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04/2023: Mona Winberg, 27. Januar 1932

By unknown – Original publication: unknown
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Als Mona Winberg 1932 in Kanada zur Welt kam und kurz darauf eine Zerebralparese* mit Athetose** bei ihr festgestellt wurde, sagten die Ärzte ihren Eltern, jüdischen Immigranten aus Polen und Ungarn, dass sie niemals laufen oder sprechen würde; ihnen wurde geraten, Mona in ein Heim zu geben. Ihre Mutter lehnte das ab und zog die Tochter gemeinsam mit ihren drei älteren Geschwistern zu Hause auf. Als der Vater zwölf Jahre später starb, musste die Mutter für den Unterhalt der Familie aufkommen und holte die eigene Mutter zur Unterstützung in den Haushalt.

Entgegen der Prognose besuchte Winberg altersgerecht die Schule, zunächst die Wellesley Orthopaedic School. Als sie hier die achte Klasse abgeschlossen hatte, wurde ihr allerdings der Zugang zur High School verweigert; nur die (damals) Central Commerce High School erlaubte ihr, als reine Zuhörerin an Kursen teilzunehmen, aber nicht als Schülerin gelistet zu werden. Sie schloss die Schule, die zu dieser Zeit vor allem für Berufe im Finanzsektor ausbildete, im Alter von zwanzig Jahren ab und schrieb sich gleich anschließend für das Fach Journalismus an der University of Toronto ein. Nachdem sie zwei Jahre später das Studium beendet hatte, begann sie als Lohnbuchhalterin beim Corbrook Sheltered Workshop zu arbeiten, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, speziell mit Zerebralparese. Diese Tätigkeit übte sie die nächsten vierzehn Jahre bis 1968 aus.

Anfang der 1960er Jahre setzte Winberg zu ihrer zweiten Karriere an, als sie erste Artikel für den Newsletter der Ontario Federation for Cerebral Palsy schrieb. Sie wurde 1972 die erste Präsidentin dieser Organisation, die selbst mit Zerebralparese lebte. Einige Zeit später wurde sie Redakteurin beim Contact Magazin und erlangte immer größere Bekanntheit durch ihre Vorträge, in denen sie sich für das selbstbestimmte Leben von behinderten Menschen einsetzte. Verärgert vom Mangel an Berichterstattung über den Alltag und die Themen von Menschen mit Behinderung, trat sie 1980 proaktiv auf die Toronto Sun zu und schlug vor, eine wöchentliche Kolumne zu schreiben, die genau diesen Mangel beheben sollte. Die Redaktion ging auf ihren Vorschlag ein, und in den nächsten fast zwanzig Jahren erschien Winbergs Kolumne Disabled Today in jeder Sonntagsausgabe. Wie aus den Erinnerungen an Winberg unten zu entnehmen ist, kostete es Winberg im Schnitt sechzehn Stunden Zeit, einen solchen Text zu schreiben.

1988, Winberg war inzwischen 56 Jahre alt, erhielt sie den King Clancy Award der Canadian Foundation for Physically Disabled Persons, sieben Jahre später wurde sie in die Canadian Disability Hall of Fame (Link englisch) aufgenommen; 2002 erhielt sie den Order of Canada.

Ihre letzte Kolumne erschien 1999. Die Folgejahre verbrachte sie damit, ihre Lebensgeschichte zu schreiben und ihre Kolumnen zusammenzutragen und zu kategorisieren, um ein Buch daraus zu machen. Sie starb 76-jährig, am 19. Januar 2009, an den Komplikationen einer Lungenentzündung. Ihr Buch Solitary Courage: Mona Winberg and the Triumph over Disability wurde posthum veröffentlicht.


Der Toronto Star schrieb einen Nachruf auf Winberg, und natürlich erinnerte auch die Toronto Sun an ihre langjährige Kolumnistin. Einige Persönlichkeiten kommen dort zu Wort, der ehemalige Vizegouverneur von Ontario etwa nennt sie „one tough bird“ (etwa: ‚eine zähe Biene‘). Die Webseite lud damals ein, Erinnerungen an Winberg zu teilen, und veröffentlichte zwei weitere Beiträge als Mona Memories. Vor möglichem inspiration porn wird gewarnt.


*(Infantile) Zerebralparese bezeichnet eine Bewegungsstörung, die durch frühkindliche Hirnschädigung entsteht, etwa (häufig) durch einen Sauerstoffmangel im Gehirn aufgrund von Unterversorgung im Mutterleib oder während der Geburt, aber auch Erkrankungen der Mutter während der Schwangerschaft, Hirnblutungen oder Stoffwechselstörungen des Neugeborenen sowie Schädel-Hirn-Traumata oder Hirnhautentzündungen im Babyalter. Durch diese unterschiedlichen Ursachen wird die vollständige Entwicklung des Zentralen Nervensystems verhindert. Die resultierenden Bewegungsstörungen werden in Spastik, Ataxie und **Athetose eingeteilt, diese können auch parallel auftreten. Spastik zeichnet sich durch einen hypertonen Muskeltonus aus, dh. die Muskeln sind zu stark angespannt, Ataxie (= gr.: Unordnung) bedeutet hingegen eine zu niedrige Grundspannung der Muskulatur, Athetose (= gr.: ’nicht an einer Stelle‘) entsteht durch den Wechsel von zu hoher und zu niedriger Grundspannung. Alle diese Störungsformen beeinträchtigen die Körperhaltung, das Gleichgewicht und die Feinmotorik. Eine Zerebralparese kann mit Epilepsie, Sprach-, Seh- und Hörbeeinträchtigungen einhergehen, die kognitiven, intellektuellen Fähigkeiten sind jedoch nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen eingeschränkt.


Andere bekannte Personen mit Zerebralparese sind RJ Mitte, der Walter White Jr. in Breaking Bad spielte, und eine meiner britischen Lieblingscomediennes, Rosie Jones. Die Videos unten sind eventuell für Menschen, die des Englischen nicht vollends mächtig sind, nicht gut zu verstehen: Rosie Jones spricht Englisch mit einem nördlichen Akzent.

‚The Elephant in the Room‘
Einstufung des Behinderungsgrades in UK – The Last Leg

Auch ein interessantes ernsthaftes Gespräch, an dem Rosie Jones teilnimmt: „Where have all the disabled people gone?“ der Royal Television Society. Die Problematik, wie wenig und mit welchen Klischees Menschen mit Behinderung in den Medien repräsentiert sind, ist sicher durchaus auf Deutschland zu übertragen. Ich warte in der deutschen Comedy-Szene ja leider nicht nur auf gute behinderte Comedians, sondern… naja.

„Where have all the disabled people gone?“ RTS panel discussion

Quelle Biografie: Wiki englisch

Catherine Jérémie

* 1664 • † 1744

Catherine Jérémie (Link Englisch) kam als ältestes von 11 Geschwistern in einem kleinen Ort in Québec, Kanada (damals Neufrankreich), zur Welt. Mit 17 heiratete sie zum ersten Mal, mit diesem Mann hatte sie eine Tochter; mit 24 heiratete sie zum zweiten Mal und bekam in dieser Ehe noch weitere zehn (oder elf) Kinder.

1702 ließ sich Jérémie mit ihrer Familie in Montreal nieder, wo sie als Hebamme und Naturheilkundlerin arbeitete. Als eine der ersten Botaniker:innen in Kanada beschäftigte sie sich besonders mit der Medizin der kanadischen First Nations und deren Kenntnisse über naturheilkundliche Praktiken. Sie versorgte nicht nur französische Forscher mit den Informationen zu gesammelten Exemplaren und trug damit einen wichtigen Teil zur Naturgeschichte in Kanada bei. Sie wandte ihre Kenntnisse auch erfolgreich in der eigenen Hebammenpraxis an; eine Frau, die sie betreut hatte, nannte sie „die Magierin meines Lebens“.

19/2020: Cecilia Payne-Gaposchkin, 10. Mai 1900

Cecilia Payne-Gaposchkin kam als Kind eines britischen Anwalts und seiner preußischen Ehefrau in einer Kleinstadt in Buckinghamshire zur Welt. Schon vier Jahre später starb der Vater und ließ die Mutter mit der Versorgung ihrer drei Kinder alleine zurück. 1912 zog die Familie nach London, damit der jüngere Bruder Humfry eine bessere Schulbildung erhalten konnte. Cecilia besuchte zunächst eine Schule, auf der es ihr als Mädchen nicht möglich war, sich mit Mathematik und den Wissenschaften zu befassen. Mit 18 Jahren wechselte sie jedoch auf die St. Paul’s Girls‘ School; ihr Lehrer Gustav Holst drängte sie eigentlich, eine Karriere in der Musik zu verfolgen, doch Cecilia interessierte sich mehr für die Wissenschaft. Sie gewann schließlich ein Stipendium über sämtliche Studienkosten am Newnham College (noch heute ein reines Fraueninstitut) an der University of Cambridge. Sie begann ein Studium der Physik, Chemie und Botanik, letzteres ließ sie jedoch nach dem ersten Jahr fallen.

Der Wendepunkt, der sie zur Astronomie brachte, war eine Vorlesung von Arthur Eddington. Der Astrophysiker hatte eine zur Sonnenfinsternis am 29. Mai 1919 eine Expedition in die Verfinsterungszone, nach Principe im Golf von Guinea, unternommen, um mit den Beobachtungen von Himmelskörpern während der Sonnenfinsternis Einsteins Relativitätstheorie zu prüfen. Die Erkenntnisse, die er in seiner Vorlesung präsentierte, erschütterten Cecilia Paynes Weltbild, sodass sie sich von nun an mit Himmelskörpern befasste. Ihr war jedoch klar, dass sie im Vereinigten Königreich als Frau keine berufliche Laufbahn außerhalb einer Lehrtätigkeit verfolgen konnte, daher suchte sie nach einer Möglichkeit, in die USA zu gehen. 1923 lernte sie Harlow Shapley kennen, der kurz zuvor ein Graduiertenprogramm in Astronomie am Harvard-College-Observatorium eingerichtet hatte. Mit Hilfe eines Stipendiums, das ausdrücklich Frauen vorbehalten war, wurde ihr dieses postgraduale Studium ermöglicht. Die einzige Frau vor ihr in diesem Programm war Adelaide Ames, während ihres Studiums arbeitete Payne dort mit Annie Jump Cannon zusammen.

Mit nur 25 Jahren machte Cecilia Payne bereits ihre wichtigste Entdeckung, die auch für die Astronomie von entscheidender Bedeutung war. Für ihre Dissertation untersuchte sie Sternspektren, also die Zusammensetzung und Verteilung des Lichtes von Himmelskörpern. Sie konnte zunächst schon einmal die Spektralklassen, also Farbtemperaturen unterschiedlicher Sterne, ihren korrekten Oberflächentemperaturen zuordnen, indem sie die Ionisierungstheorie von Meghnad Saha anwandte. Elemente werden ionisiert, wenn zum Beispiel durch erhöhte Temperatur (thermische Ionisation) Elektronen aus den Atomen herausgelöst werden und diese als positive Ionen zurückbleiben. Die Saha-Gleichung setzt den Ionisierungsgrad eines Elements mit seinem Erhitzungsgrad in Bezug. Aufgrund dieser korrekten Zuordnung konnte Payne nachweisen, dass die untersuchten Sterne hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium bestanden.

Bis dahin war die akzeptierte wissenschaftliche Theorie, dass alle Himmelskörper zu gleichen Teilen aus den gleichen Elementen zusammengesetzt seien, dass also zum Beispiel die Erde, wenn sie auf die Temperatur der Sonne erhitzt würde, die gleiche Spektralklasse wie diese hätte. Payne bewies, dass die unterschiedlichen Spektrallinien verschiedener Sterne nicht auf das Vorhandensein von verschiedenen Elementen zurückzuführen ist, sondern darauf, dass in unterschiedlichen Temperaturen die gleichen Elemente – Wasserstoff und Helium – unterschiedlich ionisiert werden. Zwar weisen auch die leuchtenden Himmelskörpern eine Metallizität auf, enthalten also Silizium, Kohlenstoff und andere herkömmliche Elemente, die auch auf der Erde zu finden sind, und sogar in einem ähnlichen Verhältnis zueinander. In ihrer Dissertation belegte Cecilia Payne jedoch, dass die beiden ersten, einfachsten Elemente des Periodensystems auch die häufigsten im Universum sind, im Fall von Wasserstoff etwa um das Millionenfache häufiger als die anderen Elemente.

Weil ihre Ergebnisse der gängigen wissenschaftlichen Annahme wiedersprachen, musste Payne ihre Aussagen kurz darauf als „fadenscheinig“ zurückziehen. Henry Norris Russell, der Harlow Shapleys Lehrer gewesen war, setzte sie dahingehend unter Druck; vier Jahre später bestätigte er Paynes Behauptung jedoch, was wiederum George Gamow zu der korrekten Vermutung führte, dass die Kernfusion in unserer Sonne durch das Verhältnis von vier Wasserstoffkernen zu einem Heliumkern befeuert wird. Cecilia Paynes Dissertation erhielt auch ihre Ehrung, als Otto von Struve sie als „die brillianteste Doktorarbeit, die jemals im Fach der Astronomie geschrieben wurde“ bezeichnete.

Auch nach ihrer Promotion erforschte Payne weiterhin die Leuchtkraft von Himmelskörpern. 1930 ließ ihrer inzwischen rehabilitierten Dissertation das Wer „Sterne von hoher Leuchtkraft“ („The Stars of High Luminosity„) folgen. Dieses Werk sollte die Grundlage für alle weiteren Forschungen an den darin besprochenen Sternen werden. Sie wurde 1931 amerikanische Staatsbürgerin, 1933 lernte sie den russisch geborenen Astrophysiker Sergej Gaposchkin kennen und heiratete ihn 1934. Über all diese Jahre blieb sie als akademische Kraft in Harvard, wo sie allerdings aufgrund der Geschlechterdiskriminierung nicht als Professor, sondern nur in weniger prestigeträchtigen und vor allem schlechter bezahlten Positionen tätig sein konnte. Ihr Mentor Shapley setzte sich für sie ein, sodass sie zunächst 1938 offiziell den Titel „Astronomin“ am Observatorium führte. 1943 wurde sie als Fellow in der American Academy of Arts and Sciences aufgenommen, ihre Universität listete ihre Kurse dennoch zwei weitere Jahre nicht im Vorlesungsverzeichnis.

Als 1954 Donald Menzel der Direktor des Observatoriums wurde, verwendete er sich für eine bessere Stellung Payne-Gapschkins, und so wurde sie 1956, 27 Jahre nach ihrer Promotion, zur ordentlichen Professorin – der ersten weiblichen für Astronomie an der Universität Harvard. Später wurde sie die erste weibliche Fachbereichsleiterin am gleichen Institut. Zehn Jahre später emeritierte sie bereits, forschte allerdings als Angestellte des Smithsonian Astrophysical-Observatory weitere 20 Jahre und lektorierte dessen Veröffentlichung in dieser Zeit.

Kurz nachdem sie im Selbstverlag ihre Autobiografie herausgebracht hatte, starb sie 1979 mit 79 Jahren. Ihre Tochter, mittleres Kind von dreien, erinnerte sich an sie als eine „begeisterte Schneiderin, erfinderische Strickerin und unersättliche Leserin“. Ihre Autobiografie ist leider nur auf Englisch zu haben, doch erreicht bei Goodreads 4,52 von 5 Sternen.

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Ebenfalls diese Woche

10. Mai 1946: Birutė Galdikas
Die Tochter litauischer Eltern wurde auf der Durchreise nach Kanada in Deutschland geboren; die Zoologin und Verhaltensforscherin studiert vor allem die Orang-Utan-Population auf Borneo.

17/2020: Margaret Newton, 20. April 1887

Margaret Newton kam in Montreal zur Welt, ihre Schullaufbahn begann in einer Ein-Raum-Schule in der Kleinstadt, in der sie mit ihren Eltern und drei jüngeren Geschwistern lebte. Ihre Familie zog mehrfach um, sodass Margaret verschiedene weiterführende Schulen besuchte, bis sie schließlich eine Ausbildung zur Lehrerin in Toronto abschloss. Sie unterrichtete für drei Jahre und sparte ihr Einkommen für eine weiteres Studium.

Nachdem sie ein Jahr lang ein Kunststudium in Hamilton verfolgt hatte, kehrte sie nach Montreal zurück und nahm dort das Studium der Agrarwissenschaft am Macdonald College (Link Englisch) auf. Sie war hier die einzige Frau in einem Jahrgang von 50 Personen und wurde das erste weibliche Mitglied der Quebec Society for the Protection of Plants.

Ihr Beratungslehrer trat 1917 eine Reise in den Westen Kanadas an, um den Getreideschwarzrost zu untersuchen, einen Pilz, der 1916 in einer Epidemie Getreide im Wert von $200 Millionen in Kanada zerstört hatte. Seine Studentin Newton beauftragte er, die eingesandten Proben im Labor zu untersuchen. Sie musste erst bei der Universitätsleistung einfordern, dass die Beschrönkungen aufgehoben wurden, die weiblichen Forschenden die nächtliche Nutzung der Labore untersagte. Diese Regelung wurde aufgehoben, doch Newton musste sich weiterhin an die Sperrstunde um 22:00 ihres Wohnheimes halten. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchungen konnte zwei Jahre später ihren Master of Science abschließen – ihren Bachelor of Science hatte sie bereits 1918 als erste Frau am College abgelegt. In ihrer Abschlussarbeit für den M. Sc. ging sie auf die unterschiedliche Widerstandsfähigkeit verschiedener Weizenarten gegen den Pilz ein.

Im Jahr nach ihrem Abschluss, 1920, erhielt sie das Angebot, eine Forschungsstelle an der University of Saskatchewan in Saskatoon anzutreten. Sie folgte diesem Angebot und erhielt schließlich 1922 eine Assistenzprofessur im Fachbereich Biologie, die sie drei Jahre innehatte. Ebenfalls 1922 promovierte sie an der University of Minnesota in Agrarwissenschaft, mit einer Dissertation über den Getreideschwarzrost. Sie erreichte den Doktortitel in Minnesota zur gleichen Zeit wie die Assistenzprofessur in Saskatoon, indem sie ihre Zeit zu gleichen Teilen auf beide Universitäten verteilte: Sechs Monate arbeitete sie in Minnesota, sechs Monate in Saskatoon.

Weitere Getreideschwarzrost-Epidemien nach 1916, in den Jahren 1919 und 1921, hatten zur Gründung eines Dominion Rust Research Lab (Link Englisch) an der University of Manitoba in Winnipeg geführt. 1925 trat Margaret Newton dort die Stelle als leitende Phytopathologin an und blieb in dieser Postion bis zu ihrer Pensionierung. Sie richtete eine jährliche Untersuchung der kanadischen Weizenbestände auf Getreideschwarzrost in West-Kanada ein und machte dabei die entscheidende Entdeckung, dass der Pilz in verschiedenen „Rassen“ auftrat. Diese Erkenntnis ermöglichte es ihr, die Weizen- und andere Getreidearten zu finden, die gegen die jeweiligen Pilzrassen resistent waren. Sie untersuchte weitere Rostpilze und die Umwelteinflüsse, die bei deren Verbreitung eine Rolle spielten. Insgesamt veröffentlichte Newton 45 Schriften zum Getreideschwarzrost und 11 Forschungsarbeiten. 1929 war sie an der Gründung der Canadian Phytopathological Society beteiligt und begann als Herausgeberin der Zeitschrift Phytopathology dieser Gesellschaft zu arbeiten.

Margaret Newtons Forschung war nicht nur in Kanada, sondern weltweit entscheidend bei der Bekämpfung des Pilzes, denn mit ihren Erkenntnissen konnten weitere wirtschaftliche Schäden weitgehend verhindert werden. In Kanada reduzierte sie die Verluste der Landwirtschaft durch Getreideschwarzrost im Laufe der Zeit auf Null. Aufgrund ihrer internationalen Bekanntheit drängte der russische Botaniker Nikolai Iwanowitsch Wawilow die Regierung der UdSSR dazu, Newton einzuladen, um von ihren Erkenntnissen zu profitieren. Sie verweilte drei Monate in Leningrad, um dort 50 ausgewählte Studenten in der Erforschung der Rostpilze zu unterstützen; in dieser Zeit wurde ihr Einblick gewährt in sämtliche Untersuchungen der Sowjetischen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften. Wawilow hatte schon seit 1930 versucht, Newton für eine langfristige Arbeit in Leningrad zu gewinnen, unter anderem mit dem Angebot eines großzügigen Gehalts, jedweder technischer Ausrüstung und einer Kamelkarawane für ihre Reisen.

Die Arbeit mit Pilzen wirkte sich leider nachteilig auf Newtons Gesundheit aus: Sie litt an einer chronischen Atemwegserkrankung, die sich durch ihre Tätigkeit verschlechterte. Bereits 1945 setzte sich die Forscherin zur Ruhe und zog nach Victoria. Kanadische Landwirte forderten daraufhin von der Regierung, ihr dennoch die volle Summe ihrer Pension auszuzahlen, weil sie mit ihren Forschungen dem Staat Millionen an Dollar an Schadensausgleichen erspart hätte. Auch im Ruhestand blieb Newton allerdings aktiv, besuchte weiterhin internationale Konferenzen zu Rostpilzen und deren Bekämpfung. Gleichermaßen beteiligte sie sich an Frauenorganisationen und pflegte ihren Garten.

Vor ihrer Pensionierung wurde sie 1942 noch die zweite weibliche Fellow der Royal Society of Canada, 1948 wurde ihr von dieser Insitution die Flavell Medaille verliehen. Ihre Alma Mater in Minnesota ehrte sie mit einem Outstanding Achievements Award, die in Saskatoon verlieh ihr den Ehrendoktortitel in Jura. An der University of Victoria wurde 1964 ein Studentenwohnheim nach ihr benannt (ein anderer nach Emily Carr).

Newton starb 1971 mit 84 Jahren. 20 Jahre später wurde sie in der Canadian Science and Engineering Hall of Fame aufgenommen, 1997 erhielt sie einen Platz auf der Liste der Personen von nationaler historischer Bedeutung der kanadischen Regierung.

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Ebenfalls diese Woche

22. April 1909: Rita Levi-Montalcini
Über diese Neurobiologin habe ich vergangenes Jahr geschrieben, als sie 110 Jahre alt geworden wäre.

26. April 1836: Erminnie A. Smith (Link Englisch)
Die amerikanische Ethnologin gilt als erste Wissenschaftlerin in ihrem Gebiet. Sie befasste sich mit den Mythen der Irokesen oder Haudenosaunee, wie sie sich selbst bezeichnen.

50/2017: Emily Carr, 13.12.1871

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Emily Carr galt im kanadischen Impressionismus als „Mutter der modernen Kunst“. Sie entwickelte aus dem französischen Impressionismus und den Motiven der amerikanischen Ureinwohner ihren eigenen Stil, verließ die Malerei nach einiger Frustration für mehrere Jahre, um mit ihren Schwestern eine Pension zu betreiben und Bücher zu schreiben, und kehrte dann 1927 mit Macht in die Kunstszene zurück. Ihre erfolgreichste Zeit als Künstlerin erlebte sie erst mit über 50 Jahren.

Sie pflegte gute Kontakte zu mehreren Völkern der amerikanischen Ureinwohner in Kanada und wirkte als Sprachrohr für deren Kampf gegen die Verdrängung. In ihren späteren Arbeiten thematisierte sie auch den Verlust der Natur durch die Industralisierung. Sie starb 1945 an einem Herzanfall.

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Wiki english
Emily Carr was considered the „mother of modern art“ in Canadian impressionism. She developed her own style from the French impressionism and motives of Native Americans, quit painting for several years after some frustrations to run a boarding hous with her sisters and to write books, and returned to the art scene with full force in 1927. She reached her peak success as an artist in her 50s.

She maintained close contact to several tribes of Canadian Native Americans and acted as a spokesperson for their struggle against their suppression. In her later works she also drew on the topic of loss of nature through industrialisation. She died of a heart attack in 1945.

KW 16/2013: Mina Benson Hubbard, 15. April 1870

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Mina Benson Hubbard ist eine dieser Frauen, wie ich sie im Sinn hatte, als ich mir für dieses Kalenderjahr „Grenzgängerinnen“ zum Thema setzte. Nachdem ihr Mann auf einer Expedition durch Labrador verhungerte und obendrein von einem Überlebenden der Expedition quasi allein verantwortlich für das Scheitern gemacht wurde, machte sich Madame Benson Hubbard mit einem anderen Überlebenden der Expedition, wohlausgestatteten Vorräten und einem eisernen Willen daran, die Expedition erneut und erfolgreich durchzuführen. Das Rennen gegen den Schmäher gewann sie mit ihrer Ankunft an der Mündung des George River um sechs Wochen.

Was an Mina Benson Hubbard und Frauen ihres Schlages erkennbar wird: Wie arbiträr und überwindbar die tradierten Rollenmodelle und die ihnen zu Grunde liegenden Klischees sind. Angefangen beim Mythos vom schwachen Geschlecht, über die angeblich mangelnden Fähigkeiten bis hin zu den gesellschaftlichen Hürden für eine Frau, sich als Leiterin einer Expedition quasi allein – soll heißen: ohne Ehemann als Grund und Begleitung – in die Wildnis aufzumachen. Alles Humbug und kein Hindernis, das zu tun, was sie sich in den Kopf gesetzt hat.

Sicher gehört dazu, dass schon dem Mädchen Mina ein Selbstbewusstsein gestattet wurde, das es ihr als Frau ermöglichte, ihren Willen durchzusetzen. Wahrscheinlich begründet in der reinen Notwendigkeit, dass zu damaligen Zeiten in den weniger priviligierten Schichten der Gesellschaft auch weibliche Kinder so rasch wie möglich zu den Einkünften der Familie beitragen mussten bzw. nicht auf einen Ehemann warten konnten, um die Eltern von der finanziellen Bürde zu befreien. Einem Mädchen zu sagen, dass es dieses oder jenes nicht könne, weil es ein Mädchen ist oder es allein in der Hoffnung auf einen „guten Fang“ zum reinen Ansichtsobjekt zu erziehen, widersprach schlicht den ökonomischen Bedürfnissen. (Ja, ich spiele damit darauf an, dass wir uns offenbar derzeit in einer Wohlstandsgesellschaft befinden, die es sich leisten kann, der Hälfte seiner Bevölkerung zu vermitteln, dass sie a) begrenzte Möglichkeiten der Berufswahl hat und b) Erfolg sich in der Erlangung klar umrissener Ziele in der äußeren Erscheinung bemisst. Ich erinnere mich dunkel an eine Analye, die darlegte, dass der Trend, Frauen auf die drei großen K zu beschränken, ganz klar mit der Lage der Wirtschaft verbunden ist. Von daher muss man sich fast wünschen, dass es uns in Zukunft lieber wieder etwas schlechter gehen sollte…)

WEG MIT
§218!