Schlagwort: musik

KW 6/2013: Leontyne Price, 10. Februar 1927

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Leontyne Price war die erste afro-amerikanische Opernsängerin (coll.: Diva), die in einer Hauptrolle in der Mailänder Scala auftrat. Sie hat in ihrer Karriere nicht nur die Grenze der Rassendiskriminierung, sondern auch die Grenze zwischen europäischer und amerikanischer Hochkultur erfolgreich überschritten.

Aber nach meinem alten Motto soll man über Musikerinnen nicht so viel lesen, sondern lieber von ihnen hören.
Die youtube-Ergebnisse für den Suchbegriff „Leontyne Price“ sind ausreichend, um sich den Nachmittag mit schöner Musik zu vertreiben. Hervorheben will ich nur ihre Interpretation des von mir aus unerfindlichen Gründen sehr geliebten „Ave Maria“.

Bild: By Carl Van Vechten – This image is available from the United States Library of Congress’s Prints and Photographs divisionunder the digital ID van.5a52539. This tag does not indicate the copyright status of the attached work. A normal copyright tag is still required. See Commons:Licensing for more information., Public Domain

KW 52/2012: Carolina Eyck, 26. Dezember 1987

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Ja, auch ich bin im Weihnachtsstress, mit allem Drum und Dran wie winterlichen Erkrankungen in der Familie und Geschenkenotstand. Daher gibt’s zum Heiligen Abend – wo ihr sowieso hoffentlich alle offline bleibt – nur noch eine weitere Musikerin, eine junge Dame, die mein Lieblingsinstrument virtuos spielt und auch netterweise eine kleine Einführung in das Spiel gibt.

Frohes Fest!

KW 51/2012: Penelope Houston, 17. Dezember 1958

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Der erste Song, den ich von ihr hörte – dank Klaus Walters „Der Ball ist rund“ im hr3 – war „Harry Dean“, eine Liebeserklärung an Harry Dean Stanton (etwas, was ich total nachvollziehen kann).

Die CD, die ich mir daraufhin von ihr kaufte, war Karmal Apple. Diese ist vollständig auf YouTube hörbar, hier ‚Snakebite‘ und ‚Ride‘.

Eine schöne Platte, die ich immer noch gerne höre, besonders das letzte Stück „Make Me“. (Snychronizitätsbonus: eines meiner Lieblingsstücke von Blumfeld, der ultimative Liebeskummer-Beendigungssong, heißt „You Make Me„.)

Es brauchte allerdings dieses Blog und diesen Kalender, um mir klarzumachen, dass Penelope Houston vor der sanften, milde femi-aggressiven Folkphase mit den Avengers semi-erfolgreich Punkmusik gemacht hatte. Auch das hier ist Penelope Houston:

KW 46/2012: Fanny Hensel, 14. November 1805

Fanny Hensel

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Fanny Hensel musste 42 Jahre alt werden, bis sie sich selbst gestatte, sich über die chauvinistische Grundhaltung ihrer Zeitgenossen, auch ihres Vaters und ihres Bruders, hinwegzusetzen und ihr Talent und ihre Leidenschaft in eine Profession zu führen. Zeit ihres Lebens war es für sie als Frau „nicht schicklich“, mit öffentlichen Konzerten oder der Drucklegung eigener Kompositionen Geld zu verdienen, obwohl sie ebenso begabt war wie ihr Bruder, Felix Mendelssohn Bartholdy. Ein halbes Jahr nach ihrer ersten Veröffentlichung verstarb sie an einem Schlaganfall – bis dahin hatte sie nur im privaten Kreis Konzerte gegeben und ansonsten ihren Bruder in seiner Karriere unterstützt. Folgerichtig sind Fanny Hensels Kompositionen bis heute weitgehend unbekannt, ganz im Gegensatz zu denen ihres Bruders.

Diese Biographie macht Fanny Hensel zum Musterbeispiel für die traditionelle und systematische Unterdrückung und Verdrängung der Frau aus der professionellen Konkurrenz bzw. der Chance auf Anerkennung, deren Auswirkungen wir heute noch spüren. Schließlich wurde auch mir noch die Frage gestellt: „Wenn Frauen X genauso gut können wie Männer, warum gibt es dann keine berühmten Frauen im Bereich des professionellen X?!“ Machen wir uns nichts vor: Die Behinderung der Frauen in allen Lebensbereichen in den vergangenen Jahrhunderten ist die Basis für die heutige Frage nach der Notwendigkeit von Frauenquoten.

Um jetzt nicht verbittert zu klingen: Es hat sich weiß Gott auch schon einiges getan. Es gilt jetzt nur noch, die Nachwirkungen zu verarbeiten und bei künstlerischen wie politischen, wirtschaftlichen und etlichen anderen professionellen und kreativen Qualitäten das Geschlecht/Gender als unerheblich zu verbannen.

Auch Fanny Hensel wurde irgendwann – und wird noch – entdeckt, und ich kann hier meinen kleinen Beitrag zur Wiedergutmachung am eigenen Geschlecht beitragen.

Es gibt bereits eine eigene Website für sie, eine recht ausführliche Biographie gibt es bei Dieter Wunderlich zu lesen. Aber über eine Komponistin sollte man nicht zu viel lesen, sondern ihre Werke hören. Da ich selbst keine große Freundin von Liedern bin, hier eine Auswahl an textlosen Kompositionen. Aber es gibt auch Lieder von ihr, die unweigerlich in der youtube-Vorschlagliste auftauchen.

Bild: Von Moritz Daniel Oppenheim – Unbekannt, Gemeinfrei

bronson

nicolas winding refn, GB 2008
die letzten beiden wochen waren geprägt von einer heißen verbal-affäre, die ich mit refns erstem nicht-skandinavischen film eingehen durfte. ich habe dafür keine entschuldigung als die, das er selbst seinen film als „feminin“ bezeichnet… hm. vielleicht, weil er nicht rational und geradeaus eine chronologie erzählt, sondern eher auf der gefühlsebene und verschachtelt eine emotionale reaktion generiert? das soll ja nach der feministischen literaturtheorie ein eher weibliches merkmal sein – wenn man an den alten geschlechter-eigenschaften hängen bleiben will.
auf jeden fall ist der ausgang dieser affäre bei Hard Sensations nachzulesen.

passive manipulation


women, listen to your mothers, don’t just succumb to the wishes of your brothers
take a step back, take a look at one another, you need to know the difference between a father and a lover

KW 5/2012 – Lil Hardin Armstrong, 3. Februar 1898

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Lil Hardin war die Pianistin in King Oliver’s Creole Jazz Band in Chicago, als 1921 ein junger Kornettist zur Band stieß, der Lil wegen seines ländlichen Aussehens zunächst gar nicht so sehr gefiel. Sowohl musikalische wie auch andere Gründe führten jedoch dazu, dass die Sympathie zwischen ihr und dem Kornettisten wuchs, so sehr, dass die beiden 1924 heirateten. Lil nahm den Blechbläser vom Lande unter ihre städtisch-gewieften Fittiche, verpasste ihm neue Kleidung und eine moderne Frisur und drängte ihn, aus dem Schatten des ersten Kornettisten der Band, King Oliver selbst, in die erste Reihe einer anderen Gruppierung zu treten. Ihr Ehemann folgte ihrem Rat, trat Fletcher Hendersons Band in New York als erster Kornettist bei und wurde werbestrategisch geschickt von Lil bei seiner Rückkehr nach Chicago als „World’s Greatest Trumpet Player“ empfangen. Bald danach erfolgte eine Reihe von Plattenaufnahmen – was zur damaligen Zeit einem Labelvertrag nahekam – der beiden mit 3 weiteren Musikern, die als Hot Five in die Geschichte des Jazz eingingen. 1931 ließen sich Louis Armstrong und Lil Hardin Armstrong scheiden, pflegten jedoch lebenslang eine Freundschaft, so innig, dass Lil die Fertigstellung und Veröffentlichung ihrer Memoiren zurückstellte, um Louis‘ Image nicht zu zerstören. Lil Hardin starb kurz nach einem Auftritt bei einem Gedenkkonzert für ihren verstorbenen Ex-Mann.

Hinter jedem großen Mann steht eine starke Frau, wird ja so manches Mal postuliert. In der emanzipiert klingenden Redewendung steckt jedoch der Gedanke, dass die starke Frau für die Größe des Mannes ihren eigenen Ehrgeiz zurückstellt. Natürlich ist dies heute nicht mehr die Regel und auch Lil Hardin hat ihre eigene Karriere eben nicht für ihren Mann geopfert, wenn sie auch nicht an die Erfolge anknüpfen konnte, die sie in einer Band mit ihm gefeiert hatte. Und sicher wäre ein Talent wie Louis Armstrong auch ohne seine entschlossene Frau auf die Dauer nicht unentdeckt geblieben – aber es war eben sie, die ihn schon früh dazu brachte, nicht nur in den zweiten Reihe zu spielen, die ihn „medientauglich“ machte und auch, nicht zu vergessen, einige der Songs schrieb und arrangierte, mit denen die Hot Five so erfolgreich wurden.

Bei der wirklich bunten Auswahl der Frauen, die diese Woche Geburtstag haben, hat schlicht die Sympathie den Ausschlag gegeben. Lil Hardins Herkunftsgeschichte ebenso wie die Tatsache, dass sie als Entdeckerin, Förderin und Kollegin Louis Amstrongs ziemlich in den Hintergrund getreten ist, die traurig-schöne Liebesgeschichte mit dramatischem Ende, ihre offenkundige Fähigkeit, für sich selbst einzustehen, ohne ihre Gefühle zu verleugnen und die Brücken hinter sich verbrennen zu müssen, machen sie einfach zu einer ansprechenden Persönlichkeit, via Ferndiagnose. Wie viele Scheidungsgeschichten von Stars kennen wir, die so warm und sozusagen glücklich verlaufen? Die Welt hätte es Lil Hardin verziehen, wenn sie bitter und kalt gegenüber ihrem Ex-Mann und der Welt geworden wäre; stattdessen nahm sie den Lauf der Dinge offenbar mit Humor und behielt immer Oberwasser.

Eine Biografie gibt es zu lesen unter about.com’s Women’s History. Aber wer will schon über eine Jazzmusikerin lesen, wenn er sie hören kann: Just for a thrill, Doin‘ the Suzie Q, Lindy Hop, Brown Gal.

Bild: By Unknown – Ad on page 309 of Billboard 1944 Music Yearbook, Public Domain

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