Alles, was ich je zu Frauen in der Informatik oder der Mathematik oder der generellen Arbeit mit Computern oder Computern geschrieben habe, unter den Links.
In der inzwischen 6. Woche bin ich mit dem K5J und dem K10J zu Hause. Meine Selbständigkeit ist für diese Zeit und die nähere Zukunft auf Eis gelegt – mein zweifelhaftes Privileg ist es ja, einen Partner mit ausreichendem Verdienst zu haben. Die Dose Würmer der fehlenden finanziellen Autonomie, Frustration und Selbstwertverlust etc. steht aber selbstverständlich hier immer mit im Raum. Im „Homeoffice“ versuche ich zumindest mein Herzensprojekt, dieses Blog, weiterzuführen. Wobei ich mir inzwischen ernsthaft die Frage stellen muss, worüber ich eher den Verstand verliere, darüber, dass ich mir selbst den Druck aufbürde, meine wöchentlichen Posts zu schaffen neben der Kinderbetreuung? Oder wenn ich doch einfach aufgebe, kapituliere, mich gänzlich in die nie gewollte Position der Hausfrau und Mutter füge, in die mich die Pandemie derzeit wieder zurückdrängt?
Seit gestern versuchen wir einen neuen Plan, weil der erste am Ende der vergangenen fünf Wochen, nach schon mehreren Parabelflügen, zu einem ernsthaften Zusammenbruch geführt hat. Wir hatten es so versucht: Vormittags arbeiten wir alle in der Küche, mit Kopfhörern, an unseren entsprechenden Aufgaben, nachmittags schauen wir alle zusammen einen Film. Alle zusammen heißt, ich und die Kinder. Mein Partner hat dankenswerterweise nach einem Probetag beschlossen, mich zu entlasten, indem er seine Arbeit weiterhin im Büro ausübt. Auch noch auf seine Befindlichkeit und Konzentration Rücksicht nehmen zu müssen in meiner Interaktion mit den Kindern, war schlimmer, als die acht Stunden am Tag mit ihnen alleine zu sein. Der neue Plan sieht vor, dass ich vormittags mit K5J bastele und für K10J bei den Schularbeiten ansprechbar bin. Dann essen wir und anschließend habe ich nachmittags zwei Stunden wirklich ganz ungestört für mich, weil die Kinder an jedem Bildschirm des Hauses freies Spiel haben. Jaja, Langeweile ist auch wichtig – aber bringt Gequengel und Diskussionen über Langeweile und dafür habe ich in dieser Zeit wirklich, wirklich keine Energie. An irgendeiner Stelle muss ich einfach sagen können, Scheiß drauf.
A propos Scheiß drauf, neue Wörter haben die Kinder in den letzten Wochen auch gelernt. Ob ihre Erzieher:innen und Lehrer:innen allerdings zu schätzen wissen, dass Flüche wie „verf*ckte Kackscheiße“ ein Zeichen von großer Intelligenz sind? Oder sich meine Kinder mit diesem Vokabular als Zöglinge einer unfähigen, ja an ihren Aufgaben gescheiterten Mutter enttarnen? Immerhin gelingt es mir mit dem verbalen Unflat, Aggressionen abzubauen und den Kindern vorzuleben, wie wichtig es ist, Gefühle auszudrücken, für das Druckablassen und damit andere Einblicke in die eigene Seele gewinnen. Nach einem solchen Ausbruch geht es jedenfalls immer erst einmal ein bisschen besser.
Wenn ich sagen soll, was ich mir wünsche: Ich gehe da mit Frau Nguyen Kim, die mich neulich bei der Presseschau wieder sehr überzeugt hat. Ich fände es geil, wenn alle gemeinsam einfach noch mal zwei bis drei Wochen so richtig ganz ohne Lockerungen durchhalten, um danach Quarantäne nur noch für die dann überschaubaren Zahlen der tatsächlich Erkrankten durchzuziehen, Stichwort Containment. Dass meine Kinder und ich jetzt insgesamt sieben Wochen auf Kontakt mit Gleichaltrigen und Entlastung durch Großeltern verzichten und deshalb auf dem Zahnfleisch gehen, nur damit wieder Autos, Möbel und anderes Zeug verkauft werden kann, sogar vielleicht noch an einem Sonntag – nein, das fände ich ungeil. Vor allem, wenn sich am Ende herausstellen sollte, dass Kinder nicht nur kaum erkranken, sondern eventuell noch nicht mal die Superspreader sind, als die sie jetzt in der Isolation saßen? Verf*ckte Kackscheiße, dann hoffe ich, dass durch dieses Land wirklich ein gewaltiger Ruck geht.
Übrigens, ein Gutes hat die Pandemie, für mich: Selten habe ich mich mit anderen Eltern so verbunden gefühlt, so wenig allein mit meinem vermeintlichen Versagen, das gar keines ist. Mein Beitrag zu #CoronaEltern ist mal wieder nur das, was ich in der einen Stunde hinwerfen kann, in der ich nicht pädagogische Fachkraft und Snack Bitch sein muss. Aber das wollte ich mir wirklich nicht nehmen lassen.
…und ich antworte. Kerstin Herbert liest und bespricht auf ihrem wunderbaren Blog Bücher von und über Frauen. Vor kurzem ist sie auf meine frauenfiguren gestoßen und hat mir daraufhin einige wirklich sehr schöne und interessante Fragen gestellt, die ich gerne nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet habe!
„if she can see it, she can be it“ – dieser glaubensatz liegt meiner motivation für dieses blog zugrunde. mit meinen bescheidenen mitteln möchte ich in produktiver, positiver art und weise der männlichen dominanz in den meisten lebens- und fachbereichen die ebenfalls bestehenden weiblichen kolleginnen und genossinnen gegenüberstellen.
die von mir sehr bewunderten Sybille Berg und Margarete Stokowski haben mit anderen text- und fachfrauen eine seite ins leben gerufen, die den von männern mit männern befüllten kanons eine weibliche kanon gegenüberstellt: diekanon.org – von frauen mit frauen gefüllte listen wichtiger namen in kunst, literatur, musik, sport, technik, theorie&politik und wirtschaft.
Aus dem Vorwort von Sybille Berg:
Nach Hunderten von Jahren, nach Tausenden empfohlener Werke, Gedanken und Schriften können wir heute zu dem Schluss kommen, dass das Experiment, die Welt durch Zuhilfenahme von Ordnungssystemen die vornehmlich männliche Geistesgrössen auflisten, zu einem freundlicheren und erfreulicheren Ort zu machen, fehl schlug. Denn trotz dieser ohne jeden Zweifel trefflichen Werklisten ist es nicht so, dass der Mensch sich vehement weiterentwickelt hätte. Darum ist es Zeit für eine neue Liste, die wir nach intensiven Studien der Lehrpläne und Feuilletons, in denen wir kaum einen der aufgeführten Namen gefunden haben, erstellt haben: Neue Namen mit Ideen und der Kompetenz, die vielleicht etwas zu einem freundlicheren Miteinander in der Welt beitragen können. Oder die auch einfach nur für mindestens die Hälfte der Bevölkerung etwas mehr Relevanz haben.
den kolleginnen, geistesverwandten rufe ich begeistert zu: „glück auf, schwestern, es liegt arbeit vor uns!“
Nina Katrin Straßner hat auf juramama.de einen feurigen Text gegen den faulen Kompromiss um Paragraph 219a geschrieben. Und gegen die Existenz überhaupt vom 218/219-Komplex: „Raus aus meinem Uterus. Der §219a und seine Freunde.“
Auf dem wunderbaren Women From the Blog führen Josefine und Antonia derzeit kleine, aber höchst aufschlussreiche Interviews mit Feministinnen, die auch Mütter sind.
Da war als erstes Juli, die durch die Schwangerschaft ihren Körper ganz neu positiv entdeckt hat, auch wenn sie gespürt hat, wie ihr von außen deswegen die Rechte daran abgesprochen wurden.
Als Zweite kam Ninia, die als größte Hürde in ihrem Leben als Mutter Treppen, die Politik und die Gesellschaft empfindet.
Elena war die Dritte, die sich wünscht, dass Entscheidungen, die Mütter treffen, akzeptiert werden – egal, ob das Gegenüber die gleichen Entscheidungen oder ganz andere treffen würde.
Die Vierte bin ich, die ihre Kinder liebt, aber sich doch manchmal fragt, was aus ihr geworden wäre, wenn die Bedürfnisse anderer nicht so stark im Vordergrund stünden.
Beim Lesen der anderen Interviews fallen mir immer wieder die Parallelen auf – bei allen unterschiedlichen Entscheidungen, wie wir unser Familien- und Berufsleben, unsere Geburten und Lebenswelten gestalten, sind es zwei Aspekte, die an der Mutterschaft bedauernswert sind: Die Reduktion auf ein Gefäß für ein anderes Wesen und das System, in das Individuen gezwängt werden, sobald sie Entscheidungen nicht mehr nur für sich, sondern für weitere zukünftige Mitglieder und Mitgestalter der Gesellschaft treffen dürfen oder müssen.
Nachtrag 27.11.18: Die Reihe ist nun abgeschlossen, nach mir kamen noch 12 weitere Interviews (Nr. 5, anschließend einfach den „next posts“ folgen), die sich alle zu lesen lohnen.