valerie rubinchik, weißrussland 1979
ein insgesamt wohltemperierter film, der die wilde zärtlichkeit der russischen seele, ihre zerrissenheit zwischen tradition und neuanfang, liebevoll und gemütlich einfängt.
leider sind die frauenfiguren dünn gesät und wenig aktiv. die russinnen – es sind ihrer ganze zwei – sind anämisch, ängstlich, wenn nicht sogar geistig verwirrt. zur handlung tragen sie eigentlich nicht – die figur der nadeshda janowska dient zwar der motivation des protagonisten andrej, trägt aber sonst nur zur atmosphäre des gespensterschlosses bei; dies gilt umso mehr für die andere weibliche person, die die bedrohung durch die wilde jagd des könig stach konkretisieren soll, indem ihre umnachtung auf ihn zurückzuführen ist.
das ist eigentlich schade, hat russland doch auch starke weiblichkeit in seiner geschichte… der man andererseits natürlich sodomie mit ihrem pferd andichten musste, um sie als person zu diskreditieren und damit sowohl ihre regierungsfähigkeit wie die normalität ihres sexuellen appetits in frage zu stellen.
die einsicht, dass der film übrigens in seiner gänze auch als metapher für den übergang russlands vom traditionellen zarismus zur revolution und dem folgenden sozialismus zu sehen ist, hatte so oder so ähnlich auch mein mann.
da wir uns nun in die filmisch unbekannteren regionen begeben, bin ich sehr gespannt, ob in der folge noch interessante frauenfiguren auf mich warten oder ob die eher noch weniger werden! sollte das der fall sien, habe ich die wahl zwischen kurzen texten oder freien assoziationen… reisen soll ja schließlich auch bilden.