Schlagwort: letters to an asexual

03/2023: Julie Sondra Decker, 17. Januar 1978

Als die Mitschüler*innen von Julie Sondra Decker anfingen, sich für Dating und Sexualität zu interessieren, stellte sie selbst fest, dass dies bei ihr nicht der Fall war. Ohne die Begriffe zu kennen, erkannte sie mit 14 Jahren für sich, dass sie aromantisch und asexuell ist. Mit 19 Jahren machte sie die unangenehme Erfahrung, dass ein Freund der Meinung war, sie ‚heilen‘ zu müssen, indem er ihr körperliche Intimität aufzuzwingen versuchte.

Decker schreibt es der Gründung des Asexual Visibility and Education Network (AVEN) 2001 zu, dass sie schließlich den Begriff für ihre Identität und eine Gemeinschaft ähnlicher Menschen fand. Ihr eigener Aktivismus begann allerdings erst einige Zeit später. Sie richtete 2006 einen eigenen YouTube-Kanal ein, auf dem sie zwei Jahre später zunächst Gesangsvideos und andere kreative Inhalte teilte. Mit „Letters to an Asexual #1“ am 30. Juni 2008 begann sie eine Video-Reihe, in der sie von Interaktionen erzählte und Konversationen teilte, die sie mit Menschen online über ihre Identifikation als asexuell hatte.

Erster Beitrag zur Reihe ‚Letters to an Asexual‘

Es folgten diverse Videos, die zur Gemeinschaftsbildung oder zu pädagogischen Zwecken dienten.

‚Shit People say to Asexuals‘
Ein Überblick über das Thema Asexualität mit ’20 Fragen‘

2013 war Julie Sondra Decker an einer Reihe zu Asexualität bei der HuffPost beteiligt, 2014 brachte sie das Buch The Invisible Orientation: An Introduction to Asexuality heraus, das auch einige Beachtung fand. Ihr Ziel war es, mit dem Buch das allgemeine Verständnis davon zu verbessen, was Asexualität ist. Sie ist seither sowohl als Ace/Aro-Aktivistin tätig wie als Autorin, Comiczeichnerin und YouTube-Kreative. Auf ihrer Webseite teilt sie Inhalte wie auch ein persönliches Blog.


Quelle Biografie: Wiki englisch


Der Beitrag zu Asexualität bei der deutschen Wikipedia ist im Vergleich zur englischen Wikipedia noch sehr überschaubar, bringt aber zweierlei interessante Verlinkungen:

  1. Der Begriff der Ich-Syntonie als ein Empfinden der ‚Symptome‘, etwa eines (gesellschaftlich so interpretierten) ‚Mangels‘ an sexuellem Interesse, als mit der eigenen Identität stimmig. Kurz: Was keinen Leidensdruck schafft, ist nicht krankhaft. Damit grenzt sich die Orientierung oder Identität der A- oder Demisexualität von Erkrankungen mit Anaphrodisie ab. Menschen auf dem asexuellen und aromantischen Spektrum nehmen das Ausbleiben von romantischer oder sexueller Anziehung nicht als einen Mangel oder ein Leiden wahr, sondern es ist stimmig mit ihrer Selbstwahrnehmung.
  2. Der Verweis auf Emma Trosse, die als ‚Pionierin einer Definition der Asexualität im Sinne einer sexuellen Präferenz‘ genannt wird: Sie befasste sich bereits vor Magnus Hirschfeld wissenschaftlich mit der Homosexualität, insbesondere der von Frauen, und argumentierte gegen die Diskriminierung Homosexueller: Homosexualität und Asexualität seien keine Anomalien oder Ausnahmen von der natürlichen Ordnung, sondern Teil derselben. Die Titel ihrer Artikel, in denen sie sich mit Homo- und Asexualität befasste: ‚Der Konträrsexualismus in Bezug auf Ehe und Frauenfrage‚ (1895), ‚Ein Weib? Psychologisch-biographisch: Studie über eine Konträrsexuelle‚ (1897) und ‚Ist „freie Liebe“ Sittenlosigkeit?‚ (1897) Diese wurden bald für ihre „unmoralischen“ Positionen verboten. Sie befasste sich später vor allem mit medizinischen Themen und gilt als die Heimatdichterin des Ahrtals.
WEG MIT
§218!