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02/2017: Marie Duplessis, 15.1.1824

Marie DuplessisEnglish below
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Marie Duplessis, in ärmste Verhältnisse geboren als Alphonsine Plessis, stieg vom Bauernmädchen in der Putzmacherei zur Geliebten eines Kaufmannes auf und arbeitete sich mit der dadurch gewonnen finanziellen Unterstützung zur gefragten und verehrten Kurtisane auf. Sie holte die von Haus aus mangelnde Bildung auf eigene Initiative nach, setzte sich selbst das adlige „du“ in den herkömmlichen Nachnamen und bewegte sich schließlich selbstverständlich in den intellektuellen Kreisen von Alexandre Dumas dem Jüngeren und Franz Liszt.

Ihre Schönheit und die ihr entgegengebrachte Verehrung konnten jedoch nicht verhindern, dass sie mit 23 Jahren bereits an Schwindsucht verstarb; kurz vorher hatte sie noch einen jungen Grafen geheiratet und das Leben in vollen Zügen genossen.

Nach ihrem Tod wurde ihr Hausrat rasch zur Tilgung von Schulden versteigert und ein knappes Jahr später hatte ihr Freund Dumas sie in seinem Roman „Die Kameliendame“ verewigt. Vier Jahre später hatte er auch ein Bühnenstück daraus gemacht und basierend darauf schrieb Guiseppe Verdi La Traviata. Dank dieser kulturellen Unsterblichkeit ist ihr Grab auch heute noch stets mit frischen Blumen geschmückt.

Zur Verewigung ihrer Person in Literatur und Kunst gibt es allerdings auch kritische Stimmen. Nicht nur machten die Herren, die basierend auf ihr Kunst schufen, aus traurigen Tatsachen Romantik: Die Duplessis machte durch Prostitution Karriere, und dies kann als Unangepasstheit und Entschlossenheit, empowerment, betrachtet werden, doch ist es auch nicht zu leugnen, dass einem Mädchen aus ihren Verhältnissen kein anderer Weg in einen gehobeneren Lebensstil blieb; die Autonomie dieses Lebensstils blieb also in gewisser Weise begrenzt. Außerdem wurde der Kurtisane, dem gefallenen Mädchen, in Dumas‘ Roman und Bühnenstück und in Verdis Oper noch rasch ein moralisch aufgebessertes Ende verpasst – sie durfte oder musste in ihrem fiktiven Leben noch die wahre, reine Liebe finden und sich gegen ihren vorherigen Lebensstil entscheiden. So spielen „Die Kameliendame“ und „La Travaita“ stark mit der Dichotomie der Hure und der Heiligen. Die reale, wirtschaftliche Not vieler junger Frauen wurde für die männliche Betrachtungsweise romantisiert und gleichzeitig die Gefahr ihrer möglichen Autonomie entschärft, indem sie doch durch einen Mann zumindest moralisch gerettet wird. Dazu schreibt auch Maggie McNeill in ihrem Blog The Honest Courtesan (sie erwähnt in Marie Duplessis Jugend allerdings auch noch eine Entführung durch „Zigeuner“, die ich nach meiner kurzen Recherche nicht bestätigen oder widerlegen kann) und der Musikjournalist Thomas May in seinem Beitrag über La Traviata.

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Marie Duplessis, born into poverty as Alphonsine Plessis, rose from peasant girl working at a dress shop to lover of a merchant and, with financial backing from that relationship, she worked herself up to a desired courtesan in high demand. She caught up on the education she lacked in her upbringing, added the noble „du“ to her name and finally moved naturally in the intellectual circles of Alexandre Dumas, fils, and Franz Liszt.

Her beauty and the adoration she received could not however prevent her dying from consumption at age 23; shortly before her death she had just married a young count and enjoyed life to the fullest.

After her death, her possession were quickly auctioned off to pay off her debts, and about  a year later her friend Dumas had immortalized her in his novel Camille. Four years later he had made a play out of his novel and based on that play, Guiseppe Verdi wrote La Traviata. Thanks to this cultural immortality, her grave to this day still is adorned with fresh flowers always.

Yet, there are critical voices too when it comes to the perpetuation of her person in literature and art. Not only did the gentlemen who created art based on her life romanticise the sad facts: the Duplessis made a career of prostitution, and this can be seen as maladjustment and determination, as empowerment, but it cannot be denied that there was no other way for a girl from her origin to have a better life; thus the autonomy of this lifestyle was limited in a way. They both also gave the courtesan, the fallen girl, in Dumas‘ novel and play and Verdi’s opera an ending that is morally improved – she was allowed or forced to finding the true, pure love in these fictional lives and turn against her former ways. With this, Camille and La Traviata are playing heavily on the dichotomy of the Madonna and the whore. The real economic hardship of many young women was romanticised for the perception of the male audience and the danger of her possible autonomy was defused by having her saved – morally, at least – by a man. Maggie McNeill writes about this in her blog The Honest Courtesan (she also writes about an abduction by „gypsies“ in Marie Duplessis youth which after my short research I can neither confirm nor refute) and so does music journalist Thomas May in his post on La Traviata.

Bild: By Édouard Viénot – New York Times, Public Domain

KW 45/2016: Ninon de Lenclos, 10. November 1620

Ninon de Lenclos

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Anne „Ninon“ de Lenclos war ein Rundum-sorglos-Paket, glücklich und bewundernswert in allen Aspekten des Lebens.

Geboren als Tochter eines adligen Komponisten und Lautenspielers, lernte sie selbst das Lautenspiel und wurde ermuntert, sich in allen Bereichen zu bilden. Nachdem ihr Vater jedoch ins Exil gehen musste – Ninon war 12 – und ihre Mutter zehn Jahre später verstarb, ging die junge Frau zunächst in ein Kloster. Dort hielt sie es allerdings gerade ein Jahr aus, dann verließ sie es in Richtung Paris mit dem Vorsatz, sich nie wieder abhängig zu machen und niemals zu heiraten.

In der Hauptstadt anvancierte Ninon zur Salonière und Kurtisane unterschiedlicher einflussreicher Männer. Sie war nicht nur gebildet, witzig und klug, sondern auch schön und selbstbewusst. Sie wählte sich ihre Liebhaber frei, niemals nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten – sie blieb auch stets finanziell unabhängig von ihnen – und neu, so oft ihr der Sinn danach stand. Dabei muss sie mit großer Diplomatie und Liebenswürdigkeit gesegnet gewesen sein, denn ihre Verflossenen äußerten keine Eifersucht oder Rachgedanken. Sie verblieb stets freundschaftlich mit ihren ehemaligen Liebhabern.

Anekdoten aus ihrem Liebesleben: Sie lebte einmal drei Jahre mit einem Marquis außerhalb von von Paris und hatte auch einen Sohn mit ihm. Als sie nach Paris zurückkehrte, verfiel der Marquis in ein Fieber. Um seinen Liebeskummer zu lindern, schnitt sie sich die Haare und sandte ihm die Locken zu; ihre Frisur wurde bekannt als „à la Ninon“. Auch hatte sie wohl mehrere Kinder mit verschiedenen Männern, die sie nach Beendigung der Liebschaft stets bei den Vätern ließ. Einmal, als Ninon bereits 60 Jahre alt war, verliebte sich ein unwissender junger Mann in sie und, nachdem sie ihm offenbart hatte, dass sie seine Mutter war, erschoss sich vor ihren Augen.

Ninons Lebensweise und ihre unverhohlene Kritik an der Kirche brachten ihr mit 36 eine Inhaftierung ein, veranlasst von der Königin Mutter Anna von Österreich, Mutter von Ludwig XIV. Im Gefängnis erhielt sie Besuch von Christina, Königin von Schweden, die sie mit ihrer Intelligenz und ihrem Charme so für sich einnahm, dass diese sich bei Kardinal Mazarin für ihre Freilassung einsetzte. Ninon nannte einige einflussreiche und bekannte Persönlichkeiten ihre Freunde: neben Christina von Schweden auch Madame de Maintenon, die zweite Frau von König Ludwig, Madame de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné, und Jean Racine. Sie selbst förderte und ermutigte in ihren 30ern den jungen Molière und hinterließ bei ihrem Tod dem Sohn ihres Buchhalters eine Summe Geld, damit er sich Bücher kaufen konnte: dem neunjährigen François Marie Arouet, später bekannt als Voltaire.

Nach dem Überschreiten des 40. Lebensjahres konzentrierte sich Ninon auf ihre literarischen Freunde und ließ das Leben einer Kurtisane hinter sich. Geachtet und verehrt verstarb sie im hohen Alter von 85.

Bild: By W. H. Overton, Public Domain

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Von 153 (Wikipedia) relevanten Persönlichkeiten vor dem 19. Jahrhundert sind diese 14 (inklusive Ninon de Lenclos) Frauen:
11.11.1441 Charlotte von Savoyen
13.11.1533 Agathe (Tübingen)
12.11.1651 Juana Inés de La Cruz
12.11.1657 Anna Dorothea von Sachsen-Weimar
10.11.1704 Auguste von Baden-Baden
8.11.1710 Sarah Fielding
8.11.1715 Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern
13.11.1715 Dorothea Christiane Erxleben
9.11.1723 Amalie von Preußen
10.11.1740 Maria Kunigunde von Sachsen
11.11.1744 Abigail Adams
8.11.1755 Dorothea Viehmann
8.11.1777 Désirée Clary

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