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34/2023: Celine Fariala Mangaza, 27. August 1967

Als Celine Fariala Mangaza 1967 in Bukavu zur Welt kam, war ihr Heimatland die ‚Republik Kongo‘ unter der Diktatur Mobutus (der im immerhin im Mai des gleichen Jahres das Wahlrecht für alle – faktisch das Frauenwahlrecht – eingeführt hatte). In ihrem dritten Lebensjahr erkrankte sie an Poliomyelitis, was zu Lähmungen führte; trotz ihrer körperlichen Einschränkungen und obwohl es für Mädchen in den 1970ern in (dann) Zaire nicht üblich war, besuchte sie bis zur 6. Klasse eine Schule. Danach machte sie eine Ausbildung zur Schneiderin und arbeitete in diesem Beruf. Mit 27 heiratete sie und hatte in dieser Ehe vier Kinder.

Das Elend von behinderten Frauen in der (inzwischen) Demokratischen Republik Kongo führte dazu, dass sie eine Nähwerkstatt eröffnete. Sie sei es müde gewesen, Geschichten von Frauen zu hören, die zu Hause sexuelle und allgemeine Gewalt erleben oder auf der Straße betteln mussten. Um gegen die Isolation, Armut und Diskriminierung etwas zu tun, gründete sie die ‚Association d’Encadrement pour la Promotion Integrale des Femmes Vivant Handicap‚, den ‚Aufsichtsverband zur ganzheitlichen Lebensförderung von Frauen mit Behinderung‘. Die Frauen und Kinder vor allem mit Spätfolgen von Pliomyelitits oder Meningitis, die in ihre Räume kamen und nähten, fanden dort Gemeinschaft, Respekt und Verdienst, aus dem Verkauf der Puppen, Taschen und Kleider, die sie nähten.

Celine Fariala Mangaza erlangte in ihrer Gemeinschaft große Anerkennung. Sie wurde ‚Mama Leki‚ genannt, wobei ‚leki‚ soviel wie Tante heißt, was nicht einen Verwandtschaftsgrad bezeichnet, sondern als respektvolle Anrede gilt.

Am 28. Mai 2020 starb Mama Leki vermutlich an COVID-19, während der Anfangsphase der Pandemie in der DR Kongo. Ihre Testmaterialien waren mit etwa vierzig anderen von Bukavu in die Hauptstadt Kinshasa gesendet worden, doch Mangaza starb bereits am Tag nach ihrer Aufnahme im Krankenhaus.


Quellen Biografie: Wiki deutsch | englisch
außerdem:
(1) Nachruf in der New York Times (via Dutable)

5/2020: Alice Catherine Evans, 29. Januar 1881

Alice Catherine Evans wurde anfangs auf der Farm ihres Vaters in Pennsylvania, USA, von ihrer Mutter, einer Lehrerin, unterrichtet. Später besuchte sie nahegelegene Schule, die aus einem Klassenzimmer bestand. Sie hatte gute Schulnoten und begann eine Ausbildung zur Lehrerin; später schrieb sie in ihren Memoiren, dass sie diesen Weg nur einschlug, weil Lehrerin der einzige denkbare Beruf für Frauen zu diesem Zeitpunkt war. Allerdings langweilte sie sich in dieser Tätigkeit und nahm nach vier Jahren als Lehrerin das Angebot der Cornell University für Landlehrer:innen an, weitere Universitätskurse zu besuchen. Sie erhielt ein Stipendium und schloss 1909 einen Bachelor of Sciences in Bakteriologie ab, um anschließend an der University of Madison-Wisconsin als erste Frau mit einem Bakteriologiestipendium bis zum Master of Sciences zu studieren. Anschließend war sie auch die erste Wissenschaftlerin, die als Bakteriologin beim Landwirtschaftsministerium der USA fest angestellt wurde, sie wurde dort Beamtin und arbeitete an der Verfeinerung des Herstellungsprozesses von Käse und Butter. Außerdem untersuchte sie die Ursachen bakterieller Verunreinigung von Milchprodukten.

Im Rahmen dieser Untersuchungen beschäftigte sie sich vor allem mit der Brucellose. Dieser Infekt verursacht Fehlgeburten bei Tieren, Evans erforschte den Zusammenhang des Infektes mit Fieber, das bei Menschen auftrat, die nicht pasteurisierte Milch getrunken hatten. Die Bakterien konnten sowohl bei erkrankten wie bei symptomfreien Kühen nachgewiesen werden, daher war es möglich, dass sich Menschen auch über die Milch gesund erscheinender Tiere anstecken konnten. Ihr warnender Beitrag im Journal of Infectious Diseases im Jahr 1918, dass Milch nicht mehr ohne Pasteruisierung konsumiert werden sollte, stieß bei ihren Fachkollegen auf Skepsis – weil sie eine Frau war und auch keinen Doktorgrad innehatte.

Im Laufe der 1920er kamen jedoch Forscher weltweit zu den gleichen Ergebnissen, in den 1930ern wurde die Pasteurisierung in der Milchwirtschaft als Standard eingeführt und die Brucellose als Erkrankung so entscheidend bekämpft.

Evans wechselte 1918 vom Landwirtschafsministerium zum Public Health Service, dort forschte sie zu epidemischen Infektionskrankheiten wie Influenza und Meningitis und steckte sich 1922 dort selbst mit dem Maltafieber an, unter den Spätfolgen litt sie für den Rest ihres Lebens. 1945 setzte sie sich beruflich zur Ruhe, doch blieb sie aktiv: Sie wurde eine beliebte Vortragsrednerin in Frauengruppen zur Karriere in der Wissenschaft. Mit 94 Jahren starb sie 1975 an den Folgen eines Schlaganfalls.

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28. Januar 1929: Edith M. Flanigen
Über die Chemikerin habe ich 2019 geschrieben.

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Für ihre Forschungen zum Riechsystem wurde die Neurophysiologin 2004 gemeinsam mit ihrem Kollegen Richard Axel mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet. Sie entdeckte, wie Riechen neurophysiologisch funktioniert, welche Gene die Vorlagen für die Rezeptoren des Geruchssinns enthalten und die Grundlagen für die molekulargenetische Erforschung des Geruchssinns.

1. Februar 1945: Jane Plant (Link Englisch)
Die Geochemikerin war eine Pionierin auf ihrem Gebiet und Commander of the Most Excellent Order of the British Empire, Fellow of the Royal Academy of Engineering, Fellow of the Royal Society of Edinburgh udn Fellow of the Royal Society of Arts.

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