Schlagwort: französische revolution

Elizabeth Fulhame

18. Jhdt.

Elizabeth Fulhame (Link Englisch) war vermutlich Schottin, sicher war sie mit einem Arzt verheiratet und lebte in Edinburgh.

Sie begann ihre Forschungen in der Chemie, weil sie eine Möglichkeit suchte, Stoffe mit Metallen und unter Lichteinfluss zu färben. 1780 hatte sie die Idee, Textilien mittels chemischer Reaktionen mit Gold, Silber oder anderen Metallen zu gestalten, ein Plan, der von ihrem Mann und dem Freundeskreis als „unwahrscheinlich“ abgelehnt wurde. Daraufhin machte sich Fulhame an ihre Untersuchungen und Experimente zu dem, was heute als Redoxreaktionen bekannt ist, die sie 14 Jahre lang beschäftigen sollten.

Sie versuchte, Metalle aus ihren Salzen zu gewinnen, in dem sie diese in unterschiedlichen Lösungszuständen – in wässrigen oder alkoholischen Lösungen oder trocken – verschiedenen Reduktionsmitteln aussetzte. Dabei entdeckte sie, wie durch chemische Reaktionen Metalle aus ihren Salzen herausgefällt werden konnten. Ihre Entdeckung, dass Metalle bei Raumtemperatur allein mit wässrigen Lösungen bearbeitet werden können, statt auf Höchsttemperatur geschmolzen zu werden, zählt zu den wichtigesten ihrer Zeit. Fulhame erreichte theoretische Erkenntnisse zu Katalysatoren, die als entscheidender Schritt in der Geschichte der Chemie gelten – und sie gelangte zu diesen noch vor Jöns Jakob Berzelius und Eduard Buchner.

Es ist interessant, dass Fulhames Entdeckungen über die Gewinnung von Metallen aus ihren Verbindungen in der europäischen Welt ein solches Ereignis war, wo doch Alchemist:innen im östlichen Mittelmeerraum und in China dies schon mehrere Jahrhunderte vorher vermutlich beherrschten (namentlich Fang im 1. Jahrhundert vor Christus, Maria Prophitessa um das 2. Jahrhundert nach Christus, Kleopatra die Alchemistin etwa 300 nach Christus und Keng Hsien-Seng zu Beginn des europäischen Mittelalters). Möglicherweise finde auch nur ich dies verwunderlich, weil ich die tatsächlichen chemischen Prozesse nicht vollständig begreife und/oder mir die Kenntnisse der Wissenschaftsgeschichte fehlen.

Eine weitere Hypothese, die Fulhame aufstellte und experimentell untermauerte, besagte, dass viele Oxidationsreaktionen nur durch Wasser möglich sind, Wasser an der Reaktion beteiltigt ist und als Endprodukt der Reaktion auftritt. Sie schlug als möglicherweise erste Wissenschaftlerin überhaupt Formeln für die Mechanismen dieser Reaktionen vor. Gleichzeitig wich ihre Theorie über die Rolle des Sauerstoff stark von herrschenden wissenschaftlichen Meinung ab.

Im 18. Jahrhundert war ein Großteil der Chemiker von der Phlogiston-Theorie von Georg Ernst Stahl überzeugt, die eine flüchtige Substanz für die chemischen Vorgänge bei Erwärmung und Verbrennung anderer Stoffe verantwortlich machte; Luft habe hingegen keinen Anteil an den Reaktionen. Dem Gegner der Phlogistontheorie, Antoine Lavoisier, konnte sie jedoch auch nicht in allen Hypothesen zur Rolle des Sauerstoff zustimmen.

Den gesamten Experimenten Fulhames lag ja der Wunsch zugrunde, Textilien mit lichtempfindlichen Chemikalien zu färben, und so machte sie auch Versuche mit Silbersalzen. Auch wenn sie nicht versuchte, Bilder mit dieser Methode zu gestalten, kam sie damit doch den Fotogramm-Versuchen Thomas Wedgwoods zuvor. Der Kunsthistoriker Larry J. Schaaf (Link Englisch) hält ihre Erforschung der chemischen Eigenschaften des Silbers daher für wegweisend in der Entwicklung der Fotografie.

1794 brachte Elizabeth Fulhame ihr Buch „Ein Essay über Verbrennung mit einem Blick auf die neue Kunst des Färbens und Malens, in welchem phlogistische und antiphlogistische Hypothesen als fehlerhaft bewiesen werden“ (An Essay On Combustion with a View to a New Art of Dying and Painting, wherein the Phlogistic and Antiphlogistic Hypotheses are Proved Erroneous). Ihre Experimente wurden im Vereinigten Königreich von Wissenschaftlern wahrgenommen und besprochen, Sir Benjamin Thompson und Sir John Herschel (Neffe von Caroline Herschel) äußerten sich lobend über Fulhames Arbeit.

Das Buch wurde vier Jahre später von Augustin Gottfried Ludwig Lentin (Link Englisch) ins Deutsche übersetzt, 1810 folgte eine Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten. Noch im gleichen Jahr wurde sie zum Ehrenmitglied der Philadelphia Chemical Society ernannt; sie wurde von ihrem Zeitgenossen Thomas P. Smith gelobt: „Mrs. Fulhame erhebt nun so kühne Ansprüche auf die Chemie, dass wir ihrem Geschlecht nicht mehr das Privileg verweigern können, an dieser Wissenschaft teilzuhaben.“

Trotz des Erfolges hielt der amerikanische Herausgeber des Buches im Vorwort fest, dass Fulhames Arbeit längst nicht so bekannt sei, wie sie sein könnte oder sollte: „Der Stolz der Wissenschaft lehnte sich gegen den Gedanken auf, von einer Frau (‚a female‚) belehrt zu werden.“ Und auch Fulhame selbst gestand in der Einleitung ihres Textes, dass sie mit ihren Erkenntnissen auf Ablehnung gestoßen sei, aufgrund ihres Geschlechtes.

Doch Mißbilligung ist wohl unausweichlich: denn einige sind so dumm, dass sie mißmutig und still werden, und vom kalten Schauer des Schreckens erfasst werden, wenn sie etwas ansichtig werden, das sich auch nur einer Anmutung des Lernens nähert, in welcher Form dies auch auftrete; und sollte das Gespenst in der Form einer Frau erscheinen, die Stiche, unter denen sie leiden, sind wahrlich jämmerlich.“

übersetzt von Wikipedia

Fulhame war sich ihrer Rolle als Frau in der Wissenschaft durchaus auch bewusst; zwar hatte sie das Essay ursprünglich dafür niedergeschrieben, um mit ihren Entdeckungen und Erfindungen (zum metallischen Färben von Textilien) nicht plagiarisiert werden könnte. Doch ihr Werk sollte auch als ‚Leuchtturm für zukünftige Matrosen‘ dienen, womit weitere Frauen in der Wissenschaft gemeint waren.

Lavoisier konnte auf Fulhames Kritik an seinen Sauerstoff-Theorien nicht mehr reagieren: Sechs Monate vor der Veröffentlichung war er in der Französischen Revolution unter der Guillotine gestorben (begonnen hatte sein Abstieg wohl damit, dass er eine Abhandlung Marats über Verbrennungen kritisiert hatte). William Higgins, irischer Chemiker und ein weiterer Gegner der Phlogistontheorie, drückte sein Bedauern aus, dass sie seine Arbeiten nicht berücksichtigt hätte, in denen er die Rolle des Wassers bei der Entstehung von Rost beschrieben hatte. Doch hätte er ihr Buch mit großem Vergügen gelesen und wünsche innigst, dass ihrem löblichen Beispiel vom Rest ihres Geschlechtes gefolgt würde.

14/2020: Sophie Germain, 1. April 1776

Sophie Germain wurde in Paris geboren, ihr Vater war wahrscheinlich Textilkaufmann, in jedem Fall wohlhabend. Als die Französische Revolution ausbrach, war Sophie 13 – und durch die gewaltvollen Vorgänge in den Straßen dazu gezwungen, in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. Ihr Vater wurde einer der Vertreter der Bourgeoisie in der Nationalversammlung. In der Zeit der politischen Unsicherheit wandte sich Sophie der Sicherheit in der Bibliothek ihres Vaters zu. Eines der Bücher mit dem größten Einfluss auf ihre spätere Karriere war Histoires des mathématiques (Geschichte der Mathematik) von Jean-Étienne Montucla, die Geschichte von Archimedes und seinem Tod beeindruckte sie besonders.

Ihre Faszination für die Mathematik wurde von ihren Eltern zunächst nicht begrüßt, da sich dies zur damaligen Zeit für eine junge Dame nicht schicke. Sie versuchten, sie von weiterer Beschäftigung damit abzuhalten, indem sie ihr Zimmer nachts nicht mehr heizten und beleuchteten – doch Sophie setzte sich mit mehreren Decken und Kerzen an ihren Schreibtisch. Morgens fanden die Eltern sie schlafend am Schreibtisch, der mit mathematischen Formeln bedeckt war, die Tinte gefroren im Glas. Dieser Entschlossenheit wollten sie sich nicht mehr entgegenstellen und gestatteten ihr das Studium der Mathematik, ihre Mutter unterstützte sie schließlich aktiv in ihrer Bildung. Sophie Germain brachte sich zusätzlich auch Latein und Griechisch bei, um die Werke von Isaac Newton und Johann Albrecht Euler lesen zu können.

1794, noch vor Ende der Revolution, wurde die École polytechnique gegründet – doch der inzwischen 18-jährigen Germain war es wegen ihres Geschlechts nicht erlaubt, die Schule zu besuchen. Ein befreundeter Student der Schule, Antoine-Auguste LeBlanc, beschaffte ihr die Vorlesungsunterlagen. Als LeBlanc in den Auseinandersetzungen der Revolution starb, setzte sie ihr Studium ohne seine Unterstützung fort. Sie verwendete den Namen LeBlanc, um Lösungen für die mathematischen Probleme einzureichen, die der Professor Joseph-Louis Lagrange seinen Studenten stellte. Von der Intelligenz seines ‚Schülers‘ LeBlanc angetan, wollte er ‚ihn‘ treffen und war zwar überrascht, aber nichtsdestotrotz begeistert von Sophie Germain. Er wurde einer ihrer ausdauerndsten Unterstützer und Förderer.

Aufgrund der Veröffentlichung eines Essays zur Zahlentheorie von Adrien-Marie Legendre begann sich auch Germain für diesen Bereich der Mathematik zu interessieren. Sie nahm Kontakt mit ihm auf, um sich auszutauschen. Einige Zeit später veröffentlichte Carl Friedrich Gauß die Disquisitiones Arithmeticae (Zahlentheoretische Untersuchungen); nachdem sie sich drei Jahre mit den Aufgaben und Fragen beschäftigt hatte, sie sein Werk aufstellte, begann sie unter dem Pseudonym LeBlanc auch mit ihm eine Korrespondenz. Als 1806 Braunschweig von Napoleon besetzt wurde, war Germain um den dort lebenden Gauß besorgt und nutzte ihre gesellschaftliche Stellung, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Der französische Kommandant Penetry war ein Freund der Familie, ihn bat sie, Gauß vor einem archimedischen Schicksal zu schützen. Als er dies gegenüber dem Schützling Gauß erwähnte, konnte dieser mit dem Namen Sophie Germain nichts anfangen, da er sie als Antoine-Auguste LeBlanc kannte. Erst drei Monate später offenbarte Germain Gauß ihre Identität, dessen Anerkennung daraufhin wuchs, denn schließlich hätten Frauen weit größere Hürden zu überwinden bei der Verfolgung ihrer wissenschaftlichen Ziele. Doch obwohl er ihre Arbeit schätzte, war die Korrespondenz meist einseitig, Gauß erwähnte keine von Germains Schriften in seinen Arbeiten und auch der Briefwechsel endete kurze Zeit nach Germains Offenbarung.

Stattdessen wandte sich Germain zunächst dem Thema der Elastizität zu, anlässlich einer Preisausschreibung der Académie des sciences, angeregt von Ernst Florens Friedrich Chladnis Experimenten mit schwingenden elastischen Platten. Die Herausforderung war, zu diesen Schwingungen eine mathematische Theorie zu entwickeln. 1809 begann Sophie Germain an diesem Problem zu arbeiten, zunächst mit nur einem Konkurrenten um den Preis, Siméon Denis Poisson, der jedoch noch vor dem Ablauf des Wettbewerbs in die Académe aufgenommen wurde und somit vom Mitstreiter zum Preisrichter aufstieg. Germains Einreichung 1811 war die einzige, doch die Jury empfand ihre Gleichungen als nicht hinreichend begründet und verlieh den Preis nicht; Joseph-Louis Lagrange war allerdings auf der Basis von Germains Berechnungen in der Lage, eine Gleichung zu erstellen, die ‚unter bestimmten Voraussetzungen‘ gültig war.

Der Wettbewerb wurde um zwei Jahre verlängert und Germain machte sich gleich an eine Überarbeitung ihrer Schrift. Während sie in der ersten Runde noch die Unterstützung von Adrien-Marie Legendre gehabt hatte, war sie nun auf sich allein gestellt, und ihre zweite Einreichung 1813 war voller Berechnungsfehler. Sie erhielt eine ehrenhafte Erwähnung, doch der Wettbewerb wurde ein weiteres Mal um zwei Jahre verlängert.

Dieses dritte Mal ließ sie sich zunächst von Poisson beraten, doch dieser veröffentlichte 1814 eine eigene Arbeit zum Thema, in der er mit keinem Wort erwähnte, dass seine Berechnungen in Zusammenarbeit mit Germain zustande gekommen waren und er als Mitglied der Académie Zugang zu ihren Vorarbeiten gehabt hatte. Sophie Germain sollte ihren dritten Versuch 1815 schließlich auch unter ihrem eigenen Namen einreichen und endlich 1816 als erste Frau in der Geschichte einen Preis der Académie des sciences gewinnen. Aus Protest gegen die Behinderung und Herabsetzung, die sie von einigen der Preisrichter hatte hinnehmen müssen, blieb Germain der Preisverleihung fern. Und einen Zugang zu den Versammlungen der Académie verschaffte ihr der gewonnene Preis auch nicht – den hatten nur die ausschließlich männlichen Mitglieder und deren Ehefrauen. Erst sieben Jahre später konnte die preisgekrönte Mathematikerin an den Sitzungen teilnehmen, weil Joseph Fourier, mit dem sie sich angefreundet hatte, ihr Eintrittskarten organisierte.

Ihre gekürte Arbeit zur Elastizität veröffentlichte sie 1821 auf eigene Kosten, um ihre Beteiligung an Poissons Schrift von 1814 zu verdeutlichen, eine überarbeitete Fassung erschien fünf Jahre später.

Nachdem der Preis zum Thema Elastizität verliehen war, schrieb die Académie einen Preis aus für den Beweis des Satzes von Fermat. Damit wandte sich auch Germain diesem Bereich der Zahlentheorie zu und sie nahm nach zehn Jahren des Schweigens die Korrespondenz zu Gauß wieder auf. In ihrem Brief an ihn beschrieb sie eine Strategie für den Beweis des Satzes, der zeigt, dass sie einer Lösung für das Problem auf der Spur war; doch Gauß antwortete nie auf ihren Brief. Germain schrieb stattdessen ein Manuskript, das jedoch nie veröffentlicht wurde; darin bewies sie, dass der 1. Fall des Fermat’schen Satzes für bestimmte Primzahlen zutraf. Ihre Beweisführung wurde nur dadurch überhaupt bekannt, dass Legendre diesen Beweis in einer Fußnote seiner eigenen Arbeit erwähnte. Diese Primzahlen, mit denen Germain ihren Beweis erbrachte, heißen heute Sophie-Germain-Primzahlen.

Sophie Germain arbeitete noch einige Jahre an diesem und anderen mathematischen Themen, ebenso beschäftigte sie sich mit Philosophie und Psychologie. Ihr Anliegen war es, mathematische Methoden auch auf diese Bereiche anwendbar zu machen. 1829 erhielt sie eine Brustkrebsdiagnose und 1831 starb sie mit 55 Jahren an der Krankheit. Trotz seiner Zurückhaltung im Briefwechsel mit ihr klagte Gauß sechs Jahre nach ihrem Tod, dass sie eine Ehrendoktorwürde der Universität Göttingen verdient hätte: „Sie bewies der Welt, dass sogar eine Frau etwas erwähnenswertes erreichen kann in der exaktesten und abstraktesten Form der Wissenschaft.“ (Quelle: Wiki)

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Ebenfalls diese Woche

2. April 1647: Maria Sybilla Merian
Über die „Mutter der Entomologie“ schrieb ich 2016.

3. April 1943: Jane Goodall
Mit dem Jane-Goodall-Institut setzt sich die britische Verhaltensforscherin für den Schutz von Primaten und der Erhalt ihrer Habitate ein.

4. April 1868: Philippa Fawcett
Die britische Mathematikerin war 1890 die erste Frau, die beim Mathematical Tripos von Cambridge die höchste Punktzahl erreichte; siehe auch Hertha Ayrton.

KW 32/2016: Théroigne de Méricourt, 13. August 1762

Théroigne de Méricourt

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Théroigne de Méricourt ist ein bisschen das Gegenmodell zu Charlotte Corday; zumindest stand sie politisch die meiste Zeit auf der anderen Seite.

Nach einem recht bewegten jungen Leben in Frankreich und England, während dessen sie einige Tätigkeiten erlernte und die hochdotierte Schenkung eines abgewiesenen Freiers entgegennahm, kam sie 1785 nach Paris und wurde unter aktiver Teilnahme in die Wirren der französischen Revolution verstrickt. Sie schloss sich den Jakobinern an, entgegen mancher Behauptungen jedoch nahm sie nach eigenen Angaben weder am Sturm auf die Bastille noch am Marsch nach Versailles mit den Poissarden teil. Statt dessen lebte sie in Versailles, wo sie eine politische Gesellschaft, den „Klub der Menschenrechte“, gründete und sich in Männer-Reitkleidung zeigte. Allein dies und ihre Unterstützung für gemischt-geschlechtliche und weibliche Patriotenvereine ließen sie in der damaligen Zeit fragwürdig und „lose“ erscheinen. Die Presse hetzte gegen sie und streute Gerüchte, außerdem wurde schließlich ein Haftbefehl gegen sie erlassen, sodass sie 1790 in ihre Heimat Lüttich floh; dort wurde sie von der kaiserlichen österreichischen Polizei festgenommen und ein Jahr in Kufstein in Tirol inhaftiert gehalten. Der Gefängnisaufenthalt hatte verheerende Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Gesundheit, unter denen sie den Rest ihres Lebens litt. Als klar wurde, dass sie mitnichten eine der Anführerinnen der Revolution war, entließ man sie nach Wien, wo sie ein weiteres Jahr lebte, bevor sie 1792 nach Paris zurückkehrte.

Während dieses zweiten Aufenthaltes in Paris wurde sie wegen ihrer Hafterfahrung als Heldin der Revolution gefeiert und war nun tatsächlich am Tuilleriensturm beteiligt. Sie erhielt die Bürgerkrone und sprach vor der Nationalversammlung und der Versammlung der Jakobiner von ihrer Zeit im Gefängnis. In dieser Zeit wurde sie als „Amazone der französischen Revolution“ bekannt, weil sie lautstark für das Recht der Frauen auf Bewaffnung eintrat. Sie näherte sich allerdings politisch stärker den Girondisten an, was ihr zum Verhängnis wurde: Am 15. Mai 1793 wurde sie von mehreren Frauen der Sansculotten-Bewegung (die den Jakobinern nahestanden) angegriffen, entkleidet und von Schlägen schwer am Kopf verletzt. Es war der Jakobiner Jean-Paul Marat, der ihr zu Hilfe eilte und zunächst das Leben rettete. Doch dieser Anschlag bedeutete das Ende ihrer politischen Aktivität, da sie nun unter den körperlichen und seelischen Folgen der Attacke litt. Ihr Verhalten wurde unberechenbar und im September des Folgejahres, 1794, wurde sie in eine Anstalt eingeliefert, in der sie die letzten 23 Jahre ihres Lebens verbrachte.

Bild: By Formerly attributed to Antoine Vestier – Reproduction in André Foulon de Vaulx, « Antoine Vestier. 1740-1824. Notes et Renseignements », Extrait du Carnet historique et littéraire, Paris, Émile Paul Éditeur, 1901, Public Domain

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Von 216 (Wikipedia) relevanten Persönlichkeiten vor dem 19. Jahrhundert sind diese 34 (inklusive Théroigne de Méricourt) Frauen:
10.8.1439 Anne of York
14.8.1473 Margaret Pole, 8. Countess of Salisbury
10.8.1520 Madeleine von Frankreich
10.8.1549 Katharina von Brandenburg-Küstrin
12.8.1566 Isabella Clara Eugenia von Spanien
11.8.1582 Sabina Catharina
12.8.1591 Luise von Marillac
10.8.1597 Charlotte Louise von Hanau-Münzenberg
12.8.1629 Isabella Clara von Österreich
8.8.1646 Eleonore Charlotte von Sachsen-Lauenburg
12.8.1646 Luise Elisabeth von Kurland
12.8.1651 Margarita Theresa von Spanien
10.8.1658 Susanna Maria von Sandrart
11.8.1660 Henrietta Wentworth, 6. Baroness Wentworth
11.8.1667 Anna Maria Luisa de’Medici
9.8.1669 Jewdokija Fjodorowna Lopuchina
12.8.1674 Maria von Lothringen
12.8.1676 Dorothea Friederike von Brandenburg-Ansbach
12.8.1704 Karoline von Nassau-Saarbrücken
11.8.1706 Marie-Auguste von Thurn und Taxis
14.8.1727 Anne Henriette de Bourbon
14.8.1727 Marie Louise Élisabeth de Bourbon
11.8.1730 Charlotte Amalie von Hessen-Philippsthal
11.8.1737 Augusta von Hannover
9.8.1738 Anna Pestalozzi
13.8.1743 Marie Elisabeth von Österreich
13.8.1752 Maria Karolina von Österreich
11.8.1763 Louise Eleonore zu Hohenlohe-Langenburg
9.8.1764 Caroline Auguste Fischer
12.8.1767 Friederike Leisching
14.8.1767 Christine Englerth
8.8.1768 Elisabeth Eleonore Bernhardi
13.8.1781 Betty Gleim
13.8.1792 Adelheid von Sachsen-Meiningen

KW 30/2016: Charlotte Corday, 27. Juli 1768

Charlotte Corday Frauenfiguren

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Charlotte Corday wuchs als Tochter eines verarmten Adeligen in der französischen Provinz auf. Nachdem die Mutter früh verstorben war, erhielt sie durch günstige Umstände mit ihren Schwestern zusammen eine Ausbildung in einer Abtei, bei der sie auch erstmals mit der Philosophie der Aufklärung in Berührung kam. Als die Abtei im Laufe der französischen Revolution geschlossen wurde, kehrte Charlotte mit ihren Schwestern zu ihrem Vater zurück, voller Interesse an den politischen Ereignissen vor allem in der fernen Hauptstadt Paris, bei denen sie vor allem mit den Girondisten sympathisierte. Durch den Filter ihrer Umgebung und ihres Horizontes betrachtet, erschien ihr Jean Paul Marat, ein Zeitungsverleger und Anführer der Jakobiner, als Hauptursache der ihrer Ansicht nach fehlgeleiteten Entwicklungen. Deshalb reiste die 25jährige schließlich auf eigene Initiative in die Hauptstadt, um den „Volksverführer“ zu töten. Eigentlich hatte sie Marat bei einer öffentlichen Versammlung umbringen wollen und gehofft, sofort im Anschluss von seinen aufgebrachten Parteigängern „zerrissen“ zu werden, sodass die Frage nach ihrem Namen und Motiv nicht gestellt würde. Marat litt jedoch an einer Hautkrankheit, die ihn stark einschränkte, und verließ seine Wohnung kaum noch. Sie erstand ein Küchenmesser auf einem Markt und versuchte dann am 13. Juli 1793 zweimal, unter Vorwand zu Marat in seiner Privatwohnung zu gelangen – sie wurde jedoch beide Male von dessen Lebensgefährtin abgewiesen. Als sie es jedoch am Abend noch einmal versuchte, geriet sie mit der Concierge Marats in Konflikt, woraufhin dessen Lebensgefährtin die Tür öffnete und Marat schließlich forderte, die junge Frau hereinzulassen, die ihm angeblich die Namen von untergetauchten Girondisten nennen wollte. Seine Lebensgefährtin führte Corday herein und ließ die beiden alleine. Nachdem sie ihm einige Girondisten genannt hatt, deren Namen er notierte, soll er (nach ihren Angaben) gesagt haben, er werde diese alle auf die Guillotine bringen, woraufhin sie ihm das Messer in die Brust stieß. Er konnte noch seine Lebensgefährtin rufen, doch verstarb kurz nachdem man ihn aus der Wanne gehoben hatte. Charlotte Corday wurde am Tatort niedergeschlagen und festgenommen.

Im folgenden Prozess betonte sie immer wieder, dass sie aus eigener Motivation und ohne Aufforderung anderer gehandelt hatte. Vor den aufgebrachten Bürgern, die sie auch ohne Prozess gehenkt hätten, ließ sie während ihrer Haft ein Portrait von sich anfertigen; nach vier Tagen war ihr der Prozess gemacht und das Todesurteil ausgesprochen worden. Charlotte Corday ertrug dies alles mit Fassung und legte selbst ihren Kopf auf das Schafott; ihr Henker nahm ihren abgeschlagenen Kopf aus dem Korb und versetzte ihm einen Schlag, wofür er mit drei Monaten Haft bestraft wurde.

Ihre Tat erreichte das genaue Gegenteil dessen, worauf sie abgezielt hatte: Statt die Partei der Jakobiner handlungsunfähig zu machen, indem sie ihr den vermeintlichen Kopf abschlug, gewann sie mehr Sympathien durch den „Märtyrertod“ Marats. Die Girondisten wurden insgesamt verfolgt und viele als Folge von Cordays Tat hingerichtet. Einer der Leidtragenden sagte über Charlotte Corday, sie habe die Partei zwar zugrunde gerichtet, ihnen aber gezeigt, wie man sterben müsse.

Bild: By François Séraphin Delpech, Public Domain

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Von 131 (Wikipedia) relevanten Persönlichkeiten vor dem 19. Jahrhundert sind diese 37 (inklusive Charlotte Corday) Frauen:
28.7.1347 Margarethe von Durazzo
25.7.1373 Johanna II. (Neapel)
25.7.1473 Maddalena de’Medici
25.7.1490 Amalie von der Pfalz
27.7.1516 Aemilia von Sachsen
28.7.1522 Margarethe von Parma
26.7.1575 Anna Katharina von Brandenburg
31.7.1578 Katharina Belgica von Oranien-Nassau
27.7.1595 Barbara von Pfalz-Zweibrücken-Neuburg
30.7.1601 Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt
25.7.1604 Dorothea Diana von Salm
28.7.1609 Judith Leyster
28.7.1610 Leonora Duarte
30.7.1625 Sibylle Hedwig von Sachsen-Lauenburg
27.7.1629 Ludovica Cristina von Savoyen
28.7.1645 Marguerite Louise d’Orléans
30.7.1683 Sophia Albertine von Erbach-Erbach
26.7.1689 Maria Anna Josepha Althann
27.7.1740 Jeanne Baret
26.7.1744 Maria Elisabeth Ziesensis
25.7.1746 Maria Francisca Benedita von Portugal
30.7.1751 Maria Anna Mozart
25.7.1756 Elizabeth Hamilton
26.7.1756 Maria Fitzherbert
29.7.1759 Rosa Dorothea Ritter
25.7.1761 Charlotte von Kalb
27.7.1765 Friederike von Württemberg
28.7.1768 Henriette Frölich
27.7.1773 Luisa Maria von Neapel-Sizilien
31.7.1773 Thérésia Cabarrus
25.7.1775 Anna Harrison
27.7.1775 Therese Brunsvik
31.7.1776 Maria Euphrasia Pelletier
25.7.1794 Amalie Sieveking
26.7.1796 Aimée-Zoë de Mirbel
25.7.1797 Auguste von Hessen

KW 26/2016: Rose Bertin, 2. Juli 1747

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Rose Bertin erlernte sehr früh das Handwerk der Modistin und ging als solche bereits mit 16 Jahren von Abbeville nach Paris, wo sie zunächst in einem Modegeschäft arbeitete. Mit 23 Jahren eröffnete sie ihr eigenes Geschäft „Au Grand Mogol“, mit dem sie bald beim Adel erfolgreich war und schließlich zur Modistin und Hutmacherin für Marie Antoinette wurde. Sie verdiente königliches Geld mit ihren Kreationen und verstand sich mehr als Künstlerin denn als Handwerkerin; die einfach Schneiderei war nicht ihr Metier, sie schuf die künstlerischen, pompösen Verzierungen und Aufbauten von Kleidern und Hüten. Zu ihrer erfolgreichsten Zeit nahm sie das Hundertfache des Tageslohnes eines gelernten Arbeiters mit einem ihrer Werke ein.

Die französische Revolution beendete auch ihren großen Erfolg, indem sie die meisten ihrer Kundinnen als Hinrichtungsopfer forderte, und sie sah sich durch das nahe, vertraute Verhältnis zum Adel selbst, nicht zu Unrecht, gefährdet. Rose Bertin gelang es, ihr Vermögen über die Dauer der Revolution zu bewahren und in England zu arbeiten; als sie jedoch nach Ende der Revolution ins Napoleonische Frankreich zurückkehrte, war ihre Rokoko-Kunst so gut wie überflüssig geworden – der schlichte, ungeschmückte Empire-Stil war nun maßgeblich. Sie übertrug zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihr Geschäft auf ihren Neffen und verstarb 1813 in der Nähe von Paris.

Bild: By Jean-François Janinet – Gazette Drouot, Public Domain

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Von 138 (Wikipedia) relevanten Persönlichkeiten vor dem 19. Jahrhundert sind diese 13 (inklusive Rose Bertin) Frauen:
29.6.1136 Petronella
2.7.1473 Marie von Baden
29.6.1475 Beatrice d’Este
29.6.1482 Maria von Spanien
2.7.1574 Dorothea Maria von Anhalt
3.7.1576 Anna Von Preußen
30.6.1604 Margarete Elisabeth von Leiningen-Westerburg
1.7.1627 Anna Maria von Mecklenburg
2.7.1630 Marie-Madeleine de Brinvilliers
3.7.1709 Wilhelmine von Preußen
29.6.1774 Amalie von Hessen-Homburg
28.6.1799 Amalie von Nürnberg

Les tricoteuses

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wie sich die zeiten ändern und gleichen. in der französischen revolution machten sich starke und politisch engagierte frauen auf, ihren platz an vorderster front demonstrativ einzunehmen, und damit man sie an ihre früchten erkenne, hatten sie ihre nadeln dabei.
das freut nicht nur das feministinnen- sondern auch das strickerinnen-herz. und das lassen wir uns von kastrationsängstlichen patriarchen, die frauen mit einer meinung zu geifernden drachen dämonisieren, nicht madig machen. an die nadeln, mädels!

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§218!