Monat: Mai 2012

KW 19/2012: Amy Heckerling, 7. Mai 1954

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Ursprünglich hatte ich sie ausgewählt, weil sie als Regisseurin von A Night at the Roxbury genannt ist. Dies allerdings uncredited. Hm. Look Who’s Talking ist jetzt nicht unbedignt der ruhmreichste Eintrag in ihrer Filmographie, also bleibe ich beim ursprünglichen Plan und feiere sie schlicht mit den besten Ausschnitten (nicht von mir ausgewählt und geschnitten) aus dem grandiosen Ferrell-Kattan-Fest.

les yeux sans visage

georges franju, frankreich 1960
die zwei weiblichen hauptfiguren stehen in einem merkwürdigen (stief-)mutter-tochter-verhältnis zueinander: louise, die assistentin und lebensgefährtin des dr. génessier, liebt christiane, dessen tochter, offenbar innig und scheint für die inzestuösen züge der beziehung zwischen vater und tochter blind oder zumindest unempfindlich zu sein. dies lässt sich eigentlich nur mit einer hörigkeit gegenüber ihrem erretter (sie selbst wurde ja offenbar auch von ihm „restauriert“) erklären, die mit einer identifikation ihrer selbst mit christiane einhergeht. oder, vielleicht schlüssiger, auch im verlauf der erzählung: dass sie die tochter christiane als teil des mannes liebt, quasi als verlängerung seiner person, oder auch als kunstwerk in spe.
christiane hingegen lernt in dieser sichtweise, die mutterfigur ebenso abzulehnen wie den vater. tatsächlich befindet sich christiane der ablösung von ihrem vater, der als über-vater alle jungen frauen für diesen prozess bestraft: seine tochter ist durch seine schuld so entstellt, dass sie für die welt für tot erklärt werden kann, und vorgeblich versucht er, diese schuld wiedergutzumachen, indem er ihr ein neues gesicht schenken will. es ist sicher kein zufall, dass dies damit verbunden ist, dass er junge frauen, die seiner tochter ähneln, unter dem vorwand, ein zimmer für sie zu haben (auszug von zu hause), in sein haus lockt und ihnen dort ihr gesicht (i.e. ihre identität, aber ebenso ihre existenz in der außenwelt und natürlich: attraktion für männer) nimmt.
christiane ist von ihrem vater in bann geschlagen, es gelingt ihr jedoch, die mutter – für sie: verlängerter arm des vaters – zu töten und ihn indirekt ebenso: die hunde, die sie liebt, fallen über ihn her und vernichten ihn ganz und gar.
der film ist also in ganz psychoanalytischem sinne eine geschichte über ablösung, über ich-findung (siehe hier u.a. auch zum thema einheit von gesicht und identität). über emanzipation.
und so kann man in einem denk-schreib-prozess die pro-feministischen züge dieses films erörtern.

born of fire

jamil dehlavi, england 1987
ein recht einfaches stück für mich: die frau in diesem film, die auch nur „die frau“ heißt, ist weniger charakter, als vielmehr archetyp. weise frau, irdisches prinzip, wahrsagerin, verführerin, mutter, gefäß für neues leben, aber auch für das böse. ihre handlungen beziehen sich vollständig auf die männlichen pro- und antagonisten. am ende stirbt sie: einmal als mutter – das ultimative opfer der frau, beim hervorbringen neuen lebens ihres zu geben – und zweitens wird sie als ausgeburt des bösen, als schlange und satan, durch die kreative macht des mannes vernichtet.
man kann dies dem film nicht wirklich vorwerfen, da er sich das islamische äquivalent der luzifer-geschichte zur grundlage gemacht hat. dass dabei die frauen (die herkömmliche dualität mutter:geliebte) durch eine einzige, namenlose figur repräsentiert sind, sagt ebensoviel aus über die wahrnehmung der frau im monotheistisch-christlich-islamischen kulturkreis, wie die tatsache, dass diese eine frau so viele verschiedene züge und potentiale in sich vereint.
ich könnte sehr lange über die frage nachdenken, wie und warum die patriarchalisch-maskulin dominierten monotheistischen religionen judaismus-chrsitentum-islam die dominanz oder zumindest gleichberechtigung weiblicher göttlichkeit in den meisten polytheistischen religionen nicht nur verdrängen, sondern mit gewalt und radikalität eliminieren mussten und konnten. dies übrigens nur, um im falle der katholischen kirche der frau via der mutter gottes dann doch wieder göttlichkeit einräumen zu müssen, durch starke marienkulte in vielen missionierten gebieten. welche ängste und politischen interessen sich da so ungut durchgesetzt haben, werde ich wohl nie zur gänze durchschauen.
anyway, der film ist ansonsten sehr schön anzuschauen – wenn ich die exotisch anmutende erzählung mit irgendetwas vergleichen müsste, würden mir am ehesten die märchen von rafik schami einfallen. europäische stringenz, die sich in orientalischer trance auflöst. dabei übrigens bilder wie gemalt (und das ist kein zufall), die zwar sicherlich von den unglaublichen „locations“ profitieren, aber auch die muss man in szene zu setzen wissen.

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