Schlagwort: geomorphologie

Eman Ghoneim

20. Jhdt.

Eman Ghoneim (Link Englisch) machte ihren MSc in Geografie 1997 an der Tanta University (Link Englisch) und erlangte 2002 ihren Doktortitel im gleichen Fachbereich an der University of Southampton.

In ihrer Postdoktoranden-Stelle 2003 im Center for Remote Sensing (Zentrum für Fernerkundung) an der Boston University gehörte sie zum Team, das den Kebira-Krater entdeckte und die Vermutung aufstellte, dass es sich dabei um den Krater eines Meteoriteneinschlags handele.

frauenfiguren eman ghoneim kebira krater
Kebira-Krater
Gemeinfrei

Ghoneim und ihr Kollege Farouk El-Baz entdeckten die Struktur auf der Grenze von Ägypten zu Libyen durch Aufnahmen des Radarsat-1 und der Analyse von SRTM-Daten. Der Name ist dem südöstlich davon gelegenen Hochplateau entliehen, dem Gilf el-Kebir, was `Die Große Barriere´bedeutet (kabir/kebir: groß auf Arabisch). Ghoneim und El-Baz zufolge weist der Krater drei Merkmale eines Meteoriteneinschlags auf: Einen Gipfel im Zentrum, einen inneren Ring und einen durchbrochenen äußeren Ring. Er wäre also ein `komplexer´ Krater mit einem Durchmesser von 31 Kilometern am äußersten Ring und damit doppelt so groß wie der bestätigte Oasis-Krater in der libyschen Wüste, der nur 18 Kilometer Durchmesser hat. Der Meteor, der diesen Krater hinterlassen hätte, müsste annähernd einen Kilometer Durchmesser gehabt haben. Ghoneim und El-Baz vermuteten weiter, dass der entsprechende Meteoriteneinschlag mit seiner Hitze auch Urheber des Libyschen Wüstenglases ist.

Die Vermutung der beiden Wissenschaftler:innen gilt jedoch als unbestätigt. Ihre These beruht allein auf Fernerkundung, die einige Details nicht in Betracht zieht. Die Impact Field Studies Group (Link Englisch), eine wissenschaftliche Organisation, die sich mit der detaillierten Untersuchung und Prüfung vermuteter Einschlagskrater befasst, hält die Vermutung jedenfalls für `zweifelhaft´, da der Gipfel im Zentrum schon bei Ansicht auf Google Earth mit flachem Mittelteil erscheint, statt wie bei Einschlagskratern typisch mit Aufwürfen und Brüchen. Und bereits 2006 hatte eine Expedition zum Krater selbst festgehalten, dass die Erhebung im Zentrum die gleiche Struktur aufweist wie das nahegelegene Gilf, nämlich klar erkennbare, glatt horizontal verlaufende Schichten aus Sedimentgestein – sichtlich ungestört von einem Meteoriteneinschlag. Eine Entstehung des Kraters durch einen Raucher, eine hydrothermale Quelle in dem Meer, dass die Wüste einst bedeckte, wird bis zum eindeutigen Nachweis extraterrestrischen Einflusses für wahrscheinlicher gehalten.

Eman Ghoneim wurde 2010 Fakultätsmitglied im Fachbereich Erd- und Meereskunde an der University of North Carolina at Wilmington. Dort spezialisierte sie sich auf Geoinformationssysteme, Fernerkundung durch Multispektral-, Thermal- und Mikrowellenradiometer-Aufnahmen und unbemannte Lufterkundung (durch Drohnen); sie wurde schließlich Leiterin des Space and Drone Remote Sensing Lab (SDRS). Sie ist Expertin des Bildverarbeitung und hat mehr als 27 wissenschaftliche Arbeiten sowie 48 Artikel geschrieben. Sie unterrichtet auch an Schulen und war eine von 30 emigrierter Ägypterinnen, die 2017 als Sprecherinnen zur Taa-Marbouta-Konferenz (Link Englisch) eingeladen wurden. Diese Konferenz gehörte zu einer Kampagne der ägyptischen Regierung, um die Frauen in Ägypten sozial, politisch und wirtschaftlich zu stärken.

frauenfiguren eman ghoneim libysches wüstenglas Brustschmuck Tut-Ench-Amun mit einem Skarabaäus aus Lybischem Wüstenglas, hellgelb
Pectoral of Tutankhamun, JE 61884, Egyptian Museum of Cairo, Egypt
By Roland Unger, CC BY-SA 3.0

Und weil es mich so fasziniert: Libysches Wüstenglas ist zwar möglicherweise durch einen Meteoriteneinschlag entstanden, doch wahrscheinlich nicht durch diesen vermuteten – der Einschlag, der den Oasis-Krater schuf, kommt eher in Frage. Eine andere mögliche Erklärung für die Herkunft des Glases ist auch hier eine hydrovulkanische Eruption. Es ist in jedem Fall ein Lechatelierit, also ein Glasgebilde, das durch das Schmelzen von Quarzsand entsteht. Schon in der Jungsteinzeit wurde es als Werkzeug, Pfeil- oder Speerspitze verwendet, bei archäologischen Untersuchungen aber oft mit gewöhnlichem Glas verwechselt, wie z.B. der Skarabäus im Brustschmuck des Tutanchamun.

9/2020: Marjorie Courtenay-Latimer, 24. Februar 1907

Marjorie Courtenay-Latimer kam als Tochter eines Eisenbahnbeamten im südafrikanischen East London zur Welt, zwei Monate zu früh, was sich während ihrer Kindheit nachhaltig auf ihre Gesundheit auswirkte. Dennoch überlebte sie einen Diphtherie-Infekt und war gerne und viel in der Natur unterwegs. Ihre Eltern förderten ihr Interesse an naturwissenschaftlichen Themen, ursprünglich wollte sie mit 11 Jahren Expertin für Vögel werden.

Nachdem sie ihre Schulbildung abgeschlossen hatte, begann sie mit einer Ausbildung zur Krankenschwester, doch kurz bevor sie diese beendete, hörte sie von einer offenen Stelle als Direktorin für das East London Museum. Sie bewarb sich und beeindruckte ihre Gegenüber im Museum so sehr mit ihrem naturkundlichen Wissen, dass diese sie trotz Mangel einer formellen Qualifikation einstellten. Courtenay-Latimer war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt, sie sollte den Rest ihres Arbeitslebens in dem Museum bleiben. Sie sammelte beständig alle möglichen Dinge, die für das Museum von Beduetung sein könnten, und war auch bei den Fischern am Hafen bekannt dafür, dass sie ungewöhnliche Exemplare in ihren Fangnetzen begutachten wollte.

Am 22. Dezember 1938 erhielt sie einen Anruf, dass ein merkwürdiger Fisch einem befreundeten Kapitän ins Netz gegangen war, und sie ging auf sein Boot, um sich ein Bild zu machen. Sie befreite das Tier, das bereits tot war, von mehreren Schichten Schlamm und Schleim und fand etwas vor, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sie beschrieb das 150cm lange Tier als den schönsten Fisch, den sie je gesehen hatte, „von blassem, ins malve gehende Blau mit matten Tupfern weißer Flecken; es hatte einen irisierenden silber-blau-grünen Schimmer darüber. Es war mit harten Schuppen bedeckt, und es hatte vier gliederförmige Flossen und einen merkwürdigen Welpenschwanz“. (Übersetzung eines Zitats im englischen Wikipedia-Beitrag)

Sie schleppte den Fisch mit einem Taxi in ihr Museum und versuchte, eine Entsprechung in den Büchern zu finden. Sie wollte das Exemplar gerne konservieren, doch der örtliche Leichenbestatter weigerte sich, ihr zu helfen. Der befreundete Ichthyologe J. L. B. Smith, der an der Rhodes-Universität Chemie unterrichtete, war nicht zu erreichen, und so musste sie den Fisch widerwillig zu einem Tierpräparator bringen, der ihren Fund häutete und ausnahm.

Als Smith acht Wochen später bei ihr eintraf und das ausgestopfte Tier sah, war ihm sofort klar, dass es sich dabei um einen Quastenflosser handelte, eine Knochenfischart, von der angenommen wurde, dass sie während der Kreidezeit vollkommen ausgestorben war. Bei seiner wissenschaftlichen Beschreibung gab er der gefundenen Art den Namen Latimeria chalumnae – nach der Finderin Latimer und dem Fluss Chalumna, in dessen Mündung das Exemplar gefangen wurde. Der Fund war eine Sensation und es sollte 14 Jahre dauern, bis an anderer Stelle eine weitere Quastenflosserart entdeckt werden sollte. Courtenay-Latimer hatte ein lebendes Fossil entdeckt und verhinderte geistesgegenwärtig auch den Verkauf ihres Fisches aus dem Museumsbestand nach Großbritannien.

Die Museumsdirektorin und Biologin aus Leidenschaft verstarb erst 2004. So konnte sie nicht nur auch den nächsten Fund – zwischen den Komoren und Madagaskar – miterleben, sie konnte 1987 auch die Bilder von den Tauchgängen der Geo sehen, auf denen erstmals Quastenflosser in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen waren. An dieses Ereignis erinnere auch ich mich noch, da unser begeisterungsfähiger Biologielehrer uns lebhaft davon berichtete. Auch die weitere Erforschung der Quastenflosser durch das Nachfolge-Tauchboot Jago fiel noch in die Lebenszeit der ersten Entdeckerin und Namenspatin dieser Tierart, die inzwischen vom Aussterben bedroht ist.

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Ebenfalls diese Woche

25. Februar 1670: Maria Margaretha Kirch
Sie war die erste Frau, die einen Kometen entdeckte. Als ihr Mann starb, setzte sie die gemeinsame astronomische Arbeit fort. Sie war außerdem die Mutter der beiden Kirch-Schwestern.

26. Februar 1785: Anna Sundström (Link Englisch)
Die Assistentin des schwedischen Mediziners und Chemikers Jöns Jakob Berzelius, der als Vater der modernen Chemie gilt, wird als erste Chemikerin Schwedens verstanden, da er sie als umfassend versiert in allen Handhabungen beschrieb.

28. Februar 1920: Marjorie Sweeting (Link Englisch)
Als erste westliche Wissenschaftlerin untersuchte und beschrieb die britische Geomorphologin die Karst-Landschaft Chinas.

28. Februar 1956: Penny Sackett (Link Englisch)
Die australische Astronomin war 2008 bis 2011 die Direktorin der Forschungsschule für Astronomie und Astrophysik an der Australian National University.

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