Alice Catherine Evans wurde anfangs auf der Farm ihres Vaters in Pennsylvania, USA, von ihrer Mutter, einer Lehrerin, unterrichtet. Später besuchte sie nahegelegene Schule, die aus einem Klassenzimmer bestand. Sie hatte gute Schulnoten und begann eine Ausbildung zur Lehrerin; später schrieb sie in ihren Memoiren, dass sie diesen Weg nur einschlug, weil Lehrerin der einzige denkbare Beruf für Frauen zu diesem Zeitpunkt war. Allerdings langweilte sie sich in dieser Tätigkeit und nahm nach vier Jahren als Lehrerin das Angebot der Cornell University für Landlehrer:innen an, weitere Universitätskurse zu besuchen. Sie erhielt ein Stipendium und schloss 1909 einen Bachelor of Sciences in Bakteriologie ab, um anschließend an der University of Madison-Wisconsin als erste Frau mit einem Bakteriologiestipendium bis zum Master of Sciences zu studieren. Anschließend war sie auch die erste Wissenschaftlerin, die als Bakteriologin beim Landwirtschaftsministerium der USA fest angestellt wurde, sie wurde dort Beamtin und arbeitete an der Verfeinerung des Herstellungsprozesses von Käse und Butter. Außerdem untersuchte sie die Ursachen bakterieller Verunreinigung von Milchprodukten.
Im Rahmen dieser Untersuchungen beschäftigte sie sich vor allem mit der Brucellose. Dieser Infekt verursacht Fehlgeburten bei Tieren, Evans erforschte den Zusammenhang des Infektes mit Fieber, das bei Menschen auftrat, die nicht pasteurisierte Milch getrunken hatten. Die Bakterien konnten sowohl bei erkrankten wie bei symptomfreien Kühen nachgewiesen werden, daher war es möglich, dass sich Menschen auch über die Milch gesund erscheinender Tiere anstecken konnten. Ihr warnender Beitrag im Journal of Infectious Diseases im Jahr 1918, dass Milch nicht mehr ohne Pasteruisierung konsumiert werden sollte, stieß bei ihren Fachkollegen auf Skepsis – weil sie eine Frau war und auch keinen Doktorgrad innehatte.
Im Laufe der 1920er kamen jedoch Forscher weltweit zu den gleichen Ergebnissen, in den 1930ern wurde die Pasteurisierung in der Milchwirtschaft als Standard eingeführt und die Brucellose als Erkrankung so entscheidend bekämpft.
Evans wechselte 1918 vom Landwirtschafsministerium zum Public Health Service, dort forschte sie zu epidemischen Infektionskrankheiten wie Influenza und Meningitis und steckte sich 1922 dort selbst mit dem Maltafieber an, unter den Spätfolgen litt sie für den Rest ihres Lebens. 1945 setzte sie sich beruflich zur Ruhe, doch blieb sie aktiv: Sie wurde eine beliebte Vortragsrednerin in Frauengruppen zur Karriere in der Wissenschaft. Mit 94 Jahren starb sie 1975 an den Folgen eines Schlaganfalls.
*
Ebenfalls diese Woche
28. Januar 1929: Edith M. Flanigen
Über die Chemikerin habe ich 2019 geschrieben.
29. Januar 1947: Linda B. Buck
Für ihre Forschungen zum Riechsystem wurde die Neurophysiologin 2004 gemeinsam mit ihrem Kollegen Richard Axel mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet. Sie entdeckte, wie Riechen neurophysiologisch funktioniert, welche Gene die Vorlagen für die Rezeptoren des Geruchssinns enthalten und die Grundlagen für die molekulargenetische Erforschung des Geruchssinns.
1. Februar 1945: Jane Plant (Link Englisch)
Die Geochemikerin war eine Pionierin auf ihrem Gebiet und Commander of the Most Excellent Order of the British Empire, Fellow of the Royal Academy of Engineering, Fellow of the Royal Society of Edinburgh udn Fellow of the Royal Society of Arts.