz nachdem man ihn aus der Wanne gehoben hatte. Charlotte Corday wurde am Tatort niedergeschlagen und festgenommen.

Im folgenden Prozess betonte sie immer wieder, dass sie aus eigener Motivation und ohne Aufforderung anderer gehandelt hatte. Vor den aufgebrachten Bürgern, die sie auch ohne Prozess gehenkt hätten, ließ sie während ihrer Haft ein Portrait von sich anfertigen; nach vier Tagen war ihr der Prozess gemacht und das Todesurteil ausgesprochen worden. Charlotte Corday ertrug dies alles mit Fassung und legte selbst ihren Kopf auf das Schafott; ihr Henker nahm ihren abgeschlagenen Kopf aus dem Korb und versetzte ihm einen Schlag, wofür er mit drei Monaten Haft bestraft wurde.

Ihre Tat erreichte das genaue Gegenteil dessen, worauf sie abgezielt hatte: Statt die Partei der Jakobiner handlungsunfähig zu machen, indem sie ihr den vermeintlichen Kopf abschlug, gewann sie mehr Sympathien durch den „Märtyrertod“ Marats. Die Girondisten wurden insgesamt verfolgt und viele als Folge von Cordays Tat hingerichtet. Einer der Leidtragenden sagte über Charlotte Corday, sie habe die Partei zwar zugrunde gerichtet, ihnen aber gezeigt, wie man sterben müsse.

Bild: By François Séraphin Delpech, Public Domain

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Von 131 (Wikipedia) relevanten Persönlichkeiten vor dem 19. Jahrhundert sind diese 37 (inklusive Charlotte Corday) Frauen:
28.7.1347 Margarethe von Durazzo
25.7.1373 Johanna II. (Neapel)
25.7.1473 Maddalena de’Medici
25.7.1490 Amalie von der Pfalz
27.7.1516 Aemilia von Sachsen
28.7.1522 Margarethe von Parma
26.7.1575 Anna Katharina von Brandenburg
31.7.1578 Katharina Belgica von Oranien-Nassau
27.7.1595 Barbara von Pfalz-Zweibrücken-Neuburg
30.7.1601 Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt
25.7.1604 Dorothea Diana von Salm
28.7.1609 Judith Leyster
28.7.1610 Leonora Duarte
30.7.1625 Sibylle Hedwig von Sachsen-Lauenburg
27.7.1629 Ludovica Cristina von Savoyen
28.7.1645 Marguerite Louise d’Orléans
30.7.1683 Sophia Albertine von Erbach-Erbach
26.7.1689 Maria Anna Josepha Althann
27.7.1740 Jeanne Baret
26.7.1744 Maria Elisabeth Ziesensis
25.7.1746 Maria Francisca Benedita von Portugal
30.7.1751 Maria Anna Mozart
25.7.1756 Elizabeth Hamilton
26.7.1756 Maria Fitzherbert
29.7.1759 Rosa Dorothea Ritter
25.7.1761 Charlotte von Kalb
27.7.1765 Friederike von Württemberg
28.7.1768 Henriette Frölich
27.7.1773 Luisa Maria von Neapel-Sizilien
31.7.1773 Thérésia Cabarrus
25.7.1775 Anna Harrison
27.7.1775 Therese Brunsvik
31.7.1776 Maria Euphrasia Pelletier
25.7.1794 Amalie Sieveking
26.7.1796 Aimée-Zoë de Mirbel
25.7.1797 Auguste von Hessen

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§218!