Schlagwort: heliozentrisches weltbild

Maria Cunitz

* 1610 • † 22. August 1664

Maria Cunitz war die Tochter des Arztes Heinrich Cunitz im niederschlesischen Wołów. Ihre Mutter war Tochter eines herzoglichen Rates, die Familie war wohlhabend und gebildet. Maria selbst wollte schon mit fünf Jahren lieber am Unterricht ihres älteren Bruders teilhaben, sie konnte mit fünf lesen und hatte die Grundkenntnisse in Latein. Ihr Vater untersagte ihr jedoch weiteres Lernen, stattdessen sollte sie sich in Haushaltsdingen ausbilden. In ihrem fünften Lebensjahr zog die Familie nach Świdnica, wo Maria acht Jahre später einen Juristen heiratete, der ihre Wißbegier schätzte und ihr ermöglichte, Latein und Französisch zu lernen. Sie entdeckte in dieser Zeit auch die Astrologie bzw. Astronomie für sich.

Ihr Ehemann starb jedoch bereits wenige Jahre nach ihrer Hochzeit und Cunitz kehrte sie zunächst in ihr Elternhaus zurück. Kurz darauf begann sie, bei dem Arzt, Mathematiker und Astronom Elias von Löwen in die Lehre zu gehen. Aufgrund der Militärbewegeungen in Schlesien während des Dreißigjährigen Krieges zog sie noch einmal mit der Familie aus Świdnica fort, doch als ihr Vater bald darauf starb, heiratete sie von Löwen und ging mit ihm nach Byczyna. Auch von dort musste das Ehepaar wegen des Krieges fliehen, sie gingen nach Polen und ließen sich auf einem Landgut der Zisterzienserinnen des Klosters Olobok nieder. Hier begann Cunitz ihre astronomischen Forschungen, die sie später zurück in Byczyna fortsetzte.

Mit ungefähr 40 Jahren veröffentlichte Maria Cunitz schließlich Urania propitia. Sie präsentierte darin ihre Überarbeitung der Rudolfinischen Tafeln von Johannes Kepler. Versehen mit einem Vorwort ihres Mannes, der damit jegliche Vermutung, er sei der Autor, zum Schweigen brachte, erläuterte Cunitz ihre eigenen Algorithmen zur Berechnung der Planetenstellung. Sie vereinfachte die bis dahin geltenden Rechenwege von Kepler und korrigierte seine Ergebnisse, wenn sich auch wiederum einzelne eigene Fehler einschlichen. Im ersten Band erläuterte Cunitz sowohl in Deutsch wie auch Latein ihre eigenen Forschungsergebnisse und Kalkulationen, der zweite Band bestand aus den daraus resultierenden astronomischen Tabellen.

Die Urania propitia war nicht nur ein bahnbrechendes, gewagtes Werk zu einer Zeit, in der sich das heliozentrische Weltbild noch nicht durchgesetzt hatte, es war unerhört als Forschungsarbeit einer Frau; außerdem trug Cunitz‘ mit seiner Zweisprachigkeit dazu bei, eine deutsche Wissenschaftssprache zu entwickeln. Die Astronomin erlangte weitreichende Bekanntheit und wurde als „Schlesische Pallas“ bezeichnet. Ein späterer Chronist verglich sie auch mit Hypatia von Alexandria.

Sie starb mit 54 Jahren, am 22. August 1664. Ein Venuskrater ist nach ihr benannt.

Von der Urania propitia existieren heute noch neun Kopien. 2004 wurde eine Erstauflage davon für fast $20.000 versteigert.

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