Schlagwort: weltreise

zinda laash / da khwar lasme spogmay

im vor-urlaubs-heckmeck, em-trubel und jetzigem urlaubs-laissez-faire sind mir die ausstehenden einträge zur filmischen weltreise etwas entglitten. jetzt habe ich nur noch vage erinnerungen an das, was mir bei der sichtung durch den kopf ging… nun denn, die sache will’s.
kwaja sarfraz, pakistan 1967
selbstverständlich sind auch in der pakistanischen umsetzung von bram stokers dracula die frauen die vornehmlichen opfer des vampirs (interessant finde ich, dass das christlich-abendländische prinzip des gott-entsagens, das allen vampirgeschichten diesseits des urals zugrunde liegt, in pakistan – einem islamischen land, abgespalten von einem vornehmlich hinduistischen land – der vampirismus ein ergebnis der wissenschaft ist… aber das steht auf einem anderen blatt).
auch abgesehen davon bietet der film keine überraschungen, was frauen angeht – wenn man sich mit der kultur ein bisschen über den üblichen schleier-jungfrauenehe-unterwerfungs-tellerrand hinaus auseinandergesetzt hat. will sagen: eheleute und familien in pakistan sind nach diesem filmischen beispiel jedenfalls kaum von europäisch-christlichen zu unterscheiden. am stärksten vielleicht in ihrer tendenz, ihre freizeit und gesprächspausen mit gesangs- und tanzeinlagen zu füllen.
was mich zu der einen sache bringt, die ich tatsächlich bemerkenswert fand: die drei nymphomanen aus dem original sind in der pakistanischen umsetzung ersetzt durch die assistentin des vampirischen professors; in dieser funktion soll sie auch den pakistanischen jonathan harker verführen. sie tut dies mit einem teilweise deutlich provokativen tanz. das ist an sich noch keine große sache. was so schön daran ist: diese vampirin ist nach unseren von hollywood verzerrten körperbildern eigentlich mindestens zwei nummern zu üppig für diese bewegungen. da dies der erste pakistanische film war und die weiteren weiblichen opfer weder durch besondere fülle noch besondere verführungskünste auffallen, maß ich dem noch keine besondere bedeutung zu, außer eine gewisse vergnügtheit zu empfinden.
shenaz begum, pakistan 1997
und dann kam der katzenfrauen-rape&revenge-horror. mit einer frau als regisseurin und „haupt“darstellerin in personalunion. der film hat alles, was bollywood bietet und mehr. nein, ich habe nicht alles (eher: fast nichts) verstanden. nein, ein fest für die sinne war es nicht. nein, ich habe die 110 minuten nicht genossen. und nein, ich habe in diesem film nichts über die möglichkeit einer emanzipation gelernt. aber jedesmal, wenn eine frau auftrat, als katzenfrau oder mit der nächsten gesang- und tanzeinlage, waren es frauen mit kleidergröße 44+. oftmals fühlte ich mich an hairspray erinnert – sowohl im ausstattungsstil wie in der situation, dass sich ein „pummelchen“ so körperlich unbefangen, erotisch, frei und vergnügt bewegt. der ganze rest drumrum ist dann eigentlich egal: ich würde diesen film allen freundinnen ans herz legen, weil er zumindest während seiner dauer eine enthebung des ewigen dürren perfektionswahns mit sich bringt. der film bietet eine schlüssellochperspektive auf die berühmte welt ohne männer: lauter dicke, zufriedene frauen. so hat er sich einen platz in meinem herzen ergattert – einen kuschelig-plüschigen, mit herzkissen und pralinen-etagere ausgestatteten nischenplatz.
achso: mein mann hat natürlich auch ausführlich(er) über die beiden filme geschrieben.

tarkan viking kani

mehmet aslan, türkei 1971
wir haben es in diesem türkischen film aus den 1970er jahren mit sage und schreibe drei (in zahlen: 3) starken frauen zu tun! da sage noch einer was von rückständigkeit!
natürlich dreht sich die handlung nichtsdestotrotz um die männer, aber immerhin – vielleicht ist es dem „historischen“ setting geschuldet, dass in diesem film frauen kriegerisch, willenstark und gewieft auftreten dürfen, sozusagen als mittelalterliche exotinnen.
yonca ist die tochter von attila dem hunnenkönig, die in begleitung von tarkan durch die lande zieht. sie darf als sinnbild der wilden hunnen-frau auf gleicher ebene mit den hunnenmännern agieren. ursula ist die tochter des verratenen wikingerkönigs gero, die als sinnbild der ebenso wilden wikinger gemeinsam mit tarkan rache am hinterlistigen wikinger toro rache üben darf. und lotus ist die tochter des kaisers von china (ernsthaft!), die als exotischste exotin lehrt, dass ein mann immer vorsichtig sein sollte, wenn eine schöne frau aggressiv auf ein bettgeplänkel hinarbeitet.
insgesamt sehen wir: die stärke und qualität eines mannes wird vor allem durch seine tochter attestiert.
achja: eine ganze militärische abteilung an hun-türkischen frauenkriegern gibt es auch, die „jede den wert von 10 männern hat“, wie es einer behauptet. die gibt’s aber glaube ich hauptsächlich deswegen, damit nachher bei der demütigung durch die wikinger ordentlich fleisch zu sehen ist…
dass allerdings plüsch und bunte fummel alleine was für frauen sein sollen, wird ausnahmsweise nicht von diesem film behauptet. mein mann geht wie immer ins detail.
editorial: die jugos habe ich wie angekündigt übersprungen, den griechen auch – ich hatte die wahl zwischen telefonat mit meiner besten freundin und einem film, der rape is my hobby heißt… einen ersten türkischen film habe ich nicht wach überstanden. israel und iran sind schlicht hinten runter gefallen – ist ja auch nicht meine weltreise, ich mache das nur zum spaß (wobei iran für mich eigentlich interessant aussieht, aber naja). als nächstes ist pakistan dran: eine pakistanische umsetzung von bram stokers dracula ist schon interessant, aber ein pakistanischer katzenfrauen-rape&revenge-horror, da zittern mir die schnurrhaare vor spannung!

leptirica

djordje kadijevic, serbien 1973
die erste nachricht: auch im ehemaligen jugoslawien gibt’s vampire – allerdings stehen die speziell auf mehl und müller, sie verwandeln sich in schmetterlinge und nicht in fledermäuse und irgendwie können sie von körper zu körper wandern, selbst mit loch im bauch. die zweite: auch hier ist der vampir der vagina dentata eng verwandt.
das mädchen radojka ist der inbegriff ländlicher unschuld: offenes langes haar, weißes, besticktes kleid, kussmund und seidiger augenaufschlag. dies ist aber auch in den serbischen bergen einladung für die mysteriösen erscheinungsformen des bösen, sich ihr zu nähern und ihre unschuld zu korrumpieren. so ist das mädchen, das der bräutigam schon vor der hochzeit  vernaschen will, nicht nur schon unschön angebohrt, sondern droht auch, ihn ihrerseits zu vernaschen.
es bleibt sich also durch die kulturen gleich: vampirismus = bedrohliche sexualität. weiblicher vampirismus = männliche kastrationsangst. schön, wenn man auch in der fremde bekanntes findet.
editorial: ich habe tschechien leider verschlafen (sah aber wunderschön aus) und mir den rest jugoslawien gespart (im übertragenen sinne: mein mann ist herumgereist und ich habe am strand gelegen). zum tschechischen baron prásil hat er einige eindrücke gesammelt, leptirica ausführlich beleuchtet und weitere jugos folgen noch.

idi i smotri

elem klimov, udssr 1985
ich muss aus dem rahmen treten, denn über idi i smotri kann und will ich nichts sagen, was mit solchen kleinlichen begriffen wie geschlecht und gender zu fassen ist. tatsächlich will ich gar nicht viel sagen, denn ich kann es nicht.
bei den IMDB-reviews zu idi i smotri fallen die namen der beiden spielberg-WWII-filme saving private ryan und schindler’s list des öfteren. ich habe beide gesehen und bei beiden geweint – saving private ryan habe ich zugegebenermaßen auch nur zu einem guten drittel wirklich mit offenen augen gesehen. dennoch kann ich eines sicher sagen: diese beiden filme sind nichts im vergleich zu idi i smotri. denn beide beinhalten auf unvergleichlich us-amerikanische weise noch immer den funken hoffnung für die menschheit. saving private ryan mag in den tatsächlichen gefechtsszenen das realistischste sein, das je entstanden ist – doch er verbleibt in diesem technischen raum und seine grausamkeiten bleiben zu großen teilen den uniformierten kriegsteilnehmern zu erleiden. idi i smotri zeigt – mit weniger technischem als atmosphärischem einsatz – den absoluten, sinnlosen und endlosen wahnsinn, den der krieg für die menschen bedeutet. schindler’s list ist schon von der prämisse her  – zumindest im vergleich zu idi i smotri – ein feel-good-movie: schließlich ist die hauptfigur der beweis, dass in den schlechtesten zeiten menschen zu den besten versionen ihrer selbst werden können. idi i smotri hat keine gnade mit den menschen, nur die sicherheit, dass das grauen auch lange nach der tat bestand hat.
ich habe es leider nicht ausgehalten, idi i smotri bis zum ende zu sehen. abgesehen vom stress, der von der tonspur ununterbrochen auf mich einwirkte, fällt es mir weiterhin schwer, mich vom gesehenen zu trennen: alles passiert sozusagen in mir. zu wissen, dass die geschehnisse gefilmt sind, hilft nichts: sie bilden ja eine reale vergangenheit ab. zu wissen, dass es vergangene geschehnisse sind, hilft nichts: ähnliches geschieht immer noch, immer wieder, an anderen orten. mein mann stellte ganz richtig die frage: wie macht man nach einem solchen film weiter?

dikaya okhota korolya stakha

valerie rubinchik, weißrussland 1979

ein insgesamt wohltemperierter film, der die wilde zärtlichkeit der russischen seele, ihre zerrissenheit zwischen tradition und neuanfang, liebevoll und gemütlich einfängt.

leider sind die frauenfiguren dünn gesät und wenig aktiv. die russinnen – es sind ihrer ganze zwei – sind anämisch, ängstlich, wenn nicht sogar geistig verwirrt. zur handlung tragen sie eigentlich nicht – die figur der nadeshda janowska dient zwar der motivation des protagonisten andrej, trägt aber sonst nur zur atmosphäre des gespensterschlosses bei; dies gilt umso mehr für die andere weibliche person, die die bedrohung durch die wilde jagd des könig stach konkretisieren soll, indem ihre umnachtung auf ihn zurückzuführen ist.

das ist eigentlich schade, hat russland doch auch starke weiblichkeit in seiner geschichte… der man andererseits natürlich sodomie mit ihrem pferd andichten musste, um sie als person zu diskreditieren und damit sowohl ihre regierungsfähigkeit wie die normalität ihres sexuellen appetits in frage zu stellen.

die einsicht, dass der film übrigens in seiner gänze auch als metapher für den übergang russlands vom traditionellen zarismus zur revolution und dem folgenden sozialismus zu sehen ist, hatte so oder so ähnlich auch mein mann.

da wir uns nun in die filmisch unbekannteren regionen begeben, bin ich sehr gespannt, ob in der folge noch interessante frauenfiguren auf mich warten oder ob die eher noch weniger werden! sollte das der fall sien, habe ich die wahl zwischen kurzen texten oder freien assoziationen… reisen soll ja schließlich auch bilden.

zirneklis

vasili mass, lettland 1991
ich habe mal das gerücht gehört, dass nach freud arachnophobie bei frauen so weit verbreitet und ausgeprägt ist, weil spinnen ihnen in die vagina krabbeln könnten.
erstens bin ich sicher, dass freud sich gegen dieses gerücht ziemlich zur wehr setzen würde, wenn er könnte.
zweitens ist diese sorge bei zirneklis völlig unbegründet, weil die spinne hier so groß ist, dass es nur ihr – in diesem falle: sein penis ist, der der protagonistin in die vagina eher schlängelt als krabbelt.
ja, wir kommen in den zweifelhaften genuss einer sexszene zwischen einer frau und einer übermannsgroßen spinne. wer geglaubt hat, er hätte alles gesehen…
leider ist mir die genaue handlung aufgrund russischer tonfassung ohne untertitel großenteils unerschlossen geblieben und ich bin aufgrund kind wacht um 5:45 morgens auf zum ende hin eingeschlafen. von dem, was ich sah, muss ich auf eine diabolische manifestation als einem schmeerlappen von maler (mit zopf und lederblouson), der sich wiederum in eine spinne verwandeln kann, schließen, der eine zugegebenermaßen ausgesprochen hübsche lettische jungfrau zum opfer fällt. außer der tendenz zu durchsichtigen weißen klamotten und der anfälligkeit für visionen kann ich jedoch über diese lettin nichts wirklich sagen. aber der wein in lettland, der muss es in sich haben.
mein mann hat eine ausführlicher formulierte, allgemeinere ansicht zu dem film geäußert.

il portiere di notte

liliana cavani, italien 1974
was für ein unglaublich guter, spannungsreicher film. wie schon von meinem mann aufschlussreich erörtert, wirft er einen unverhohlenen blick auf den zusammenhang zwischen dem dritten reich und repressiver sexualität; dass die darstellung einer sado-masochistischen beziehung eines ausführenden nazis zu einer internierten von manchem als geschmacklos empfunden werden mag, ist durchaus nachvollziehbar.
wenn man sich jedoch sachlich von der empörung distanzieren kann und als gesetzt annimmt, dass die opfer der naziverfolgung mit sicherheit keinen genuss an ihrer situation empfanden, andererseits aber unmenschliche verhältnisse ihre auswirkungen auf opfer und täter haben, kann man vor allem in der figur der lucia – zumindest im rahmen des einverständlichen machtgefälles einer dominant-submissiven beziehung – einiges über die macht des opfers und das ausgeliefert-sein des täters erkennen.
lucia erscheint uns in den ersten szenen – ganz natürlich – als verschrockenes reh, das ihrem ehemaligen peiniger wieder gegenübersteht, und wir lassen uns von ihrer zerbrechlichkeit und unwilligkeit, wien zu verlassen, dazu verführen zu glauben, sie wolle sich an max rächen. diese erwartung an die missbrauchte frau wird jedoch jäh enttäuscht in der szene, in der max sie auf ihrem zimmer aufsucht und sich die vorherigen begegnungen als verführerisches katz-und-maus-spiel entpuppen.
lucias erwachende sexualität wurde von max auf die wechselbäder der anbetung und degradierung geprägt, auf die verquere und doch schlüssige abfolge der fürsorglichen überhöhung und umso lustvollerer erniedrigung. sie gibt sich nun ohne zwang wieder in diese beziehung und im laufe des films, besonders in ihrer hocherotischen gesangseinlage, wird klar, dass dies nicht nur daran liegt, dass sie es so gelernt hat. sie begibt sich in die rolle des opfers zurück, weil sie sich ebenso wie max an ihrer macht berauscht: an der macht des opfers. ohne sie ist max nur der seine scham im dunkeln versteckende nachportier. mit ihr und nur mit ihr kann er die seiten seiner selbst ausleben, für die er sich schämt, von denen er jedoch auch weiß, dass er sie weder leugnen noch weg-rationalisieren kann.
im weiteren verlauf des films sehen wir lucia als raubkatze, die sich nicht festketten lässt, jedoch bleibt, wenn sie jederzeit gehen kann. als willensstarke liebhaberin, als launische gespielin. vor allem aber als verführerische fetischfigur in männerhosen mit hosenträgern über den nackten brüsten, lederhandschuhen und nazi-insignien, die in bester marlene-manier singt: „wenn ich gar zu glücklich wär‘, hätt‘ ich heimweh nach dem traurigsein“. man spürt, dass die männer im raum wohl ihre phallussymbole beherrschen mögen, lucia jedoch beherrscht die phalli.
es ist das bittersüße der genussvollen hingebung, die die absolute kontrolle über den anderen beinhaltet, die diese frau echt und eine identifikation möglich macht. von der voyeuristischen schalheit der sexploitation weit entfernt, ist es liliana cavani gelungen, opfer und täter in ihren rollen zu beleuchten, zu spiegeln und ihnen dabei ihre würde zu lassen.
unbedingt unvoreingenommen anschauen! die zärtlich-tragischen letzten minuten allein sind es wert.

el retorno del hombre lobo

paul naschy, spanien 1981
im spanischen „ungarn“ begegnet uns wieder elisabeth bathory, und wieder kann einiges über die bedrohlichkeit und unberechenbarkeit der weiblichen libido spekulieren.
besonders aufgefallen ist mir die parallele zur „gefährlichen“ figur der gelangweilten hausfrau: die gute karen, die sich in den werwolf waldemar daninsky verliebt und bei ihm lebt, während die vampirinnen um elisabeth bathory ihre kräfte sammeln und das paar nach dem prinzip „teile und herrsche“ in ihren separaten schlafzimmern besuchen. beim ersten besuch der obervampirin/-verführerin legt karen sich noch den dolch bereit, wie es ihr „gatte“ empfohlen hat („lass‘ keine fremden ins haus!“…). beim zweiten besuch versteckt sie ihn bereits selbst unter einem tuch, sichtbar angefixt von der erotischen blutsaugerei. zum ende hin zieht sie ihrem mann sogar eins über, um der vampirin zuzuarbeiten…
der albtraum eines jeden ehemannes: dass sich hinter der fassade seines geliebten weibchens, treu und fürsorglich, ein brodelnder vulkan sexueller unberechenbarkeit befindet, den er nicht anzuzapfen im stande ist, sondern – oh weh! – der von fremden besuchen zum ausbruch gebracht wird. da hilft die unkontrollierteste bestie im manne nichts, wenn sie beim weib nicht die richtigen knöpfe zu drücken weiß. 
selbstverständlich wird die gute gattin am ende zu sinnen kommen und vom einfluss des erotischen abenteuers befreit aufopferungsvoll ihr leben beenden, wenn ihr herr und gebieter das seinige aushaucht. insofern gibt’s frauenfigürlich nicht viel überraschendes aus spanien zu erzählen.
mehr und allgemeiner gibt’s wieder bei meinem mann was dazu zu lesen.

les yeux sans visage

georges franju, frankreich 1960
die zwei weiblichen hauptfiguren stehen in einem merkwürdigen (stief-)mutter-tochter-verhältnis zueinander: louise, die assistentin und lebensgefährtin des dr. génessier, liebt christiane, dessen tochter, offenbar innig und scheint für die inzestuösen züge der beziehung zwischen vater und tochter blind oder zumindest unempfindlich zu sein. dies lässt sich eigentlich nur mit einer hörigkeit gegenüber ihrem erretter (sie selbst wurde ja offenbar auch von ihm „restauriert“) erklären, die mit einer identifikation ihrer selbst mit christiane einhergeht. oder, vielleicht schlüssiger, auch im verlauf der erzählung: dass sie die tochter christiane als teil des mannes liebt, quasi als verlängerung seiner person, oder auch als kunstwerk in spe.
christiane hingegen lernt in dieser sichtweise, die mutterfigur ebenso abzulehnen wie den vater. tatsächlich befindet sich christiane der ablösung von ihrem vater, der als über-vater alle jungen frauen für diesen prozess bestraft: seine tochter ist durch seine schuld so entstellt, dass sie für die welt für tot erklärt werden kann, und vorgeblich versucht er, diese schuld wiedergutzumachen, indem er ihr ein neues gesicht schenken will. es ist sicher kein zufall, dass dies damit verbunden ist, dass er junge frauen, die seiner tochter ähneln, unter dem vorwand, ein zimmer für sie zu haben (auszug von zu hause), in sein haus lockt und ihnen dort ihr gesicht (i.e. ihre identität, aber ebenso ihre existenz in der außenwelt und natürlich: attraktion für männer) nimmt.
christiane ist von ihrem vater in bann geschlagen, es gelingt ihr jedoch, die mutter – für sie: verlängerter arm des vaters – zu töten und ihn indirekt ebenso: die hunde, die sie liebt, fallen über ihn her und vernichten ihn ganz und gar.
der film ist also in ganz psychoanalytischem sinne eine geschichte über ablösung, über ich-findung (siehe hier u.a. auch zum thema einheit von gesicht und identität). über emanzipation.
und so kann man in einem denk-schreib-prozess die pro-feministischen züge dieses films erörtern.

born of fire

jamil dehlavi, england 1987
ein recht einfaches stück für mich: die frau in diesem film, die auch nur „die frau“ heißt, ist weniger charakter, als vielmehr archetyp. weise frau, irdisches prinzip, wahrsagerin, verführerin, mutter, gefäß für neues leben, aber auch für das böse. ihre handlungen beziehen sich vollständig auf die männlichen pro- und antagonisten. am ende stirbt sie: einmal als mutter – das ultimative opfer der frau, beim hervorbringen neuen lebens ihres zu geben – und zweitens wird sie als ausgeburt des bösen, als schlange und satan, durch die kreative macht des mannes vernichtet.
man kann dies dem film nicht wirklich vorwerfen, da er sich das islamische äquivalent der luzifer-geschichte zur grundlage gemacht hat. dass dabei die frauen (die herkömmliche dualität mutter:geliebte) durch eine einzige, namenlose figur repräsentiert sind, sagt ebensoviel aus über die wahrnehmung der frau im monotheistisch-christlich-islamischen kulturkreis, wie die tatsache, dass diese eine frau so viele verschiedene züge und potentiale in sich vereint.
ich könnte sehr lange über die frage nachdenken, wie und warum die patriarchalisch-maskulin dominierten monotheistischen religionen judaismus-chrsitentum-islam die dominanz oder zumindest gleichberechtigung weiblicher göttlichkeit in den meisten polytheistischen religionen nicht nur verdrängen, sondern mit gewalt und radikalität eliminieren mussten und konnten. dies übrigens nur, um im falle der katholischen kirche der frau via der mutter gottes dann doch wieder göttlichkeit einräumen zu müssen, durch starke marienkulte in vielen missionierten gebieten. welche ängste und politischen interessen sich da so ungut durchgesetzt haben, werde ich wohl nie zur gänze durchschauen.
anyway, der film ist ansonsten sehr schön anzuschauen – wenn ich die exotisch anmutende erzählung mit irgendetwas vergleichen müsste, würden mir am ehesten die märchen von rafik schami einfallen. europäische stringenz, die sich in orientalischer trance auflöst. dabei übrigens bilder wie gemalt (und das ist kein zufall), die zwar sicherlich von den unglaublichen „locations“ profitieren, aber auch die muss man in szene zu setzen wissen.

WEG MIT
§218!