Monat: April 2019

18/2019: Thea Schleusner, 30. April 1879

Die in Wittenberg geborene Thea Schleusner war über ihre Mutter eine Nichte des damals erfolgreichen Malers Charles Johann Palmié, Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München (Vorgänger des Blauen Reiters). Sie studierte zwei Jahre in Paris und reiste durch Europa, bevor sie mit 22 Jahren in London ein eigenes Schüleratelier eröffnete. Fünf Jahre später wurde sie Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen und arbeitete erfolgreich als Portraitmalerin. Bis in die 1930er Jahre fügte sie außerdem Buchillustrationen, Glasmalerei sowie das Schreiben von Reiseberichten ihrem Repertoire hinzu.

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Dann kamen die Nationalsozialisten in Deutschland an die Regierung und begannen, gegen die so genannte „entartete Kunst“ vorzugehen. Die Bücherverbrennungen im Mai 1933 gehörten ebenfalls zu dieser „Bereinigung“, die die modernen Stile insbesondere politisch Andersdenkender und jüdischer Künstler systematisch aus der deutschen Kulturlandschaft ausschloss. In der Malerei war es insbesondere die Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 – zunächst in München, doch in der Folgezeit auch in anderen deutschen Großstädten zu sehen – die unerwünschte Stile und Künstler kennzeichnete; „undeutsche“ Kunst wurde im Zusammenhang mit Bildern verkrüppelter Menschen gezeigt, um eine Assoziation mit Gesundheitsschäden und Defiziten herzustellen. Die zum Teil jungen deutschen Künstler, die über diese Ausstellung und die nachfolgende Zerstörung ihrer Werke als unerwünscht erklärt wurden, so wie Thea Schleusner, zählen zur Verschollenen Generation: Sie begannen zum Teil in den frühen 1930er ihre Karrieren, waren ausgebildet und im Begriff, die modernen Stile umzusetzen und weiterzuentwickeln – nachdem ihre Arbeit in ihrem Heimatland jedoch unmöglich und unsichtbar gemacht wurde, gingen viele davon ins Ausland oder in den Freitod.

Auch Thea Schleusner verschwand fast gänzlich mit dieser Generation. Der Hauptteil ihrer Werke vor dem Zweiten Weltkrieg wurde bei den Bombenangriffen auf Berlin vernichtet; sie setzte ihre Arbeit nach 1945 fort, doch durch die Unterbrechung ihres Schaffens und die gleichzeitige Weiterentwicklung der Kunst außerhalb Deutschlands fiel es ihr wie anderen überlebenden Künstlern schwer, den Anschluß an die moderne Kunstwelt zu finden. Sie starb 1964 mit 85 Jahren in Berlin.

Das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, unter anderem die Künstler der Verschollenen Generation und ihre Werke in Erinnerung zu rufen und zu kuratieren. Thea Schleusner ist ein Beispiel für den unwiederbringlichen Verlust an Kultur, den Deutschland durch den Nationalsozialismus erlitten hat; ein Defizit an kreativen Ausdrucksformen, das bis heute nachwirkt.

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frauen, die das stricken für ihre spionagetätigkeit im krieg nutzten – ein text (engl.), der mich glücklich macht.

17/2019: Rita Levi-Montalcini, 22. April 1909

Rita Levi-Montalcini und ihre Zwillingsschwester Paola waren die jüngsten Kinder von vieren einer sephardischen Familie. Ihr Vater Adamo Levi war Ingenieur und Mathematiker, ihre Mutter Adele Montalcini Malerin. Wie Paola, die später Künstlerin wurde, war Rita zunächst musisch interessiert, doch als ihr Kindermädchen an Magenkrebs erkrankte und starb, beschloss sie, Medizin zu studieren.

Anfänglich gegen den Willen ihres Vaters, doch später mit der Unterstützung der Familie schloss sie ihr Studium in Turin 1936 ab und verblieb an der Universität, um als wissenschaftliche Mitarbeiterin den Histologen Giuseppe Levi zu unterstützen. 1938 führte Benito Mussolini, gestützt auf das ‚Manifest der rassistischen Wissenschaftler‚, die italienischen Rassengesetze ein, die Juden unter anderem eine akademische Karriere unmöglich machten. 1938 bis 1940, bevor die Deutschen einmarschierten, arbeitete sie als Gastwissenschaftlerin an einem neurologischen Institut in Brüssel. Von dort kehrte sie zunächst nach Turin zurück, später floh sie mit ihrer Familie abermals vor den Deutschen nach Florenz.

Da sie nicht offiziell an einer Universität forschen konnte, richtete sie sich kurzerhand Labore in ihren Wohnungen ein. In diesen Behelfslaboren begann sie die Forschungsarbeit, für die sie später berühmt werden sollte. Nach dem Krieg unterstützte sie Gesundheitsorganisationen der Alliierten, um gegen Epidemien und Seuchen in Flüchtlingslagern vorzugehen. 1946 erhielt sie ein Stipendium für ein Forschungssemester an der Washington University in St. Louis. Der ebenfalls vor der Judenverfolgung geflohene deutsche Entwicklungsbiologe Victor Hamburger interessierte sich für ihre Forschungen, über die sie in zwei Wissenschaftsmagazinen veröffentlicht hatte. Nachdem es ihr gelang, ihre Forschungsergebnisse in seinem Labor zu reproduzieren, bot er ihr eine Stelle als außerordentliche Professorin an der Universität, die sie für 30 Jahre lang innehaben sollte. 1962 eröffnete sie ein weiteres Labor in Rom und teilte anschließend ihre Zeit zwischen dem amerikanischen unr europäischen Standort auf.

Sie untersuchte das Wachstum von Nervenzellen an Krebstumoren, indem sie Tumorzellen in Hühnerembryonen einbrachte und beobachtete, wie sich Nerven um den Tumor herum bildeten, aber niemals in die Richtung der Blutzufuhr zum Tumor hin; sie schloss daraus, dass der Krebs selbst die Signale für das Nervenwachstum aussandte. Es gelang ihr schließlich, gemeinsam mit dem Biochemiker Stanley Cohen, das Protein zu isolieren, das NGF – nerve growth factor, Nervenwachstumsfaktor – genannt wird. Für diese Arbeit erhielten Levi-Montalcini und Cohen 1986 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

In den 1990ern stand sie im Mittelpunkt einer Kontroverse um die beschleunigte Freigabe eines Medikaments, zugunsten eines Pharmazeutikherstellers, nachdem überdurchschnittlich viele Patienten nach der Verwendung am Guillain-Barré-Syndrom erkrankten.

In den Jahren zwischen 1966 bis 2011 erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, Medaillen und Ehrendoktortitel. Ein Asteroid wurde nach ihr benannt, 2001 wurde sie als zweite Frau zur Senatorin auf Lebenszeit im italienischen Senat ernannt. Ab 2005 war sie die älteste noch lebende Nobelpreisträgerin, ab 2008 die älteste aller Nobelpreisträger•innen überhaupt und sie wurde die erste Person, die einen Nobelpreis erhielt und über 100 Jahre alt wurde.

2012 starb sie im Alter von 103 – ein Leben, der Forschung gewidmet und gänzlich ohne Sehnsucht nach Ehe oder Kindern.



16/2019: Eliza Acton, 17. April 1799

Eliza Acton kam als ältestes von acht Kindern eines Brauereimeisters in zur Welt und wuchs in Ipswich auf. In ihrer Jugend eröffnete sie zwei Schulen, bevor sie sich auf eine längere Europareise machte. Acton, die ihr Leben lang unverheiratet blieb, erlitt wohl in Frankreich eine romantische Enttäuschung – möglicherweise bestand eine Verlobung mit einem französischen Offizier – und begann spätestens in Frankreich 1822 damit, Gedichte zu schreiben. Einige davon wurden 1826 veröffentlicht, wobei der Druck quasi auf Kommission geschah: Acton musste eine Liste an interessierten Käufern vorlegen, bevor das Buch verlegt wurde.

Als sie 28 war, ging die Brauerei ihres Vaters pleite und er floh vor seinen Gläubigern ins Ausland. Eliza zog mit ihrer Mutter und den Geschwistern in ein Haus, das sie Mutter als Pension ausrichteten. Acton schrieb weiterhin Gedichte, doch ab Mitte der 1830er schon begann sie, an einem Kochbuch zu arbeiten. Diese erschien 1845 und gilt heute als das erste Kochbuch in der Form, wie wir es kennen.

Modern Cookery in all its Branches beziehungsweise Modern Cookery for Private Families, wie es in einer späteren Auflage hieß, richtete sich an die Mittelschicht, die Ressourcen für abwechslungsreiche Küche, aber nicht für angestellte Köch•innen hatte. Acton war die erste, die Rezepte in eine Liste von Zutaten und eine Beschreibung der Vorgehensweise in Fließtext aufteilte, allerdings stellte sie die Zutatenliste hintenan – die Form, wie wir sie heute kennen, führte tatsächlich erst eine Nachahmerin und Plagiatorin ein. In der ersten Auflage enthielt das Buch vor allem traditionelle englische Gerichte – der weihnachtliche Plum Pudding wurde hier allerdings zum ersten Mal Christmas Pudding genannt – sowie Currys und Chutneys, die Acton so selbstverständlich aufführt als sei es einheimische Küche, und einige französische Gerichte. Außerdem ein erstes Rezept zur Zubereitung von Rosenkohl (Englisch: Brussel sprouts) und ein erstes für Spaghetti. Als es 1855 in der umbenannten Fassung neu aufgelegt wurde, fügte sie noch ein Kapitel über „Ausländische und Jüdische Küche“ hinzu, in dem Rezepte aus unterschiedlichen europäischen Ländern sowie der aschkenasischen Küche aufgeführt wurden. Das Buch wurde ein großer Erfolg und von vielen Kritiken für seine Klarheit und Verständlichkeit gelobt.

Acton arbeitete nach der Veröffentlichung des Buches als kulinarische Redakteurin für Wochenmagazine und schrieb an einem Buch über „Küche für Kranke“ sowie an dem 1857 einschienenen Buch The English Bread-Book for Domestic Use. Dies war weniger eine Anleitung zum Brotbacken, als vielmehr eine historische Betrachtung der Geschichte des Brotes in England und eine Analyse der unterschiedlichen Methoden in England und Europa.

Nach einem Leben in schlechter Gesundheit verstarb Acton bereits mit 59 Jahren. Ihre Bücher, vornehmlich Modern Cookery, werden von vielen Köchen und kulinarischen Autoren Englands als maßgeblich behandelt. Modern Cookery mit Rezepten zu Gerichten, wie sie im 19. Jahrhundert gängig waren, aber inzwischen fast nicht mehr bekannt sind, dokumentiert den Kulturwandel der industriellen Revolution; es beinhaltet anspruchsvolle Luxusgerichte ebenso wie sparsame und auf Wiederverwendung bedachte Rezepte für schmalere Geldbeutel. Während ihre Gedichte keine großen Erfolge feierten, kam Actons klarer Stil und analytische Denkweise in der Beschreibung des Kochvorganges zur Blüte. Modern Cookery wurde zunächst bis 1918 gedruckt, doch danach erst wieder 1994 aufgelegt. Die britische Kochbuchautorin Elizabeth David nennt Acton ihren größten Einfluss, Delia Smith nennt sie die „beste Kochbuchautorin der englischen Sprache“. Die Form, wie sie Rezepte aufbaute – in Zutatenliste und Vorgehensweise Schritt für Schritt – wird heute in der 3. Klasse an Grundschulen gelehrt.

15/2019: Blanche Stuart Scott, 8. April 1889*

*Geburtsjahr wie angegeben auf ihrem Grabstein


Blanche Stuart Scott wurde als Tochter von Belle und John Scott in Rochester, New York, geboren. Ihr Vater war ein erfolgereicher Geschäftsmann, der Patentarzneimittel (patent medicine) herstellte und vertrieb. Scott begeisterte sich früh für Automobile. Ihr Vater kaufte ein Auto und Scott fuhr damit schon als Kind durch die Stadt, da zu dieser Zeit noch keine Altersvorgaben für das Führen von Automobilen galten. Um 1900 lebte die Familie in der Weld Avenue, Nr. 116, in Rochester. Scott galt als „tomboy„, also burschikoses Mädchen, und wurde deshalb von ihrer Familie in ein Mädchenpensionat geschickt. 1910 war Scott die zweite Frau, nach Alice Huyler Ramsey, die ein Automobil quer durch die USA fuhr; sie war die erste, die dies westwärts von New York City nach San Fransisco tat. Die Fahrt wurde vom Automobilhersteller Willys-Overland gesponsort, ihr Wagen hieß daher auch „Lady Overland“. Scott und ihre Beifahrerin, eine Reporterin namens Gertrude Buffington Phillips, verließen New York am 16. Mai 1910 und erreichten San Francisco am 23. Juli 1910. Die New York Times schrieb am 17. Mai 1910:

Miss Scott, mit Miss Phillips als einzige Begleiterin, startet auf die lange Fahrt mit dem Ziel zu beweisen, dass es einer Frau möglich ist, ein motorisiertes Fahrzeug über Land zu fahren und alle nötigen Reparaturen unterwegs vorzunehmen. Miss Blanche Stuart Scott begann gestern in einem Overland-Automobil ihre transkontinentale Fahrt, die in San Francisco enden wird.

Quelle: englische Wikipedia

Die Werbeaktion für ihre Automobil-Fahrt machte Jerome Fanciulli und Glenn Curtiss auf sie aufmerksam, die bereit waren, ihr in Hammondsport, New York Flugunterricht zu geben. Sie war die einzige Frau, die bei Curtiss selbst Flugstunden absolvierte. Er drosselte die Gaszufuhr in Scotts Flugzeug, sodass es nicht genug Geschwindigkeit erreichen konnte um abzuheben, wenn sie selbst am Steuer saß. An einem Tag im September versagte entweder die Drosselung oder ein Windstoß erfasste den Doppeldecker, jedenfalls hob sie bis zu einer Höhe von 12m (40feet) ab, bevor sie eine sanfte Landung ausführte. Der Flug war kurz und womöglich ungeplant, dennoch wird Scott von der Webseite Early Birds of Aviation als erste Frau gelistet, die selbst und allein ein Fugzeug geführt hat, obwohl die Aeronautical Society of America zu dieser Zeit den Flug von Bessica Medlar Raiche am 16. September als den ersten einer Frau akkreditierte.

Scott wurde schließlich eine professionelle Pilotin. Am 24. Oktober 1910 hatte sie ihren ersten Auftritt als Mitglied von Curtiss‘ Team bei einer Flugschau in Fort Wayne, Indiana. Damit war sie die erste Frau, die bei einer öffentlichen Veranstaltung ein Flugzeug flog. Ihre Darbietungen bei Flugschauen brachten ihr den Namen „Tomboy of the Air“ ein. Sie wurde eine versierte Stuntpilotin, bekannt dafür, kopfüber zu fliegen oder so genannte „death dives“ zu vollziehen, bei denen sie aus einer Höhe von 1,2 km herabstürzte, um dann 60 m vor dem Boden wieder hochzuziehen. 1911 war sie die erste Frau, die einen „Langstreckenflug“ vornahm, als sie von Mineaola, New York, aus eine Strecke von 96,5km flog. Glenn Martin nahm sie 1912 unter Vertrag, bei ihm wurde sie die erste weibliche Testpilotin, als sie Martins Prototypen steuerte, bevor die Blaupausen für das Flugzeug fertiggestellt wurden. 1913 wurde sie Mitglied eines weiteren Flugschau-Teams. Sie zog sich 1916 vom Fliegen zurück, weil sie sich daran störte, wie sehr sich die Öffentlichkeit vor allem für Abstürze interessierte, und dass die Flugindustrie Frauen keine Möglichkeiten bot, Mechanikerin oder Technikerin zu werden.

In den 1930ern schrieb Scott Drehbücher für RKO, Universal Studios und Warner Brothers in Hollywood, Kalifornien. Sie schrieb und produzierte auch Radiosendungen, die in Rochester und Kalifornien ausgestrahlt wurden. Am 6. September 1948 war sie die erste Frau, die in einem Jet als Passagier mitflog, als sie Chuck Yeager in einer TF-80C begleitete. Da Yeager ihre Vergangenheit als Stuntpilotin kannte, vollführte er mit ihr im Jet einige „gerissene Rolle“ und einen Sturzflug über 4 km Tiefe. Schließlich 1954 begann Scott, im United Air Force Museum mitzuarbeiten, sie half dort, Material zu den frühesten Versuchen der Luftfahrt zusammenzutragen.

Scott starb 84-jährig am 12. Januar 1970 in ihrer Heimat Rochester, ihr Leichnam wurde im Mount Hope Cemetery eingeäschert. Beigesetzt wurde sie auf dem Rochester’s Riverside Cemetery. Am 30. Dezember 1980 gab der United States Postal Service eine Luftpost-Briefmarke zu Ehren ihrer Errungenschaften in der Luftfahrt heraus. 2005 wurde sie in die National Women’s Hall of Fame aufgenommen.

Bei diesem Text handelt es sich um die Übersetzung des Textes zu Blanche Stuart Scott auf der englischen Wikipedia, die ich (ohne Anmeldung) als Beitrag am 14. März eingestellt habe. Stand 26. März: wartet auf Sichtung.

Edit 09. April 2019: Der Wikipedia-Beitrag ist nun freigeschaltet!

Eine etwas lebhaftere Beschreibung ihrer Persönlichkeit und Leistungen findet sich auf der Webseite des Democrat&Chronicle.

14/2019: Judith Resnik, 5. April 1949

Judith Resnik war schon als kleines Kind hoch talentiert. Ihre Eltern waren vor der Judenverfolgung in der Ukraine geflüchtet; ihr Vater sprach acht Sprachen und hatte im Zweiten Weltkrieg in der US-Armee gedient.

Resnik brillierte in Sprachen und Mathematik und hätte auch eine Karriere als Konzertpianistin verfolgen können; nachdem sie ihre SATs (den standardisierten Hochschultest in den USA) mit einem perfekten Ergebnis bestanden hatte, bekam sie Angebote der renommiertesten Universitäten des Landes. Sie war im Jahr 1966 das einzige Mädchen mit der vollen Punktzahl bei dem Test und insgesamt eine von nur 16 weiblichen Testabsolventinnen, der dies bisher gelang. Sie begann Mathematik an der Carnegie Mellon University zu studieren, bis zu ihrem zweiten Studienjahr entwickelte sie allerdings Interesse an dem praktischeren Feld der Elektrotechnik. Mit 21 machte sie in diesem Gebiet ihren Bachelor of Science, sieben Jahre später erreichte sie darin einen Doktortitel.

Nach ihrem B.S. hatte Resnik eine Stelle bei RCA angetreten, wo sie unter anderem an Höhenforschungsraketen und Telemetriesystemen für die NASA arbeitete, durch eine Forschungsarbeit fiel sie dabei auch den Verantwortlichen für die Besatzung des Shuttle-Programms auf. Nebenbei machte sie einen Pilotenschein, ab 1974 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Labor für Neurophysiolgie der National Institutes of Health. 1977, nach Erlangen des Doktortitels, arbeitete sie als Systemtechniker bei Xerox.

Im gleichen Jahr bewarb sie sich um die Teilnahme an der Space Shuttle Mission als Astronautin, ihr Mentor und Dekan ihrer Universität ermunterte sie dazu. Im Januar 1978 wurde sie als eine von sechs Frauen für das Programm ausgewählt – die Förderung von Frauen als Astronautinnen in dem Programm stand unter der Schirmherrschaft von Nichelle Nichols. Eine der anderen Astronautinnen war Sally Ride, die als erste US-Amerikanerin einen Weltraumflug unternehmen sollte; Resnik war enttäuscht, dass sie nicht die erste wurde, als Ride 1983 ins All startete. Sie nahm dafür ein Jahr später am Jungfernflug der Discovery teil und wurde damit die erste jüdische Frau im Weltraum. Resnik untersuchte während des einwöchigen Weltraumaufenthalts die Möglichkeit, Strom für zukünftige Weltraummissionen über Solarpanels zu gewinnen.

Am 28. Januar 1986 sollte Resnik mit sechs anderen Astronauten zu ihrem zweiten Weltraumbesuch kommen, es sollten Satelliten ausgesetzt werden, um den Halleyschen Kometen zu beobachten. Doch 73 Minuten nach dem Start brach die Challenger aufgrund einer defekten Dichtung auseinander. Was anschließend wie eine Explosion aussah, waren tatsächlich vorher komprimierte Gase, die sich nur explosionsähnlich ausdehnten – der Cockpitbereich mit den sieben Besatzungsmitgliedern blieb dabei unversehrt. Ob sie durch die plötzliche Dekompression ihrer Kapsel starben, als das Cockpit von der Rakete weggeschleudert wurde, oder erst, als sie damit fast drei Minuten später auf dem Atlantik aufprallten, ließ sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.

Resniks Überreste waren die ersten, die identifiziert wurden. Sie wurde eingeäschert und ihre Asche in der Nähe des Aufprallortes im Ozean verteilt.

Eine umfassende Biografie auf Englisch findet sich im Jewish Women’s Archive.

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