Schlagwort: klassik

06/2018

2. Juni 1978: Yi So-yeon

Mit 30 Jahren wurde Yi So-yeon zuerst Doktorin der Biotechnologie und kurz darauf der erste Mensch koreanischer Nationalität im All.

Zwei Jahre zuvor hatte sie gemeinsam mit einem männlichen Kollegen alle Phasen des Aufnahmeverfahrens für Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation ISS bestanden und durchlief in Folge mit Ko San, ihrem Kollegen, das 15-monatige Training für Raumfahrer in Russland. Zunächst wurde sie nur als Ersatz für Ko trainiert, doch der verstieß mehrfach gegen Richtlinien des russischen Ausbildungszentrums, weshalb die russische Raumfahrtbehörde Einspruch gegen seinen Einsatz erhob.

So begann Yi, vier Wochen nach ihrer Promotion in Abwesenheit, ihren achttägigen Aufenthalt auf der ISS, während dessen sie insgesamt 18 Experimente durchführte. Sie war die dritte Asiatin im All nach Chiaki Mukai aus Japan und Anousheh Ansari aus dem Iran.

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12. Juni 1956: Onutė Narbutaitė

Die freischaffende litauische Komponistin lernte bei den litauischen Komponisten Bronius Kutavičius und Julius Juzeliūnas.

Ihrer Komposition „Open the Gates of Oblivion“ für Streicherquartett von 1980:

Ihre Komposition „Vijoklis“ für zwei Klaviere von 1988:

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20. Juni 1930: Magdalena Abakanowicz

Die Tochter eines Lipka-Tartaren (in Litauen angesiedelte Turk) wurde 1930 in eine polnische Adelsfamilie hineingeboren. Sie studierte an den Kunstakademien in Danzig und Warschau; zunächst interessierte sie sich mehr für die Malerei, doch unter den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen im Polen der 1950er Jahre entwickelte sie ihr Talent, aus gewachsenen oder gefunden Materialien Skulpturen zu schaffen.

In den 1960ern erlangte sie internationale Erfolge mit ihren Abakans, dreidimensionale Skulpturen aus Gewebe, hergestellt in einer Technik, die Abakanowicz selbst entwickelt hatte. Eine Dekade später ging sie zu menschenförmigen Skulpturen über, Gewebe verschwanden nach und nach aus ihrem Repertoire, dafür arbeitete sie mehr mit wetterfesten Materialien für großflächige Außeninstallationen.

Die Künstlerin verstarb am 20. April vergangenen Jahres.

Magdalena Abakanowicz

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22. Juni 1939: Ada Yonath

Ada Yonath wurde 1939 in Jerusalem geboren, sechs Jahre, nachdem ihre Eltern vor der Verfolgung durch die Nazis aus Polen geflohen waren. 1968 machte sie ihren Doktortitel in Röntgenkristallographie und arbeitete zunächst im Fachbereich Chemie, 1974 wechselte sie in den Fachbereich Strukturbiologie.

Ihr gelang es, ein Verfahren zur Kristallisation – also zur strukturierten Vermehrung bestimmter Moleküle – von Ribosomen zu entwickeln; Ribosomen sind die DNA-Kopierstationen innerhalb organischer Zellen. Da diese Moleküle sehr groß sind, ist ihre Kristallisation kompliziert, Yonath arbeitete erst mit den Ribosomen von Bakterien, die an heißen Quellen leben, da sie richtig vermutete, dass diese eine besonders stabile Molekülstruktur haben. Später entwickelte sie Techniken des Schockgefrierens, um auch anderen Ribosomen molekulare Stabilität zu verleihen.

Dank ihrer Forschung konnten nicht nur die Wirkungsweisen von mehr als 20 Antibiotika auf molekularer Ebene erkannt werden, sondern dementsprechend auch neue Antibiotika entwickelt werden. Für diese Forschungsleistung wurde ihr 2009 gemeinsam mit Thomas A. Steitz und Venkatraman Ramakrishnan der Nobelpreis für Chemie zuerkannt.

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26. Juni 1815: Mariana Grajales

Die posthum als „Mutter Kubas“ geehrte Grajales gebar dreizehn Kinder – das letzte im Alter von 52 Jahren –, von denen zwei, José und Antonio Maceo Grajales, als Generäle im Guerra Chicita (Kleinen Krieg) für die Unabhängigkeit Kubas von Spanien kämpften. Insgesamt war Grajales in allen drei Unabhängigkeitskriegen aktiv; der kubanische Poet José Martí prägte den Satz „In Gegenwart solcher Frauen ist es leicht, ein Held zu sein“, als er sah, wie Mariana mit ihrer Schwiegertochter den verwundeten Antonio auf dem Schlachtfeld versorgten.

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26. Juni 1956: Amma Darko

Die Ghanaerin machte mit 24 Jahren ihr Diplom in Industriedesign – lieber hätte sie Kreatvies Schreiben studiert, doch dies war und ist bis heute in ihrem Land kein Studienfach. Sie arbeitete zunächst am Technologie-Beratungszentrum der Universität von Kumasi, doch 1981 floh sie ins politische Asyl nach Deutschland. Hier wurde sie nur als Hilfsarbeiterin eingestellt; ihre Erfahrungen verarbeitete sie in ihrem ersten Roman „Der verkaufte Traum“, den sie während ihrer Zeit in Deutschland bis 1987 schrieb und der 1988 zuerst in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.

Darko ist seitdem nach Ghana zurückgekehrt, lebt in Accra und arbeitet als Steuerbeamte. Dem ersten Roman folgte ein zwei weitere Bücher, die in Deutschland verlegt wurden, und schließlich „Die Gesichtslosen“, der als erstes ihrer Bücher auch in Ghana veröffentlicht wurde. Nach zwei weiteren Romanen schrieb Darko schließlich noch ein Jugendbuch, „Das Halsband der Geschichten“.

KW 6/2013: Leontyne Price, 10. Februar 1927

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Leontyne Price war die erste afro-amerikanische Opernsängerin (coll.: Diva), die in einer Hauptrolle in der Mailänder Scala auftrat. Sie hat in ihrer Karriere nicht nur die Grenze der Rassendiskriminierung, sondern auch die Grenze zwischen europäischer und amerikanischer Hochkultur erfolgreich überschritten.

Aber nach meinem alten Motto soll man über Musikerinnen nicht so viel lesen, sondern lieber von ihnen hören.
Die youtube-Ergebnisse für den Suchbegriff „Leontyne Price“ sind ausreichend, um sich den Nachmittag mit schöner Musik zu vertreiben. Hervorheben will ich nur ihre Interpretation des von mir aus unerfindlichen Gründen sehr geliebten „Ave Maria“.

Bild: By Carl Van Vechten – This image is available from the United States Library of Congress’s Prints and Photographs divisionunder the digital ID van.5a52539. This tag does not indicate the copyright status of the attached work. A normal copyright tag is still required. See Commons:Licensing for more information., Public Domain

KW 52/2012: Carolina Eyck, 26. Dezember 1987

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Ja, auch ich bin im Weihnachtsstress, mit allem Drum und Dran wie winterlichen Erkrankungen in der Familie und Geschenkenotstand. Daher gibt’s zum Heiligen Abend – wo ihr sowieso hoffentlich alle offline bleibt – nur noch eine weitere Musikerin, eine junge Dame, die mein Lieblingsinstrument virtuos spielt und auch netterweise eine kleine Einführung in das Spiel gibt.

Frohes Fest!

KW 46/2012: Fanny Hensel, 14. November 1805

Fanny Hensel

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Fanny Hensel musste 42 Jahre alt werden, bis sie sich selbst gestatte, sich über die chauvinistische Grundhaltung ihrer Zeitgenossen, auch ihres Vaters und ihres Bruders, hinwegzusetzen und ihr Talent und ihre Leidenschaft in eine Profession zu führen. Zeit ihres Lebens war es für sie als Frau „nicht schicklich“, mit öffentlichen Konzerten oder der Drucklegung eigener Kompositionen Geld zu verdienen, obwohl sie ebenso begabt war wie ihr Bruder, Felix Mendelssohn Bartholdy. Ein halbes Jahr nach ihrer ersten Veröffentlichung verstarb sie an einem Schlaganfall – bis dahin hatte sie nur im privaten Kreis Konzerte gegeben und ansonsten ihren Bruder in seiner Karriere unterstützt. Folgerichtig sind Fanny Hensels Kompositionen bis heute weitgehend unbekannt, ganz im Gegensatz zu denen ihres Bruders.

Diese Biographie macht Fanny Hensel zum Musterbeispiel für die traditionelle und systematische Unterdrückung und Verdrängung der Frau aus der professionellen Konkurrenz bzw. der Chance auf Anerkennung, deren Auswirkungen wir heute noch spüren. Schließlich wurde auch mir noch die Frage gestellt: „Wenn Frauen X genauso gut können wie Männer, warum gibt es dann keine berühmten Frauen im Bereich des professionellen X?!“ Machen wir uns nichts vor: Die Behinderung der Frauen in allen Lebensbereichen in den vergangenen Jahrhunderten ist die Basis für die heutige Frage nach der Notwendigkeit von Frauenquoten.

Um jetzt nicht verbittert zu klingen: Es hat sich weiß Gott auch schon einiges getan. Es gilt jetzt nur noch, die Nachwirkungen zu verarbeiten und bei künstlerischen wie politischen, wirtschaftlichen und etlichen anderen professionellen und kreativen Qualitäten das Geschlecht/Gender als unerheblich zu verbannen.

Auch Fanny Hensel wurde irgendwann – und wird noch – entdeckt, und ich kann hier meinen kleinen Beitrag zur Wiedergutmachung am eigenen Geschlecht beitragen.

Es gibt bereits eine eigene Website für sie, eine recht ausführliche Biographie gibt es bei Dieter Wunderlich zu lesen. Aber über eine Komponistin sollte man nicht zu viel lesen, sondern ihre Werke hören. Da ich selbst keine große Freundin von Liedern bin, hier eine Auswahl an textlosen Kompositionen. Aber es gibt auch Lieder von ihr, die unweigerlich in der youtube-Vorschlagliste auftauchen.

Bild: Von Moritz Daniel Oppenheim – Unbekannt, Gemeinfrei

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