KW 27/2012: Elisabeth Kübler-Ross, 8. Juli 1926

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Elisabeth Kübler-Ross hat mit ihren 198 Interviews mit Sterbenden in letzter Konsequenz nicht nur die Verhältnisse für Todkranke in Krankenhäusern generell verbessern können bzw. die Einrichtung von Hospizen initiiert, sie hat auch mit der Definition der 5 Phasen des Sterbens den Umgang mit der Erkenntnis des nahenden Todes nachvollziehbar und hilfreich für alle Beteiligten aufgeschlüsselt.

Diese Definition der psychologischen Verarbeitung ist schließlich auch anwendbar auf jede Form der Verarbeitung von Verlust und Trauer; damit könnten sie theoretisch auch für jemanden, der sich gerade in der Verarbeitung befindet, hilfreich sein. Auch im Umgang mit jemandem, der durch eine der Phasen geht, stelle ich es mir wichtig vor zu wissen, was der letzte psychische Zustand, die letzte Phase, sein kann – um vielleicht helfen zu können, diese zu erreichen, also die anderen, die vorangehen, zu durchstehen.

Mein Interesse an Elisabeth Kübler-Ross wurde eigentlich nur dadurch geweckt, dass mir die fünf Phasen aus diversen Popkultur-Quellen bekannt sind, so etwa der Simpsons-Folge, in der Homer Kugelfisch gegessen hat:

Ich konnte daher nicht widerstehen, die Frau, die diese wichtige Einsicht hatte, vorzustellen. Leider hatte sie in anderer Hinsicht keine Einsicht, die ich teilen kann: Ihr Einsatz für Hospize ging nicht mit einer Pro-Sterbehilfe-Haltung einher, da sie der Ansicht gewesen zu sein scheint, dass auch das lange Sterben dazu dienlich sei, „unfinished business“ abzuschließen. Dies kann ich nun so gar nicht nachvollziehen – in einem Moment, in dem der Todkranke die Phase der Akzeptanz erreicht hat, bereit ist zu gehen, aber noch weiteres körperliches Leid bis hin zu einem späten Tod vor sich hat, muss meiner Ansicht nach die Freiheit bestehen, über das eigene Leben/Sterben zu bestimmen und sich von Leid zu befreien.

Außerdem neigte sie gegen Ende ihres eigenen Lebens zu Mystizismus und Esoterik und glaubte wohl in ganz unübertragenem Sinn an Wiedergeburt; ebenso schade ist es, dass sie in diesem Glaubensrahmen das Vorwort für ein Buch schrieb, dessen Autor den Holocaust leugnet und nach deutschem Recht als Volksverhetzer gilt.

Um aber mit einer positiven Note zu enden, gebe ich noch ein Zitat von ihr wieder, dass nicht nur ich mir gerne zu Herzen nehmen darf: „In der Schweiz wurde ich nach dem Grundsatz erzogen: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Du bist nur ein wertvoller Mensch, wenn du arbeitest. Dies ist grundfalsch. Halb arbeiten, halb tanzen. Das ist die richtige Mischung! Ich selbst habe zu wenig getanzt und zu wenig gespielt.“ (Quelle: Wikipedia) Halb arbeiten, halb tanzen!

Das Buch von Elisabeth Kübler-Ross, Interviews mit Sterbenden, kann man bei amazon bestellen.

Nachtrag 23.06.2022:

Zehn Jahre nach diesem Beitrag wissen wir, dass die 10 Phasen des Sterbens (!) von Elisabeth Kübler-Ross ungleich den verschiedenen Zuständen des Trauerns um einen geliebten Menschen sind. Mit der Erfahrung, meinen Vater an eine unerwartet plötzliche und katastrophale Erkrankung zu verlieren, kann ich sagen, dass ich meine eigene Trauer am ehesten im ‚task based model‘ erkennen kann:
1) Den Verlust zu akzeptieren
2) Den Schmerz des Verlustes zu verarbeiten
3) Sich an die Welt ohne die geliebte Person gewöhnen
4) Eine anhaltende Verbindung zu ihnen zu finden, die in der Gegenwart gelebt werden kann
Diese „Aufgaben“ gehören nach dem Modell ohne feste Reihenfolge zum Prozess des Trauerns.

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tairthea

Hey, danke für den Artikel! Die fünf Phasen kannte ich (ebenfalls aus verschiedenen Beispielen der Popkultur), aber ich habe mich nie gefragt, wer sie eigentlich entdeckt hat.
Außerdem finde ich es gut, dass du Elisabeth Kübler-Ross unter kritischen Aspekten vorstellst. Gut für deinen Blog. Denn es zeigt, dass du diesen Blog nicht als eine Art Trotzreaktion gegenüber einer männlich orientierten Gesellschaft schreibst und darin ausschließlich frauenverherrlichende Artikel verfasst, sondern wirklich kritisch denkst und generell die Präsenz von Frauen(figuren) in den Medien steigern möchtest. Und zwar abseits von sexistischen Frauenklischees. Super!

zorafeldman

hi, danke dafür!! nee, mir geht’s ja eigentlich wirklich nur darum, generell hervorzuheben, dass es in allen lebensbereichen auch „hervorragende“ frauen gibt… ich schrecke allerdings immer noch davor zurück, einen beitrag zu einer der vielen frauen des nazi-regimes was zu schreiben. nicht, weil sie „böse“ frauen sind, sondern weil das thema so heikel ist… aber interessieren tun sie mich. vielleicht im nächsten jahr…

tairthea

Kann ich verstehen – ich lasse heikle Themen auch lieber aus 😉 Aber lass dich nicht abschrecken, wenn dich etwas interessiert!

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