Monat: März 2013

KW 13/2013: Melita Norwood, 25. März 1912

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Melita Norwood, Tochter eines lettischen Vaters – Sozialist – und einer britischen Mutter, Ehefrau eines russisch-stämmigen Mathematiklehrer – ebenfalls Sozialist – arbeitete 42 Jahre lang bei der British Non-Ferrous Metals Research Association und war damit in der Lage, „Akten äußerster Geheimhaltungsstufe zur britischen Atombombenforschung, damals als Tube Alloys bezeichnet“ an die Sowjetunion weiterzugeben. Was sie tat, 42 Jahre lang, unerkannt.

Sie tat es nicht für Geld. Sie tat es, weil sie an das System glaubte, für das sie spionierte. Und so erfolgreich, dass erst 20 Jahre nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben bekannt wurde, dass sie Spionage betrieben hatte.
Ein Nachruf auf diese merkwürdig unscheinbare und doch bemerkenswerte Frau ist beim Guardian zu lesen.

der spatz in der hand

man ahnt, dass diese geschichte nicht gut verlaufen kann, wenn die polizisten, die für internetkiminalistik zuständig sind, das opfer von massivem mobbing danach fragen, was denn ein blog sei. das ist aber nur der bittere kleine lacher am anfang.
ich kann verstehen, dass keiner „von uns“ bei der polizei arbeiten will. aber angesichts dieser unfassbarkeit sollten es sich vielleicht ein, zwei von den guten überlegen den armen irren unterstützung zu leisten.

schöne jägerin

der vierte beitrag zu Forced Entry auf Hard Sensations stellt uns thana vor, die nicht nur namentlich an die griechische mythologie gemahnt, sondern auch einiges mit der jungfräulichen jägerin artemis gemein hat. dabei kommen auch der katholizismus, nonnenfetisch und laubsägearbeiten vor. lektüre empfohlen.

savages

oliver stone, USA 2012
während der sichtung hat mir der film zunächst mal gut gefallen – eine frau, die mit zwei männern zusammenleben kann und dabei nicht als dummes flittchen dargestellt wird… zwei recht ansehnliche männer, zwischen denen mir die entscheidung auch schwerfiele… eine frau, die ein ebenso harter knochen wie jeder mann in ihrer position ist und dem vorurteil einer zu weichen hand ins gesicht lacht… der film besteht sogar den bechdel-test, weil er mit o und elena zwei frauen mit ähnlichkeiten und unterschieden aufeinandertreffen lässt, die einen größeren lebensentwurf haben als „den richtigen mann zu finden“. auch wenn ihre handlungen dennoch zum großen teil von männern abhängig sind (elena führt das geschäft ihres mannes weiter, der ihr einziger liebhaber war und blieb, auch nach seinem tod, o suchte nach dem college-abbruch ein echteres leben, hat dieses jedoch als „einfache arbeiterin“ bei zwei wesentlich prominenter agierenden männern gefunden), so sprechen sie doch zumindest auch n0ch über andere dinge…
naja, jedenfalls als actionfilm mit halbwegs ausgeglichener geschlechterrepräsentanz hat mir der film also zunächst mal gut gefallen.
dann habe ich heute morgen noch mal intensiver über die frauen o und elena nachgedacht, und da kriegte das doch eher so einen bitteren beigeschmack. welche entwürfe von frauenfiguren werden da gegenübergestellt? die attraktive mutterfigur, die sich hingebungsvoll und immer sexuell nicht nur verfügbar, sondern sogar aggressiv um die beiden männer kümmert (und, mal mit meinen erfahrungen aus der realität abgeglichen: was für ein albtraum, sich ständig um zwei kiffer zu kümmern!! einer allein hat mich schon schier in den wahnsinn getrieben… und der sex leidet m.e. auch eher unter dem konsum) auf der einen seite. auf der anderen seite die frau, die jede sexualität negiert (weil eine beruflich erfolgreiche frau sexuell bedrohlich ist?) und am ende von den männern, die ihr unterstehen, hintergangen und bestraft wird – sogar der eklige fiese vergewaltiger und schläger darf überleben und sogar – perfidie! – ihren platz einnehmen.
aber es ist oliver stone, also ist die frage nötig: sexistische darstellung der welt oder darstellung der sexistischen welt?! ist oliver stone ein chauvi, der die frau als heimchen am kifferherd sehen und jede ambition nach „männlicher“ macht bestrafen will? oder lässt er elena deshalb in den knast wandern, nicht, weil sie eine frau, sondern ein drogenboss ist? immerhin gönnt er ihr so etwas wie eine versöhnung mit der lang vermissten tochter…
es ist schwer, die darstellung von frauen nicht als beurteilung von frauen zu sehen. uncertainty is driving me nuts.
eine neutralere review hat mein mann geschrieben.

KW 12/2013: Emmy Noether, 23. März 1882

Emmy Noether

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Über Emmy Noether zu schreiben, finde ich ebenso schwer wie notwendig. Schwer, weil ich wirklich nichts von dem Bereich der Mathematik verstehe, für den sie wichtig ist – und das ist keine Koketterie, ich weiß, dass ich mehr Mathematik verstehe und beherrsche als ich damals in der Schule glaubte (glauben gemacht wurde), allein schon wegen des Strickens. Nein, als es zu Algebra kam, hatte ich Mathematik als Fach aufgegeben, war nur noch körperlich anwesend, und müsste demzufolge einige Jahre Unterricht nachholen, um überhaupt zu begreifen, worüber Emmy Noether beim Frühstück nachgedacht hat.

Wichtig aber deswegen, weil sie nach heutiger allgemeiner Erkenntnis einer der wichtigesten Mathematiker überhaupt war – und die wichtigeste Mathematikerin mithin sowieso.

Von den Hindernissen und Fallstricken, die ihr als Frau (zunächst) und als Jüdin (später) in den Weg gelegt und gehängt wurden, unbeeindruckt, verfolgte sie ihr Interesse und ihr Talent für ihr Fach stetig, erfolgreich und von Männern anerkannt,  unterstützt und protégiert, deren Namen heute noch immer bekannter sind als ihrer: Albert Einstein, David Hilbert und Felix Stein (ja, ich kenne ihn nicht, aber ich bin ja auch sonst nicht auf dem Gebiet der Mathematik heimisch…!). Einstein sagte über sie, sie sei “ das bedeutendste kreative mathematische Genie seit der Einführung der höheren Bildung für Frauen“ gewesen. Mit dem Noether Theorem brachte sie zwei Gebiete der Mathematik und Physik zusammen in einer Erkenntnis, auf der – so habe ich es zumindest verstanden – unser gesamtes Verständnis der physikalischen Welt beruht. (Korrigiert mich, wenn ich Unsinn rede.) Grund genug, dass sie mehr Leuten als den Mathematikern bekannt gemacht wird.

Kleine Anekdote am Rande, die mir besonders gefällt: David Hilbert plädierte dafür, sie zur Habilitation zuzulassen, mit dem Argument „eine Fakultät sei doch keine Badeanstalt“ – eine der schönsten Formulierungen dafür, wann das Geschlecht eines Menschen gegebenenfalls eine Rolle spielen könnte und wann es dies in keiner Weise tut oder tun sollte.

Für die Interessenten am Noether Theorem – die mehr von der Materie an sich verstehen – hier ein paar „einfache Ausführungen“: von John Baez und auf scienceblogs.de. Schöne Texte über die Person Emmy Noether mit ein paar mehr Details und Zitaten einmal bei der NY Times und einmal auf Zeit Online.

Bild: By Unknown – Emmy Noether (1882-1935), Public Domain

KW 11/2013: Diane Arbus, 14. März 1923

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Diane Arbus interessierte sich bei ihren Motiven für die Randexistenzen, die Exzentriker – und inszenierte auch die, die nicht dazu gehörten, auf die gleiche Weise: als merkwürdig normal in ihrer individuell gestalteten ‚Abartigkeit‘. So wirkt die ganze Welt in Arbus‘ Bildern wie das, was am treffendsten mit dem amerikanischen Carneval beschrieben ist – eine Mischung aus unserem deutschen Zirkus und Kirmes, ein reisendes Sammelsurium an Außenseitern, Rastlosen und Andersartigen.
Das macht sie in meinen Augen nicht weniger schön – zu ihren Bildern höre ich einen Soundtrack aus Tom Waits und Nick Cave, da weht ein kühler Wind von Einsamkeit, die auch Freiheit bedeutet, eine Lossagung vom comme-il-faut.

Einen Artikel zu einer Ausstellung vergangenen Sommer, gespickt mit ein paar Details und schönen Zitaten, kann man auf Zeit Online lesen.

Google-Ergebnisse für Diane Arbus

KW 10/2013: meine Mutter

Der Umzug ist noch nicht fertig bis 1. die Kisten ausgeräumt und 2. Vorhänge an den Fenstern sind. Das heißt: wir sind noch nicht fertig. Weil es aber ohne die Hilfe aus der Ferne auch nicht ginge, gibt’s diese Woche die passende Lobeshymne auf meine eigene Mutter, ohne deren Unterstützung wir noch eine ganze Weile länger aus Kartons würden leben müssten (es liegt nur an uns, neue Möbel zu kaufen). Außerdem ist meine liebe Mum immer wieder bereit, mir die unliebsamste aller Handarbeiten abzunehmen, nämlich das Vorhängenähen. Schon zum zweiten Mal wird der teure Streifenstoff für’s Wohnzimmer überarbeitet und unser Töchterlein wird auch customizede Fensterbehänge erhalten – alles aus ihren Händen. Dafür danke, danke, danke, Oma Hella!

WEG MIT
§218!