Esther Afua Ocloo kam unter dem Mädchennamen Nkulenu in der Region Volta zur Welt, ihre Eltern gehörten zum Volk der Ewe. Ihr Vater war Schmied, die Mutter Töpferin und Bäuerin, beide waren Analphabeten. Die Unterstützung und Fürsorge ihrer Großmutter ermöglichte Esther den Besuch einer presbyterianischen Grundschule in der Nähe. Als weiterführende Schule bot sich nur ein Internat an, in dem Esther unter der Woche lebte, doch für die Mahlzeiten dort hatte die Familie kein Geld. Stattdessen nahm sich das Kind am Wochenende Lebensmittel mit in die Schule, die sie sich dort selbst zubereitete. Mit 17 Jahren erhielt Afua Nkulenu ein Stipendium für die Achimota School (Link Englisch) (die wir bereits von Agnes Yewande Savage und Matilda J. Clerk kennen), die sie fünf Jahre besuchte und mit einem Cambridge School Certificate abschloss.
Nachdem sie mit diesem Abschluss ein Jahr arbeitslos geblieben war, eröffnete sie 1942 ein kleines Unternehmen, in dem sie Orangenkonfitüre und Saft herstellte. Sie war damit die erste afrikanische Gründerin an der Goldküste. Die Tatsache, dass eine Absolventin einer Eliteschule nun „im Straßenverkauf“ arbeitete, wurde in der Presse missbilligend veröffentlicht, doch die Artikel über sie führten schließlich dazu, dass sie nicht nur für ihre ehemalige Schule, sondern auch für die RWAAF (Link Englisch) produzierte und somit ihren Umsatz steigern konnte. Nach sieben Jahren als Unternehmerin ermöglichten ihre eigenen Mittel sowie das Sponsoring durch die Achimota School ihr ein Studium im Vereinigten Königreich. Von 1949 bis 1951 besuchte sie zunächst das Good Housekeeping Institut in London, das sie als erste Person afrikanischer Herkunft mit einem Diplom abschloss, danach schloss sie ein Aufbaustudium an der Universität Bristol an, an der sie im Bereich der Lebensmittelkonservierung promovierte.
Nach ihrer Rückkehr nach Ghana heiratete sie unter dem Namen Ocloo, in der Ehe bekam sie vier Kinder. Vor allem aber baute sie ihr Unternehmen aus und wurde in der Organisation der ghanaischen Wirtschaft aktiv. Sie gründete eine Herstellervereinigung und beteiligte sich an einer Messe mit ghanaischen Produkten. Für zwei Jahre war sie die Präsidentin des Zusammenschlusses, der später die Federation of Ghana Industries werden sollte. In den 1960er Jahren erweiterte sie die Produktion ihres Unternehmen auf Batiktextilien, 1964 wurde sie die erste weibliche Executive Chairman des ghanaischen National Food and Nutrition Boards.
In den 1970er Jahren begann sie, international zu arbeiten. Für die Stärkung der wirtschaftlichen und sozialen Positionen der Frauen in kolonialisierten Ländern richtete sie Workshops ein, in denen Frauen lernten, ihre Lebensmittelprodukte zu konservieren, um ihren Umsatz steigern zu können. Sie übernahm beratende Rollen für die Regierung Ghanas und die Vereinten Nationen bei der Ersten Weltfrauenkonferenz in Mexiko 1975. Außerdem begann sie im Bereich der Mikrokredite zu arbeiten und gründete 1979 die Weltfrauenbank, der sie bis 1985 als Vorsitzende diente. Mit diesen Mikrokrediten wurden zahlreiche Frauen wirtschaftlich unterstützt und konnten die Lebenssituation ihrer Familien und ihre soziale Position verbessern; leider gerieten Mikrokredite in den letzten Jahren schließlich doch in die Kritik, weil ihre Wirksamkeit nicht belegbar ist und sich die Kreditinstitute schließlich nicht unterstützend, sondern aggressiv gegenüber ihren Gläubigern verhielten.
Esther Afua Ocloo erhielt 1990 noch gemeinsam mit Olusegun Obasanjo den ‚Großen Afrikapreis‘ für ihre Arbeit. Das Preisgeld, $50.000,-, investierte sie in die Sustainable End of Hunger Foundation, eine Organisation, die Nahrungsmittelspezialisten ausbildet, um das gelernte Wissen in die ländlichen Regionen zu bringen. In dieses Projekt brachte sie 1993 auch das Preisgeld ein, das ihr der Gottlieb-Duttweiler-Preis des gleichnamigen Instituts einbrachte. Zur gleichen Zeit richtete Ocloo eine Musterfarm für den biologischen Anbau von Getreide und Gemüse ein.
Zeit ihres Lebens war Esther Afua Ocloo auch in der presbyterianischen Kirche für Frauen tätig. Sie starb 2002 an einer Lungenentzündung.
Die Seite Ghana Web widmet ihr eine detaillierte Auflistung aller Positionen und Tätigkeiten. (Dort lässt sich auch die Corona-Situation für Ghana und benachbarte afrikanische Länder verfolgen.) Auch in der Encyclopedia Britannica hat sie einen eigenen Eintrag.
*
Ebenfalls diese Woche
15. April 1863: Ida Freund
In Wien geboren, wurde Ida Freund später die erste Universitätsdozentin im Vereinigten Königreich. Sie war Autorin zweier Chemielehrbücher und erfand eine Gasmessröhre, die nach ihr benannt wurde, doch heute nicht mehr in Gebrauch ist. Sie erfand auch die Periodic Table Cupcakes.
15. April 1961: Carol W. Greider
Die amerikanische Molekularbiologin erhielt für ihre Forschungen zum Enzym Telomerase 2009 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.
16. April 1921: Mary Maynard Daly
Als erste Afro-Amerikanerin/WoC erlangte sie einen Doktortitel in Chemie an der Columbia University. Sie trug entscheidende Erkenntnisse bei zur Chemie der Histone, der Proteinsynthese, der Beziehung zwischen Cholesterin und Bluthochdruck und der Aufnahme von Kreatinen in Muskelzellen.