Schlagwort: runder geburtstag

40/2019: Brie Larson, 1. Oktober 1989

Brie Larson spielte in den frühen 2000er Jahren diverse kleinere Rollen in Filmen und Fernsehserien. Von 2009 bis 2011 spielte sie Toni Colettes Teenager-Tochter in der Serie Taras Welten (die ich bei der Recherche für diesen Beitrag gerade für mich bei unserem Streaming-Anbieter gefunden und sehr empfehlen möchte; Toni Colette gehört sowieso seit Muriels Hochzeit zu den Frauen*, die ich sehr verehre), 2010 in Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (auch eine Empfehlung von mir), für ihre Rolle in Raum gewann sie 2016 mit 27 Jahren den Golden Globe und einen Oscar als beste Schauspielerin.

Im gleichen Jahr wurde bereits bekannt gegeben, dass sie die Rolle der Captain Marvel im gleichnamigen Film im Marvel Cineamatic Universe (MCU) spielen sollte. Als der 21. Film – und drittletzten der „dritten Phase“ der Infinity Saga um die Avengers, Thanos und die Infinity Stones – war dies der erste Film im Marvel-Universum, der sich allein um eine weibliche Superheldin dreht – und auch der erste, bei dem eine Frau an der Regie beteiligt war. Überhaupt soll es den Verantwortlichen (und Profitierenden) darum gegangen sein, möglichst viele prominente Positionen mit Frauen zu besetzen. Besser spät als nie, auch wenn dies durchaus den Unkern Recht zu geben scheint, dass Feminismus gerade eine Modeerscheinung sei.

Ich habe Captain Marvel noch nicht gesehen, habe es aber unbedingt vor. Der Nerd in mir interessiert sich auch für die Geschichte der Comicfigur – insbesondere für den Sandkasten-Streit zwischen DC und Marvel, der sich um Captain Marvell und Shazam dreht. Die von Larson dargestellte menschliche Erscheinungsfrom Captain Marvels, Carol Danvers, war bereits zu dem Zeitpunkt, als sie die Heldin der Comics wurde, nämlich in den 1970er Jahren, eindeutig eine Feministin, was sich einmal am Titel Ms. Marvel erkennen ließ wie auch daran, dass Carol Danvers in ihrer menschlichen Form für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit eintrat.

Dennoch unterlag selbstverständlich auch Captain Marvel, wie alle Filme, in denen in jüngerer Zeit Frauen* als Action-Held:innen auftreten durften, den apoplektischen Attacken diverser vermeintlicher „wahren Fans“ und MRAs (sowie deren Anhänger). Damit hat es den meiner Meinung besten und wichtigsten Test aller feminstischen Film-Tests bestanden, nämlich den Furiosa-Test: Regen sich Männer im Internet darüber auf, dass der Film feministisch sei? Brie Larson reagierte selbst souverän auf diverse Beschwerden über sie und ihre Darstellung der mächtigsten Avenger-Figur. Eine eingehende Analyse des Films als feministische Anfeuerung liefert dieser Artikel in der Independent. Und auch meiner Kollegin im Filmlöwin-Rudel, Sophie Brakemeier, gefiel Captain Marvel. Von Brie Larsons erster Regie-Arbeit Unicorn Store war sie allerdings eher enttäuscht.

39/2019: Elisabet Boehm, 27. September 1859

Elisabet Boehm kam in Ostpreußen zur Welt, der Region, deren nördlicher Teil heute zu Litauen, der südliche zu Polen gehört, rund um die russische Exklave Oblast Kaliningrad, früher Königsberg. Ihr Vater war Gutspächter und Reichstagsabgeordneter; mit 21 Jahren heiratete Elisabet Gustav Boehm. Nach einer Kindheit auf dem Land und 18 Jahren Ehe mit einem Gutsbesitzer gründete sie 1898 mit 15 Frauen* den ersten landwirtschaftlichen Hausfrauenverein in Garbno (dt. Lamgarben), ihrem heimatlicher Weiler nahe ihrer Geburtsstadt Ketrzyn (dt. Rastenburg).

Die Beweggründe dafür waren fortschrittliche: Sie wollte die weibliche* Einflussnahme in der Landwirtschaft organisieren, den Frauen Zugang zu Bildung verschaffen und so ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse verbessern. Auch eine höhere Anerkennung der haushaltlichen Tätigkeiten der Frauen* als Arbeit, ihrer Leistungen als Mütter und Mitarbeitende im landwirtschaftlichen Betrieb gehörte zu ihren Zielen.

Offensichtlich traf sie mit ihrem Bestreben nach Vernetzung und politischer Teilhabe den Nerv der Zeit, bei vielen Frauen in ähnlicher Lage wie sie. 1905 wurde sie Vorsitzende des ostpreußischen Landesverbands, 11 Jahre später übernahm Boehm die Leitung des Reichsverbands landwirtschaftlicher Hausfrauenvereine (nicht zu verwechseln mit dem Reichsverband deutscher Hausfrauen!), der bis zum Jahr 1933 auf 25 Landes- und Provinzialverbände mit an die 2.500 Kreis- und Ortsvereinen angewachsen war. Der Verein betrieb das eigene Presseorgan „Land und Frau“, Elisabet Boehm arbeitete mehrere Jahre an der Fachzeitschrift „Die deutsche Frauenarbeit“ mit. Als die Organisation 1934 von der NSDAP in den Reichsnährstand eingegliedert wurde, belief sich die Mitgliederzahl auf über 100.000 Mitglieder.

Elisabet Boehm starb mit 84 in Halle. Nach dem Zweiten Weltkrieg formten sich bereits 1947 die ersten Landfrauenverein neu. Im Oktober 1948 wurde dann der bis heute bestehende und aktive Deutsche LandFrauenverband (dlv) gegründet. Er besteht aus 22 Landesverbänden mit etwa 500.000 Frauen in den kleineren Kreis- und Ortsvereinen. Von der ursprünglich angesprochenen Bäuerin hat sich die aktuelle Mitgliederstruktur auf vielseitige Berufsfelder ausgebreitet; die Zielsetzung, berufsständische Interessen vertreten zu sehen, die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation von Frauen zu verbessern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie voranzutreiben ist den vernetzten Frauen gemein.

Ähnlich wie der DHB ist der dlv ein Beispiel für das nachvollziehbare Bedürfnis von Frauen Teil eines Berufsstände übergreifenden Netzwerkes zu sein und die Möglichkeit gesellschaftlicher und politischer Teilhabe zu schaffen. Elisabet Boehm – die sich auch dafür einsetzte, dass Frauen in den Landwirtschaftskammern wählen und gewählt werden konnten – hörte schon vor 1900 den inneren Ruf „Bildet Banden!“ Sicher weniger aufgrund einer biologischen Neigung der Frauen* zu sozialer Aktivität als in der sozialen Isolation begründet, in die ein patriachalisches System viele Frauen* zwingt, wusste sie, dass wir in der Gemeinschaft und Solidarität unsere Stärken entfalten können.

38/2019: Henriette Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, 19. September 1669

Die gute Henriette Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel dient mir diese Woche als freundliche Erinnerung daran, dass wir als Menschen fehlbar sind. Ich stelle sie ohne Häme vor, schlicht als Beispiel dafür, dass auch diejenigen, die unter den besten Voraussetzungen anfangen und sich unter dem Schutz einflussreicher Persönlichkeiten selbst zu einflussreichen Persönlichkeiten entwickeln, menschliche Schwächen haben. Dass auch diese Personen, die politisch und wirtschaftlich planvoll agieren, gleichzeitig privat nach begehrlichen Impulsen handeln und sich damit selbst ein Bein stellen können.

Die Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel bekam bereits mit 12 Jahren den Unterhalt für Kanonissen des Reichsstift Gandersheim. Sechs Jahre später wurde sie offiziell in das Amt der Kanonissin eingeführt, sie lebte allerdings nicht im Stift. Als fünf weitere Jahre später die Äbtissin Christina zu Mecklenburg starb, wurde dank der Einflussnahme ihres Vaters Henriette Christine zu deren Nachfolgerin gewählt.

Die Positionierung seiner Tochter als Führung der kirchlichen Einrichtung hatte für den Herzog diverse Vorteile. Henriette verfolgte die Interessen ihres Vaters im Amt, traf jedoch auch einige Entscheidungen, die das Stift, dem sie nun vorstand, in Ansehen und Ertrag wesentlich voranbrachte. Religiös war sie wie ihr Vater zunächst Anhängerin des Pietismus, doch möglicherweise weil es sich politisch als sinnvoll erwies, wandte er – und sie ebenfalls – sich dem Katholizismus zu.

Henriette Christine war als Äbtissin des Stiftes ausgesprochen erfolgreich, bis ihr die menschliche Natur dazwischen kam. 1712, mit 42 Jahren, gebar sie überraschend einen Sohn, wohl gezeugt vom ehemaligen Hofrat ihres Vaters, der im Stift zunächst als Stiftshauptmann und schließlich als Abteihofmeister angestellt war. Zwar stand sie einem „kaiserlich freien weltlichen Reichsstift“ vor – war also keine Nonne oder klösterlichen Regeln unterworfen – aber gemäß der Anforderung an Stiftsdamen war sie selbstverständlich unverheiratet. Die Geburt eines Kindes als Beweis für einen unehelich vollführten Zeugungsakt war also nichtsdestotrotz ein Skandal.

Henriette Christine musste nach Bekanntwerden ihres Fehltritts als Äbtissin zurücktreten. Sie konvertierte vollständig zum Katholizismus und ging in ein katholisches Stift in Roermond, wo sie den Rest ihres Lebens als einfache Stiftsdame verbrachte. Sie starb dort mit 83 Jahren.

Der Vater des Kindes ging nach Sachsen ins Exil. Was aus dem Jungen wurde, ist unbekannt.

37/2019: Greta Klingsberg, 11. September 1929

Greta Klingsberg wurde in Wien geboren und von dort mit 13 Jahren, im Jahr 1942, von den Nationalsozialisten in das KZ Ghetto Theresienstadt deportiert. In Theresienstadt spielte sie bis zu ihrer Deportation in das KZ Auschwitz die Hauptrolle in der Kinder-Oper Brundibár.

Diese Oper war ursprünglich 1938 für einen Wettbewerb der tschechoslowakischen Regierung entstanden, das Libretto stammte von Adolf Hoffmeister, der nach der Besetzung der Tschechoslowakei 1939 ins Exil ging. Der Komponist Hans Krása konnte bei seiner Deportation nach Theresienstadt den Klavierauszug retten und schrieb von dieser ausgehend die gesamte Partitur erneut nieder. Nach den zwei heimlichen Aufführungen in einem jüdischen Waisenhaus in Prag 1941 wurde Brundibár am 23. September 1943 zum ersten Mal im KZ Theresienstadt aufgeführt und im Anschluss weitere 55 Male gespielt. Während Musik und die Geschichte um einen bösen Leierkastenmann, der durch den gemeinschaftlichen Einsatz mehrerer Kinder vertrieben werden kann, den Kindern im Ghetto wohl etwas Heiterkeit und Hoffnung gab, waren die Bedingungen schwierig: Regelmäßig wurden bisherige Darsteller und Mitwirkende in andere Konzentrationslager deportiert, wo die meisten von ihnen ermordet wurden. Auch Hans Krása starb in 1944 in Auschwitz.

Besonders perfide ist die Verwendung einiger Aufnahmen der Kinderoper im Film Theresienstadt. Dieser wurde – wahrscheinlich, um im Ausland den Massenmord und die unmenschlichen Lebensverhältnisse in den Ghettos und Lagern zu verschleiern – von August bis September 1944 im Ghetto Theresienstadt gedreht. Eine Delegation der dänischen Regierung und des internationalen Roten Kreuzes hatten zuvor das Ghetto besucht, wofür schon tausende der Bewohner in andere Vernichtungslager verbracht wurden und eine Fassade humaner Zuständer geschaffen worden war. Einige Einblicke in den Propaganda-Film gibt der SpOn Artikel darüber.

Auch die Mitwirkenden des Films Theresienstadt, darunter Regisseur Kurt Gerron und einige prominente Bewohner der Ghettos, wurden nach Abschluss der Dreharbeiten zu ihrer Ermordung nach Auschwitz gebracht. Von den Darsteller:innen aus Brundibár überlebte neben Greta Klingsberg noch Ela Stein-Weissberger, die die Katze im Stück spielte.

Klingsberg wurde ebenfalls nach Auschwitz deportiert, kam von dort jedoch über das KZ Flossenbürg (dort war sie im Außenlager Oederan in Zwangsarbeit tätig) wieder nach Theresienstadt. Nachdem Theresienstadt durch die Alliierten befreit worden war, ging sie über London nach Jerusalem, wo sie Gesang studierte und bis heute lebt. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg übersetzte sie das Libretto von Brundibár ins Hebräische.

36/2019: Charline Arthur, 2. September 1929

Charline Arthur feierte in den 1950ern in den USA ein paar Jahre Erfolge als Musikerin im Honky Tonk, einer Unterart der Country-Musik und Vorläufer des Rockabilly und Rock’n’Roll. Sie begann ihre Karriere nach einer Kindheit in Paris, Texas, mit 15 Jahren, nachdem sie einen Talentwettbewerb gewonnen hatte. Sie tourte zunächst mit einer medicine show, heiratete den Bassisten der Band, der sie später auch managte, und nahm 1950 ihre erste Schallplatte auf. Anschließend arbeitete sie kurzzeitig als Radio-DJ, bis sie Colonel Tom Parker entdeckt wurde, der fünf Jahre später auch Elvis Karriere maßgeblich antrieb.

Parker holte sie nach Nashville, wo sie bei RCA unter Vertrag genommen wurde. Am Höhepunkt ihrer Karriere 1955 tourte sie mit Elvis Presley, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und anderen, hatte zahlreiche Auftritte in Texas und in Radiosendern der benachbarten Staaten. Ein Auftritt bei Grand Ole Opry, der langlebigsten Radiosendung der US-Rundfunkgeschichte, gilt darunter als besondere Auszeichnung.

Bereits das Jahr darauf war von Trennungen geprägt. Ihr Produzenten in Nashville fanden sie „zu schwierig“, sie selbst ließ sich von ihrem Mann scheiden. Ihre Platten verkauften sich nicht gut und sie passte nicht in das Rollenschema, das in der Country-Musik für Frauen vorgesehen war. Sie trug Hosenanzüge statt Kleider, ihre eigenen Lieder – die eigentlich am erfolgreichsten waren – verstießen mit Anzüglichkeiten gegen den „guten Ton“, bei Live-Auftritten verhielt sie sich, wie es bei ihren männlichen Nachfolgern bejubelt wurde: Sie schwang „unverschämt“ die Hüften und sprang wild über die Bühne. Zwei Historiker, die sich mit ihr befassten, schrieben dazu: „Arthur kämpfte um das Recht, die erste wirklich aggressive, unabhängige Frau der Country-Musik der Nachkriegszeit zu werden. Letztendlich hat sie verloren.“

Sie machte noch einen Versuch in einer Band mit zwei ihrer Schwestern, doch der Erfolg blieb aus. Nach einem kurzen Abstecher nach Salt Lake City verhalf ihr ein Fan zu einem regelmäßigen Engagement in Idaho. Dort spielte sie bis in die Mitte der 1960er, dann spielte sie einige Zeit an der Westküste der USA. 1978 kehrte sie nach Idaho zurück und lebte dort bis zum ihrem Tod von einer kleinen Invaliditätsrente, da sie an Arthritis litt. 1986 brachte das deutsche Label Bear Family Records eine Kompliation ihrer Aufnahmen der Jahre zwischen 1949 und 1957 heraus, über die sie sich gerührt zeigte. Ein Jahr später verstarb sie 58-jährig eines natürlichen Todes.

Seit den 1990er Jahren stieg das Interesse an ihr als einer weiblichen Vorgängerin der großen Rock’n’Roll- und Rockabilly-Stars, die in ihrer künstlerischen Expressivität eingeschränkt und der Konsequenz vergessen wurde.

https://youtu.be/mynppIt5U6E

35/2019: Ida Kerkovius, 31. August 1879

In eine deutschbaltische Familie in Riga geboren, wuchs Ida Kerkovius auf einem Gut in der Nähe der heutigen Hauptstadt Lettlands (damals Verwaltungssitz des Gouvernements Livland im russischen Kaiserreich) auf. Mit 20 Jahren schloss sie eine Ausbildung an einer Rigaer Mal- und Zeichenschule mit Diplom ab, anschließend ging sie in die Künstlerkolonie Dachau, um bei Adolf Hölzl zu studieren. Sie war über die Bilder einer seiner Schülerinnen auf ihn gestoßen und wurde in ihrem späteren Wirken selbst von ihm geprägt.

Nach Bildungsreisen durch Europa und einer Rückkehr zu ihrer Familie in Riga studierte sie für kurze Zeit an einer privaten Malschule in Berlin, suchte jedoch bald wieder Hölzl als Meister auf, dieses Mal in Stuttgart. Schon bald wurde sie seine Meisterschülerin und schließlich Assistentin, in dieser Position unterrichtete sie selbst wiederum Schüler:innen. Sie nahm an mehreren Ausstellungen um ihren Meister mit eigenen Bildern teil, gleichzeitig kamen durch Ausstellungen mit Bildern des Impressionismus und Expressionismus neue Einflüsse in ihr Leben.

In den 1920er Jahren erlernte sie am Weimarer Bauhaus die Webkunst von Gunta Stölzl. Wie Thea Schleusner wurde auch sie ab 1933 von den Nationalsozialisten für ihre „entartete Kunst“ diffamiert, da sie in Deutschland so nur noch eingeschränkt arbeiten konnte, unternahm sie zahlreiche Reisen ins europäische Ausland. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde ihre Familie von Riga ins Wartheland umgesiedelt, wobei ein Teil ihrer Werke bereits verloren ging. Ein weiterer großer Teil verbrannt nach einem Bombenangriff in ihrem Atelier; da ihre Werk bis 1945 daher kaum mehr existiert, zählt auch sie zur Verschollenen Generation.

Nach 1945 war sie in Deutschland als eine der bedeutendsten Vertreter:innen der klassischen Moderne tätig. Neben der Malerei und der Bildteppichweberei erschloss sie sich in den 1950er Jahren auch die Glasmalerei. Dieses Jahrzehnt war insgesamt ihr erfolgreichstes: 1954 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, sie gewann den ersten Preis der 1955er Ausstellung „Ischia im Bilde deutscher Maler“ und 1958 wurde sie Professorin. Bis zu ihrem Tod mit 91 Jahren lehrte und arbeitete sie als Künstlerin.

Bei Bauhaus100 – der Webseite zum Bauhaus-Jahr 2019 – gibt es eine ausführliche Biographie mit Bildern von ihr, ebenso bei FemBio.

Google-Ergebnisse für Ida Kerkovius
Google-Ergebnisse für Ida Kerkovius

34/2019: Sarah Burrini, 25. August 1979

Zum Ende der Sommerpause ein sanfter Einstieg für mich – Sarah Burrini spricht am besten für sich selbst, auf ihrer Webseite und mit ihren Comics, derzeit regelmäßig erscheinend davon Das Leben ist kein Ponyhof (Facebook-Link).

Ganz kurzer Überblick über ihr Schaffen:

2001 trat sie zum ersten Mal als Comiczeichnerin in Erscheinung, mit Silly & Cone: The Talking Tits, aus dem Kölner Fanzine Cosmix ins MAD Magazin hineingewachsen. Sie lernte Mediengestalterin und Animationsfilm, unter anderem an der Internationalen Film Schule in Köln, und arbeitete in diesem Bereich auch bei der Sendung mit der Maus. Neben Das Leben ist kein Ponyhof, das 2012 den Sondermann (Kategorie Webcomic) und 2018 den Max-und-Moritz-Preis (Bester deutschsprachiger Comic-Strip) gewann, kam 2011 Astrum Noctis bei danibooks heraus, in dessen erstem Teil Burrini die Geschichte von Eva Fairy bebilderte.

28/2019: Suzanne Vega, 11. Juli 1959

Suzanne Vega hatte mit zwei Songs ihres zweiten Albums 1987 großen Erfolg: Das eine ein Lied, erzählend aus der Sicht eines misshandelten Kindes, das bei vielen Opfern häuslicher Gewalt Resonanz fand. Das zweite eine merkwürdig eingängige Melodie, komplett in a capella gesungen, das eine alltägliche Sitation in einem Restaurant in New York beschreibt: Tom’s Diner.

Dieses Lied wurde später in einem Remix mit elektrischen Beats und Synthesizerklängen unterlegt zum ersten gesamtdeutschen Nummer-1-Hit – in dieser Version löste es Matthias Reims Verdammt ich lieb Dich ab und hielt sich fast vier Wochen auf dem Spitzenplatz.

Viel interessanter ist die Rolle der A-Capella-Version jedoch in der Geschichte der elektronischen Datenformate. Schon Anfang der 1980er Jahre hatten Wissenschaftler am Fraunhofer IIS in Erlangen sowie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg an der Entwicklung eines reinen Ton-Datenformats gearbeitet. 1992 wurde das MPEG3 oder mp3 als Teil des MPEG-1-Standards festgeschrieben. Es handelt sich dabei um Verfahren der Datenkompression, um etwa Filme oder eben Tondateien auf speicherbare Dateigrößen zu bringen. MPEG-1 ist das älteste und qualitativ niedrigste Dateiformat, speicherbar auf etwas, was sich Video-CD nannte; MPEG-2 ist das Dateiformat für Videomaterial auf DVDs. MPEG-3 oder mp3 sind im Prinzip die Ton-Anteile dieser beiden Formate als separate Datei.

Bei der Entwicklung der besten Kompression von Tondateien – also dem Verfahren, die Dateigröße möglichst niedrig zu halten bei einer möglichst hohen Qualität des Tones – stieß der Elektrotechnik-Ingenieur Karlheinz Brandenburg in einer Fachzeitung für Hi-Fi-Technik auf die Tatsache, dass das Lied Tom’s Diner von Tontechnikern zum Testen von Musik- und Lautsprecheranlagen verwendeten. Er übernahm den Song also auch dafür, an den Algorithmen seines Kompressionsverfahrens zu arbeiten. Aufgrund dieser Anekdote wird Suzanne Vega daher auch als ‚Mutter des mp3‘ bezeichnet.

In diesem Podcast von Grünes Glück erzählt sie, wie sie selbst nur durch Zufall von ihrem Titel erfuhr.

27/2019: Karla König, 3. Juli 1889

Die im damals preußischen Stettin geborene Karla König entstammte einer Journalistenfamilie und trat in die Fußstapfen ihres Vaters und Großvaters. Sie arbeitete als Pressereferentin und Ressortleiterin Feuilleton in Pommern, bevor sie mit 38 Jahren begann, als freie Schriftstellerin zu arbeiten. Ihre Heimatregion war Hauptthema ihrer Gedichte und Bücher.

Im Zweiten Weltkrieg wurden viele ihrer bisherigen Arbeiten, vor allem aber ihre unveröffentlichten Manuskripte vernichtet; als Stettin nach dem Krieg polnisch wurde, ging sie in die sowjetisch besetzten Gebiete der jungen deutschen Republik. Zunächst in Ueckermünde und Stralsund, ab 1947 in Schwerin beteiligte sie sich am Aufbau der Kulturarbeit, insbesondere im Kulturbund der demokratischen Erneuerung Deutschlands, der sich die antifaschistische Haltung in die Leitsätze schrieb.

In der DDR arbeitete sie wieder als freie Autorin und setzte sich im Deutschen Schriftstellerverband insbesondere für die Förderung junger Autor:innen ein. Für ihren Einsatz erhielt sie die Verdienstmedaille der DDR. Sie starb 74-jährig in Schwerin.

Ihr Nachlass findet sich in der Landesbibliothek Meckklenburg-Vorpommern; der Text, den ich jedoch am liebsten von ihr lesen würde, ist nicht mehr zur Verfügung: 1919 schrieb die frühe Verfechterin des Frauenwahlrechts eine Broschüre mit Namen Wie arbeite ich politisch? Ein parteiloses Wort an die deutsche Frau.

25/2019: Meryl Streep, 22. Juni 1949

Immer wieder bin ich in den letzten Jahren an Meryl Streep vorbeigekommen, immer wieder habe ich gedacht, zu ihr muss ich nicht extra etwas schreiben, die kennen ja alle. Heute wird sie aber 70 und ich habe wahnsinnig viel zu tun.

Sie war 28, als sie in ihrem ersten Kinofilm mitspielte – Julia, ein Film über eine Frauenfreundschaft vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus, mit Vanessa Redgrave und Jane Fonda in den Hauptrollen. Seitdem hat sie jedes Jahr (ausgenommen 1980 und 2000) mindestens einen Film gedreht. Dabei ist es nicht nur der reine Fleiß, der sie so gut beschäftigt hält: Insgesamt 21 Oscar-Nominierungen hat Meryl Streep auf dem Lebenslauf und damit sage und schreibe neun mehr als Katharine Hepburn, die mit zwölf Nominierungen den zweiten Platz der häufigsten Oscar-Anwärter:innen belegt. Die Hepburn gewann die goldene Statue dafür viermal, Meryl Streep „nur“ dreimal, zuletzt für Die Eiserne Lady.

In dem Bio-Pic über Margaret Thatcher stellte die Charakterdarstellerin ihre schauspielerischen Fähigkeit unter Beweis – ein Aspekt, der dem Film in vielen Rezensionen positiv angerechnet wurde, während die Reaktionen ansonsten gemischt ausfielen. Die menschliche, ja nachsichtige Betrachtung der Iron Lady, die für ihren harten Regierungsstil bekannt war, war nicht von allen gerne gesehen.

https://youtu.be/YZ8CPVa3q0M

Ohne ihre Politik voll und ganz zu kennen und dementsprechend kritisieren oder verteidigen zu wollen, stimme ich Meryl Streep zu, dass ihre Errungenschaft als Frau nicht zu unterschätzen sind. „Sie musste mehr von ihrem eigenen Geschäft und von dem der sie umgebenden Männer verstehen, um niemals hinter die Erwartungen an sie zurückzufallen. Sie konnte niemals Tränen zeigen, denn das wäre eine ganz besondere Seite der Schwäche in einer Frau, und deshalb hatte sie dieses kalte und kontrollierte Auftreten“, erläutert Streep ihre Sicht auf die Politikerin in diesem CNN-Interview.

Im unten verlinkten Clip sprechen Streep und Regisseurin Phyllida Lloyd ausführlich über ihre Sichtweise auf Thatcher und welche Erkenntnisse sie beim Dreh über sie errungen haben.

SpOn verschaffte bei kurz vor Kinostart des Film 2012 einen Überblick über die Reaktionen aus verschiedenen politischen Lagern. Auch die FILMLÖWIN hat damals über den Film geschrieben und war von Meryl Streep begeistert, von der Dramaturgie jedoch unterwältigt.

WEG MIT
§218!