KW 43/2015: Beate Uhse, 25. Oktober 1919

Beate Uhse

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Der Name Beate Uhse ist durch ihr bekanntes Unternehmen „für Ehehygiene“ natürlich untrennbar mit Sexspielzeug verbunden. Noch in meiner Jugend hatte der Name den Klang von verschämtem Papiertütenrascheln, in denen Kataloge oder unaussprechliche Gegenstände, gleichzeitig abstoßend und faszinierend, verhüllt wurden.

In der heutigen Zeit macht man sich gar kein Bild mehr davon, was für eine Chuzpe dazu gehörte, als Frau in der Nachkriegszeit Frauen mit Wissen und Handwerkszeug für sexuelle Freiheit zu versorgen. Das Sexspielzeug folgte schließlich erst mit der Befreiung einer ganzen Generation, an der Freigeist Uhse maßgeblich beiteiligt war. Dildos und Plüschhandschellen dienen im weitesten Sinne zwar auch einer „Ehehygiene“ – begonnen hat es aber mit der Belehrung der Frauen über die Knaus-Ogino-Methode. Diese Kenntnis über den eigenen Körper war in den 1950er Jahren revolutionär; Kondome für unverheiratete oder verwitwete Frauen unerreichbar.

Beate Uhse half der weiblichen deutschen Bevölkerung, sexuell aktiv zu bleiben, ohne schwanger zu werden, in aufgewühlten Zeiten, in denen ein Großteil der männlichen Bevölkerung verstorben oder in Gefangenschaft war, Beziehungen zerbrachen und nur flüchtig neu eingegangen wurden. Ohne sie gäbe es die anderen Sexspielzeugläden nicht, zumindest nicht in dieser Form.

Die Sache ist, dass die Geschichte ihres Unternehmens nur ein Ausdruck ihrer willensstarken und kompromisslosen Wesensart ist. Bevor sie die sexuelle Revolution vorbereitete, war sie vor dem und im Zweiten Weltkrieg Pilotin, unter anderem im Rang eines Hauptmanns. Als Pilotin rettete sie ihren Sohn, ihr Kindermädchen und vier weitere Personen vor den einmarschierenden Russen in Gatow.

Und nachdem sie ihr Unternehmen aufgebaut, ein weiteres Kind bekommen und Magenkrebs überlebt hatte, machte sie mit 75 Jahren noch ihren Tauchschein.

Respekt, Beate Uhse. Respekt.

Bild: Von Rob C. Croes / Anefo – Nationaal Archief, CC BY-SA 3.0 nl

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