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Wikis frauenproblem

Der Link liegt hier jetzt schon seit ein paar Tagen in den gespeicherten Artikeln, und ich möchte das jetzt mal abhaken. Gerade heute kam das Thema auch wieder bei Facebook auf.

Ich habe das Blog damals vor sieben (7!!) Jahren angefangen mit dem Gedanken: Gegen die dauernde Behauptung, wie Frauen+ sind und was Frauen+ können, hilft für mich nur, hartnäckig darauf hinzuweisen, wie und was Frauen alles in der Geschichte bis heute gewesen sind. Vorbilder bzw. diverse Rollenbilder zu schaffen erschien mir (und erscheint mir noch immer) für mich produktiver als mich auf kleinliche Diskussionen mit engstirnigen Trollen einzulassen.

Weil ich dies jedoch als Hobby verstand – ein bisschen kam es auch meiner grundsätzlichen historischen Neugier entgegen –, habe ich mich von Anfang an vornehmlich in der Recherche auf Wikipedia verlassen. Für lange Forschung im Netz oder in Bibliotheken hatte und habe ich weder Zeit noch Ressourcen. Ich fand und finde auch den Grundgedanken von Wikipedia fantastisch, und manches Mal habe ich auch überlegt, ob ich nicht einfach/auch für Wikipedia schreiben soll. Meine Profilneurose (ich mag es, wenn mein Name mit meinen Texten in Verbindung gesehen wird), die zu Recht strengen Regeln der Artikelerstellung, die meinem individuellen Stil entgegenstehen, und eben mein Mangel an Ehrgeiz, anderweitig zu recherchieren und zu forschen, hielten mich davon ab.

Inzwischen fühle ich mich dafür noch ein bisschen schlechter, weil nun ja ziemlich bekannt ist, dass es hinter den Kulissen auf Wikipedia – mit nachvollziehbaren Folgen im Frontend – ziemlich schlimm für Frauen als Autorinnen und als Thema von Artikeln aussieht. Hier der Artikel vom Innenansicht-Magazin, der Anstoß zu diesem Beitrag gab.

Das muss anders werden, aber: Mein eigener Kampf ist das nicht. Ich möchte die Energie, die von meinen beruflichen Versuchen und meinem Privatleben übrig bleibt, in dieses Blog stecken. Ich möchte eher ein Wegweiser hin zu den Artikeln auf Wikipedia sein: Schaut mal, diese Frau+ gab/gibt es. Vielleicht interessiert dich das. Oftmals beziehe ich meine Informationen aus den englischsprachigen Artikeln – die englisch-sprachige Wikipedia hat das sexistische Problem zwar auch, aber in Kombination mit der deutschen ergibt sich ein etwas breiteres Spektrum für meine „Recherche“.

Ich weiß nicht, was ich bewirken will mit diesem Post. Vielleicht will ich nur sagen: Ich weiß, dass Wikipedia eigentlich für eine feministisches Blog als Quelle ziemlich scheiße ist. Vielleicht will ich mich dafür entschuldigen, dass meine Recherche so schlicht und kurzsichtig ist. Einzige Entschuldigung dafür: Ich will nicht mehr als Neugier anregen.

Vielleicht will ich auch diejenigen unter den Leser:innen, die davon noch nicht wussten, auf dieses spezielle Problem hinweisen. Vielleicht möchte ich einige unter Euch, die von Dingen Ahnung haben, die aufgrund des Sexismus-Problems bei Wikipedia zu kurz kommen, dazu ermuntern, Artikel zu schreiben; Wikipedia einfach mit der Notwendigkeit zu fluten, Frauen nicht mehr an den Rand drängen zu können.

Jedenfalls wollte ich den Text vom innenansicht magazin teilen. So.

15/2019: Blanche Stuart Scott, 8. April 1889*

*Geburtsjahr wie angegeben auf ihrem Grabstein


Blanche Stuart Scott wurde als Tochter von Belle und John Scott in Rochester, New York, geboren. Ihr Vater war ein erfolgereicher Geschäftsmann, der Patentarzneimittel (patent medicine) herstellte und vertrieb. Scott begeisterte sich früh für Automobile. Ihr Vater kaufte ein Auto und Scott fuhr damit schon als Kind durch die Stadt, da zu dieser Zeit noch keine Altersvorgaben für das Führen von Automobilen galten. Um 1900 lebte die Familie in der Weld Avenue, Nr. 116, in Rochester. Scott galt als „tomboy„, also burschikoses Mädchen, und wurde deshalb von ihrer Familie in ein Mädchenpensionat geschickt. 1910 war Scott die zweite Frau, nach Alice Huyler Ramsey, die ein Automobil quer durch die USA fuhr; sie war die erste, die dies westwärts von New York City nach San Fransisco tat. Die Fahrt wurde vom Automobilhersteller Willys-Overland gesponsort, ihr Wagen hieß daher auch „Lady Overland“. Scott und ihre Beifahrerin, eine Reporterin namens Gertrude Buffington Phillips, verließen New York am 16. Mai 1910 und erreichten San Francisco am 23. Juli 1910. Die New York Times schrieb am 17. Mai 1910:

Miss Scott, mit Miss Phillips als einzige Begleiterin, startet auf die lange Fahrt mit dem Ziel zu beweisen, dass es einer Frau möglich ist, ein motorisiertes Fahrzeug über Land zu fahren und alle nötigen Reparaturen unterwegs vorzunehmen. Miss Blanche Stuart Scott begann gestern in einem Overland-Automobil ihre transkontinentale Fahrt, die in San Francisco enden wird.

Quelle: englische Wikipedia

Die Werbeaktion für ihre Automobil-Fahrt machte Jerome Fanciulli und Glenn Curtiss auf sie aufmerksam, die bereit waren, ihr in Hammondsport, New York Flugunterricht zu geben. Sie war die einzige Frau, die bei Curtiss selbst Flugstunden absolvierte. Er drosselte die Gaszufuhr in Scotts Flugzeug, sodass es nicht genug Geschwindigkeit erreichen konnte um abzuheben, wenn sie selbst am Steuer saß. An einem Tag im September versagte entweder die Drosselung oder ein Windstoß erfasste den Doppeldecker, jedenfalls hob sie bis zu einer Höhe von 12m (40feet) ab, bevor sie eine sanfte Landung ausführte. Der Flug war kurz und womöglich ungeplant, dennoch wird Scott von der Webseite Early Birds of Aviation als erste Frau gelistet, die selbst und allein ein Fugzeug geführt hat, obwohl die Aeronautical Society of America zu dieser Zeit den Flug von Bessica Medlar Raiche am 16. September als den ersten einer Frau akkreditierte.

Scott wurde schließlich eine professionelle Pilotin. Am 24. Oktober 1910 hatte sie ihren ersten Auftritt als Mitglied von Curtiss‘ Team bei einer Flugschau in Fort Wayne, Indiana. Damit war sie die erste Frau, die bei einer öffentlichen Veranstaltung ein Flugzeug flog. Ihre Darbietungen bei Flugschauen brachten ihr den Namen „Tomboy of the Air“ ein. Sie wurde eine versierte Stuntpilotin, bekannt dafür, kopfüber zu fliegen oder so genannte „death dives“ zu vollziehen, bei denen sie aus einer Höhe von 1,2 km herabstürzte, um dann 60 m vor dem Boden wieder hochzuziehen. 1911 war sie die erste Frau, die einen „Langstreckenflug“ vornahm, als sie von Mineaola, New York, aus eine Strecke von 96,5km flog. Glenn Martin nahm sie 1912 unter Vertrag, bei ihm wurde sie die erste weibliche Testpilotin, als sie Martins Prototypen steuerte, bevor die Blaupausen für das Flugzeug fertiggestellt wurden. 1913 wurde sie Mitglied eines weiteren Flugschau-Teams. Sie zog sich 1916 vom Fliegen zurück, weil sie sich daran störte, wie sehr sich die Öffentlichkeit vor allem für Abstürze interessierte, und dass die Flugindustrie Frauen keine Möglichkeiten bot, Mechanikerin oder Technikerin zu werden.

In den 1930ern schrieb Scott Drehbücher für RKO, Universal Studios und Warner Brothers in Hollywood, Kalifornien. Sie schrieb und produzierte auch Radiosendungen, die in Rochester und Kalifornien ausgestrahlt wurden. Am 6. September 1948 war sie die erste Frau, die in einem Jet als Passagier mitflog, als sie Chuck Yeager in einer TF-80C begleitete. Da Yeager ihre Vergangenheit als Stuntpilotin kannte, vollführte er mit ihr im Jet einige „gerissene Rolle“ und einen Sturzflug über 4 km Tiefe. Schließlich 1954 begann Scott, im United Air Force Museum mitzuarbeiten, sie half dort, Material zu den frühesten Versuchen der Luftfahrt zusammenzutragen.

Scott starb 84-jährig am 12. Januar 1970 in ihrer Heimat Rochester, ihr Leichnam wurde im Mount Hope Cemetery eingeäschert. Beigesetzt wurde sie auf dem Rochester’s Riverside Cemetery. Am 30. Dezember 1980 gab der United States Postal Service eine Luftpost-Briefmarke zu Ehren ihrer Errungenschaften in der Luftfahrt heraus. 2005 wurde sie in die National Women’s Hall of Fame aufgenommen.

Bei diesem Text handelt es sich um die Übersetzung des Textes zu Blanche Stuart Scott auf der englischen Wikipedia, die ich (ohne Anmeldung) als Beitrag am 14. März eingestellt habe. Stand 26. März: wartet auf Sichtung.

Edit 09. April 2019: Der Wikipedia-Beitrag ist nun freigeschaltet!

Eine etwas lebhaftere Beschreibung ihrer Persönlichkeit und Leistungen findet sich auf der Webseite des Democrat&Chronicle.

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