Tag: 17. April 2019

16/2019: Eliza Acton, 17. April 1799

Eliza Acton kam als ältestes von acht Kindern eines Brauereimeisters in zur Welt und wuchs in Ipswich auf. In ihrer Jugend eröffnete sie zwei Schulen, bevor sie sich auf eine längere Europareise machte. Acton, die ihr Leben lang unverheiratet blieb, erlitt wohl in Frankreich eine romantische Enttäuschung – möglicherweise bestand eine Verlobung mit einem französischen Offizier – und begann spätestens in Frankreich 1822 damit, Gedichte zu schreiben. Einige davon wurden 1826 veröffentlicht, wobei der Druck quasi auf Kommission geschah: Acton musste eine Liste an interessierten Käufern vorlegen, bevor das Buch verlegt wurde.

Als sie 28 war, ging die Brauerei ihres Vaters pleite und er floh vor seinen Gläubigern ins Ausland. Eliza zog mit ihrer Mutter und den Geschwistern in ein Haus, das sie Mutter als Pension ausrichteten. Acton schrieb weiterhin Gedichte, doch ab Mitte der 1830er schon begann sie, an einem Kochbuch zu arbeiten. Diese erschien 1845 und gilt heute als das erste Kochbuch in der Form, wie wir es kennen.

Modern Cookery in all its Branches beziehungsweise Modern Cookery for Private Families, wie es in einer späteren Auflage hieß, richtete sich an die Mittelschicht, die Ressourcen für abwechslungsreiche Küche, aber nicht für angestellte Köch•innen hatte. Acton war die erste, die Rezepte in eine Liste von Zutaten und eine Beschreibung der Vorgehensweise in Fließtext aufteilte, allerdings stellte sie die Zutatenliste hintenan – die Form, wie wir sie heute kennen, führte tatsächlich erst eine Nachahmerin und Plagiatorin ein. In der ersten Auflage enthielt das Buch vor allem traditionelle englische Gerichte – der weihnachtliche Plum Pudding wurde hier allerdings zum ersten Mal Christmas Pudding genannt – sowie Currys und Chutneys, die Acton so selbstverständlich aufführt als sei es einheimische Küche, und einige französische Gerichte. Außerdem ein erstes Rezept zur Zubereitung von Rosenkohl (Englisch: Brussel sprouts) und ein erstes für Spaghetti. Als es 1855 in der umbenannten Fassung neu aufgelegt wurde, fügte sie noch ein Kapitel über „Ausländische und Jüdische Küche“ hinzu, in dem Rezepte aus unterschiedlichen europäischen Ländern sowie der aschkenasischen Küche aufgeführt wurden. Das Buch wurde ein großer Erfolg und von vielen Kritiken für seine Klarheit und Verständlichkeit gelobt.

Acton arbeitete nach der Veröffentlichung des Buches als kulinarische Redakteurin für Wochenmagazine und schrieb an einem Buch über „Küche für Kranke“ sowie an dem 1857 einschienenen Buch The English Bread-Book for Domestic Use. Dies war weniger eine Anleitung zum Brotbacken, als vielmehr eine historische Betrachtung der Geschichte des Brotes in England und eine Analyse der unterschiedlichen Methoden in England und Europa.

Nach einem Leben in schlechter Gesundheit verstarb Acton bereits mit 59 Jahren. Ihre Bücher, vornehmlich Modern Cookery, werden von vielen Köchen und kulinarischen Autoren Englands als maßgeblich behandelt. Modern Cookery mit Rezepten zu Gerichten, wie sie im 19. Jahrhundert gängig waren, aber inzwischen fast nicht mehr bekannt sind, dokumentiert den Kulturwandel der industriellen Revolution; es beinhaltet anspruchsvolle Luxusgerichte ebenso wie sparsame und auf Wiederverwendung bedachte Rezepte für schmalere Geldbeutel. Während ihre Gedichte keine großen Erfolge feierten, kam Actons klarer Stil und analytische Denkweise in der Beschreibung des Kochvorganges zur Blüte. Modern Cookery wurde zunächst bis 1918 gedruckt, doch danach erst wieder 1994 aufgelegt. Die britische Kochbuchautorin Elizabeth David nennt Acton ihren größten Einfluss, Delia Smith nennt sie die „beste Kochbuchautorin der englischen Sprache“. Die Form, wie sie Rezepte aufbaute – in Zutatenliste und Vorgehensweise Schritt für Schritt – wird heute in der 3. Klasse an Grundschulen gelehrt.

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